MITTHEILUNGEN DES K. K. OESTERREICH. MUSEUMS KUNST UND INDUSTRIE. Monatschriyäwkür)khristgewerbe. Herausgegeben und redigin durch die Direction des k. k. Oesterr. Museums. lm Commissionsverlag von Carl Gerolnfs Sohn in Wien. Abonnementspreis per Jahr H. 4.- Nr. 118. (361). WIEN, October 1895. N. F. X. Jahrg. lnhnlt: Die Günelfabrik zu Sluck. Von B. - Ueber modernen technisches Zeichnen und über Volkuka- demien. Von Prof. Jul. Knienn. 1Schluss.)- August Kühne-Anstellung. - Angelegenheiten des Oeslerr. Muleulne und der mit demselben verbundenen Institute. - Litxeraxurbelicht. - Biblio- graphie de: Knultgewerben. - Notizen. Die Gürtelfabrik zu Sluck. In den Sitzungsberichten der kunsthistorischen Commission der Aka- demie der Wissenschaften in Krakau ist eine Abhandlung von A. Jelski über die RadziwilPsche Gürtelfabrik in Sluck in Wolhynien veröifentlicht worden, der wir nach dem Bericht im Anzeiger der Akademie die nach- folgenden Daten entnehmen. Die Fabrik wurde 1758 von dem Prinzen Michael Kasirnir Rad- ziwill in's Leben gerufen, um die seit dem Ausgang: des siebzehnten Jahrhunderts aus Persien und der Türkei eingeführten leiuenen, seidenen und golddurchwirkren Gürtel oder Schärpen im Lande selbst herzustellen. Als Leiter der Fabrik wurde ein Armenier, Johann Madzarski, angestellt, der nach den Aufträgen des Prinzen gegen vorausbestimmte feste Ent- lohnung zu arbeiten hatte. Was der Prinz nicht übernehmen wollte, durfte Madiarski für eigene Rechnung verkaufen. Als Radziwill sich durch politische Wirren veranlasst fand, Polen zu verlassen, blieb Mad- iarski unabhängiger Fabriksdirector und machte so gute Geschäfte, dass er 1776 die Anstalt in Pacht nehmen konnte, doch starb er schon zwi- schen 1778 und 1780. Unter seinem Sohne Leo, der r79o geadelt und 17g: zum königlichen Kämmerer ernannt wurde, erhielt sich die Fabrik auf gleicher Höhe; allein innere Unruhen und Kriege waren dem Absatze so hinderlich, dass Leo Madiarski 1795 um Enthebung von seiner Stelle einschritt. Während der_ Minderjährigkeit der damaligen Eigenthürner Jahrg. 189;. 32