324 vertreten. _ Es sind viele Zweige der Kunstindustrie in Venedig, denen eine gut organisirte Ornamentensehule oder Kunstgewerbeschule, welche sieh an das Museo Correr anschliessen könnte, einen mächtigen Impuls geben würde. Frankreich behauptet seine hohe Stellung auf dem Gebiete der Kunstindustrie Europe's mit grosser Eifersucht insbesondere England gegenüber, dem einzigen Staate, von dem man sagen kann, dass er mit vollem Bewusstsein für die grossen Aufgaben, welche die Kunstindustrie in diesem Lande zu vollziehen hat, Hand an das Werk legt. Die Wirkun- gen der englischen Knnstindustriehewegung verspürt Europa, Frankreich in erster Linie und Oesterreich hat alle Ursache, die Art und Weise, wie die Kunstindustrie in England gefördert wird, mit sorgsamem Auge zu betrachten. In Oesterreich ist mit der Gründung der Kunstgewerbeschule des österreichischen Museums ein grosser Fortschritt geschehen aber man würde sich einem grossen Irrthume hingeben, wenn man meinen würde, damit sei alles geschehen. Wir betrachten die Gründung der Kunst- gewerbeschule nur als den ersten Schritt, der gemacht wurde und dem weitere unmittelbar auf dem Fusse folgen müssen, wenn die Gründung der Schule ihre Erfolge haben soll und wenn wir gewachsen sein sollen den Anstrengungen des Auslandes, die, wie wir anfangs bemerkt haben, mit Rücksicht auf die kunstindustriellen Bestrebungen in Oesterreich unter- nommen sind, um gegenüber seinen Fortschritten auf dem Gebiete der ' Knnstindustrie ein Gegengewicht zu schaffen. R. v. E. Das neue Museum für Kunst in Amiens (Departement de l: Sonne in nördlichen Frankreich). Bericht des Herrn Correspondenten Dr. Wilhelm Ritter v. Schwarz, k. k. Ministerislrsth und General-Consulstsdirector in Paris. Das neue Museum für Kunst und Industrie in Amiens wurde in Folge eines im Jahre 1852 in der „Socieze des Antiquaires de Pieardie" gefassten, und aus der Erkenntniss der Nothwendigkeit, den Sinn für Kunst im Norden Frankreichs zu beleben und zu fördern, hervorgegangenen Be- schlusses in's Leben gerufen. Die in Rede stehende Privatgesellschatl beniitzte zunächst den im Monate September 1853 erfolgten Besuch des Kaisers Napoleon in Amiens, um Se. Majestät zu bitten, das Unternehmen durch unentgeltliche Ueber- lsssung des dem Staate gehörigen Grundstückes unterstützen zu wollen, snf welchem einst das von Heinrich II. im Jahre 1547 erbaute Arsenal gestanden hatte. Der Kaiser bewilligte dieses Ansuchen , und der Platz wurde mittelst Gesetz vom 20. April 1854 unentgeltlich der Gesellschaft als ixnmerwährendes Eigenthunn übergeben.