77 äglw seine ungewöhnlich groBe Platte mit dem Bildnisse von Karls VI. Ge- mahlin Elisabeth Christine (Nr. 172) ist schon ein Prachtstück ersten Ranges nach Größe und Brillanz der Farbe, mit grandioser Pose und Draperie. Nach solchen Leistungen ist es naheliegend, dass die Schab- kunst in Wien und speciell am kaiserlichen Hofe in der Beliebtheit stieg und nun sogar Joh. Gottfr. Haid aus der bekannten Augsburger Künstler- familie mit kaiserlicher Unterstützung nach London geschickt wurde, sich die englische Vollkommenheit in der Schabkunst anzueignen. Er hatte sich für diese allerhöchste Gnade in der besten Weise durch das Kolossalbild empfohlen, welches er im Jahre 1760 von der zahlreichen kaiserlichen Familie Franz I. und der Maria Theresia geschaffen hatte (Nr. 173). Nach seiner Wiederkehr im Jahre 1766 gründete er, ohne mit der Akademie in ofticieller Beziehung zu stehen, jedoch vom Hofe aus- giebig unterstützf), eine eigene Schabkunstschule. lm selben Jahre kehrte auch der später so berühmte österreichische Stecher Jacob Schmutzer von seinem Studium bei Wille in Paris, wohin ihn Maria Theresia in die Lehre geschickt hatte, nach Wien zurück") und sofort wird für ihn die k. k. Kupferstecherakademie eröffnet und er nach Müllefs Tode 1767 als besoldeter Hofkupferstecher angestellt. Er übernahm auch zunächst dessen Schüler, unter denen frühzeitig der Wiener Joh. Jacobe die Aufmerksamkeit erregt haben mag (vgl. Nr. 177 vom Jahre 1762), weil auch er zur Ausbildung in der Schabkunst nach London gesandt wurde. Bald nach seiner Rückkehr (circa 1780) wurde für ihn an der Akademie der bildenden Künste eine Specialschule für Schabkunst errichtet, deren Zöglinge eine neue Glanzperiode dieses Ver- fahrens, besonders im Porträtfache, inaugurirten. Jacobe selbst hat in Nr. 186, dem Actsaal der k. k. Akademie der bildenden Künste mit den Porträts von Quadal, Schmutzer, Zauner, Hohenberg, Füger, Lampi u. A. eine Leistung aufzuweisen, welche dem gleichartigen Blatte von Earlom zum Mindesten gleichkommt, wenn nicht dasselbe übertrifft. Die Genannten sind lauter Namen von gutem Klange und es ist sehr begreiflich, wenn um jene Zeit die Stadt Wien als die Residenz des Kaisers, mit einem reichen, kunslsinnigen Adel, mit hervorragenden Kunstsammlungen und einer lebensfrohen und mit entschiedenem Schön- ') Mit einem Gehalte von 400 8., zoo H. Zulage und too fl. für jeden Schüler, deren er in seinem Tndesjahre 1776 drei hatte. Ebendas; p. 67, Note 3. "j Im Stutsrlthsprotoltoll vom 24. Mai t766 heißt es: nNun sei Holfnung vor- handen, die Kupferstecherei in Wien auf den höchsten Grad zu bringen. Mill hebe beiden Künstlern (Hnid und Sehmutzer) junge Leute zugegeben, damit sie in dieser Kunst abgerichtet werden mügenm Nur solle nun -von Zeit zu Zeit nachgesehen werden, damit sowohl die Meister selbst ihre Kunst Beißig übten, als auch die hiezu tauglichen Jungen gehörig unterwiesen wurden, maßen auf beide Meistern zu diesem Ende große Unkosten verwendet worden seienn. Ebendas, p. 36.