ugp. MITTHEILUNGEN wg"-
Erster Jahrgang.
15. Mai 1866.
k. k. österr. Musßums für Kunst Industrie.
Monatschriff für Kunst Kunstgewerlre.
Am I5. eins jeden Monats erscheint eine Nummer. Abounemenislmreis per uhr NV.
Redactenr Dr. G. Thu. Expedition von C. GerolvPs Sohn. Man abonuirt im hlnseuvn, bei
C. Geroltfs Sohn, durch die Posmnsmimeu, sowie durch alle Buch- und Kunsthamlluugun.
nun
Alt-Wißrr Puroelhn. Ueber diß BergkryallH-Scnlpturen das Iitlßlllurl. Erößnulux; cillt-r vor
mllmnlen AllsskellllngJlunsßinüllxtrieller Objeole im lslilutn dellu xcimce, leitete ud nrti in Veuell
Eine nun Architellurachule in Plriu. Vorleaullgel im Museum. Kleinere llillheihlungqp.
Neue Erwerbungen llil der Htnlllglbs des Katllhgc! der Drlllmenfstiohßllmmlung des k. k. öslerr.
luuuml In III 1865.
Alt Wiener Porcellan.
J. F. Eine ausgezeichnete Collection von älterem Wiener Porcellan, der
Fürstin Dietrichstein gehörig, welche in jüngster Zeit durch die Freund-
lichkeit der Besitzerin irn österreichischen Museum zur Ausstellung gelangt
war, gibt uns den Anlass, mit einigen Worten der kaiserlichen Fabrik und
ihrer einstigen Verdienste zu gedenken. Sämmtliche Stücke, gegen 200 an
der Zahl, gehörten der Blüthezeit der Fabrik an und gaben uns einen guten
Begrilf von ihren Leistungen und ihrem Genre. Wir zweifeln, ob eine
zweite ähnliche Sammlung von Wiener Porcellan existirt, die durchweg
Werke ersten Ranges in dieser Anzahl und Verschiedenheit enthält.
Der Gründer dieser Fabrik war ein Flüchtling der Meissner Anstalt,
Stöbsel oder Stöfsel, welcher das Geheimniss der Fabrication, nach
dem damals allerseits geforscht wurde, 1718 mit nach Wien brachte. Mit
ihm vereinigte sich ein Belgier Du Paquier zur Gründung einer eigenen
Porcellanfabrik und erhielt darauf 1720 ein ausschliessliches Privilegium
auf Rinfundzwanzig Jahre. Allein die Anstalt wollte aus Mangel an lapi-
talien nicht gedeihen, sie gerieth in Schulden, und um sie vor dem Unter-
gange zu retten, übernahm sie 17-34 Maria Theresia als kaiserliche Fabrik
und machte Du Paquier zum Director. Seit dieser Zeit wurde auch der
kleine blaue österreichische Schild als Marke des Wiener Porcellans ein-
geführt. Obwohl die Fabrik sich nunmehr hob und ausserordentlieh er-
weiterte, die Zahl der Ärbeiter sich bis zum Jahre 1770 auf 200 Personen
und bis 1780 auf 300 belief, erreichte sie doch erst gegen das Ende des
Jahrhunderts ihre eigentliche künstlerische Blüthezeit.
Kaiser Josef wollte sie anfangs verkaufen, allein bei der Feilbietung
im Jahre 1784 fand sich niemand, der sie um den Schätzungspreis von
lll
358.000 Gulden übernehmen, niemand, der sie pachten wollte. So wurde
sie auf Rechnung der Regierung fortgesetzt und die Direction dem Hof-
rathe Konrad von Sorgentbal übergeben. Unter dieser Direction aber
nahm sie einen ungeahnten Aufschwung, besonders in künstlerischer Bezie-
hung, auf welche man von nun an, mit richtigem Tact, den grössten Werth
legte. Die neue Periode brach förmlich mit der Vergangenheit und that
dies dadurch kund, dass zunächst aller Vorrath von alten aufgespeicherten
Waaren in öffentlicher Auction zu Wien und an anderen Orten vollständig
verkauft wurde. Die neuen Arbeitern sollten sich vor allem durch ihre
Schönheit, durch den Reichthum und die Feinheit ihrer Decoration kennt-
lich machen, und das kann in der That das allein würdige Ziel einer kaiser-
lichen Fabrik als eines Staatsunternehmens sein. Zu diesem Zwecke wurde
die innere Organisation verbessert, die Malerei in vier besondere Kunst-
facher getheilt und eine eigene Schule für die decorativen Zeichnungen bei
der Fabrik gegründet. Diese Richtung, welche Sorgenthal der Fabrik
gegeben hatte, behielt sie unter Matthäus von Niedermayr bei, welcher
1805 nach dem Tode Sorge nthal's die Fabrik übernahm. In diesem
Jahre zählte sie mehr als 500 Arbeiter, hatte Bestellungen in Fülle von
allen Seiten her und sah sich gezwungen, noch eine Filiale zu Engelharts-
zell zu errichten, welche freilich bald an Baiem verloren ging. Nieder-
mayr hatte mit der Ungunst der politischen Verhältnisse zu kämpfen,
dennoch hielt er die Fabrik auf ihrer künstlerischen Höhe. Es waren da-
mals bei der Bildnerei allein fünfzehn Künstler, bei den vier Classen der
Malerei 106 Individuen nebst einem Laboranten und vier Farbenreibem
beschäftigt.
So konnte sich an der Porcellanfabrik und neben ihr, durch sic an-
geregt, in Wien eine eigentliche Schule von Blumen-, Miniatur- und Aquarell-
malern herausbilden, die förmlich traditionell geworden ist, jetzt aber so
ziemlich ausgestorben erscheint. Unter ihnen glänzten Joseph Nigg und
Ferstler, dann Lorenz Herr, Lamprecht u. a., während als Bildner
in Wachs und Porcellan Grassi so ausgezeichnete Reliefs im antikisirten
Styl jener Zeit machte dass sie denen Flaxmams für Wedgewood an
die Seite gestellt werden können. Selbst Daf inger, dessen wunderbare
Blumenaquarelle nach der Natur man im Museum kennen gelernt hat, ar-
beitete noch in diesem Genre für die Porcellanfabrik.
Was die Technik der Decoration betrifft, so war es insbesondere der
Chemiker Joseph Leitner, unter dem sie zur höchsten Stufe der Vollkom-
menheit gebracht wurde. Nicht blos fand derselbe sofort alle decorativen
Geheimnisse anderer Fabriken, besonders in den Farben, heraus, sondern
er wusste seiner Decoration eigenthümliche Eigenschaßen zu geben, welche
von anderen Fabriken nicht nachgeahmt werden konnten. Davon war wohl
die bedeutendste das erhabene Goldornament, welches in leichtem Relief
wie ciselirt auf dem Grunde liegt und mit Farben sowohl wie auch mit
mattem Gold einen guten Contrast bildet. Leitner war es auch, der das
Platina in gleicher Weise wie das Gold als Verzierung des Porcellans zur
Verwendung brachte, und ebenso erfand er ein Schwarz, welches dem
älteren Wiener Porcellan eigenthümlich war. Das Wiener-Braun nachzu-
ahmen ist noch heute anderen Fabriken nicht gelungen.
Das alles sind Vorzüge, die unter den Porcellanliebhabern gekannt
und geschätzt sind, und insbesondere verleiht das erhabene Gold dem Wiener
Porcellan auf dem antiquarischen Markt denselben Werth wie Alt-Sevres.
Der Kunstverständige aber wird mehr noch seine Befriedigung in der ausser-
ordentlichen Vollendung der Malerei, in der Feinheit und Schönheit der
Ornamentation finden, die in der erwähnten Zeit von Sorgenthal und
Niedermayr die kaiserliche Fabrik unter ihren Rivalen wohl auf die erste
Stufe gestellt haben.
Der Styl, der damals in der Decoration, wie überhaupt in der Kunst
herrschte, war die Antike der französischen Republik und des Kaiserreichesi
deren eigentliche ornamentale Seite vorzugsweise durch die Ausgrabungen
in Pompeji angeregt war. Man weiss, mit welcher äussersten Kälte, Nüch-
ternheit und Steifheit dieser Styl damals, zumal in Frankreich unter dem
Empire geübt wurde, so dass seine Wiederaufnahme durchaus als eine var-
unglückte betrachtet werden muss, und das um so mehr, als seine Farben-
gcbung auf dem Grunde der Schmutzfarben ruht, wie sie zu jener Zeit
beliebt waren. Gilt dies von den Möbeln jener Zeit, von den gewebten
Stoffen, von den Goldschmiede-Arbeiten, so auch von dem kaiserlichen
Sevres-Porcellan. Um so auffallender, um so ruhmvoller und anerkennens-
werther ist es, wenn das gleichzeitige Wiener Porcellan nicht blos von
jenen Mängeln des Zeitstyls frei ist, sondern wahrhaft decorative Reize
aufzuweisen hat, obwohl die künstlerische Weise durchaus keine andere
ist. Es sind die Resultate einer guten traditionellen Schule, die in Wien
ungestört blieb, während sie in Idrankreich durch die politischen und so-
cialen Ereignisse eine plötzliche Erschütterung erlitten hatte.
