224 Die Verpflichtungen für die Schülercurse sind folgende: Das pünktlich in der ersten Unterrichtsstunde jedes Monats im Voraus zu entrich- tende Honorar betragt r Mark für jeden Cursus. Die Inhaber von Freistellen zahlen monatlich, ebenfalls im Voraus, So Pfg. für das Material. Die Schüler haben den Anordnungen des Leiters ihres Curses unbedingt Folge zu leisten. Mit dem Werkzeug ist strengste Ordnung zu halten. Nach dem Gebrauche ist jedes Stück sorgsam wieder an seinen Ort zu bringen. Die hergestellten Arbeiten werden das Eigenthum der Schüler, sie bleiben aber bis zur nächsten öffentlichen Ausstellung der Werkstattsarbeiten in der Schulerwerkstatt aufbewahrt. Muss ein Schüler den Unterricht versäumen, so hat er bei seinem Wiedererscheinen dem Leiter des Curses eine von den Eltern unterschriebene Entschuldigung einzuhandigen. Der Austritt eines Schülers kann nur nach erfolgter schriftlicher Abmeldung geschehen. Dieselbe ist durch die Eltern bei dem Leiter des Curses zu bewirken. Dabei ist der laufende Monat immer voll zu bezahlen. Zur lnnehaltung dieser Bestimmungen verpflichten sich die Eltern durch Namens- unterschrift. Gegenwärtig widmet man in Sachsen eine ganz besondere Aufmerk- samkeit der Heranbildung von Lehrern zum Handfertigkeitsunter- richt. Die Unterrichtscurse für einheimische Lehrer gehen das ganze Jahr hindurch. Heuer hatte der Vorstand der Schülerwerkstatt zu Leipzig beschlossen, während der Sommerferien einen Cursus zur Ausbildung von Lehrern zu veranstalten, damit auch auswärtigen Lehrern die Gelegen- heit geboten wird, sich in der Methode des Handfertigkeitsunterrichtes auszubilden. Dieser Feriencursus wurde denn auch von österreichischen, speciell von böhmischen und siebenblirgischen Lehrern sehr gut besucht und wird die besten Früchte tragen. Nicht wenig hat zur Förderung des Handfertigkeitsunterrichtes der heurige Osnabrlicker Congress beigetragen. Am Rhein werden zwei Schulen errichtet zur Heranbildung von Lehrern. Die preußische Regierung, speciell der Unterrichtsminister v. Gossler nimmt sich der Sache warm an. Der Consistorialrath Brandy in Osna- brück namentlich fördert diese Angelegenheit mit großem Erfolge. Das sächsische Unterrichtsministerium trifft jetzt Vorbereitungen, dass schon im nächsten Jahre in den vier großen sächsischen Lehrerseminarien die Methodik des Handfertigkeitsunterrichtes ertheilt wird. In wenigen Jahren wird es in ganz Sachsen einen gut geschulten Lehrerstand geben, der in der Methodik des Handfertigkeitsunterrichtes vollständig bewandert ist. Die sächsische Regierung kann dann nur mit voller Beruhigung alle Schritte einleiten, um den Handfertigkeitsunterricht in Volks- und Bürger- schulen weiter einzuführen. Jeder Schulmann wird diesen Vorgang billigen. Der Handfertigkeitsunterricht wird in Sachsen in erster Linie nach pädagogisc hen und nicht nach gewerblichen Gesichtspunkten geleitet. Der deutsche Handfertigkeitsunterricht unterscheidet sich darin gegenüber dem- jenigen, welcher in Stockholm ") und Kopenhagen ertheilt wird. Es sollen ') Ueber den Handfertigkeitsunterricht in Schweden brachte die nbeutsche Ztgn von n. August einen lehrreichen Artikel. - Herr Josef Newerla in Kremsier hat im August d. J. einen lehrreichen und ausführlichen Bericht über den Leipziger Hand- ferligkeitscursus für Lehrer in den Sommerferien 1884 veroßentlicht. Auch das schwei- zerische Gewerbeblatt beschäftigt sich eingehend mit der Frage des Handfertigkeits- unterrichtes.