Licht zum Schatten deutlich erkennbar; aber alle feineren Modellirungen und scharfen Umrisse sind mit einem gezähnten Rädchen oder Röllchen erzielt, und bei den Porträten von Wilhelm von Oranien und seiner Gemahlin ist der Hintergrund geradezu in der gewöhnlichen Weise ge- stochen. Besser steht es schon in den Fleischpartien eben dieser Bild- nisse (Nr. 3 u. 4) und vollends in dem Portrilt des Kaisers Ferdinand IlI., welches freilich erst aus dem Jahre 1654. stammt (Nr. 5). In der Zwischenzeit von 1644-54, aus der wir gar kein Blatt von Siegen kennen, scheint er allerdings wenig Muße zur Kunstübung gehabt zu haben, denn er hatte in seiner Zeiten Noth wieder das Kunstwerkzeug mit dem Schwerte vertauschen müssen, und wir finden ihn nacheinander beim Bischof von Hildesheim, beim Erzbischof von Trier und zuletzt bei dem Kurfürsten von Mainz bedienstet, und zwar schon mit dem Titel als gewesener Obristwachtmeister. Am i. August 1654 ist er als Unter- marschall in den Mainzer Acten erwähnt und im selben Jahre begab er sich, vielleicht im Auftrage seines Herrn, nach Regensburg zum Reichs- tage, dem letzten, auf welchem ein deutscher Kaiser persönlich den Vorsitz führte. Sofort war Siegen daselbst für ein großes Project thätig, denn er hatte inzwischen sein Reproductionsverfahren, wie das Porträt Fer- dinand's lll. zeigt, wesentlich verbessert. Wie er das Kaiserbild gemacht, so wollte er nun ganz gleich die Kaiserin, den König von Rom und die sieben Kurfürsten liefern. Jeder der Betheiligten sollte 20 Exemplare erhalten, also rechnete er auf 200 Blatt, und zwar, wie er sich in dem Prospecte ausdrückt, wkeine profession von besagter kunst zu machen, noch gemeingewöhnlichen gewinn... sondern als ein Teutscher seinem Teutschen Vaterlande und dessen höchsten Häubtern und potentaten zur Ehren und unterthenigster Devotion, wie nicht weniger anderen Ländern zu einer Vorstellungu. Trotz allem Künstlerbewusstsein oder etwa gerade deswegen drang er mit seinem Proiecte nicht durch und die langeholite naufmunternde gnaden gedächtnüssu in Geld blieb auch aus. Wir wissen nur noch um zwei Blätter von Siegen's Hand, welche bereits vollständige Herrschaft über die Schabkunst bekunden. Die Darstellung des heil. Bruno, welche er 1654. dem Karthäuserorden in Köln widmet, und etwa aus demselben Jahre eine heilige Familie nach Carracci, deren zweiter Zustand die Jahrzahl 1657 trägt. Mit diesem Jahre hört Ludwig von Siegen's künst- lerische Thätigkeit auf. Wir hören nur mehr, dass er 1666 einen Process um ein Grundstück führte, dass er zweimal verheirathet war und im Jahre [67] den Herzog von Wolfenblittel um Urlaub zu einer Reise nach den Niederlanden bittet. Seine zweite Frau hieß Maria Elisabeth Böse, und böse Tage scheint er zuletzt mit ewigem Processiren in Erb_ schaftsangelegenheiten gehabt zu haben. Nachdem dieselben 1676 behoben waren, verschwindet er in der ldylle des Familienlebens, mit dessen Schil-