MITTHEILUNGEN DES K. K OESTERREICH. MUSEUMS KUNST UND INDUSTRIE. Monatschliü Kuastgewerbe. Herausgegeben und redigirt durch die Direction des k. k. Oesterr. Museums. im Commissionsverlsg von Cul Gerohfs Sohn in Wien. Abonnementspreis per Jahr B. 4.- Nr. 123. (366). WIEN, März 1896. N. F. XI. Jahrg. Inhalt: Die Anfänge des Schmuckes. Von los. Folnzsics. - Angelegenheiten des Oesserr. Museums und der mil demselben verbundenen Institute. - Liueraxurberichs. - Bibliographie des Kunst- gewerbes. - Notizen. Die Anfänge des Schmuckes. Von Jos. Folnesics '). Der Schmuck tritt als uralter Besitz der Völker in die Geschichte ein und reicht mit seinen ersten Anfängen in fernste vorhistorische Zeiten zurück. Kaum in seinen ältesten Denkmälern hat er noch etwas Ursprüng- liches an sich. - Wer nach den Anfängen des Schmuckes sucht, wird sich vor Allem die Frage vorlegen: Wie ist der Mensch einst dazu gelangt, sich zu schmücken? Waren es äußere Anlässe, die ihn dahin führten, oder gibt sich im Schmücken ein angeborener Trieb zu erkennen? Gehört dieser Vorgang zu jenen Bethätigungen im Culturleben, denen bestimmte andere vorangegangen sein müssen, oder tritt er bedingungslos und von allem Anfang an auf? Stellen wir die Antwort gleich an die Spitze: Indem der Mensch sich schmückt, folgt er einem ganz und gar ursprünglichen Triebe, der in einem angeborenen Schönheitssinne seinen Ursprung hat. So wie der Mensch aus einem ihm innewohnenden Bedürfnisse bereits an den primitivsten Naturproducten, die er in Gebrauch zieht, Umbil- dungen vornimmt, die keinen anderen Zweck verfolgen als den, einem ihm innewohnenden Schönheitsdrange zu genügen, so hält er es auch seinem Körper gegenüber. S0 wie in Urzeiten Keule, Pfeil und Bogen ihre eingeritzten Linien, ihr Zickzack, ihre Punkte und Kreise erhalten, so ') Nach einem im k. k. Oesterr. Museum am 7. Nov. 1895 gehaltenen Vortrage. Jlhrg. 1896. 4