117 wir sehen vielmehr dieses Gesetz auch in einer nicht zu rechtfertigenden Weise überschritten. An sich, müssen wir gestehen, sind wir gerade nicht voreingenommen für figürliche Gemälde auf Porcellantellern oder sonstigem Porcellangeschirr und um so weniger, je erhabener und idealer der Gegenstand ist. Aber für solche Geräthe, welche nicht zum Gebrauch dienen, sondern als reine Schaustücke Kasten und Credenzen zieren sollen, lassen wir sie uns ge- fallen; sie sind ein Schmuck des Raumes und ein Sporn für den Künstler, in diesem von der Kunst fast gering geschätzten Geme das Höchste zu leisten, was möglich ist. Immer muss aber das Bild sich den Formen des Gefasses oder Geräthes anschliessen. Von solchen Praehtstücken der Porcellamnalerei bot die Die trich- stein'sche Collection ganz vorzügliche Beispiele. Eine Anzahl Bilder der Belvedere- und Liechtenstein-Gallerie waren auf denselben, so weit es das Material zulässt, meisterhaft copirt, Werke der italienischen Kunst, Werke von Rubens u. a. Daneben fanden sich auch ligürliche Gemälde im Styl jener Zeit, z. B. von Füger oder aus der Schule David's und dem Ge- schmack der Republik und des Einpirc angehörig. Ferner sahen wir Landschaßen, Thierstücke, Genrebilder, Allegorien, mythologische Scenen, kurzum im Kleinen-die ganze Kunst, wie sie damals lebte. In den meisten Fallen nahmen diese Bilder als Rundgemälde gerade die flache Mitte der Teller ein, und das ist die angemessene Weise, nicht wenige von ihnen hatten ovale Gestalt, welche, in die runde Grundfläche hineingebracht, durchaus geschmacklos erscheint. Wir können uns diesen Uehelstand nur dadurch erklären, dass die Originale zu diesen Gemälden Höhenbilder waren und sich weder in runde, noch quadratische Form bringen liessen. So wurden wenigstens die Ecken abgestumpft; aber auch so blieb es eine Geschmacklosigkeit. öo reich und vorzüglich die Dietrichstein'sche Collectien in der Bemalung ist, so wenig mannigfaltig zeigte sich die Form der Gefässe. Eine Ergänzung in dieser Beziehung, namentlich in Bezug auf das kleinere Ge- schirr, auf Kaifee- und Theeschalen, Zuekerdosen u. s. w. gewährt uns das- jenige, was das österr. Museum sonst schon von älterem Wiener Porcellan in seiner ceramischen Abtheilung ausgestellt und grossentheils zu eigenem Besitze erworben hat. In Bezug auf die Form wird man aber auch kier keinen Reichthum entdecken. Die Formen leiden im Ganzen an der Steifheit, welche allem antikisirten Geräth dieser Periode eigen ist. Vielleicht hat auch der grosse Nachdruck, den man auf die Malerei legte, dazu beigetragen, indem man in der Centour der Gefasse, um möglichst gerade oder sich nicht verjüngende Flächen zu gewinnen, die gerade Linie statt der geschweiften eintiihrte. Auf Schalen und sonstigen Gefassen mit senkrechter Wendung liessen sich allerdings die feinen Ornamente mit