Von diesem decorativen Standpuncte aus bestätigten die Dietrich-
stein'schen Porcellane, welche der Sorgenthal-Niedermayr'schen
Periode angehören, das Lob, das wir dem Wiener Fabricate dieser Zeit
ertheilt haben, in jeder Beziehung. Antike Motive der verschiedensten
Art sind mit grossem Geschmack zurVerwendung gebracht, höchst reizend
componirt und mit wahrhaft mustergiltigsr Vollendung, die gar nichts
mehr zu wünschen übrig lässt, ausgeführt. Nach solcher Reinheit, Ge-
nauigkeit und Liebe in der Ausführung der zierlichen, 0B minutiösen Orv
namente möchte man die ganze heutige Porcellan-Fabricatzion, Minton,
Copeland und Sevres nicht ausgenommen, Vergehens durchsuchen. Auch
die Farbengebnng ist auf dem weissen reinen Spiegel des Porcellans, durch
dessen Glanz sich Wienbesonders auszeichnet, reich und kräftig und ganz
frei von der gleichzeitigen Vorliebe Eir die gebrochenen Schmutzfarben.
Selbst stahlblaue und röthliehe Gründe mit metallischem Glanze, die
ihrcn Farbenton je nach dem einfallenden Licht verändern, ähnlich wie
die metallischen Glasuren der spunisch-maurischen Fayencen und der Ma-
joliken von Giorgio da Gubbio, sind vorzüglich gelungen. Nur der Pla-
tinagrund und das Platinornament, so sehr es eine Speeialität des Wiener
Porcellans bildet, will mit seinem schweren bleieiaiexi Ton dem künst-
lerischen Auge nicht sonderlich gefallen. 'Dic Dictrichsteimsehe Col-
lection gibt auch davon einige Beispiele.
Neben der antikisirten Decoration spielt die Blumenornamentik, nicht
stylisirt, sondern in naturalistiseher WVeise, in Kränzen, Guirlanden, Festons,
Bouqucts, eine grossc Rolle. Diese Ornamentationsweise war zur Zeit des
Rococo langsam in Mode gekommen und hatte sich mit den Rococo-Schn ör-
keln zierlich verbunden. Als dicsc letzteren durch die französische Revo-
lution beseitigt wurden, ging die Bluincnliebhaberei in ähnlicher Weise,
jedoch bescheidener noch, eine Verbindung mit antikisirten Ornamenten
ein oder hielt sich auch für sich allein im gemeineren Gebrauch. In
keiner Weise aber machte sie sich so breit und aufdringlich, wie wir das
in den letzten Jahrzehnten gesehen haben und leider heute noch sehen
müssen. Es fesselte uns daher bei den Blumen auf den Dietrichstein-
sehen Porcellanen nicht blos die zierlich vollendete Ausführung und das
fcine Naturgefühl, mit dem sie der Wirklichkeit nachgebildet sind, sondern
auch die Bescheidenheit, mit der sie auftreten, und die künstlerische Weis-
heit, mit der sie eomponirt sind. Der Künstler zeigt sich stets bewusst,
dass seine Aufgabe dabei nicht in der Wiedergabe der Natur, so liebevoll
diese auch ist, besteht, sondern in der Decorirung seines bestimmten vor-
liegenden Gegenstandes.
Diese künstlerische Weisheit ist überhaupt in der Composition, in
der Anordnung und Vertheilung des Ornarnents nach dem gegebenen Raum
und seinen formalen Bedingungen anzuerkennen. Es ist hier ein Gesetz
der Decoration beobachtet, welches die Geschichte der Kunst nur zu oft
vernachlässigt zeigt. Die italienischen Majoliken z. B. pflegen die Gegen-
stände ihrer Verzierung durchweg über alle Glieder der Gefässe und Teller
hinwegzuziehen, ohne daran zu denken, dass vorspringende Theile, Kanten
und Vertiefungen die Linien der Figuren und Ornamente unterbrechen,
verkürzen und zu Zerrbildern machen. Hier sehen wir aber jede Bedin-
gung der Glieder weise beobachtet; wir sehen z. B. bei den Tellern den
Rand für sich ornamental behandelt und die Ornamente sich von da leise
in die Biegung hinabziehen und von ihr aus ihre Spitzen und Ausläufer
nach dem Mittelpunct zukehren; wir sehen die Mitte, welche dem Gebrauch
bestimmt ist, frei von Verzienmg oder mit einem stemartigen Ornament,
und wenn sie mit einem Bilde ausgefüllt ist, so ist dieses dem Raume an-
gepasst. Doch ist dieses letztere allerdings nicht durchgängig der Fall;
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wir sehen vielmehr dieses Gesetz auch in einer nicht zu rechtfertigenden
Weise überschritten.
An sich, müssen wir gestehen, sind wir gerade nicht voreingenommen
für figürliche Gemälde auf Porcellantellern oder sonstigem Porcellangeschirr
und um so weniger, je erhabener und idealer der Gegenstand ist. Aber
für solche Geräthe, welche nicht zum Gebrauch dienen, sondern als reine
Schaustücke Kasten und Credenzen zieren sollen, lassen wir sie uns ge-
fallen; sie sind ein Schmuck des Raumes und ein Sporn für den Künstler,
in diesem von der Kunst fast gering geschätzten Geme das Höchste zu
leisten, was möglich ist. Immer muss aber das Bild sich den Formen des
Gefasses oder Geräthes anschliessen.
Von solchen Praehtstücken der Porcellamnalerei bot die Die trich-
stein'sche Collection ganz vorzügliche Beispiele. Eine Anzahl Bilder der
Belvedere- und Liechtenstein-Gallerie waren auf denselben, so weit es das
Material zulässt, meisterhaft copirt, Werke der italienischen Kunst, Werke
von Rubens u. a. Daneben fanden sich auch ligürliche Gemälde im Styl
jener Zeit, z. B. von Füger oder aus der Schule David's und dem Ge-
schmack der Republik und des Einpirc angehörig.
Ferner sahen wir Landschaßen, Thierstücke, Genrebilder, Allegorien,
mythologische Scenen, kurzum im Kleinen-die ganze Kunst, wie sie damals
lebte. In den meisten Fallen nahmen diese Bilder als Rundgemälde gerade
die flache Mitte der Teller ein, und das ist die angemessene Weise, nicht
wenige von ihnen hatten ovale Gestalt, welche, in die runde Grundfläche
hineingebracht, durchaus geschmacklos erscheint. Wir können uns diesen
Uehelstand nur dadurch erklären, dass die Originale zu diesen Gemälden
Höhenbilder waren und sich weder in runde, noch quadratische Form
bringen liessen. So wurden wenigstens die Ecken abgestumpft; aber auch
so blieb es eine Geschmacklosigkeit.
öo reich und vorzüglich die Dietrichstein'sche Collectien in der
Bemalung ist, so wenig mannigfaltig zeigte sich die Form der Gefässe. Eine
Ergänzung in dieser Beziehung, namentlich in Bezug auf das kleinere Ge-
schirr, auf Kaifee- und Theeschalen, Zuekerdosen u. s. w. gewährt uns das-
jenige, was das österr. Museum sonst schon von älterem Wiener Porcellan
in seiner ceramischen Abtheilung ausgestellt und grossentheils
zu eigenem Besitze erworben hat. In Bezug auf die Form wird man aber
auch kier keinen Reichthum entdecken. Die Formen leiden im Ganzen
an der Steifheit, welche allem antikisirten Geräth dieser Periode eigen ist.
Vielleicht hat auch der grosse Nachdruck, den man auf die Malerei legte,
dazu beigetragen, indem man in der Centour der Gefasse, um möglichst
gerade oder sich nicht verjüngende Flächen zu gewinnen, die gerade Linie
statt der geschweiften eintiihrte. Auf Schalen und sonstigen Gefassen mit
senkrechter Wendung liessen sich allerdings die feinen Ornamente mit
Pi
grösserer Genauigkeit ausführen als auf den nach unten oder nach oben
sich verjüngenden Flächen.
Müssen wir auch nach dieser Seite hin einen Mangel eingestehen, so
sind doch andererseits die Vorzüge der Malerei so gross, dass sie allein
das Wiener Porcellan jener Periode im höchsten Grade schätzenswerth
machen und der Fabrik zu grossem Rubine gereichen. Wäre die Fabrik
geblieben was sie war, so glauben wir, dass es einer Landesvertretung
nicht möglich gewesen wäre, über eine Anstalt mit so glänzenden Resul-
taten den Stab zu brechen. Aber diese Anstalt selber und nicht erst,
wie wir hinzuiiigen müssen, in den letzten Jahren hat sich leider ver-
anlasst gesehen, den Weg der Kunst zu verlassen und Geschäitsziele zu
verfolgen.
