531 es ist Ernst mit vielen solcher Darstellungen. 'Das Possenhafte hat fast nur an versteckten Orten in den Kirchen Platz gefunden und wurde vorn Bauherrn eben geduldet, wenn es nicht aufdringlich war. Das Mittelalter war weniger prüde, als unsere Zeit zu sein sich den Anschein gibt. An sich hat die Kirche auch mit der Satyre nichts zu thun. Die Vortragsweise Jesu Christi, auch wo sie, z. B. beim barmherzigen Sama- riter, ganze Stände geißelt, hat mit Satyre keine Verbindung. Die Ironie, und alles was einfach verbittert ohne zu heilen, ist vom Lehrvortrage des ernsten Predigers ausgeschlossen. Mag ja sein, dass mancher Prediger in wirksamer Weise die Ironie angewandt habe oder anwende: das ist seine Sache; im Auftrage der Kirche wendet er sie nicht an. So hat auch die Katakombenmalerei, so hat die Sarkophagsculptur keine Spur der Satyre oder Ironie oder der Komik. Auch die byzantinische Kunst kennt diese nicht; als die Kunst Wege beschritt, die etwa zu solchen Darstellungen hätten führen können, wehrte sich die Kirche energisch. So sprach sich der heil. Nilus (5. Jahrh.) in einem Briefe an Olympio- dorus scharf dagegen aus, dass man anfing Thierdarstellungen, Jagden mit Netz und Hunden an die Kirchenwände zu malen. Und doch hätte man auch dafür allegorische Erklärungen finden können, denn sicher steht S. Augustinus nicht allein da, wenn er die Seelsorger mit Jagdhunden ver- gleicht (in Psalmum LXVII, 32) Opp. Tom. IV, p. 682. - Dieser Stilrichtung gehört beispielsweise der Ambo im Dome von Ravenna an, den ich naturgemäß nicht symbolisch ausdeuten werde. Anders gestaltete sich die Sache in der westlichen Kirche, nachdem junge Nationen, die mit der Natur in innigem Contacte standen, deren Väter die Thiere des Waldes und der Haide längst genau beobachtet hatten, in die Kirche eintraten. Hier ließ sich, selbst wenn Mönche - anfangs wenigstens - die Bauleute waren, manches nicht vom Heilig- thume fern halten, was den griechischen Mönchen und Künstlern nicht in den Sinn kam. Das Werk des Boäthius, De consolatione libr. IV, der die Habsucht mit einem Wolfe, den Geist der Klage mit einem Hunde, den Betrug mit dem Fuchs, den Zorn mit dem Löwen, die Feigheit mit dem Hirsche, die Schande mit dern Esel, die Unbeständigkeit mit den Vögeln, die Unkeuschheit mit dem Schweine vergleicht, hat in vielen gemalten und gemeißelten Allegorien die Darstellung gefunden, nachdem die Völker, die aus der Völkerwanderung hier auf dem Platze geblieben waren, selbständig die Kunst für den Dienst der Kirche zu verwenden gelernt hatten. So kam die Thierfabel, und zwar die 'der Satyre häufig sich ge- sellende Fabel in [die Kirchen- und Klosterräume. Denn dass allerdings auch heiterer Spaß hinter den Klostermauern karolingischer Zeit wohnte, sehen wir z. B. aus den Carmina lat. aevi Karolini, I, p. 320, wo eine Inschrift aufbewahrt ist, welche Alcuin auf den Eingang einer Bibliothek