VIII. Die Kunstgewerheschule. Die Frequenz der Schule im abgelaufenen Jahre bestätigt die seit langem gemachten Beobachtungen. Der Andrang nimmt stetig zu, und wenn demselben auch durch grössere Strenge bei der Aufnahme einigermassen zu wehren gesucht wird, so bewegen doch immer wieder besonders berücksichtigenswerthe Fälle von Talent die Grenzen so w_eit als irgend möglich zu stecken, und damit ergibt sich eine fortwährende Steigerung der Schülerzahl, die äusserste Ausnützung aller für Unterrichtszwecke irgend verwendbaren Räumlichkeiten. Ferner bleiben sich gleich der geringere Besuch im Sommer und das immer stärkere Uebergewicht der ordentlichen Schüler über die Hospitanten. Die Gesammtzahl betrug im Wintersemester 1874f75: 229, im Sommersemester 1875: 188, im Wintersemester 1875[76: 240, und zu Beginn des zweiten Semesters 1875f76 waren bereits 220 inscribirt. Speciell für das Jahr 1875 stellt sich die Frequenz folgendermassen dar: Fachschule für Vorber. Fig. Blumen- Ord. Schule. Archit. Bildh. Zchn. maler. Zusam. Schüler. Damen. Wintersemester 1874j75 117 19 22 52 19 229 165 39 Sommersemester 1875 78 17 24 53 16 188 161 35 Wintersemester 1875776. 117 20 25 60 18 240 198 37 Hiervon kommen durchschnittlich zwei Fünftel auf Niederösterreich; die übrigen Kronländer waren im Winter 1875f76 vertreten: Böhmen 34, Mähren a5, Schlesien 9, Ungarn 8, Dalmatien 7, Oberösterreich, Tirol, Croatien je 6, Galizien und Küstenland je 5, Steiermark und Salzburg je 4, Krain und Bukowina je 1; das Ausland stellte 23 Zöglinge und zwar Deutschland 16, Italien z, Russland (Finland), Frankreich, Türkei (Bosnien), Nord-Amerika und Japan je einen. - Die Schwierigkeiten, welche fast seit dem Bestande der Schule aus dem Missver- hältnisse zwischen der Menge der Lernbegierigeri einerseits und den verfügbaren Lehr- kräften und Lehrräumen andererseits erwuchsen, wurden diesmal durch Krankheitsfälle auf das Unliebsamste vermehrt. Prof. Teirich war während des grössten Theiles des Jahres beurlaubt, und es sollte ihm leider die Rückkehr in den Wirkungskreis, in welchem er so Erfreuliches geleistet, nicht vergönnt sein; Prof. Rieser sah sich ebenfalls durch mehrere Monate an derAusübung seiner Lehrthätigkeit verhindert und ebenso erkrankte Prof. Sturm. Unter diesen Verhältnissen musste ein Theil des Wintersemesters 1875176 der Unterricht an der Vorbereitungsschule von Assistenten unter Controle der Fachschulprofessoren ver- sehen werden; und zwar wurden, da der bisherige Assistent Tapper seiner Militärpliicht zu genügen hat, die Lehramtscandidaten Eugen Hörwarter und Hugo Ströhl als Assistenten bestellt, während Franz S i m m auch für das Schuljahr 1875776 als Assistent des Prof. Laufberger bestätigt wurde. Die Erfahrungen dieses Jahres whaben gelehrt, dass einer Vermehrung des Lehrpersonals für die Dauer nicht mehr auszuweichen ist, und die Verhandlungen sind im Zuge, damit die Schule ausreichender gerüstet in das Schuljahr 1876777 wird eintreten können, während etwaige organisatorische Aenderungen, welche sich als wünschenswerth herausgestellt haben, bei der Uebersiedlung in das eigene Ge- bäude einzuführen sein werden. Der S c h u l bau konnte wegen ungünstiger KVitterung im Jahre 1875 nur bis zur Höhe des Erdgeschosses geführt werden; doch soll das Gebäude im Sommer 1876 unter Dach kommen und im Sommer 1877 seiner Bestimmung übergeben werden. Von der Erweiterung des Aufsichtsrathes zum artistischen Aufsichtsrath für die kunstgewerblichen Fachschulen des Handelsministeriums, sowie von der chemisch-tech- nischen Versuchsanstalt ist an anderer Stelle die Rede. Provisorisch wurde, um einem vielfach geäusserten Bedürfnisse zu genügen, eine Abtheilung für das Ciseliren, Graviren, Schneiden und Treiben des Metalls eingerichtet, vorläulig als subventionirtes Atelier des Herrn Stephan Sch warz, unter Aufsicht des Professors der Bildhauerschule, welcher dieser Abtheilung förmlich angefügt werden wird, sobald die Räumlichkeiten des neuen Gebäudes dies gestatten.