Dass die alte Kunst dieser Fabrik auch heute noch, wo ihre Tage
gezählt sind, nicht ganz ausgestorben ist, sehen wir in einer Reihe von
Imitationen ihrer eigenen alten Art, welche sie in den letzten Tagen im
österr. Museum ausgestellt hat. Freilich sind es nur Copien und nicht
selbstständige Compositionen, auch lässt die Genauigkeit und Vollendung
der Ausführung einen grossen Abstand zwischen den Nachbildungen und
den Originalen erkennen, aber die alte Tradition lebt noch, und es scheint,
als ob eine energische Erneuerung genügt hätte, die Fabrik wieder mit
Erfolg auf die Bahn der Kunst zu lenken. Wr. Ztg.
Ueber die Bergkrystall-Sculpturen des Mittelalters.
Die erste Nummer der Mittheilungen des k. k. Museums für Kunst
und Industrie" brachte aus der Feder des Custos und Bibliothekars Herrn
Dr. Falke eine interessante Mittheilung über die Entwickelung und künst-
lerische Ausbildung der Krystallgefdsse aus dem Schlusse des Mittelalters
und dem Beginne der Renaissance, unter Hinweis auf einige vortreßliche
Krystall-Sculphxren, welche im Sommer 1865 im k. k. Museum aufgestellt
waren. Diese lehrreiche Mittheilung regte bei ihrem Durchlesen die Frage
an welche Entwickelung die Sculptur in dem harten und ungefügigen
Material des Krystalles in der Frühzeit des Mittelalters durchgemacht habe,
und welche Beispiele der Schnitzarbeit in Bergkrystall sich heute noch,
namentlich im österreichischen Kaiserstaate, vorfinden. Wenn man die ge-
schichtliche Entwickelung der Sculptur in Bargkrystall bei Besichtigung der
Kunst- und Reliquiensehätze des christlichen Abendlandes heute weiter ver-
folgt und zwar beginnend bei dem grünen Gewölbe in Dresden und weiter
schreitend zu den Kunst- und Reliquienschätzen, aufbewahrt in den Kirchen
und Sacristeien Cölns, alsdann gelangt man weiter zu den Sculpturen des
Welten-Schatzes in Hannover und wird endlich zu der Betrachtung der
prachtvollen Sculpturen hingefiihrt, wie sie als unica in ihrer Art heute
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noch in dem reichhaltigen Schatze der Basilica von San Marco in Venedig
aufbewahrt werden. Wir waren nicht wenig überrascht, in dem Schatze
von S. Marco Dank der in Bergkrystall geschnitzten kutischen In-
schritten den Ursprung und die Quelle zu entdecken, von woher na-
mentlich im X. und XI. Jahrhundert die in Bergkrystall geschnitzten Ge-
fasse als kostbare Seltenheiten, wahrscheinlich auf Handelswegen, in den
Besitz des Abendlandes gekommen sind. Es bewahrt nämlich der Schatz
von S. Marco mehrere umpulzle oder nmullze, in Bergkrystall geschnitzt in
jenen zierlichen Formen, wie sie der orientalischen und zwar der sarace-
nischen Kunst eigen sind. Sowohl der Fussrand dieser prachtvollen Kry-
sntllgefasse als auch der Ausgussrand derselben ist mit nnch trefflich er-
haltenen kritischen Inschriften fast an jour gehalten verziert, die unserer
Vermuthung nach wahrscheinlich Sprüche aus dem Koran enthalten. Es
würde für die Alterthumsforschung von grnssein Interesse scin, wenn es
befähigten Orientalisten in der nächsten Zeit gelange, die Lesung dieser
kufischen Inschritten endgiltig festzustellen.
Wir waren nicht wenig erfreut, an dem goldenen Ambo Kaisers
Heinrich II. im Aachener Münster ebenfalls zwei kostbar geschnitzte Kry-
stallgefassc vorzufinden, deren ornamentale Einzelheiten, analog den Ver-
zierungen der Krystallgefasse zu Venedig, für die Industrie in jenen Län-
dern kennzeichnend sind, in welchen auch die ebengedachten Krystall-
gefasse von Venedig Entstehung gefunden haben. Ob dieselben von sara-
cenischen Industriellen in Sicilien hergestellt worden sind, oder aber in mau-
rischen Künstlern des südlichen Spaniens Entstehung gefunden haben, oder
aber 0h dieselben Aegypten und Kleinasien angehören, dies zu bestimmen
überlassen wir hier der weiteren Forschung. Nur auf einen Punct wollen
wir in dem vorliegenden kurzen Berichte aufmerksam machen, dass bereits
unter der Regierung Kaisers Lothar I. reg. von 841 bis 855, wie es
den Anschein gewinnt, in Deutschland die Glyptik in Bergkrytall von sehr
befahigter Künstlerhand mit grosser Geschicklichkeit geübt und gepiiegt
wurde, wie das die beifolgende Gemme des Siegelringes Kaisers Lothar I. in
natürlicher Grösse beweist, welche sich an jenem
prachtvollen, in Gold, Email und Filigran gearbei-
teten Altarkreuze betindet, welche im Aachener
Schatze den Namen Das Lothar-Kreuz" führt.
Die Inschritt, welche hinsichtlich der Stylisi-
rung der Buchstaben und ihres Contextcs dm-ch-
aus für die Regierungszeit des Karolingers Lo-
thar bezeichnend ist, lautet, wie folgt XPE
ADIVVA HLOTHARIVM REG.
Als Parallele zu dieser prachtvollen Siegel-
gemme Lothafs I. fanden wir im vorigen Jahre
im britischen Museum zu London ein zweites
lZU
herrliches Intaglio von Bergkrystall vor, das auf einer ungefähr 10" langen
und 10" breiten Krystalltafel die Hauptmomente aus dem Leben und Leiden
des Herrn in vielen kleinen Seenerien veranschaulicht. Wir gestehen ein,
dass diese Sculpturen in Bergkrystall zu dem Vortrefdichsten zu zählen
sind, was im Beginne des XI. Jahrhunderts auf dem Gebiete der Glyptik
geleistet werden ist. Täuseht uns ein gewisses Stylgeüihl nicht, so möchten
wir die Anfertigung dieser vielen Intaglio, ausgeführt in Bergkrystall, einem
äusserst befähigten Künstler zuschreiben, der am Hofe der kunstsinnigen
und prachtliebenden Theophanie, der Gemahlin Ott0's II. und der Mutter
Otto's 111., seinem Kunstgewerke oblag.
Die vorliegenden kurzen Andeutungen, die einer Anregung in der
ersten Nummer der Mittheilungen des k. k. Museums für Kunst und In-
dustrie" Entstehung zu danken haben, beabsichtigen, Freunde und Kenner
der Krystall-Seulptur auf ein Feld aufmerksam zu machen, das bis jetzt
von der Kunst- und Alterthumsforschung noch nicht genugsam bebaut und
beackert worden ist. Wir meinen die kunstgeschichtliche Bearbeitung der
Frage WVelche Entwickelung hat die Sculptur des Bergkrystalls zu kirch-
lichen und profanen Zwecken im Mittelalter und in neuerer Zeit durch-
gemacht? Wir sind gern erbötig, einer geübteren Feder, welche diesen
bisher wenig beachteten Zweig der mittelalterlichen Sculptur in Bearbei-
tung zu nehmen beabsichtigt; unser seit längerer Zeit gesammeltes Material
behufs einer späteren Publieation mitzutheilen. Dr. Fr. Bock.
Eröffnung einer permanenten Ausstellung kunstindustrisller Objeuts
im Istituto vlelle science, lettere ed arti in Venedig.
Nach dem Regolamenw nrganica du Iutitum delle scienze, leuere ed urli vom Jahre
1838 gehört die Hebung der Agricultur, der Industrie und des Handels in dem venetianiscben
Kronlande zu den Aufgaben dieser Anstalt. In Rücksicht auf Beförderung industrieller Ver-
hiiltnisse hatte dasselbe jedes zweite Jahr eine Ausstellung industrieller Objscte zu ver-
anstalten und die besten Aussteller mit Prämien zu hetheilen, zu welchem Zwecke eine
Dotation von 800 il. C. M. bewilligt war.
Eine solche Ausstellung hat jedoch seit mehreren Jahren nicht mehr stattgefunden, theils
in Folge der nachtheiligen Einflüsse der Kriegsereignisse des Jahres 1859; im Jahre 1864
auch aus dem Grunde, weil jene Localitäten im Dogenpallaste, in welchen in früheren
Zeiten die Expositionen stattgefunden hatten, wegen nothwendigen Restaurationen nicht in
Anspruch genommen werden konnten. Die bezügliche Dotation wurde in Folge dessen zu
Anschaffungen für die wisseushhnftlichen Sammlungen dieses Institutes verwendet.
Dus Präsidium dieses Institutes und die venetinuische Statthslterei sprachen sich
nun vor kurzem in einer Eingabe an das Stuntsministerium dnfdr aus, dass es von jener,
alle zwei Jahre wiederkehrenden Ausstellung gegenwärtig abkonuue und an dieser statt
eine rmunente Ausstellung hervorragender industrieller und kunstgewerblicher Objecte,
wie eine solche durch dus Museum für Kunst und Industrie in Wien nach dem Muster des
Sonth-Kensington-Museums bereits mit Erfolg eingeführt worden sei, auch in Venedig ein-
trete, du eiueltheils eine hinreichende Anzahl solcher Objecte im Venetinnischen vorhanden,
andererseits von deren beständigen Vorführung eine Aufbesserung der industriellen Ver-
hältnisse dieses Landes mit mehr Grund zu erwarten sei, als von den, jedes zweite
Jahr wiederkehrenden. auf einen kürzeren Zvitrsum beschränkten Expositionen.
Die Direction des österr. Museums für Kunst und Industrie, welches nach der ihrn
gewordenen Aufgabe durch Förderung der knnstgewerblichen Thütigkeit zur Hebung des
Geschmackes in dieser Richtung beizutragen hat, hat in einem speciellen Berichte an das
lZl
Ministerium die Errichtung einer permanenten Kunst-Industrie-Ausstellung in Venedig auf
das wärmste unterstützt und bei diesem Anlasse die Bedeutung einer solchen Exposition
namentlich auch in volkswirthscbaftlicher Beziehung hervorgehoben, da die Kunst und kunst-
gewerhliehe Thiitigkeit in Venedig in einem entschiedenen Verfalle begriffen ist und nur
die beständige Vorführung guter Musmr im Stande sein kann, eine Besserung in diesem
Zustande anzubahnen.
Das Stsatsministerium hat nun mit dem Erlasse vom 23. April d. J., Z. 3399,
l. seine Zustimmung ertheilt, dass an Stelle der früheren industriellen Ausstellungen
eine permanente Au sstellung hervorragender industrieller und knnsündushieller Ob-
jecte, vorläufig auf die Dauer von Jahren im Iatitub delle scie-nze, Zelten ed na-h" eintrete
und weitere gestattet, dass auch selbstständige Objecte der Kunst, insofern sie von beson-
derer Bedeutung fiir einzelne Zweige der Kunstindustrie sind, ausgestellt werden;
2. zu diesem Behufe die Dotation für dieseAusstellnng auf jährlich l50U d. er-
höht, und
3. angeordnet, dass nach Ablauf von drei Jahren die bei dem neuen Ausstellungs-
modus gewonnenen Erfahrungen zu Rathe zu ziehen und auf Grund derselben neue An-
träge auf eine dauernde Regelung dieses Zweiges der Thätigkeit des lstituto zu stellen
sein werden.
Aus dem gleichzeitig provisorisch genehmigten Ausstellungsprogramrne ist zu ent-
nehmen, dass die Ausstellung im palazzo ducale stattfinden, und dass der Eintritt in die-
selbe unentgeltlich und zwar tiiglich an Wochentagen von 9-4 Uhr, an Sonn- und
Feiertagen von 12-4 Uhr tiir Jedermann gestattet sein werde.
Indem wir den Lesern unseres Blattes diese erfreuliche Nachricht mittheilen, wünschen
wir diesem Unternehmen das beste Gedeihen und sind überzeugt, dass hiermit der richtige
Weg, dem Verdille der Kunstgewerbe im Venetianischen allmiilig zu steuern, eingeschle-
gen worden sei.
Eine neue Arohitekturschule in Paris.
Die Theilung der Arbeit, selbst das Ergebniss einer fortwährend wachsenden Con-
currenz auf allen Gebieten der künstlerischen und gewerblichen Produetion, übt, je weiter
sie sich ausdehnt, nothwendig auf die Organisation des Unterrichtswesens einen tiefgehendcn
Einfluss aus. Die Menschen, die ihrem Berufe nach ganz verschiedene Leistungen auszu-
führen haben und dazu mannigfaltiger Kenntnisse und technischer Kunstgride bedürfen,
können nicht alle aus ein und derselben Schule hervorgehen. Je mehr die Kunst, die In-
dustrie und Technik sich entwickelt, desto mehr muss auch das Unterrichtswesen den Be-
dürfnissen entsprechend sich vielfach gliedern, um Jedem jene Vorbildung gehen zu können,
deren er fiir sein Fach bedarf.
Diese Anschauungsweise hat sich, wenigstens in Frankreich, schon allenthalben in
den massgebenden Kreisen Bahn gebrochen; man hat die Schablone längst verlassen, in
welche der Unterricht in früheren Deceimien festgebannt gewesen war und durch die Er-
richtung zahlreicher Fachschnlen den verschiedenen Bedürfnissen möglichst gerecht zu
werden gesucht.
Neben der Joule des ponts et chmuäes, in welcher die Ingenieurkunst und Civil-
architektur gelehrt wird, besteht in Paris seit lange die el-ole des beawv-arta et Mtiers,
als eine Universität der technischen Wissenschaften und zu diesen sind in neuester Zeit
zwei verwandte Anstalten hinzugekommen die von der Union neutrale de beaurrorts
appliqnzä l'industrie ins Werk gesetzte wie Hir die Kunstgewerbe im weitern Sinne
und endlich die doole zentrale architecture.
Der Zweck der letztgenannten Schule, mit der wir uns hier ausschliesslich beschäftigen,
ist, wie schon der Name es audeutet, der, Architekten auszubilden.
Diese Schule zielt jedoch, dem Charakter gewöhnlicher Fachscbnlen entgegen, auf
eine universelle Bildung ihrer allerdings für ein bestimmtes Fach prädestininen Zöglinge
ab, so dass sie wirklich den Namen einer Hochschule für Architekten verdient.
Ihre Einrichtung ist so beaehtenswsrth, dass es für unsere Laser wohl von Interesse sein
dürfte, einiges Nähere über diese Anstalt in Erfahrung zu bringen. Der Zutritt zu
dieser Lehranstalt ist Franzosen und Ausländern gleichmissig gestattet. Das jähr-
liche Schulgeld betriig 8511 Francs; nnsserdem ist alljährlich von jedem Zöglinge
ein Beitrag yon 40 Francs als Caution für die Zahlung gewisser Gegenstände, die er von
der Anstalt selbst bezieht, zu erlegen.
Der Zulassung in die Architekturschule geht eine Aufnshmsprüfung
voraus, welche entweder bei der Anstalt in Paris, oder auch in den Departements ab-
gelegt werden kann und einerseits in der Anfertigung von Zeichnungen nach Ornamenten
in Basrelief, im Entwürfe eines Gebäudes Grundriss, Aufriss, Durchschnitt, sowie in einer
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schrißlichen Abhandlung über dieses Project, andererseits in einem mündlichen Examen
über Arithmetik und Algebra, Geometrie und descripüve Geometrie zu bestehen hat.
Die Studien dauern Jahre; jedes Jahr besteht aus einem Schulcurse und einem
Ferislcurse. Während des Schnlcurses vorn 10. November bis 10. August dauert der Unter-
richt mit Unterbrechung von einer Stunde täglich von halb Uhr Morgens bis halb
Uhr Abends.
Die Schule enthält mehrere von verschiedenen Meistern geleitete
Ateliers,- jeder Elave wiihlt sich beim Eintritt sein Atelier, beziehungsweise seinen Lehrer
selbst. In diesem Atelier lernt jeder Schüler die Fundamentbcgride und technischen Ausdrücke
und nllmäilig die schwierigeren Aufgaben der Architektur kennen; er geht von einfachen Go-
pirungen über zu selbstständigen Entwürfen, Restaurationen und zur Theilnahme an Con-
cursen, je nach dem Grade seiner Ausbildung,
Der Zögling ist im Atelier völlig frei; er verwendet und benützt seine Zeit, wie er
es für die verschiedenen Bedürfnisse des Ilnterrichts am geeignetsten hält, er nimmt ganz
nach eigenem Ermessen den Rnth des Meisters oder die Bibliothek der Schule in Anspruch.
Ausser dem Atelier, aber in der Schule selbst, vereinigen sich die Zöglinge
in den für den Zeichnenunterricht und die Vorlesungen bestimmten Stunden. Die Vorlesungen
haben jene positiven Kenntnisse, welche das technische Wissen des Architekten ausmachen
und jene Doctrineu zum Gegenstands, welche den Zweck und Beruf der Architektur behandeln.
Alle diese Studien sind obligat; sie werden geübt durch fortwährende Concurse über
die von dem Meister gegebenen Programme, durch Conferenzen, in welchen die Schüler-
arbeiten nngegriden und vertheidigt werden, endlich durch eine Reihe von Examen der
Repetitoren über die verschiedenen Gegenstände der Vorlesungen.
Am Schlüsse jedes Jahres finden General-Priiflmgeu statt, von deren Erfolg der
Uebergang in die höhere Abtbeilung abhängig ist.
Während der Vncanzen kehren die Zöglinge in den Schooss ihrer Familie zu-
rück oder sie treten Reisen an; bei ihrem Wiedereintritte sind sie jedoch gehalten, eine Origi-
nalarbeit Zeichnungen, Skizzen, Restaurationen, Ansichten, Abhandlungen oder Notate über
solche Architekturwerke vorzulegen, welche während der Ferienzeit ihre Aufmerksamkeit
und ihre Studien auf sich gezogen haben. Diese Arbeiten werden nach Verdienst beurtheilt
und nehmen auf die Clnssiiicatiou und dns Avancement des Zöglings Eintluss.
