und selbst ein anscheinender Misserfolg gerade in den ersten zwei christ- lichen Jahrhunderten soll uns nicht entmuthigen. Ja vielleicht verbinden sich früheste Vergangenheit und jüngste Gegenwart, und es lässt sich vielleicht doch ein wesentlicher und praktischer Fingerzeig für unser neu erwachtes Verständniss finden, wenn wir anscheinend mit leeren Händen aus den Katakomben zurückkehren und doch aus der hl. Schrift erfahren, dass der Apostel Paulus schon das Vorbild unseres heutigen Messltleides selbst getragen und benützt hat. Gut zu fragen ist bekanntlich eine größere Kunst als weise zu ant- worten. Fragen wir daher nicht nach dem Messkleide der Katakombenzeit, sondern darnach, 0b die damalige Profankleidung ebenso geeignet war, beim Gottesdienste den Eindruck des Erhabenen und Würdigen hervor- zurufen als unsere moderne Kleidung, besonders das Festkleid des Mannes gänzlich ungeeignet, ja geradezu undenkbar ist für gottesdienstliche Ver- wendung. Einen Priester im Frack am Altare vermögen wir uns nicht vorzustellen und wir könnten ihn nichts Anderes opfernd denken, als den Ernst des Eindruckes. Es mag uns dieser Contrast über den ästhetischen Werth moderner Kleidung etwas nachdenklich machen, so viel ist aber für unsere Frage gewiss, dass es anders war in der antiken Zeit. Oder ist es uns je ein- gefallen, vor dem höchsten Werke da Vinci's oder einem Flihrich'schen Abendmahlsbilde die Forderung zu stellen, der das Brot verwandelnde Christus solle eine andere Kleidung tragen als sie daneben die Apostel haben, alle in ihre Tunica und die faltigen Mäntel gehüllt. Genau diese Empfindung leitete die Christen der Katakombenzeit. Das lange, falten- reiche Kleid der Antike, ein Talar dürfen wir kurz sagen, und ein meist schräg über die Brust und Schultern geschlagener Mantel, also Tunica und Pallium, gaben ihren Trägern noch immer etwas Ernstes, Würde- volles, Gemessenes, wenn auch die alte Toga schon von Domitian, also vom r. Jahrhundert an nicht mehr in der Mode des alltäglichen Ge- brauches war. So hindert uns nichts, kein Monument und kein schrift- licher Bericht in der Annahme, dass man sich des antiken Kleidungs- schnittes auch für jene Kleider bediente, die in der Liturgie der Haus- basiliken Roms und ausser der Stadt in den gegen die Straße zu offenen Cellae coemeteriales wie in den unterirdischen Griiften beim heiligen Opfer gebraucht wurden. Wir dürfen wissenschaftlich annehmen, dass Tunica und Pallium, kaum aber statt letzterem auch die Toga in liturgischer Verwendung standen, und allgemein ist die Ansicht der Archäologen, dass nur diese Kleider die priesterlichen Paramente damals bildeten; allerdings durften sie außerhalb des Gottesdienstes nicht gebraucht werden und waren selbst durch Kostbarkeit, Reinheit und vielleicht auch eine besondere Weihe vor den irn Schnitt gleichen Profankleidern ausgezeichnet. Weder in der heiligen Schrift noch in der mündlichen, später auf- geschriebenen Ueberlieferung haben wir einen Hinweis auf das Gegentheil;