218 Waffen vom 8. bis in's 17. Jahrhundert in ihren markantesten Typen vor Augen stellt. Der Herausgeber, ein hochgebildeter deutscher Officier, bringt hier keine Phantasie- gebilde, sondern treueste Copien von Originalen oder gleichzeitigen deutlichen Abbil- dungen, die wir mit vollstem Vertrauen entgegennehmen können. Der Verfasser hat sich in seiner Aufgabe sehr beschrankt. Wir nehmen das nicht in den: Sinne, dass er seine Erklärungen in kurzer, prägnanter Form gibt und das Haupt- gewicht auf die Anschauung legt; das genügt für den vorliegenden didaktischen Zweck vollkommen und wirkt viel nachhaltiger, als wenn der Autor die Gelegenheit ergriffen haue, dem Beschauer mit Details zu kommen, die dieser hinterher doch wieder vergisst. Was wir angesichts der treElichen Tafeln als Beschränkung ansehen, liegt darin, dass der Verfasser die Feuerwaffen nahezu völlig aus seinem Programme gestrichen hat, die, nehme man es wie man wolle, nicht auszuschließen sind. Mag sein, dass Lieutenant Gimbel der Ansicht ist, dass die Feuerwaffen seit ihrer Einführung lußerlich nicht jene chrakteriatischen Varianten bieten, wie die Hieb- und Stoßwaffen, dass ihn iltre Aufnahme in der übersichtlichen und praktischen Eintheilung der Tafeln beirrt hatte. lhre Einbeziehung wäre aber für den Zweck ganz ununigehbar gewesen, denn abgesehen von den Handfeuerwalfen, hatte in der Darstellung der Geschütztypen der burgundischen Artillerie des 15. Jahrhunderts, der italienischen, Maximilianischen, der Artillerie Franz 1., jener Karls V. des I6. Jahrhunderts. der niederländischen, deutschen und schwedischen Artillerie des 17. Jahrhunderts die gestellte didaktische Aufgabe ihre volle Beantwortung gefunden. Diese Ergänzung lasst sich auch nicht gut in einem Nachtrage bieten, weil selbe die chronologische Uebersicht wesentlich beeinträchtigen würde. Vielleicht ent- schliesst sich der Verfasser in einer nächsten Auflage zu einer Vervollständigung. Unseren ganzen Beifall können wir der Auswahl der Figuren geben; der Verfasser hat darin sattsam dargethan, dass er die Litteratur seines Gegenstandes kennt und richtig beurtheilt. Unter den Figuren finden sich auch ungemein viele in Originalen aus dem Besitze des Verfassers selbst. Nach den hier gebotenen Beispielen lernen wir denselben auch als glücklichen und verstandniasvollen Sammler kennen. Der Text, welcher in einem Hefte beigegeben ist, muss bei aller Kürze als sachgemäß und treEend bezeichnet werden. ln der Terminologie differirt er hie und da mit Autoren wie Leitner, Essenwein und Scheiger etc. Dieser Umstand beirrt aber nirgends das Verständniss. Alles in Allem genommen sind die neu erschienenen Tafeln K. GimbeVs ein werthvoller Beitrag für unsere Unterrichts-Litteratur, und wir künnen dieselben unseren Unterrichtsbehdrden nur auf das Allerwarmste für unsere Mittelschulen empfehlen, Aber auch für unsere Kunstakademien, für das Kunslgewerbe und einige kunstgcwerbliche Fschschulen werden sie sicher einen überaus brauchbaren Behelf bieten konnen. Die Ausstattung ist eine vollkommen zufriedenstellende; die Zeichnungen von der Hand des Verfassers selbst sind bei dem glücklichen Umstande, als der Zeichner zugleich Fachmann ist, bis in's Einzelnste correct; der Lichtdruck ist ungeachtet des großen For- mates sls gelungen zu bezeichnen. Das Werk entspricht auch in seiner Ausführung voll- kommen seinem Zwecke. Wendelin Boeheim. er Die Bau- und Kunstdenkmäler von Westphalen. Kreis Lüdinghausen. Im Auftrage des Provinzialverbandes der Provinz Westphalen bear- beitet von A. Ludorff. Mit geschichtlichen Einleitungen von J. Schwieters. Münster i. W., F. Schöning, 1893. Fol. VI, 1x3 5., 107 Taf. M. 5'6o. Die Kunsttopographie Deutschlands nimmt einen erfreulichen Fortgang. Da man an den verschiedensten Punkten fast gleichzeitig begonnen, geht das große Unternehmen mit sicheren Schritten seiner Vollendung entgegen. Das Ganze wird schließlich allerdings etwas bunt aussehen, denn man ist nicht, wie es wohl wünschenswerth gewesen Ware, nach einem bestimmten Muster vorgegangen, sondern begnügte sich damit, nur im Großen und Ganzen dieselbe Richtung einzuhalten. Wenn aber von dieser Art des Vor- gehens die Raschheit der Vollendung ahhangig war, so ist dies ein Vortheil, der die damit verbundenen Mangel entschieden überwiegt. Speciell in Preußen hat sich das decentraliaierende System auf das Beste bewährt. iProvinziallandtage und Provinzial- verbinde, vom Staate mit der Obsorge für Veroßentlichung wissenschaftlich bearbeiteter Kunstdenkmäler-Inventars betraut, legten die Arbeit in die Hande bewahrter Fachleute und gaben ihnen die Mittel, sich mit ungetheilter Kraft ihrer Aufgabe zu widmen. Dies hatte nicht allein eine Beschleunigung dieser für den weiteren Ausbau der Kunst- geschichte dringend nothwendigen Arbeiten zur Folge, sondern führte auch den Vortheil herbei, daB an den verschiedensten Punkten des Reiches Kräfte geschult und Leute zur Bethltigung herangezogen wurden, die naturgemäß von da ab die herufensten Beschützer und Interpreten der von ihnen bearbeiteten Kunstwerke geworden sind.