Kurfürsten Arbeiten der feineren und zierlicheren Art mit Perlen und Email lieferte, aber sie können das Urtheil über den allgemeinen Cha- rakter nicht bessern. Eben so wenig vermochte es im 18. Jahrhundert die Dosenfabrication, an welche viel Kunst und feine Arbeit verwendet wurde, aber das Schönste daran war doch die Emailmalerei, und diese gehörte in ihrer damaligen Art der Kunst des Malers, nicht des Gold- schmiedes an. Die regellosen, der Symmetrie und Ordnung entbehrenden Ornamente des Rococo sind der Goldschmiedekunst, die als edle Kunst auch edle Formen und edle Ornamente verlangt, nicht günstig. Noch weniger konnte der antike Geschmack zur Zeit der franzö- sischen Revolution und des Kaiserreiches, welcher das Rococo eine Zeit lang vollständig bei Seite schob, die Goldschmiedekunst wieder heben. Es ist bekannt, mit welcher Kälte und Nüchternhi-it dieses erneuerte Griechenthum in der Kunst auftrat, wie wenig es erwärmtes Leben zu gewinnen wusste; jedoch das Nüchternste, Kälteste, Seelenloseste, was es geleistet hat, sind seine Arbeiten auf dem Gebiete der Goldschmiede- kunst. Der Fehler lag wahrscheinlich nicht in dem Mangel an Aufgaben, worin er in allen Zeiten schlechten Geschmackes von Künstlern immer gesucht wird. Das Kaiserreich, obwohl aus der Tiefe emporgestiegen, ver- schmähte keineswegs den königlichen Prunk der Legitimität und war bemüht, wie die übrigen Kunstgewerbe, so auch die Goldschmiedekunst durch bedeutende und glänzende Aufträge zu ehren und zu heben, aber diese napoleonischen Prachtgefiisse, von denen unter anderen die hiesige Schatzkammer grossartige Beispiele enthält, starren uns an mit eisiger Langweiligkeit in ihrer geistloseu Leere, die jedem feineren, belebenden Schmuck entsagt und mit verfälschten griechischen Contoureu und einem Bischen Lorbeer alles abgemacht glaubt. Da gibt es keine Reliefbänder, keine Emails, keine Niellos, keine Gravirungen ausser pompöser Inschrift. Diese Episode ging bald vorüber, und es kam nun in die Gold- schmiedekunst jene Oede, welche sich über alle kunstindustrielle Thätig- keit die Zeit der Restauration hindurch bis in den Beginn der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts lagerte und in welcher man, wie in der Wüste, nach der richtigen Kuuststrasse suchte. Zwar Anfänge kümmerte sich die Goldschmiedekuust sehr wenig darum. Wenn sie auch keine Ideen mehr hatte, so hesass sie doch glücklicher Weise noch die alten Formen und Modelle aus der Rococozeit, die wieder hervorgeholt wurden und für den gewöhnlichen Hausbedarf ausreichten. Schönheit der Formen, Eleganz des Contours, reizend geschwungene Ornamente, Erhöhung der Wirkung durch das farbige Lustre des Emails , das kam gur nicht in Frage, Kunst und Schönheit hatten in der Goldschmiedewerkstätte nichts mehr zu suchen. Nun gab es aber doch hie und da grössere Aufgaben zu lösen, zu