deten, und die Museen gewannen in Folge dessen Zeit, um ihre Sammlungen im Wege der Publieation den Interessenten zugänglich zu machen, wodurch der praktische Nutzen nicht wesentlich verringert, die geflhrdete Erhaltung der kostbaren alten Stücke aber sichergestellt werden sollte. Gerade die textile Abtheilung, welche der Herausgeber des vorliegenden Sammelwerkes seit Jahren am Berliner Kunstgewerbemuseum mit großem Eifer und Geschick verwaltet, erschien durch die unmittelbare Benutzung seitens der In- dustriellen und Studirenden in besonderem Maße gefährdet. Was nun die große Masse der Interessenten an den alten Kunstwerken Vorbildliches sucht, das ist vorzugsweise das ornarnentale Motiv. Aus dieser ganz richtigen Erwägung heraus entsprang Heiden's Ge- danke, die Sammlungen des Berliner Kunstgewerbemuseums sofort in großem Mnßstabe der Oelfentlichkeit dadurch dienstbsr zu machen, dass er die begehrtesten und verwend- barsten ornamentslen Motive von den Sammlungsobjecten sozusagen loslöste und in ein- facher Umrisszeichnung reproduciren ließ. Verstlndnissvolle Zeichner halfen ihm diese Aufgabe in der befriedigendsten Weise erfüllen, und eine rßhrige und aufstrebende Ver- lagslirma sorgt für eine möglichst rasche Durchführung und Verbreitung. Es leidet keinen Zweifel, dass die lnswerksetzung dieses glücklichen Gedankens von vielfachem Erfolge begleitet sein wird. Rgl. a Die Ludwigshurger Porzellanfabrik. Von Bertold Pfeiffer. (Wtirttemh. Vierteliahrsschrift für Landeskunde, 1892.) Immer mehr lichtet sich durch archivalische Forschungen das Gestrüpp von Sagen und willkürlichen Angaben in der Geschichte der Keramik, und wir haben mit Genug- thuung hervorzuheben, dass auch in Deutschland jetzt unsere Fachwissenschaft durch Kunstfreunde ebenso rüstig gefordert wird, wie in Frankreich und England. Namentlich über die Porzellanfabriken in Südwest-Deutschland haben wir in den letzten Jahren höchst werthvolle Arbeiten erhalten. Und diese Fabriken sind der Bemühungen gewiss würdig Konnten sie es aus naheliegenden Gründen niemals zu der geschlftlichen Bedeutung der Staatsanstalten in Meißen, Wien und Berlin bringen, so wurden doch die großen Opfer, die die Fürsten für diese Lieblingskinder der zweiten Halfte des vorigen Jahr- hunderts brachten, wenigstens zeitweise durch künstlerische Leistungen belohnt, die unsere volle Bewunderung beanspruchen und an jedem Orte ihre besondere, interessante Physiognomie haben. Einen sehr schatzbaren Beitrag zu solcher Speciallitteratur liefert der obengenannte Aufsatz eines Sohnes unseres berühmten Germanisten Franz Pfeitfer. Aus den Urkunden in den Stuttgarter Archiven und unter sorgfaltiger Benützung alles gedruckten Materials hat der Verfasser eine fast vollständige Geschichte der Fabrik gegeben, die, nachdem Privatunternehmungen nicht geglückt waren, 1758 vom Herzog Karl in Ludwigsburg in's Leben gerufen und zunlchst unter die Oberaufsicht des aus der Ge- schichte SChubarUs und Scliiller's wohlbckannten, damaligen Majors Rieger gestellt wurde. Fast vollstandig sagen wir, weil über den Antlieil der zahlreichen Künstler und Tech- niker an den Erzeugnissen der nHerzogliclien ächten Porcellaine-Fabriquea noch wenig Zuverlässiges ermittelt worden ist. Aber nun der ganze Personalstand vorliegt, wird auch dieser Frage mit großerer Sicherheit nachgegangen werden können. Und über die Technologie, den finanziellen Aufwand und den kaufmännischen Betrieb, die verschie- denen Arten von Fabricaten wie die nach und nach einander ablosenden Stilrichtungen etc. ist so viel Material zusammengebracht, als man nur irgend verlangen kann. Mit Recht legt der Verfasser den Hauptwerih auf die Zeit des reinen Rococo und die Periode, in der, lhnlich wie in Frankenthal, namentlich in den Figuren, ein classicistischer Zug auf- tritt, ohne den Gesammtcliarakter zu beeinträchtigen; während die neuen Anstrengungen unter König Friedrich L, die gesunken: Fabrik wieder zu heben, wohl die Herstellung besserer Masse erzielten, aber durch Einführung des Empirestils dort wie überall das Porzellan aus seiner natürlichen Sphäre wegdrangten. Die Auflösung der Fabrik erfolgte 182.4. Noch mag erwlhnt werden, dass die wunderliche, noch im Handel vorkommende Bezeichnung aKronenburger-i (wegen der Krone über dem Doppel-C der Marke) für das Ludwigsburger Porzellan in Holland aufgekommen zu sein scheint, wo dies Fabricat vor- nehmlich Absatz fand. B.