Am Schlüsse des dritten Jnhres werden die Schüler, welche bis dahin allen
Anforderungen entsprochen, zu dem Iauptexamen eoncaur glnäral zugelassen und
erhalten, falls sie dasselbe gut bestehen, ein Diplom.
Der Concurs besteht in der Ausarbeitung eines Projects über ein gegebenes Programm.
Das Programm wird von einer eigenen Cornmission entworfen, welche aus den Chefs der
Ateliers, dem Professor der Theorie der Architektur, jenem der vergleichenden Architektu-
geschichte und dem Director der Anstalt als Vorsitzenden zusammengestellt ist.
Der Concurs dauert vom 15. Juni an Tage. Die Projecte können von Abhand-
lungen oder von was immer für Bemerkungen, welche der Goncurrent zum Verstiudnissa
seiner Arbeit für nüthig hält, begleitet sein.
Eine Jury von fünf Personen, Professoren der Schule und Architekten von hervor-
ragender Stellung, heurtheilen die Concursarbeiten. Vor der Beurtheilung durch die Jury
iindet eine ößentliche Ausstellung sürnmtlicher Projecte durch drei Tage stutt, auch die
Beurtheilung selbst ist ödentlich. Jeder Concurrent wird eingeladen, sein Project der Jury
gegenüber zu vertheidigen. Die Discussion, an welcher jeder Juror theilnimmt, kann sich
auf alle Puucte ausdehnen, welche die Kunst und ihre Mittel betrafen.
Der Beurtheilung gemiiss votirt und classiüeirt die Jury die sämmtlichen Projects,
wornach die Ertheilung der Diplome vor sich geht.
Diejenigen Zöglinge, welche kein Diplom erhalten, haben das Recht, an dem Con-
curse des nächsten Jahres theilzunehmen.
Die höhere Leitung der Anstalt ist dem Director in Gemeinschaft mit dem
Rathe der Schule anvertraut.
Der Unterricht in der Schule besteht aus denjenigen Unterweisungen, welche
die Chefs der einzelnen Ateliers den Zöglingeu ertbeilen; aus dem Unterricht des Zeichen-
lehrers in den speciell für das Zeichnen bestimmten Stilen die Schüler fertigen Zeichnungen
aller Art. an Figurales, Thiere, Pflanzen, Ornament, Lnndscbsti, Architektur; sie machen
ihre Studien zuerst nach dem gezeichneten oder grsvimn Originale, dann nach plastischen
Vorlagen und nach der Natur. Diese Studien sind verbunden mit speciellsn Uebungsn,
welche den Zweck haben, das Gedächtnis; und die Beobachtung zu schlrfen und die
jungen Architekten dahin zu bringen, nicht nur nach dem vorhandenen Modelle, sondern
auch nach dem Gediichtniss und aus der Vorstellung eine Zeichnung zu entwerfen; aus
den in den Vorlesungssälen gehaltenen Vorträgen.
Die Ge ge dieser Vorlesungen sind folgende
123
Erster Jahrgang.
ereo metrie 50 Leetionen, descriptive Geometrie, Stein- und Holzconshuction;
allgemeine Physik 25 Leetionen, von den Grundsätzen derselben angefangen,
bis zur speciellen Behandlung der Wärmelehre, der Meteorologie, des Magnetismus, der
Elektricitiit, der Akustik und der Lehre vom Licht;
allgemeine Chemie 25 Lecüouen, als Grundlage der angewandten Chemie,
welche im zweiten und dritten Jahre gelehrt wird;
die Lehre von der Stabilität der Constructionen, Statik und Dynamik
25 Lectionen;
Geschichte der Zivilisation I2 Lectionen, allgemeine Weltgeschichte als
Grundlage der besonderen Geschichte der Architektur, welche in den folgenden Jahren ge-
lehrt wird;
Geologie physische Geographie und Geognosic 12 Lectionon;
esundheitsleh re Lectionen. Einige allgemeine Bemerkungen über Anatomie
und Physiologie des Menschen, sodann die Lehre vom Einliuss der Wärme, Kälte, Fench-
tigkeit, Trockenheit, Nachbarschaft des Erdbodens, Höhe und Lage der Wohnungen, von
der Nähe stehender und iliessender Gewässer, verderblicher Gase und fauler Minsmen, der
künstlichen Compression der Luft und der vorübergehenden oder fortwährenden Vereinigung
sser Msnschenmengeu; endlich die Kenutniss derjenigen Bedingungen, von denen die
Gesundheit der Menschen und Thiere, insofern es sich um die Wohnungen derselben handelt,
abhängig ist;
und die Naturgeschichte I0 Lectionen Anatomie, Physiologie und Classi-
iication der Pdanzen in Hauptziigen; ferner Erörterungen über die Organisation und die
Functionen der Thiere und Classitication derselben mit Berücksichtigung der für die künst-
lerische Darstellung entscheidenden Fonnen und Charaktere.
Zweiter und dritter Iahrgang.
rsp ective und hatte eh re 20 Lectionen. Allgemeine Begriffsbestimmung.
Nutzen und Gränzen dieser Hilfswissenschaft; Linear- und Luft-Perspective, Lege und allgemeine
Lösung des Programmes der Perspective. Der Professor geht weiters die Schwierigkeiten
der Anwendung dieser Methode und die verschiedenen Hilfsmittel durch und weist auf
diejenigen Processe hin, welche nach der Lage der Umstände in jedem einzelnen Falle zu
wählen sind.
Weitere werden die allgemeinen Lösungen des Programmes der Sehattenlehre und
die vereinfachten und schnelleren Lösungen erörtert, welche die Praxis srheischt.
Physik in ihrer Anwendung auf die Architektur '20 Lectionen. Feuerung
der Gebäude, Vorkehrungen der Gesnndheitspüege, Kühlapparate, Beleuchtungseinricbtnngen,
Blitzableiter.
Ch emie in ihrer Anwendung auf die Construction 25 Lectionen. Fabri-
catrion der Materialien, Terracotta, verschiedene Thonerden, Ziegel, liohlziegel, Dachziegel,
verschiedene Sandsteingattungen, Fayencen, Porcellan, Glas, Verzierung der Töpferwaaren,
Malerei auf Glas, Emsil. Metalle Met-sllguss, Schmelzwerke, de-bnbares Eisen, Stahl,
Zink, galvsnisirtes Eisen, Blei, Zink, Verzinnung, Kupfer, Bronze und Messing. Galvano-
plsst-ik Vergoldung, Versilherung, Verkupferung.
Verbindung und Erhaltung de Materialien. Bindestotfe Kalk, hydrau-
lischen Kalk, Ccmente, Betons, Erdpecb, Asphalt, Gyps, Stuck u. E.
Vorkehrungen zum Schutze der Materialien und zur Färbung. Impräg-
nation mit Theer, Paraifin u. E. Bemalung mit Essenzen, Oehu. ff. Untersuchung der ver-
schiedenen Farbswlfe und ihre Eigenschaften, ihre Mängel und die Bedingungen ihrer An
Wendung. Schutz und Erhaltung des Holzes.
Mechanik der Constructionen 20 Lectionen. Allgemeine Bemerkungen über
die mechanische Arbeit, über die Maschinen und ihre Rolle im Constructionswesen; Ma-
schinen fiir die Gewinnung und Präparirung der Materialien, Apparat zum Transporte der
Maschinen Gir die Hebung der Materialien; Studium der wichtigsten bewegenden Maschinen,
welche für das Constructionswesen nützlich gemacht werden können.
Theorie der Architektur 30 Lectionen. Begriff der Kunst im Allgemeinen,
Besonderes Studium der Aufgaben architektonischer Kunstwerks; Zweck des Gebäudes;
nrtistisches Programm; Forderungen, die sich aus dem Materiale ergeben; harmonischer Ge-
sommteindrnck, Regelmäßigkeit; Symmetrie, Charakter, Farbe, Styl u. d.
Mit Rücksicht auf diese und andere Momente werden componirt und discutirt alle
Arten von Gebäuden und Anlagen Wohnungen, Spitäler, Gefängnisse, Asyle, Schulen,
Stadthbiuser, iitfentl. Paläste, Mlrkte, Theater, Museen, Bäder, Brunnen, Monumente, Kirchen,
ländliche Wirtbschaftsgebüude, Gärten, Parks, Industrie-Gebäude.
Vergleichende Geschichte der Architektur 30 Lectionen. Diese Doctrine
hat das für jedes Bauwerk massgebend gewesene Bediirfniss oder charakteristische Moment
124
derjenigen Zeit, aus welcher es hcrriihrt, hervorzuheben; sie hat ferner den letzten Zweck
jedes architektonischen Bauwerkes, die Schönheit, im Auge zu behalten. Sie ergänzt und
unterstützt gewissermnssen mit praktischen Beispielen die Theorie der Architektur und be-
stärkt den Künstler in den Grundsätzen, s.n die er sich halten soll.
