523 Polnische Wasserzeichen. F. Piekosiüski hat unter dem Titel nSyredniowieczne znaki wodnetou auf 77 Tafeln 795 Copien von Wasserzeichen veröffentlicht, die er in dem Papier von Handschriften des 14. Jahrhunderts in den Bibliotheken Krakau's, in der Breslauer Bibliothek und in den Archiven zu Posen und Warschau aufgefunden hat. Da vor dem Ausgange des genannten Jahr- hunderts Papiermühlen in Polen nicht nachzuweisen sind, muss ausländische Herkunft der Papiere angenommen werden und für die genauere Bestimmung leisten die Wasserzeichen nur in beschränktem Maße Dienste, weil die ursprünglichen Fabriksmarken mit der Zeit zu Bezeichnungen bestimmter Papiergattungen wurden und daher für die beliebtesten Sorten überall mit oder ohne Zusätze oder Veränderungen nachgeahmt worden sind. Die Zahl der Zeichen, die wenigstens in ihrer ursprünglichen Gestalt auf Länder oder Städte zurückgeführt werden können, ist noch nicht groß und daher jeder neue Beitrag zur Kunde der lndustrie in einzelnen Land- schaften willkommen zu heißen. Nur darf eine Bemerkung auf Seite 287 des nAnzeigers der Akademie der Wissenschaften in Krakau, 1893, Octm, dessen Bericht über Piekosinskfs Publication diesen Zeilen zu Grunde gelegt ist, nicht so verstanden werden, als sei in Westeuropa auf diesem Gebiete noch nichts geleistet worden. In Friedrich Kapp's Geschichte des deutschen Buchhandels habe ich (auf S. 820) eine keineswegs auf Voll- ständigkeit Anspruch erhebende Uebersicht der einschlägigen deutschen, französischen, niederländischen, englischen und italienischen Litteratur gegeben und ebenda auch diejenigen Marken bezeichnet, für deren Ur- sprung bestimmte Daten sprechen. Orts- und Geschlechtswappen bieten am ersten Anhaltspunkte, z. B. der französische Lilienschild, die Wappen von Nürnberg, Augsburg, Breslau u. a., die Leiter der Scaliger, das Eich- bäumchen der Rovere, der Helm der Carrara etc. und in dieser Richtung ist Piekosinskfs Arbeit besonders werthvoll. Die erste Spur polnischer Papierfabrication findet sich um 1496. In Acten des Civilgerichts zu Krakau von diesem Jahre kommt als Wasser- zeichen ein Doppelkreuz vor, das später über einem gekrönten Wappen- schilde, endlich innerhalb eines Ringes mit oder ohne Krone erscheint. Dies Kreuz ist das Wappen des Klosters zum heil. Geist zu Pradnik bei Krakau, woselbst 1528 eine Mühle, win quo papyrus conficituru, erwähnt wird. Die zweite Fabrik scheint von den Cisterciensern in Mogila bei Krakau gegründet worden zu sein, deren Wappen, ein weißer Pfeil in rothem Felde (Odrowqz) das Papier der Klosterchronik von 1504 zeigt. Von 1547 an wird diese Marke durch das Wappen des jeweiligen Abtes ersetzt. Die Fabrik gelangte im 17. Jahrhundert zu solcher Blüthe, dass ihr Papier ein beträchtlicher Ausfuhrartikel wurde. Die Familie Bonar besass zwei Pnpiermüblen, eine in Bonarka, einem Dörfchen südlich von Krakau, die andere in Balice, dem Stammsitze des