Das schöne, in den Formen der Hochrenaissance gehaltene, außen und innen reich und sinnig, aber nicht anspruchsvoll gezierte Gebäude ist von Gartenanlagen umgeben, die nicht nur einen anmuthigen Schmuck, sondern zugleich einen unschätzbaren Schutz gegen den verwünschtesten Feind eines Museums, den Gassenstaub, bilden. Um das überkuppelte Stiegenhaus gruppiren sich in praktischer Anordnung die Sammlungssäle; Bibliothek, culturgeschichtliche Gegenstände, als Mobiliar, Hausrath in Glas, Thon, edlen und unedlen Metallen, in Schmuck und Geräth der Kirche, Wehr und Waffen, Trachten und andere Textilarbeiten etc.; im zweiten Stockwerk folgen die Bildergalerie und die Naturerzeugnisse. lm Untergeschoss sind, das Bild des Volkslebens in der Gegenwart ver- vollständigend, zwei Bauernstuben mit echter Einrichtung untergebracht. Jede Abtheilung enthält des Anziehenden und Wichtigen eine Fülle, wie sie eben ein Boden bieten kann, den die Natur so mannigfaltig ge- staltet und ausgestattet hat, dem vorgeschichtliche Geschlechter und Römer ihre Spuren aufdrückten, auf dem sich die Jahrhunderte hindurch ein auch politisch und religiös bewegtes Leben entfaltet hat. Die Ver- lockung, in Einzelheiten einzugehen, ist groß. Doch wollen wir uns für den Augenblick darauf beschränken, dass auch die hie und da begeg- nenden Eigenartigkeiten der vom Conservator Herrn Straberger geleiteten Aufstellung für den Nutzen selbständiger Verwaltung zeugen, die nDi- lettantenu Gelegenheit gewährt, neue praktische Einrichtungen zu erfinden. Auf solche kommen wir wohl noch zu sprechen. Die in diesen Tagen dem Lande Oberösterreich, der Stadt Linz und den Präsidenten des Verwaltungsrathes des Museums, Excellenz Graf Khuenburg und Dr. Dürrnberger, sowie dem genannten Conservator von allen Seiten dargebrachten Glückwünsche sind in vollem Maße verdient. Der ebenfalls um die Anstalt hochverdiente Professor Kaiser hat leider diesen Tag nicht mehr erleben sollen. vFröhliches Gedeihenlu rufen auch wir dem Museum Francisco-Carolinum freundnachbarlich zu. B. Das Parament und seine Geschichte, mit besonderer Rücksicht auf den Ursprung des Messkleldes. Von Dr. Heinrich Swoboda. Der menschlichen Bekleidung ist neben dem einfach praktischen Zweck auch ein ethischer und ästhetischer Werth zuzusprechen, wodurch zugleich das Kleid seine Beziehungen zu den drei großen Menschheits- idealen, dem Wahren, Guten und Schönen findet. Der Wahrheit, wir meinen noch nicht die ästhetische Wahrheit, entspricht die Bekleidung, da sie aus einem unleugbaren Bedürfnisse der Wirklichkeit gefolgert werden muss. Somit ist sie auch ein praktisches Gut zu nennen, steht aber auch zur höheren Erfassung des Begriffes vgutl in Beziehung, indem sie die sittliche Ordnung aufrecht zu halten mithilft. So wird drittens 28'