Constructionslehre 35 Lectionen. Studium der Materialien, nicht wie
bei der Geologie, Chemie und Physik vom Standpuncte der Eigenthümlichkeiten der StoEe,
oder mit Rücksicht auf die Widerstandskraft, wie in der Mechanik, sondern im Hinblick
auf die Gesnmmthcit der besonderen Eigenschaften, welche der Constrncteur von dem einen
oder anderen Materials verlangt Solidität, Undurchdringlichkeit, Gewicht, leichte Behandlung,
leichter Bezug, äussere Erscheinung. Mit Rücksicht auf alle diese Gesichtspunkte werden
hier natürliche und künstliche Steingsttungen, Holz, Metalle und die verschiedene Art und
Weise ihrer Verwendung bei Fundamenten, Wänden, leeren Zwischenräumen, Reliefs, Säulen,
Fussböden, Gewölben, Dachwerken, Dschhedeckungen, Verkleidungen, Wassersbzügeu,
Wasserleitungen, und die Erhaltung der Materialien in gutem Stande abgehandelt.
Rechnungswesen der Coustructienslehre 10 Lectionen. Beschreibung,
Bemessung und Schätzung, Bauanschläge, Marktpreise u. s. f.
Die auf des Cun structions wesen Bezug nehmende Gesetzgebung 10 Lectionen.
Endlich politische Oekonomie 12 Lectionen. BegriE von Arbeit, Production,
Consumtion, Cnpitsl, persönlichen Diensten, Werth, Reichtbum, Eigenthum, Monopol und
Concurrenz. Anwendung dieser volkswirthschnftliclnen Begriße auf das Gebiet der schönen
Künste. Bei der Eintheilnug der Consumtion iu eine prodnetive und unproducüve, in nütz-
liche und Luxusconsurntion ist jene der Kunstwerke selbstverständlich unter die productiven
und nützliche eingereiht. Statistik allgemeine, specielle und vergleichende.
Eigenthümlichkeit der Arbeitsbedingungen für die verschiedenen Epochen Darstellung
der allmälig fortschreitenden Besserung der volkswirthschaßlichen Verhältnisse; Fortschritt
der Gesetzgebung auf diesem Gebiete, dermuliger Stand derselben.
Vorlesungen im Museum.
Fortsetzung ins dem April-Hefte.
Dr. v. Llttzow über dle Geschichte der ornsmentnlen Künste bei
den Griechen und llümeril. Nach einigen einleitenden Worten über die Bedeutung
der geschichtlichen Betrachtung der Kunst für die Erkenntniss des Schönen constatirte Dr. v.
Liitzow in seiner ersten Vorlesung, dass die Beschüßignng mit der Kunst des clnssischen
Alterthums bisher mit Vorliebe, ja fast ausschliesslich den höchsten Sphären der Architektur
und Plastik zngewendet blieb und die Werke der ornamentalen und gewerblichen Künste
vorzugsweise der antiquarischen Forschung anheimiielen, während doch gerade die Betrach-
tung des hellenischen Volkes die Wichtigkeit der ornamentalen Kunst besonders nahe legt,
da eben hier jenes innige Band zwischen Kunst und Handwerk gekniipß war, an dessen
Wiederherstellung heute gearbeitet wird. Derselbe Geist, welcher die Baukunst und die
Plastik der Griechen erfüllt, war auch auf alle Gebiete des Handwerks übergegangen und
eine und dieselbe geschichtliche Entwickelung zeichnete den schmückeuden wie den bilden-
den Künstlern die Bahnen ihrer Thiitigkeit vor.
Decorative Künste sehen wir bei allen Nationen ausgeübt, lange bevor diese eine
Culturstnfe erreichten, welche sie für die reine Kunst befähigte. Zugleich zweckmiissig
und zierlich geformte und geschmückte Geriithe und Waden verfertigten auch Volksstimme,
die niemals dazu gelangt sind, durch Bauten oder Bildwerke sich einen Platz in der Kunst-
geschichte zu erobern. Und zwar weisen die Erzeugnisse der schmiickenden Künste, wie
die Sprachen, überall auf gemeinschaftliche Wurzeln hin; zu voller Entfaltung und Bliithe
konnten sie jedoch nur in einer von Kunstsinn überhaupt erfüllten Atmosphäre gedeihen.
Bei den Völkern des Alterthums fand der Vortragende drei Stufen der Entwickelung
der ornamentalen Kunst die erste kennt den Schmuck nur als äusserlich angebrachte Zierst
und bedient sich der einfachsten Elemente, des Punctes und der geraden oder gekrümmten
Linie. Doch begegnen wir auch hier schon einem gewissen Sinne fir Symmetrie und dem
Bestreben, die Zierat der Form des Gerüthes, Kleidungsstücken u. s. w. anzupassen. Die
zweite Stufe, auf welcher sich z. B. die alten Völker des Orients beiinden, sucht die Gegen-
stände nicht nur in zierliche und den Augen wohlgefillige, sondern auch geistig bedeutsame
Formen zu kleiden. Doch erscheint hiebei die schmiickende Zuthat, soi sie nun figür-
lieber oder vegetabilischer Natur, stets nur als ein Appendix der Form z. B. schaut der
Fnss eines Tisches oder der Schaft einer Säule oben und unten als nackter Klotz aus der
ornamentalen Umhüllung hervor, als ob-ur durch den Balg des Thieres oder das Bohr der
Pflanze nur hindnrchgesteckt wäre. Die dritte und höchste Stufe, die der nicht blos äusser-
125
liehen oder symbolischen Verknüpfung, sondern des innigen künstlerischen Zllsillllmellllitllgfs
zwischen Schmuck und Form, erreichten wie bekannt die Griechen.
Ein vergleichender Blick auf die griechische Plastik fihrte den Redner zu dem Satze,
dass auch die Classieitü ihrer ornnmentalen Kunst auf nichts anderem beruhe, als auf dem
Princip der Durchgeistigung der Fonn. So liebt die hellenische Architektur nur solchen
Schmuck, welcher einerseits den idealen Zweck des Bauwerkes und andererseits den con-
structiven Organismus desselben in seiner gestimmten Gliederung zum charakteristischen
Ausdruck bringt, wie der Redner in einer Betrachtung der Construction imd Ornamentatiou
eines Tempels wie der Cultusgeriithe etc. etc. darthst. Und nicht allein der Stein fügt sich
dem Charakter der Architektur, auch Holz, Metall, Flechtwerk trclen mit ihr in stylisti-
schem Zusammenhang, doch wird hier der Einduss ein gegenseitiger, indem auch wieder
der Stein Construetionsfonnen oder omsmeutale Motive jenen bildsamcrcn und bewweglicheroxx
Stoffen entlehnt. Auf diese tiefe Wechselwirkung zwischen der bauenden, bildenden und
bindenden Kunst welchen Ausdruck er für das uns der Weberei und Stickerei ent-
lehnte Gebiet der Omsmentik verschlägt führt der Redner die wunderbnre Harmonie
in der classiscben Kunst zurück.
Freilich vereinigen sich auch in Griechenland in glücklichster Weise alle iiusseren Be-
dingungen für die Blüthe der Kunst und des Kunsthaudwerkes. Während den Aegyptem durch
ihren Granit und Porphyr schon die strengen krystallinischcn Formen ihrer Kunst vorge-
zeichnet wurden, die Chsldlier nur Holz oder den zu kleinlichem Formalismus vcrleitenden
Tbon besessen, war von der Natur den Griechen ausser anderen künstlich verwandten Roh-
stoßen der herrliche, durch Festigkeit, Bildsemkeit und Färbung so vorzüglich für die Plastik
geeignete Mnrmor gewährt, mit dessen Eintritt erst ein höheres Leben in der Kunst zum
Durchbruch kommt. ln der Technik fanden sie durch die Orientalen schon die Wege ge-
ebnet, suf welchen sie dann riistig fortschritten; die Rolle, welche das Land in der Politik
und Handelspolitik spielte, führte der Kunst ein anderes Lebensbedürfniss zu, den Absatz,
und weise Staatslenker förderten ihre Entwicklung mit aller Kraft.
Die Betrachtung der fünf Entwicklungsperiodeu der ornsmentnlen Künste bei den Gri'
echen wurde dsnn im Zusnmmenhßnge mit den bedeutsamsten Abschnitten der Cnlturgeschichte
des Volkes in den Finf weiteren Vorlesungen nach folgendem Systeme unternommen l. die
heroisch-homerisehe Zeit, Verbindung mit dem Orient; 2. die Zeit der eigenen
freien Entwicklung, ungefähr vom achten Jahrhundert bis zur sttischen Hegemonie;
3. die Blütbezeit, von Perikles bis Alexander, Entstehen einer ehenbürtigen Industrie;
4. die slexandriniscbe Zeit, Ausbreitung der hellenischen Kunst über Asien, und
5. die griechisch-römische Zeit.
