Zwecke, in den Landeskindern die Heimatskunde zu erweitern und zu vertiefen, das Heimatsgefühl zu beleben und zu stärken. Denn das ist ja der große Vorzug der für einen begrenzten Kreis thätigen Anstalten solcher Art, dass sie unmittelbar auf Volksschichten wirken, die für Alles, was ihnen da vorgeführt wird, Antheil und Verständniss von Haus aus mitbringen. Wer jemals an einem Feiertage gesehen hat, wie die Gewerbs- leute und Bauern, vor Allem die Jugend, sich durch die engen Gänge des alten Linzer Museums drängten, mit welcher Andacht sie die Gegen- stände betrachteten, die von der Geschichte und der Natur ihres Landes, von ihrer Eigenart, dem Leben und der Arbeit ihrer Altvordern be- richten, der würdigte vollauf die Bedeutung eines solchen Besitzes für Stadt und Land. Natürlich durfte nicht aus dem Auge verloren werden, dass aus dem Embryo sich ein organisches Wesen entwickeln müsse, und es ist eines von den Verdiensten Rudolfs von Eitelberger, als Erster und schon vor einem Vierteljahrhundert nachdrücklich auf die Nothwendigkeit einer Reform der Provinzmuseen hingewiesen zu haben (in der "Oester- reichischen Wochenschrift für Wissenschaft und Kunst"). Eine Stelle aus diesem Aufsatze zu wiederholen, ist wohl am Platze: nDie Museen unserer Kronländern, sagt Eitelberger, v-sind so recht eigenartig aus provinziellen Bedürfnissen hervorgegangen. Diese haben ihre volle Berechtigung. Was in Oesterreich politisch lebendig ist, beruht theilweise auf dem Factor der Reichseinheit, theilweise auf dem Provinzialgeist. Letzterer repräsentirt in den meisten Kronländern das streng österreichische und rein conservative Element in unserem Staatslebenu. Indem er dann Provinzialismus und Föderalismus in Gegensatz bringt, sagt er von dem ersteren, er wurzele vin altösterreichischer historischer Traditionu und wolle demgemäß "die Eigenthümlichkeit eines jeden Kronlandes conserviren und zugleich den Verband mit dem Reiche und der Dynastie aufrecht erhalten. Aus diesem Provinzialgeiste sind die meisten Provinzialmuseen entstandene. Ihm lag, wie hiernach kaum erwähnt zu werden braucht, der Ge- danke an Reglementiren und Uniformiren, etwa von Wien aus, fern, wenn er dem Unterrichtsministerium die Pflicht zuwies, anregend und fördernd an dem Reformwerke theilzunehmen. Und glücklicherweise ist dergleichen auch n_icht versucht worden. Wie würden die Männer, denen die glückliche Ausgestaltung des Museum FranciscoaCarolinum zu danken ist, die Hin- gebung und Opferlust aufgebracht haben, wie hätte sich ohne Zweifel der berechtigte Localpatriotismus und Provinzialismus aufgelehnt, wenn das, was das Land aus eigener Kraft in's Leben gerufen hatte, was dieses Land abspiegelt, etwa als vExpositure eines hauptstädtischen Institutes behandelt worden wäre! Wie würde dann Stadt und Land den 29. Mai d. J., an welchem Tage Se. Majestät der Kaiser das neue Museums- gebäude eröffnete, als einen Festtag begangen, ihrem Stolze auf das Er- rungene so freudigsten Ausdruck gegeben haben!