hörnten Löwenköpfen - Stirnziegel in Gestalt jugendlicher, von einem Blattkranz umrahmter Frauenköpfe. Gedoppelt figuriren dieselben als Firstakroterien, abwechselnd mit Raubvögeln, die bis auf die letzten Ansätze verschwunden sind. An den vier Ecken lagern Löwen; in den Giebelaufsätzen stehen wappenartig zu Seiten einer Palmette gehörnte Läwengreifen. Wie der architektonische Charakter des Sarkophages mit seiner Schmuckfreudigkeit schon eine spätere Zeit ankündigt, so tritt uns in der Weise, wie das Relief gehandhabt erscheint, ein kunstgeschichtlich Neues entgegen, das aus der classischen Zeit in die hellenistische hin- überleitet. Noch findet sich keine Spur des eigentlichen malerischen Reliefstiles, aber schon sind alle Arten der Arbeit in Marmor, welche die classische Zeit gesondert anwendet, zu einer Einheit verbunden. Von der kaum am Grunde haftenden Rundfigur stuft es sich ab zum Hoch- und Flachrelief, zur kaum fühlbaren Erhöhung und zur Malerei, die allerlei Details, zur Erde geworfene Lanzen, Helme, Schilde, wie auf einen letzten Plan direct auf die Fläche setzt. Mit dieser Verschmelzung von Plastik und Malerei steht der Alexander-Sarkophag einzig da in der Kunstgeschichte aller Zeiten. Hier ist der Ort für ein paar Worte über eine neue Perspective, welche uns der aus der sidonischen Grabkammer erstandene Fund er- öffnet. Seitdem wir die archaischen Frauengestalten von der Akropolis und den Alexander-Sarkophag besitzen, haben wir ein Anfangs- und ein Endglied für die Geschichte der antiken Polychromie, in die sich die drei anderen Sarkophage als minder wichtige Mittelglieder einreihen. An dem lykischen und dem Satrapen-Sarkophage ist die Bemalung bis auf wenige Reste verschwunden; besser, wenn auch nicht hinreichend zu einer vollständigen Reconstruction, ist sie an dem Sarkophage der trauernden Frauen erhalten, fast in ursprünglicher Frische aber prangt sie an dem Alexander-Sarkophage. Keine Beschreibung kann von dieser Pracht eine Vorstellung geben, eine durchaus falsche nur die unverantwortlich schlechte Reproduction in der Publication Hamdy Bey's. Die Farben, welche zur Anwendung kommen, sind blau, violett, roth, rothbraun, gelb und wie es scheint auch grau; sie gleichen im Tone theilweise den von den tanagraischen Terracotten bekannten, wie denn auch hier und dort das gleiche Rothhraun für die Haare dient. Von diesen Farben macht der Künstler denselben Gebrauch, wie der Colorist gothischer Holzsculpturen. Er gibt nur einfache, nicht gebrochene Töne wieder und überlässt es der Sculptur, durch Höhen- und Tiefen- Wirkung Licht und Schatten über das Ganze auszubreiten. Jeder Gegner der Bemalung des Marmors muss, meine ich, sofort die Waden strecken, wenn er sich vor das Relief der Löwenjagd stellt und nur den über dem Arm des nackten Jägers fiatternden Mantel betrachtet. Wie sich da die Sculptur und das über dem Marmorkorn leuchtende satte Roth durch-