Entstehungsdaten - I3. und 14. Jahrhundert - ermittelt. Aber auch nach dieser Richtung hat die Ausstellung eher ein negatives Resultat ergeben, wie wir weiter unten sehen werden. Kaum größerer Werth ist gewissen historischen Bezeichnungen von Ornamenten beizulegen, die angeblich von den Orientalen selbst ver- wendet werden. Dass z. B. die Ranken mit den großen Palmetten des sogenannten Schah Abbas-Musters weit älteren Ursprungs sind als die Regierungszeit des Schah Abbas 1., braucht keinem Kunsthistoriker be- sonders gesagt zu werden. Außerdem gibt es eine ganze Anzahl von Stimmungskriterien, basirt auf die Stilisirung und decorative Behandlung einzelner Ornamentmotive, wofür keine genügenden Analogien aus anderen Gebieten der orientalischen Kunst vorliegen. Man hat sich mitunter auf solche Weise eine subjective Entwicklungsgeschichte des orientalischen Teppichs construirt, die nicht genügend auf geschichtswissenschaftlicher Grundlage fundirt ist, und kühne Forscher, die eine subjective Gemälde- kritik für Kunstgeschichte nehmen, sind wohl auch im Stande gewesen, das gesammte ältere Ausstellungsmaterial auf die Jahrhunderte vom 13.-18. zu vertheilen. Dagegen haben kühlere Beobachter und so zweifellose Kenner wie Julius Lessing nach vollzogenem Studium der Ausstellung unumwunden einbekannt, dass wir nach wie vor in Bezug auf Orts- und i Zeitbestimmung doch noch immer auf das Tasten angewiesen bleiben, wobei es schon großer Gewinn ist, wenn wir wenigstens stellenweise einen einigermaßen sicheren Boden erreichen. Solcher Punkte bietet aber die Ausstellung mehrere; von anderen Punkten wiederum, wo man bisa her festen Boden vermuthete, lieferte sie den Nachweis, dass wir uns hierin einer Täuschung hingegeben haben. Es wird sich daher verlohnen, einige von den wichtigsten dieser theils positiven, theils negativen Er- gebnisse im Nachstehenden zur Sprache zu bringen, Die vornehmste und kostbarste Gruppe wird gebildet durch jene Teppiche, die neben einem außerordentlich dichten und feinen, kurz geschorenen Vließ (Seide oder Wolle) eingewirkte Partien von Gold- und Silberfäden zeigen. Zu dieser ersten Gruppe gehört vor Allem der so- genannte Jagdteppich aus dem Besitze des Allerhöchsten Hofes, nach Allem was bisher an einschlägigem Material bekannt geworden ist, ein unübertroffenes Unicum. Die technische Beschaüenheit lässt sich besser an einem Exemplar aus dem Besitze des Baron Nathaniel Rothschild stndiren; ferner gehört hieher ein Teppich des Grafen A. Enzenberg und einer aus dem Besitze des Fürsten Lobanow, diese drei letzteren in Wolle geknüpft. Die zu dieser Gruppe gehörigen Teppiche unterscheiden sich in unverkennbarer Weise von den anderen, an denen gleichfalls Gold- und Silberfäden zur Anwendung gekommen sind, d. i. einerseits von den sogenannten Polenteppichen, anderseits von den sogenannten Susandschirds. Das durch die vorhin genannten vier Teppiche vertretene Genre repräsentirt jedenfalls die kostbarste Art von altorientalischen Teppichen.