Fortsetzung in der nächsten Nummer.
Kleinere Mittheilungen.
S0. kaiserliche l-loheit der durehlnucliti sle llerr Erzherzng ui ner.
Prolc-clur des k. k. üsterrelchischen Museums llr Kunst und Industrie. haben
auf Grundlage des S. 22 der Statuten dieser Anstalt zu Correspondenten des Museums er-
nnnht
den Präsidenten des steiermürkischen Vereins für Kuustiudnstrie Grafen Franz v.
llerar
den k. k. Kämmerer und Landtagsabgeordneter Grafen Johann Waldstein;
den Lnndtagsnbgeordneben Grafen Emanuel And rLss
den Präsidenten der k. ungarischen Akademie der Wissenschaften Joseph Freiherrn
v. Eötvör
den iüeiherrn Johann Baptist Bethuue in Brügge;
den Vicepräsidenten des steiermärkiseben Kunstindustrievereines, k. k. Major Alfred
Ritter Frank;
den Bnnquier und grossherzoglieh oldenbnrgischen Consul Gustav Epstein;
den Abbä und erzbischödichen Secreziir v. Heukelum in Utrecht;
den Direetnr des Gewerbevereins und Lsndtagsabgeordneten in Graz Ignuz Koch.
Neu ausgestellte Gegenstände. In den letzten Wochen sind im Museum fol-
gende Objeete neu zur Anssteilung gekommen
Am 15. April eine Reihe von Bauzeiehnungerx für den Dombau in Diakovar vom
Oberbnnmth C. Rösner; gemalte photographische Porträts von Adolf Theer; ein Rahmen
aus Eiehenholz vom Bildhauer Gross. Ferner ist eine wechselnde Ausstellung von
Ornamentstichen diesmal Möbel und Tischlerarbeiten aus früheren Jahrhunderten
veranstaltet werden.
Am 18. April. Eine mit reicher Verzierung ausgestattete feuerfeste Gasse, im Auf-
trage eines englischen Hauses gearbeitet von Wertheimk Comp.; eine Marienstatus aus
Holz vom Bildhauer Gliber; die Zeichnung eines in der Markuskirche in Venedig befind-
lichen Bronuecandelabers, von Karl König; Entwürfe zu Einrichtungsstückcn iiir die
Kirche von Sexard in Ungarn, vom Architekten Pet schnig; eine Suite von Dogensiegeln
in Gyps aus dem Archiv ai Frari in Venedig.
Am I8. April. Eine prachtvolle Lampe von Silber im Spiitrenaissance-Styl, 17.
Jahrhundert, Eigenthum des A. h. Hofes, emsillirte Bronze-Gegenstände nach Zeichnungen
des Architekten ork, ausgeführt von Hanusch und. Dziedinsky, Gravcurarbeit von
Seid an, Emailarheit von Chadt hier; eine Gyps-Statnette des Kaisers Barbarossa vom
Bildhauer Be nk; sechs Copien nach Gemälden von Van Dyck, Rubens und Murillo, welche
sich in der Belvedere-Gallerie befinden, gemalt von Aigner, bestimmt fir Se. Majestät
den Kaiser von Mexicn; zehn Porcellangegenstiinde aus der k. k. Aerarialprocellanfahrik
in Wien nach Art der Alt-Wiener Muster, für England bestellt und ausgeüihrt in den Mo-
naten Februar und März 1866; endlich zwei gravirte Gläser von Jardin-Blancoud in
Paris.
Am 25. April. Vier Porträt-Büsten darunter die Donizettfs von C. Bitter von
Wertheirnstein geb. zu Wien 1847, gest. l868"; eine Reihe vorzüglicher Gypsgiisse
von Ohjecten der dorentinischen Renaissance und der Antike; Cinquecento-Camäe mit gleich-
zeitiger Goldeinfassung, Eigenthum des Herrn k. k. Majors J. St. Gwyllym-Wardle;
die Gypsstatuette des Generals Clerfayt, modellirt von Thomas Seiden in Prag, nur
Ausführung für die Ruhmeshalle des k. k. Arsenals bestimmt; endlich eine alte Bronze-
Uhr, Eigenthum des Herrn Grafen Edmund Zichy.
Am l. Mai. Die Statue des k. österr. Feldmarschalls ohann Fürs ten v. Liech-
tenstein geboren 1760. gestorben 1836; im Auftrage des regierenden Fürsten Johann v.
Lichtenstein in "arrara-Marmor ausgeführt vorn Bildhauer Vincenz Pilz und bestimmt für
die Ruhmeshalle des k. k. Arsenals; ein gnthischsr silbervergoldeter Kelch, nach einem
im Museum befindlichen Gypsmodelle; ferner Schmucksachen von Flurentiner Mosaik, mit
Goldfassung, verfertigt vom Juwelier Matneuauer; eine neue Collection von Möbel-
stoden, Borduren und kirchlichen Stickereien, theilweise nach den vom Museum angekauhen
Fliesszeichnungen des Prof. Herdtle, theilweise mit Beniitzuug anderer Sammlungen des
Museums, ausgeführt in der Kunst-Anstalt tiir Weberei und Stickerei von C. Giani hier;
eine grosse Suite von chinesischen Bronze-, Email-Gegenständen etc., Eigenthum des Herrn
Trau; endlich zwei Glasgemiilde und ein Holzrelief aus dem 16. Jahrhunderte.
Am 5. Mai Der Gypsahguss einer Metallschiissel, gearbeitet all' ugcmina von Anton
Cortellazzo in Vicenza i. J. 1865 im Auftrage des britischen Unterstaats-Secrstärs
Henry Layard das Selbstporträt des Histeriemnalers Johann Scb äffer v. Leonhards-
hof; ein silbsrplattirter Tafelaufsatz in getriebener Arbeit aus der Fabrik des Josef Lang
in Wien; neue Glasgemiilde vou Ferstl in München; die Fahne des Znaimer Turn-
vereines, Stoii" und Stickerei von C. Giani, Metallarbeit von Carl Haas hier; eine Suite
sehr eleganter Alt-Venetianer Gläser. vom Museum eigenthümlich erworben; endlich eine
Reihe interessanter Reise Studien gressentheils Farbeuskizzen aus Italien, vom Historien-
maler Michael Rieser.
Am 10. Mai Eine Marmorbüste der Kaiserin Maria Theresia von F. X. Messer-
schmidt geb. 1737, gest. 1783 und die Büste der im J. 1864 verstorbenen Frau Ern-
herzogin Hildegarde, letztere in Guru's-Marmor ausgeführt vom Bildhauer Schönteld,
beide Büsten Eigenthum Sr. kais. Hoheit des Hen-n Erzhsrzogs Albrecht; Entwürfe
zu einem Neubau des adeligen Casinds am Kolowratring vom Architekten Hasenauer;
chinesische und japaneslsche Holz- und Elfenbeinschnitzareien, Gedechte, Schmucksachen,
eingelegte Arbeiten, indische Spitzen etc., sünmtlich Eigeuthnm des Juweliars 11m. Aegidi;
autographirte Vorbilder Frir Flachornamente, nach Mustern der Stoifsammlung des Museums
und eigenen Originalen gezeichnet und auf Stein übertragen von Friedrich Fisch-
hac Druck von Weigel; Photographien nach alten Miniaturen, Eigenthum des Fräulein
von Kudriaffskyt; ein Gypsabgnss des in den Ufiieien zuFlorens befindlichen antiken,
in Bronze ausgeführten Ehers, und ein Seidenmosaik-Pozträt, Handarbeit der Frau Anna
Löwenthal.
Ausstellung des Geselllgkells-Verelnes an llrüsau in Mahren. Wir haben
bereits in dem Miirzhefte der Mittheilungen" berichtet, dass der Geselligkeitsverein zu
Brüsan beschlossen hat, im Laufs des Friihjahres die Abhaltung einer Ausstellung ins
Werk zu setzen, für welche er die Betheiligung des österr. Museums angesucht und zuge-
sichert erhalten hat. Die Ausstellung hat nun am 6. Mai begonnen und wird bis 22. d. M.
Siehe die späteren Notizen.
127
dauern. Dem Verein ist es gelungen, eine grossc Collection von Kunst- und Industrie-
gegenstünden Fir diesen Zweck zusammenzubringen. Unter den angemeldeten Werken be-
finden sich die jüngsten Arbeiten von Fritz Allemand, ,Maria-Ordensfest" und 'l'retfen
bei Oeversee" und die Cartons der in der Ausführung begriifenen Gemälde desselben
Künstlers; ferner Oelgemiilde, Aquarelle und Bleistiftzeichnungen von Altmann, ch wer,
Wegmaier, Hsselwander, Liboy, Müller, Reinhold, Schäfer, Schrödl,
Gauermann, Geyer, Moessmer, Ed. u. Rud. Swohoda, Steinfeld, Mahlknecht,
Schwemminger, Cartons fiir Glasgemülde bei St. Stefan von Prof. Führich, nebst
Farbenskizzen dazu von Geyling; Franz Dobyaschofs ky's Cartons der Schutzheiligen
der kaiserlichen Familienglieder, ausgeführt von Geyling in der Schlosscapelle der Weil-
burg bei Baden; chwoyser's in München Cartons für die Fresken im Maximilianeum;
Beproductiouen i.n Photographie und Stich nach Kaulbach's Werken; die chromolitho-
graphischen Arbeiten der k. k. Hof- und Staatsdruckerei; architektonische Studien und
Pläne vom Architekten Hrn. H. Ferstel u. s. f.
