Arbeiter auf die alle russische Kunstweise zu lenken. Diese hat ihre grossen Schönheiten, Originalität und Einheit des Styls. Ihr Charakter hat keine Störung erfahren durch den Reichthum und die wunderbare Mannigfaltigkeit der Ornamente, {die oft ganz verschiede- ncn Stylarten anzugehören scheinen. Diese Kunstvveise, welche fast gänzlich unbekannt ist und meist mit der byzanti- nischen Kunst völlig verwechselt wird, die aber davon doch verschieden ist und sn vielen berühmten Monumenten ihr Gepräge aufgedrückt hat, durch tüchtigen und ausgebildeten Unterricht und durch Studium der grossen Kunstwerke aufzuhellen, das ist die Aufgabe, welche der Director dieses Museums mittelst der historischen Abtheilnng desselben sich gestellt hat. Es war nicht leicht, fiir diese ganz neue Richtung der Arbeiten das Interesse zu wecken, es musste eine strenge Grenze gaogen werden zwischen jenen Kunstgegen- stiinden, welche den wahren Stempel der russischen Kunst an sich tragen und jenen, welche nur einen Abglanz der byzantinischen und der französischen Kunst des 17. Jnbr- hunderts zeigen. Es mussten ferner zahlreiche bis dahin unbekannte Werke erforscht wer- den, von denen manche durch Reichthum und Noblesse bemerkenswerth, manche der ro- maniscben Kunstepuche des Abendlandes verwandt, andere unter dem Einllusse asiatischer oder griechischer Kunstweise entstanden schienen. Diese Absichten schweben dem Director des Museums v. Bortowski vor; die von ihm begonnenen Werke - eine Grammatik und Geschichte des russischen Urnamentes - werden einen Einblick eröEnen und, wenn auch nicht vollständig," ein Urtbeil über die russische Kunst ermöglichen, welche zu einer Zeit sich entwickelte, wo Russland noch nicht in der Geschichte aufgetreten ist. Diese Arbeiten haben, wie schon oben hervor- hoben wurde, auch fiir die westeuropäische Kunstindustrie den gleichen Werth, wie für die Russen; das baldige Erscheinen dieser Puhlivationcn ist für ganz Europa ein Gegen- stand von hohem Interesse. Sie können nirgends besser ausgeführt werden als in Moskau, gewissermassen der Schatzkammer Russlands, und inmitten einer Schule und eines Mu- seums, wo sich eifriges Kunststudium und nationales Genie zu neuen, für das Abendland immerhin befremdlichen, aber durch die Originalität ihrer Formen so bemerkenswerthen Kunstschöpfungen verbinden. Die kaiserliche Jagd- und Gewehrkammer. Sammlungen, welche uns die Kunstschöpfnngen vergangener Jahrhunderte aufbe- wahren, sind iiir die ganze eivilisirte Welt von hoher Bedeutung; wir sehen daran nicht nur die Leistungen der Vergangenheit. sondern auch sehr deutlich, auf welcher Stufe der Geschmack und die Kunst unserer Tage stehen und wie unbedeutend oft ihre Erzeugnisse sich im Vergleich mit jenen der alten Zeit ausnehmen. Einen vorzüglichen Rang unter diesen Sammlungen nimmt die kaiserliche Jagd- und Gewehrknnmer ein, welche jetzt, neu eingerichtet und geordnet, einen reichen Schatz alter und neuer Jagdwaifen zeigt, die sowohl iir den Kenner, als auch für den Kunst- freund von höchstem Interesse sind. Es ist hier die Armbrust in kunstreiohen und seltenen Exemplaren vorhanden, das Radschlossgewehr von Maximilian I., 1' 1519, bis auf den prachtliebl-ndeu Karl VL, ist mit allen Verbesserungen und in Stücken von höchstem Kunstwerth aufgestellt. Spanien, Italien, Frankreich und die Niederlande haben mit Deutsch- lands Künstlern Meisterwerke im vollen Sinne des Wortes geliefert und bis auf die Pracht- walfen Seiner jetzt regierenden Majestät des Kaisers ist Alles in schönem Ueberbliek und leicht verständlich geordnet. Den Glanzpunkt dieser herrlichen Sammlung bildet die Zeit Karls VI. Mehrere dieser äusserst schön gearbeiteten Waiien zeigen wiederholt am Dnurnengrilf unter Springdeckeln die Porträts dieses Kaisers und seiner Gemahlin, der schönen Elisabeth von Wolfenbüttel, der Mutter unserer grossen Maria Theresia, und so zwar, dass die Gewehre der Kaiserin mit dem Porträt ihres Gemahls und jene des Kaisers mit dem seiner Gemahlin geziert sind. Die Kaiserin schoss bekanntlich sehr gerne und auch gut. Unter die kostbarsten Stücke gehören wohl ein Kngelrohr und das Pnlverhoru Erz- herzogs Leopold von Tirol (1- 1632), beide höchst knnstreich mit Figuren und Ornamen- ten aus Silber eingelegt, wie es wenig in dieser Art geben wird. Der schöne Hirsch- fänger Kaiser Ferdinands II. von 1033 mit geschnittenen: Hirschhorn reich verziert, auf der Klinge : „Nach viel Jagen und nach viel Fangen, danach hah' ich Verlangen"; m15 der anderen Seite ein Uhu vorn Schüdlichsn nmschwiirmt, dabei: ,.Viel hassen mich, sind selb erger dan ich." Ein Stück, welches sowohl die Zeit als auch den Herrn bezeichnet, dem es gehörte. Eine spanische Flinte von 1722. Der Schaft ist von Sohildpatt und ül "aus rI-ivh mit Gold und geschnittener: Steinen eingelegt. An der Kappe ist der österreichische Dias