220 wir davon absehen, was von auswärts, das heißt aus Gegenden, die nicht zum südlichen Böhmen gehören, eingesendet worden war, so fanden sich kaum mehr als ein halbes Dutzend verschiedener kunstgewerblicher Branchen vertreten. Entschieden im Vordergrunde standen die Glas- und Thonöfenfabriken. Von den Ersteren waren außer der bereits genannten, noch die gräflich Buquufsche Glasfabrik und die von C. Stölzle's Söhne auf der Ausstellung repräsentirt. Von diesen lDreien nimmt, was Erzeugung von Luxuswaaren anbelangt, die Firma Meyer's Neffe ohne Frage den ersten Rang ein. Zunächst in die Augen fallend, waren hier Imitationen jener Genres, welche Lobmeyr in den letzten Jahren in's Leben gerufen. Diese Objecte waren zwar weitaus nicht mit demselben Luxus und namentlich nicht mit derselben Delicatesse ausgeführt wie ihre Originale, behaupteten aber trotzdem noch eine gewisse Vornehmheit in Form und Decoration. Ganz besonders aber verdienen jene farblosen Gläser von geschmack- voller Form, verziert mit eingeschliFfenen zarten Ornamenten, riickhalt- lose Anerkennung. Dagegen ist bezüglich eines Genres, das sich die Imitation der bekannten Email cloisonne-Arbeiten theils ostasiatischer, theils französischer Provenienz zur Aufgabe macht, Einiges zu bemerken. Von jeher hat ein Kunstgewerbe dem anderen Anregung gegeben, aber niemals ist Gutes geleistet worden, wenn diese Anregung eine einfache Uebertragung war, das heißt: wenn man in dem einen Materiale die- selben Effecte angestrebt hat, welche dem anderen eigen sind. So ist es denn keineswegs vortheilhaft, mit der Decorationsweise jener Email- arbeiten auch die ganz specifischen Eigenthümlichkeiten derselben zu imitiren. Der hellblaue Hintergrund jener Schüsseln, Schalen und Vasen wirkt angenehm, weil die Farbe rnatt und glanzlos ist, beim Glase dagegen thut das grelle, glänzende Blau dem Auge weh. Ferner kann der Glasmaler mit seinem Pinsel viel freier und leichter hantieren, als der Ernailleur zwischen seinen Stäbchen und Stegen. Das ist ein Vorzug, dessen sich eine rationelle, gesunde Technik nie entledigen wird, was aber irrationell ist, kann auch künstlerisch nicht befriedigen, ganz abgesehen davon, dass in diesem Falle die künstlerischen Effecte des Email cloisonne und des Glases so grundverschieden sind, dass selbst die peinlichste Nachahmung niemals ihr Ziel erreichen wird. Der Mehrzahl nach Objecte für den praktischen Gebrauch hatten die beiden anderen Fabriken, die gräflich Buquofsche und C. Stölzle's Söhne ausgestellt, doch fanden sich auch hier einzelne in Forrn und Decor vollkommen gelungene Objecte, und verdienen namentlich die diamantirten Gläser der letztgenannten Fabrik vollste Anerkennung. Die Arbeiten aus der Fabrik von L. 8c C. Hardtmuth übertrelfen die meisten anderen Hafnerarbeiten durch die vorzügliche Wirkung ihrer Glasuren. Hardtmuth verwendet nämlich nicht die sonst fast allgemein üblichen opaken Emailfarben, sondern durchscheinende eigentliche Hafner-