ÄL Gold und Silber, von Julius Lessing. (Handbücher der königlichen Museen zu Berlin.) Berlin, W. Spemann. Dieses Handbuch entspricht seinem Zwecke in ganz vorzüglicher Weise. Man erkennt in dem Verfasser den erfahrenen Museumsdirector, der gewohnt ist, von wiss- begierigen Besuchern um Alles befragt zu werden, was man wissen oder auch nicht wissen kann. Das Buch ist nämlich zunächst als Führer durch den nSilbersaalu des Berliner Kunstgewerbe-Museums gedacht, nimmt daher in erster Linie den Besitz dieser Anstalt an Gefäßen und Gerathen von Gold und Silber (der Schmuck bildet eine eigene Abtheilung im Museum), in Originalarbeiten und alvanoplastischen Nachbildungen in Betracht, berücksichtigt aber zugleich die übrigen o entlichen Kunstsammlungen Berlins, und verweist endlich auf hervorragende Werke an anderen Orten. Die auf selbständigen Forschungen beruhende Darstellung folgt der sich von selbst ergebenden Ordnung: Eigenschaften der vom Goldschmiede verarbeiteten Metalle, Verfahrensarten der Form- gebung und der Schmückung, geschichtliche Entwickelung. Der Umfang des Buches (x50 Kleinoctavseiten mit vielen Abbildungen) machte eine gedrangte Behandlung des Stoffes nnthwendig; nichtsdestoweniger ertheilt der Text alle Auskünfte so pracis und verständlich, und die Sammlung umfasst theils aus der königlichen Kunstkammer, theils durch neue Erwerbungen so ausgezeichnetes, charakteristisches Material -- man braucht nur an den Pnmmefschen Kunstschmuck und das Luneburger Rathssilberzeug zu erinnern - daß der Leser genügend orientirt wird. Zu den Schlussbemerkungen über das Schaffen des neunzehnten Jahrhunderts dürfen wir uns, da außer Deutschland und Frankreich noch Russland, Skandinavien, der Orient und Amerika erwähnt werden, wohl die Anmerkung erlauben, daß auch Österreich noch existirt. B. i Tafeln zur Entwicklungsgeschichte der Schutz- und Trutzwatfen in Europa mit Ausschluss der Feuerwaffen vom VIII. bis XVlI. Jahr- hundert. Entworfen und gezeichnet von K. Gimbel. Baden-Baden, 1894. Im Selbstverlage. Mit Mitteln zur Förderung des Unterrichtes in der Schule ist jener der Geschichte immer am sparlichsten bedacht worden. Durch lange Zeit erstreckte sich der Anschauungs- unterricht nur auf etliche historische Atlanten von mehr oder minder zweifelhaftem Werthe; aber auch Jeder, dem auch nur diese kummerlichen Mittel zu Gebote gestanden sind, wird zugeben, dass ihm dieselben von ungemein hohem Werthe gewesen sind, um die Verständ- lichkeit, wenigstens im Hinblick auf die Oertlichkeit, zu findem-Wenn zum vollen Er- fassen der historischen Momente die sichere Kenntniss der Oertlichkeit allein hinreichend wäre, dann konnten wir uns allerdings beruhigen; leider aber fehlt da noch ungemein viel, um das angestrebte ldeal zu erreichen. Der Geschichtsunterricht hat es mit einer langen Reihe von Vorstellungen, sagen wir von Scenen, zu thun, die nach ihren Ursachen und Wirkungen, nach ihrer moralischen und politischen Bedeutung mit dem lebendigen Worte ausreichend geschildert werden können, Nimmermehr aber ist man im Stande, in dem Kopfe des Schülers auch nur ein annähernd richtiges Bild irgend eines bestimmten geschichtlichen Momentes aufleben zu lassen. Das Wort des Lehrers kann eben nur bis zu einem gewissen Grade dem Schüler die Fähigkeit beibringen, um, mit Lessing zu sprechen, nmit klarem Auge in die Vergangenheit zu Seltene. Dieser Erfolg ist mit den werthvollaten Citnten nicht zu erreichen, und darum sammelt sich auch in den Köpfen der Schüler eine Summe von Phantasievorstellungen, die, meilenweit von der Wahrheit entfernt, dann in's praktische Leben hinübergenommen werden. Wer sich von der Rich- tigkeit unserer Bemerkungen überzeugen will, der durchblattere unsere historische Litte- ratur, werfe einen Blick auf die neueren Erzeugnisse der historischen Kunst in Museen und Ausstellungen, begebe sich in unsere Opern- und Schauspielhauser, ja selbst in jene der Hofe, und er wird die erschreckendsten Missgriße in der geschichtlichen Vorstellung wahrnehmen. Einen der wundesten Punkte im Geschichtsunterricht: bildet da die Bewaffnung im Laufe der Jahrhunderte, und sonderbarer Weise weniger in den antiken Perioden, als in jenen von der Völkerwanderung bis in die Neuzeit. Die Kenntniss der jeweiligen Be- waEnung und kriegerischen Ausrüstung bildet da nicht nur einen wesentlichen Theil der Costümgeschichte, sie lasst in vielen Fallen den kriegerischen Erfolg oder Misserfolg begreifen, soweit er nicht auf der Zahl, der Oertlichlteit oder auf moralischen Verhalt- niasen beruht. , Nach solchen Wahrnehmungen, die sich leider nicht vornehm geringschltzen und auch nicht wegleugnen lassen, können wir nun ein Werk mit aller Freude begrüßen, welches uns in sieben Wandtafeln und in correcter Zeichnung die Schutz- und Hand- Jahrg. i B94. l 5