221 _ wird der Hinweis auf solche Anforderungen von Nutzen sein, da durch ihn die Thatsache constatlrt werden kann, dass manche Verhältnisse, welche mit der künstlerischen Schulung gar nichts zu thun haben, die schöpferische Kraft in ihrer Entfaltung hindern können. Die Anführung eines einzigen Beispieles mag genügen. Wer immer an den Zeichner mit der Aufgabe herantritt, den Entwurf für eine näher bezeichnete kunstgewerbliche Arbeit in Angriff zu nehmen, spricht fast ausnahmslos den berechtigten Wunsch aus, zu wissen, was das herzustellende Object kosten dürfte, oder er nennt eine im Voraus in Aussicht genommene bestimmte Summe, welche zur Herstellung der gewünschten Sache aufgewendet werden kann oder soll. Selbstverständlich ist hier nicht etwa von den Kosten des Entwurfes die Rede, sondern nur von den Kosten des fertigen Obiectes. lst der Entwerfende zugleich der Hersteller des letzteren, so kann es ihm, von der Erfahrung geleitet, wohl keine Schwierigkeit bereiten, die gewünschte Auskunft über die Höhe der angedeuteten Kosten zu ertheilen. Anders steht es, wenn an der Herstellung der geforderten Arbeit verschiedene Gewerbetreibende participiren müssen, oder ein Einzelner, welcher nicht auch zugleich den Entwurf geschaffen, mit Anwendung der verschiedensten Materialen und technischen Verfahren die Herstellung besorgt. Ist der Zeichner nicht selbst in der Lage, alles das, was zur Effectuirung seines Projectes nöthig, abzuschätzen und zu berechnen. so bringen die zu seiner Information nöthigen Verhandlungen mit den aus- führenden Praktikern, die oftrnaligen, durch Veränderungen der ursprüng- lichen Propositionen verursachten Verzögerungen , die hieraus entspringende Vermehrung der anzuwendenden Mühe Schaden und Misslichkeit genug, abgesehen davon, dass es auch nicht immer die besten Resultate sind, welche erst nach mehrfachen Programmänderungen zu Stande kommen. In solchen Fällen soll sich also der Künstler auch als geschäfts- mäßiger Rechner zeigen. Dass dies Manchem nicht gelingt, braucht nicht durch Beispiele erhärtet zu werden. s} Was nunmehr in Hüchtigen Zügen über das Verhältniss der Zeichen- kunst als solcher zur kunstgewerblichen Praxis gesagt wurde, kann selbstverständlich nichts weniger als erschöpfend sein. Doch kann das andeutungsweise Vorgebrachte immerhin zeigen, auf welchen oft ver- schlungenen Wegen kunstschöpferische Gedanken zur Realisirung gebracht werden, wie es zur Schaffung eines tauglichen graphischen Vorbildes für ein kunstgewerbliches Erzeugniss außer der vollkommenen Formenkenntniss, der mechanisch geübten Kunstfertigkeit und der führenden, nimmer zu erschöpfenden Phantasie auch noch einer Reihe anderer Factoren bedarf, um ziel- und zweckbewusst der zu lösenden Aufgabe gerecht zu werden; Factoren, welche nach der erfolgten Bewerkstelligung einer künstlerischen I