Das gewerbliche Element ist auf der Ausstellung durch den miihrischen Gewerbe-
verein und die höhere mährisehe Webereischule vertreten. Die Zahl der Ausstellungs-Num-
mern betrügt bei 400, der Hüngeraum übersteigt 1200-7. Die Ausstellung ist täglich
von Uhr Friih bis Uhr Abends geöiihet. Das Eintrittsgeld ist auf I0 kr. ü. W. festgesetzt.
Den Seidenfabriksarbeitern aus der Umgebung des Ansstellungsortes, beiläufig 400 an der
Zahl, ist der Eintritt freigegeben worden. Die Kosten der Ausstellung sind durch einen
eigenen Garantiefond gedeckt. Von Seite des Museums ist ein Exemplar särnmtliclner
bisher veröffentlichter Photographien und zwar dem Wunsche des Vereins ge-
miiss in losen Blättern, zur Ausstellung abgesendet worden.
U. V. Wrrthelmsteln. Die vier Büsten des der Kunst früh entrissenen C. v. Wert-
eims tei darunter das Porträt seiner Schwester, das Donizettfs etc., welche in den letzten
Wochen im Museum zur Ausstellung gelangten, sind ein Geschenk der Eltern des Ver-
storbenen an das Institut. Sie bezeugen nicht blos das Talent, welches der junge Mann
besass, sondern auch den Ernst, mit dem er seine Knnststudien betrieb. Die Aulfassung
und die Formbehandlung ist nicht kleinlich, sie ist mit feinem Gefühl für die Natur ver-
bunden. Die gebildete Gesellschaft Wiens, die an dem Todesfall des jungen Mannes so
lebhlßen Antheil nahm, hat jetzt, wo sie die Leistungen des aufkeimenden Talentes kennen
lernen kann, doppelt Grund, das frühe Hinscheiden zu beklagen.
ZeIchenschul-Ausstellnng In Wien. Das k. k. Staatsrninisterium hat über
ein Einschreiten der Direction des Museums genehmigt, dass im Herbste l. J. von
Seite der letzteren eine Ausstellung der Zeichenschulen Niederösterreichs
nach dem dafür in Antrag gebrachten von der Regiemng theilweise modiücirten Pru-
veranstaltet werde. Das Programm dieser Ausstellung und Details über die Aus-
führung desselben iiber Localitiit u. s. f. werden wir in der nächsten Nummer mittheilsn.
Geschenke an das Museum. Hr. Prof. C. Radnitzky hat dem Museum einige
antike Schlösser und ägyptische Glasfragmente, Fräulein v. driaf Photographien nach
Manuscripten zum Geschenke gemacht.
Besuch der Ällßllll. Die Zahl der Besucher des östsrr. Museums im Monate
April d. J. hat 10.139 im Monate April 1865 9895 Personen betragen; von der obigen
Zahl haben 264 Personen die Eintrittstage, der Rest die freien Tage für den Besuch benützt.
Ornamentstichsalnmlunng.
Neue Erwerbungen seit der Hemungebe de Katalogen der Ornementetich-
eammlung den k. k. öeterr. Museums im Hai 1865.
Deutsche Schule.
XVI. Jahrhundert.
FortleuungJ
Spliu Vxrg. riss. Kinder feiern das Wurstfent. Wurst, heyligs üaiseh etc." qu. 8. B. 270.
ms.
Die Hasen, die den Jäger braten. Uns Hasen ist ein Schanntz gernthen etc."
qu. 8. B. 271. 291
Solis Virg. Bl. Architekturen in halben Ruinen 4. B. 352-363. 295
Drei Ornamentfriese von Blumen und Blattwerk mit Thieren. qu. 8. fehlt B. u. P. 293
Ornament. Eine Eule, umgeben von eilf Vögeln in Laubwindungen. Weiss auf
Schwarz. 8. 3Mi- 460. 391
Weyditz Rud. Reichveniertes Portal; im Innern desselben eine weibliche Statue. Fol.
Probedruck. Holzschnitt. 308
Zimmermann Mich. von. Bl. Küsten, Schränke, Leuchterscliiifte, Becher. Auf der
Rückseite vnn Porträts gedruckt. Fol. Holzschn. 3l3.
iindt Mstthes. Das Wappen mit den beiden Mohrenköpfen und dem Löwen. col. A. 4-4. 312
H. G. Das HausfekYsche Wappen in Ornamentumrßhruung, unten eine Schritttafel. F01.
Holzschnitt. 400
I. B. Ornament mit drei Mednillons mit männlichen Büsten, zwischen denselben ein männ-
liches und ein weibliches Ungeheuer. Als fortl. Fries gedacht. qu. 8. B. 44. 267
L. B. Ornament mit Vase und zwei Tritonen, die sich mit Keulen bekämpfen. Das Mouogr.
unten in der Mitte. qu. S. Gogens. Copie nach dem Meister I. B. 26415
M. S. Titeleinfassnng zu der Stnt Nürnberg verneute Reformation. Oben der Ksisemdler
unten das Niirnbergische Wappen. Fol. Ilolzschn. 357
Unbekannt. Das Niirnbergische Wappen. 4. Holzschn. 343
Christenverfolgung in Ornament-Bordnre. 4. Holzschn. 35.15. Gesch. des llrn. Baron lmhof.
Ornament. In der Mitte eine gellügelte weibliche i-Ialbtignr mit zwei stylisirten Drnchen.
B. X. p. 150. N0. 3. qu. 8. 278
Blnttornament auf schratfirtem Grunde. als fortlaufender Fries gedacht. B. X. p. 154,
N0. I9. qu. 8. 279
Aufsteigendes Blnttornament, unten zwei Kindergenien als fortlaufender Fries gedacht.
B. X. p. 1.18 N0. 32. 280
Bl. Friese Kinderspicle, Kinderganien, Nereiden und Tritonen. qu. S. Holzschn. 331
Solis Hirschjagd. Fries. schrn. qu. 8. 299
Wappenschild, gehalten von einem Löwen, der eine Säule triigt. Fol. Holzsch. 2399,
XVII. Jahrhundert.
Beytler M. Bl. farblose Reliefnbdriicke eine ovalen und zweier viereckiger gravirter
Plättchen mit Actäon, Mercur und Susanne. qu. 8. SOL
l-Inllßr W. Das englische Wappen von Löwe und Eichhorn gehalten. Pol. Pnrthey 2422.
821
Reichversierte Titel zu Dugdale Monasticon Anglicanurn. F01. Pnrth. 2660.
Merian. 14 Bl. Num. Folge von christlichen und mythologischen Darstellungen nndEm-
blemen in Groteskenumgebung. Für Goldschmiede. J. Ch. Weigel exc. N. il. qu. 8. 292
XVIII. Jahrhundert.
Eysler Joli. Leonard Silberschmied, I3 Bl. Widmung und numerirte Folge der 12 Monsts
in reichern Cartouche. H. Biilmnnn sc. Joh. Chr. Weig. exc. FoL- 346J
Hecht Gab. Brustbild Clemens XI. in reichern Ornametrahmen. Jac. Müller sc. Fol. 268
Hesse E. C. Bl. Schlossernrbeiten, Kasten, Schloss und Schlüssel desselben und Eisen-
ornamente. Ipsc. sc. 1768 und 1759 Fol. und qu. Fol. 314
Preissler Joh. Daniel. Bl. Die vier Welttheile in reichen Cartouchen. Joh. Christ.
Weigel exc. qu. Pol. 347
Bl. Die vier Jahreszeiten in reichverzierten Cartouchen. Joh. Christ. Waigel exc.
Fol. 348.
Bl. Die vier Elemente in reich verzierten Csrtouchen. Job. Christ. Weigel exe.
qu. E01. 3493
Unbekannt SEI. reich verzierte Cnrtouchen. Joh. Chr. Weigels s. Wittib exe. N0. läß-
Fol. 344
Bl. reich" iferzierte Cartouchen, im Innern verschiedene Darstellungen. Joh. Christ.
Weigels s. Wittib exc. 355. F01. 3451,
12 Bl. Cartouchen. Joh. Chr. Weigl exc. No. S9. qu. 8. u. B. je zwei auf einem Bogen. 350.
Bl. Das Petersthor in Leipzig, innere und änssere Ansicht und Gmndriss und ein
Altar aus der Thomaskirche ebendnselbst. Joh. Chr. Weigel exe. Fol. 35l.
Fortsetzung folgt im nichllnn Heft.
Selbstverlag des kais. köu. österreichischen Museums.
Druck von Carl Gerold's Sohn in Wien.