selben nehmen, umsomehr als der Fetischisruus, der, wie man annimmt, am Anfange der Entwicklung religiöser Vorstellungen steht, sich mit seinen seltsamen Gebilden ganz besonders dazu eignet. Wir sind mit diesen Betrachtungen bis nahe an den Beginn der historischen Zeit vorgeriickt. An Stelle der Abstractionen und Hypothesen tritt die historische Thatsache mit der mehr oder minder deutlichen Sprache ihrer Monumente. An dieser Grenze finden wir einen Mark- stein von weitreichender Bedeutung. - Zwischen dem vorhistoriachen Schmuck, den wir uns nach dem Gesagten so reich und üppig vorstellen müssen, als es ein tiefer Culturstand nur irgend wie gestattet, und dern Schmuck der historischen Zeit liegt ein Ereigniss, das ihn für alle Zukunft seiner Alleinherrschaft beraubt, sein Wesen zum Theil verändert und ihn in bescheidenere Grenzen verweist. Dieses Ereigniss ist das Entstehen der Kleid un g. Der Schmuck selbst, den sie verdrängt, war ihr Ausgangspunkt, denn der Gürtel war es wohl, aus dem sie sich entwickelt hat. Ursprünglich nicht als Kleidung, sondern als Schmuck gedacht, ist aus dem Glirtelbehang allmälig ein Schurz geworden, dessen Hauptaufgabe nicht mehr die ist, den Körper zu schmücken, sondern die, ihn zu bedecken. Unvermerkt hat sich ein ethisches Element zu dem ästhetischen hinzugesellt. Unter dern Einflusse des den Körper deckenden Schmuckes ist allrnälig das Schamgefühl entstanden, und von nun an wird es Sitte und Gesetz, den Körper zu verhtillen. Angethan mit solcher Hülle, und zwar in einer Form, die ihren Ursprung noch deutlich erkennen lässt, begegnet uns der Mann in der ersten Epoche geschichtlichen Daseins. Im vierten Jahrtausend vor Chr. sehen wir auf den Monumenten des alten Pharaonenlandes die Männer theils mit einem Schurze, theils mit einem Gürtel bekleidet, dessen Zu- sammenhang mit der Lendenbekleidung primitiver Völker noch deutlich zu erkennen ist. Im Uebrigen ist an Stelle großer Schmuckflille außer- ordentliche Einfachheit getreten. Die vornehme Sitte der Bekleidung ersetzt zunächst barbarische Ueberladung mit Schmuck. Der Schmuck ist aber deshalb nicht verschwunden und verloren. Allmälig ergreift er auch bei der ältesten unter den Culturnationen wieder Besitz von der mensch- lichen Erscheinung, und zwar in merkwlirdigem Kampf mit der Kleidung, die er bald zurückdrängt, bald bedeckt, die er auf alle mögliche Weise aus der ethischen in die ästhetische Sphäre zu erheben trachtet, unab- lässig bestrebt, die Begriffsgrenzen zwischen Schmuck und Kleidung zu verschieben und zu verdunkeln.