518 Theilen zum Vortheil, dem Museum wahrte sie die praktische Bedeu- tung, den Industriellen sicherte sie die Höhe und Vielseitigkeit ihrer Kunstleistung. In gemeinsamem Wirken hat durch diese Verbindung die - österreichische Kunstindustrie überall, wo sie unter Führung des Museums und des Kunstgewerbe-Vereines erschienen ist, sich vollste Anerkennung auf den Ausstellungen erworben, so noch in diesem Jahre in Genf; wo es nicht geschehen, wie z. B. in Paris 1889, lag die Ursache darin, dass alles dem Zufalle überlassen geblieben, und man sich den Unterschied zwischen den einzelnen Leistungen nicht zusammenreimen konnte. Auch diese Weihnachts-Ausstellung ist vom Kunstgewerbe-Verein geleitet worden. Sachlich ist ihr von Vortheil gewesen, dass wiederum ein Jahr Unterbrechung stattgefunden, wodurch neue Gegenstände sich sammeln konnten ; andererseits aber sind viele Gegenstände noch in Chicago, die sonst ihr zu gute gekommen wären. Man vermisst sie aber kaum über der Güte dessen, was die alten, gewohnten Räume der Weihnachts- ausstellung anfüllt. Selbstverständlich findet man auch die alten, wohl- bekannten Namen wieder, welche immer dieser Ausstellung zur Zierde und zur Anziehung gedient haben, neben ihnen aber auch viele andere, die im Oesterr. Museum neue Erscheinungen sind. Und so gibt es auch neben den alten Arten und Richtungen und Specialitäten manches in seiner Art Neue, manches, das durch diese oder jene Besonderheit sich Geltung verschafft oder durch seine Güte und Vollkommenheit vorragt_ Wohlbekanntes übergehend, wollen wir auf dieses Neue und Vorragende besonders unsere Besprechung richten. Wir gönnen den ersten Platz den Bronzen, nicht, weil wir die feinen und praktischen Gegenstände der Firmen von Dziedzinki 8c Hanusch, von HollenbacbRichter, von Lux u. a. ihre Höhe und Güte behaupten sehen, sondern wegen der von Pönninger im Säulenhofe ausgestellten Collection figlirlicher und ornamentaler Gegenstände. Diese Collection der von Pönninger betriebenen, ehemals unter Fernkorns Leitung stehenden kaiserlichen Erzgießerei ist nicht blos neu im Museum als Ausstellung, sie ist auch neu nach ihrer Art, denn die Gegenstände sind auf dem Wege der s. g. nverlornen Forme entstanden. Diese Art besteht darin, dass über dem Wachsmodell die Form gebildet, dann das Wachs herausgeschmolzen und an seine Stelle in die Höhlung, d. i. in die Hohlform, das geschmolzene Erz eingelassen wird. Diese Art, in alten Zeiten viel geübt, ist von dem modernen Erzguss nicht nur vernach- lässigt, sondern so gut wie völlig aufgegeben worden. Sie bietet aber den Vortheil, die nachfolgende Ciselirung entbehrlich zu machen, anderer- seits gestattet sie eine Vollkommenheit, eine Feinheit und Freiheit im Guss, eine Bewegung der Theile, welche erstaunlich ist bei dem spröden Materiale und anders sich kaum erreichen lässt. Es haben daher in neuester Zeit sich mehrfach Bildhauer und Erzgießer um die Wieder- erweckung des Gusses mit verlorner Form bemüht. Die Technik war