MITTHEILUNGEN DES K. K. OESTERREICH. MUSEUMS KUNST UND INDUSTRIE. Monatschrift für Kunstgewerbe. Herauagegeben und redigirt durch die Direction des k. k. Oesterr. Museums. Im Commissionsverlag von Cnrl Gerolcfs Sohn in Wien. Abonnementspreis per Jahr H. 4.- Nr. 109. (352). WIEN, Januar 1895. N. F. X. Jahrg. Inhnlt: Die Arca S. Simeonis. Von B. Bucher. - Die Schabkunst-Ausstellung im Onlerr. Museum. Von Eduard Chmeiarl. - Angelegenheiten du Oeslerr. Museums und der mit demselben ver- bundenen Institute. - Littcralurbericht. - Bibliographie du Kunstgewerbes. - Notizen. Die Arca S. Simeonis. Das Oesterreichische Museum besitzt seit einigen Jahren galvano- plastische Nachbildungen von sieben hochinteressanten Reliquiarien in ver- schiedenen Kirchen Zara's. ln jüngster Zeit ist, wie in diesen Blättern schon kurz berichtet worden ist, eine ebensolche Copie des bedeutendsten Werkes in der an Kirchenschätzen reichen Stadt hinzugekommen: die Arca des heil. Simeon in der demselben geweihten Kirche. Berühmt ist das Werk schon als die größte Goldschmiedearbeit im österreichischen Staate; Lorenzo Fondra, aus Sebenico, hat 1686 eine Istoria della insigne reliquia di San Simeone profeta che si venera in Zara verfasst, G. Ferrari Cupilli diese mit Erläuterungen und einigen Stichen heraus- gegeben (Zara 1855) und R. v. Eitelberger in seinen i-Mittelalterlichen Kunsldenkmalen Dalmatiensn (zuerst 1861 in dem Jahrbuche der k. k. Central-Commission, in seine uGesammelten kunsthistorischen Schriftenu als vierter Band aufgenommen, Wien 1884) dieser Arca ein eigenes Capitel gewidmet. Aber aus eigener Anschauung wird es nur Wenigen bekannt geworden sein, da Dalmatien früher sehr wenig be- reist wurde und die Theiinehmer an den jetzt üblichen Gesellschafts- reisen dahin nur selten in Zara Zeit und Aufmerksamkeit für die Simeonskirche übrig haben werden, die den Sarkuphag seit 1632 beherbergt. Die von Fondra mitgetheilten Documente bekunden, dass der unverwesliche Leichnam des heil. Simeon im Jahre 1213 oder 1273 nach Zara gelangt ist. 1377 brachte die Königin Elisabeth, Gemahlin König Jahrg. 1895. 21