346 dem die Gesellschaft sich kürzlich constiruirt und einen provisorischen Ausschuss gewählt hat, weitere Schritte gethan, um Mitglieder zu sam- meln nnd die vorgesteekten Ziele zu erreichen. Es handelt sich, wie gesagt, bei Gründung dieser Gesellschaft in erster Linie um Herbeischaßung der nöthigen Fonds zur Förderung der Zwecke der Kunstgewerbeschule. Man weiss, dass der Entwicklung unserer Schulen nichts so sehr hemmend in den Weg tritt, als die Armuth der Schüler. In den ersten Wochen des Bestehens der Kunstgewerbeschule hat man schon die Erfahrung gemacht, dass den fähigsten Schülern die Mittel fehlen, die Schule längere Zeit besuchen zu können. Nur wenige Schüler sind in der Lage, den ganzen Tag in den Ateliers der Schule zubringen zu können; ein grosser Theil derselben ist bis in die Nachmittagsstunden in Arbeit und kann erst in den Abendstunden die Schule besuchen. Und gerade liir solche Zöglinge, welche aus dem Geschäfte und aus der Werkstatt hervorgehen, wäre es nothwendig Mittel zu besitzen, die in Form von Schulstipendien ihnen die Gelegenheit geben, sich voll- ständig der Schule widmen zu können. Für einen anderen Kreis von Schülern wäre es von entsehiedenem Vortheil, kleinere Arbeiten unter der Leitung des Lehrers selbstständig in der Schule ausführen zu können. Bei solchen Arbeiten lernt ein fortgeschrittener Zögling am meisten. Die Mittel zu Arbeiten ähnlicher Art können durch die Fonds, die der Staat der Schule zur Verfügung stellt, nicht gedeckt werden. Es ist nöthig, dass auch nach dieser Seite hin die Schule freie Bewegung erhält und dass ihr zur Ausführung kleinerer selbstständiger Werke in der Schule selbst die Mittel gegeben werden. Endlich ist es wünschenswerth, dass Fonds für klein ers Reise- stipendien vorhanden sind, damit Jünglinge, welche sich für die Kunst- industrie in der Kunstgewerheschule vollständig ausgebildet haben, vor dem Eintritte in das praktische Leben Gelegenheit erhalten, die Kunst- industrie des Auslandes kennen zu lernen und so ihren Blick zu erwei- tern, ihre Geschäftstüchtigkeit zu erhöhen. Bei der Gründung dieser Gesellschaft waren vorzugsweise die Bedürfnisse der Krcnländer massgebend. Aus mehr als einem Falle ist es der Direction des Museums be- kannt, dass sehr geschickte Handwerker in den Provinzen Lust hätten in die Schule einzutreten, wenn die Vermögensverhältnisse es ihnen er- lauhen würden, befreit von den drückendsten Nahrungssorgen, einige Jahre in Wien sich der Schule widmen zu können. Die Paragraphe des Statutes der neuen Gesellschaft gestatten es, Stiftungen und Beiträge für die Angehörigen eines bestimmten Kronlandes zu machen.