363 liehen Ausstellungen und. mit Beschränkung auf gewisse Waarengattungeu hie und da stattgefhnden haben, sind nicht genügend. In Ennanglung eines Besseren hat übrigens die Kammer auch den relativen Werth solcher kleineren Ausstellungen anerkannt und dieselben - 1863 Hietzing. 1864 Krems, 1865 Mödling, 1866 Pruter in Wien, 1868 wieder in Hietzing - mit Geldbeiträgen und auf andere Weise thunlichst gefördert. Die beiden Arbeiterindustrieausstellungen, welche in Wien stattgefunden haben, sind wohl nicht das in grösserem Massstabe gewesen, was eigentlich unter solchen Ausstellungen zu verstehen ist; immerhin aber haben sie im grossen Publicum Interesse gefunden und den Anstoss duu gegeben, dass nun der Arbeiterbildungsverein in Wien die Absicht hat, selbst periodisch Arbciterindnstrieansstellungen im eigentlichen Sinne durchzuführen, ein Vorhaben, welches die beste Unterstützung in moralischer und mate- rieller Beziehung verdient. Sich weiter darüber auszusprechen wird erst möglich sein, wenn das Programm bekannt sein wird. Bei dem fortwährenden Unterbleiben einer grösseren Ausstellung in Wien selbst war man mit Recht bemüht, die auswärtigen grussen Expositionen iiir die heimische In! dustrie nutzbar zu machen, und zwar einerseits durch Entsendung von Arbeitern, Werkfiihrern und kleinen Gewerbsleuten zu diesen Ausstellungen behufs auf- merksamer Betrachtung derselben, andererseits durch den Ankauf von Mu stergegen- stünden auf diesen Ausstellungen. Was die Entsendung von Gewerheangehörigen betrifft, so hat der n. ö. Gewerheverein, unterstützt durch Beiträge seiner Mitglieder und anderer Gönner, zu den Londoner Ausstellungen in den Jahren 185] und 1862, so wie zur Pa- riser Ausstellung im Jahre 1867, eine Anzahl von Arbeitern, Gewerbetreibenden und Tech- nikern entsendet. Ein Gleiches hat die n. ö. Hnndels- und Gewerbekammer gelegentlich der Pariser Ausstellung im Jahre 1867 gethan, wobei sie der Staat mit dem bedeutenden Betrage von 10.000 G. Silber unterstützte und die Genossenschaften circa 3000 il. bei! trugen. Im Jahre 1862 hatte auch die Commune Wien auf eigene Kosten eine Anzahl von Gewerbeangehörigen zur Londoner Ausstellung entsendet; der aus Gründen, welche wir hier nicht näher besprechen wollen, eingetretene Misserfolg dieser Sendung hielt je- doch die Commune ab, im J. l867 anlässlich der Pariser Ausstellung Aehnliches zu thun. ln Ansehnng des Kaufes von Mustern ausländischer Erzeugnisse leistete der n. ö. Gewerbeverein bisher das Meiste, im Ganzen aber doch nur Unzulängliches, weil die Mittel dieses Vereins selbstverständlich nicht hinreichen können, um auf dem gedachten Felde so viel zu thun, als überhaupt geschehen soll. Im Jahre 1867 hat auch die Kammer einen Betrag von 4000 Francs zum Aukaufe von Mustern verwendet, die eben jetzt unter gleichzeitiger Ahhaltung von erläuternden Vorträgen in Ausstellungen ölfeutlich zur An- schauung gebracht werden. Der n. Gewerheverein hat ferner ein kleines permanentes Musterlager ange- legt; dasselbe kann aber nur als ein sehr bescheidener Anfang betrachtet werden. Es ist durchaus nothwendig, dass in dieser Beziehung etwas Grossartigcs geschaffen werde, da.- mit wir nicht länger zurückbleiben hinter anderen, selbst viel kleineren Läudem, welche in richtiger Erkenntniss der hohen Wichtigkeit solcher Musterlager auf deren Errichtung und Forterhaltung den grössten Eifer und bedeutende Mittel verwenden. Wohl hat schon im Jahre 1846 der seither verstorbene k. k. Rath Reuter hohen Orts einen Plan über- reicht. wonach aus dem technischen Cabinete am k. k. polytechnischen Institute eine Anstalt geschahen worden wäre, welche dieselben und vielleicht noch weiter gehende Zwecke zu erfüllen gehabt hätte, als sie das Musterlager in Stuttgart hat; es sollte durch dieses Cahinet Alles vermittelt werden, was sich auf den technischen Fortschritt in den Gewerben bezieht. Die Anträge Reutefs waren bereits Allerhöchsten Orts genehmigt und die Vorbereitungen nahezu so weit beendet, um das Institut cröünen zu können, da traten die Ereignisse des Jahres lSd-"S ein, welche die in Aussicht genommene Reorgani- sation des k. k. polytechnischen Institutes und damit auch die Verwirklichung des Muster- lsgerprojectes verzögerten. Die Reorganisation der Technik ist endlich, nach fnst 2) Jahren, zu Stande gekommen, der andere, so wichtige Gegenstand aber noch immer un- erledigt. So liegen die-reichen Schätze des technischen Cabinets Eir die Industrie todt, weil sie dem Gewerbestsnde nicht in geeigneter Weise zugänglich gemacht sind; würde das Letztere geschehen und würde man eine durchaus nirh unersclnvingliche Vermehrung der Auslagen, welche das Cabinet in Anspruch nimmt, nicht scheuen, so würde man von diesem, anstatt wie jetzt beinahe gar keinen, dann den vollen und zwar einen in seinen lhiichteu grossartigen Nutzen tiir die gesammte einheimische Industrie haben können. Eine erhöhte Ausgabe wäre allerdings nothwendig, damit das Cahinet mit einer entspre- chenden Reihe der besten technischen Leistungen aller Zeiten und Länder ausgestattet werden und damit es stets die neuesten Erfindungen und Verbesserungen auf dem Gebiete der Technik vorführen, endlich auch, damit die Ahhaltung von Vorträgen für den Ge- werbestand aufgenommen werden könne. s s: