"aß. MITTHEIILUNGEN v5"-
Vierter Jahrgang. 15. Februar 1869.
k. k. österr. Museums für Kunst Industrie.
Monatschrift für Kunst 8a Knnstgewerbe.
Am I5. eines jeden Monats erscheint eine Nummer. Abonnementspreis per Jahr H. ö. W.
Eedacteur Dr. G. Thu. Expedition von C. Gerold's Sohn. Man ebcnnirt im Museum, bei
Gerold Comp., durch die Pnstanstalten, sowie durch alle Buch- und Kunsthudlungen.
lu in Gelnlllehlfl. Förderung der Knnngewerbesnhule. Ausstellung du am". Knnzlgewerbo im
Jshre 1911. Berichl über die Prqet lrmmgeurbuuas Auuullusz vom Jshru im. Du
deutsche ousmmrmum in Berlin. Erwerbungen du k. x. llmu- und Antikenelbinltu im
nun rsee. rammt; des unumwmm in NiedervOutsmlr-h. Kleiner! lmnsuugur.
Bibllethekl-Klhlng.
Mit einer eilige. in der Blirhe eines hllhen Druekhageni.
s.
Gesellschaft zur Förderung der Kunstgewerbeschulo des
k. k. österr. Museums.
Die Kunstgewerbeschule des österr. Museums ist, wie das Museum
selbst, an die thätige Mitwirkung des betheiligten Puhlicums gewiesen.
Je inniger und organischer beide mit diesem in Verbindung treten, desto
segensreicher werden ihre Erfolge sein. Was der Staat thun kann in
Herbeischadung von Mitteln, in der Gründung von Lehrkanzeln, ist be-
reits geschehen; was weiter noch zu thun ist, das muss grossentheils von
jenen Kreisen aus geschehen, welche an dem Gedeihen der Kunstgewerbe
schule das grösste Interesse haben.
Um aber eben diesen Kreisen die Möglichkeit zu schaffen, sich zu
organisiren und in rationeller Weise zu thun, was nöthig erscheint, hat
sich eine Gesellschaft gebildet, welche die Aufgabe verfolgt, die Kunst-
gewerbeschule in ihren Zwecken zu Fördern und die nöthigen Fonds hiezu
herbeizuschsden. Die Anregung zur Gründung dieser Gesellschaft ist
von dem österr. Botschaüer am französischen Hofe, Fürst Richard Mette
nich, ausgegengen; in Folge einiger Unterredungen, welche derselbe
mit dem Director des Museums R. v. Eitelberger hatte, entstand die
Idee zu einer Sociätä Jmcouragement, wie deren das Ausland bereits
mehrere hat.
Das Curatorium des österr. Museums hat in seiner Sitzung vom
16. Jänner d. J. die Ideen, welche dem Ststute der Gesellschaft zu
Grunde liegen, zu den seinigen gemacht; der Protector des Museums,
Se. kein. Hoheit Herr Erzherzog Rainer, sowie das h. k. k. Ministerium
für Cnltus und Unterricht haben die vollständige Beistimmung zur Grün-
dung einer solchen Gesellschait ausgesprochen, und es werden nun, nach-
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dem die Gesellschaft sich kürzlich constiruirt und einen provisorischen
Ausschuss gewählt hat, weitere Schritte gethan, um Mitglieder zu sam-
meln nnd die vorgesteekten Ziele zu erreichen.
Es handelt sich, wie gesagt, bei Gründung dieser Gesellschaft in
erster Linie um Herbeischaßung der nöthigen Fonds zur Förderung der
Zwecke der Kunstgewerbeschule.
Man weiss, dass der Entwicklung unserer Schulen nichts so sehr
hemmend in den Weg tritt, als die Armuth der Schüler. In den
ersten Wochen des Bestehens der Kunstgewerbeschule hat man schon die
Erfahrung gemacht, dass den fähigsten Schülern die Mittel fehlen, die
Schule längere Zeit besuchen zu können. Nur wenige Schüler sind in
der Lage, den ganzen Tag in den Ateliers der Schule zubringen zu
können; ein grosser Theil derselben ist bis in die Nachmittagsstunden
in Arbeit und kann erst in den Abendstunden die Schule besuchen.
Und gerade liir solche Zöglinge, welche aus dem Geschäfte und aus der
Werkstatt hervorgehen, wäre es nothwendig Mittel zu besitzen, die in
Form von Schulstipendien ihnen die Gelegenheit geben, sich voll-
ständig der Schule widmen zu können.
Für einen anderen Kreis von Schülern wäre es von entsehiedenem
Vortheil, kleinere Arbeiten unter der Leitung des Lehrers selbstständig
in der Schule ausführen zu können. Bei solchen Arbeiten lernt ein
fortgeschrittener Zögling am meisten. Die Mittel zu Arbeiten ähnlicher
Art können durch die Fonds, die der Staat der Schule zur Verfügung
stellt, nicht gedeckt werden. Es ist nöthig, dass auch nach dieser Seite
hin die Schule freie Bewegung erhält und dass ihr zur Ausführung
kleinerer selbstständiger Werke in der Schule selbst die
Mittel gegeben werden.
Endlich ist es wünschenswerth, dass Fonds für klein ers Reise-
stipendien vorhanden sind, damit Jünglinge, welche sich für die Kunst-
industrie in der Kunstgewerheschule vollständig ausgebildet haben, vor
dem Eintritte in das praktische Leben Gelegenheit erhalten, die Kunst-
industrie des Auslandes kennen zu lernen und so ihren Blick zu erwei-
tern, ihre Geschäftstüchtigkeit zu erhöhen.
Bei der Gründung dieser Gesellschaft waren vorzugsweise die
Bedürfnisse der Krcnländer massgebend.
Aus mehr als einem Falle ist es der Direction des Museums be-
kannt, dass sehr geschickte Handwerker in den Provinzen Lust hätten
in die Schule einzutreten, wenn die Vermögensverhältnisse es ihnen er-
lauhen würden, befreit von den drückendsten Nahrungssorgen, einige
Jahre in Wien sich der Schule widmen zu können. Die Paragraphe des
Statutes der neuen Gesellschaft gestatten es, Stiftungen und Beiträge für
die Angehörigen eines bestimmten Kronlandes zu machen.
Dazu kömmt noch die Erwägung, dass das Gedeihen und die Fort-
entwicklung der Kunstindustrie in der österreichischen Monarchie wesent-
lich von Erhöhung und Vermehrung der Wechselbeziehungen zwischen
dem Museum und den Kronländern abhängig ist. Die Fortschritte der
Geschmacksbildung in der Kunstindustrie dürfen sich nicht allein auf
Wien beschränken, sie müssen sich gleichmässig über die ganze Mon-
archie verbreiten.
Die Organisation der zu gründenden Gesellschaft ist von den Ge-
sichtspunkten getragen, dass die Herheischaßung und Verwaltung des
Vermögens ausschliesslich in den Händen ihres Ausschusses ruht. Die
Bestimmung hingegen, welchem Zöglinge und in welcher Art demselben
eine Begünstigung zuzuweisen ist, hängt ausschliesslich von dem Lehr-
körper und dem Aufsichtsrathe der Schule ab. Wie dieser allein compe-
tent ist, die Würdigkeit und Zweckmässigkeit einer solchen Begünstigung
zu entscheiden, so ist jene allein massgebend, wo es sich um die Ver-
waltung und um die Modalitäten derselben handelt.
Die Minimalbeiträge sind so gestellt, dass es sehr vielen Personen
möglich ist, der Gesellschaft beizutreten. Der Minimalbeitrag für die
Gründer der Gesellschaft, der nur einmal gezahlt wird, ist 100 Gulden,
der Minimal-Jahresbeitrag für die Mitglieder der Gesellschaß ist fünf
Gulden.
Es ist nicht nur einzelnen Personen, sondern auch Körperschaften
möglich gemacht, als Gründer oder Mitglieder der Gesellschaft beizutreten.
Wir zweifeln gar nicht, dass diese Ideen den Beifall der betheiligten
Kreise finden werden. Seit Gründung des Museums ist in allen Kreisen
die Einsicht in die Bedeutung der Kunstindustris für die Wohlfahrt des
Volkes im Steigen begriffen, und man wird nach dem, was der Staat für
das Museum gethan hat, fühlen, dass auch die Gesellschaft verpflichtet
ist, die Zwecke des Museums direct zu fördern.
Die Beitrittserklärungen zu dieser Gesellschaft nimmt vorlliuiig die
Direction des österr. Museums, am Ballplatz in Wien, entgegen.
Das h. k. k. Ministerium für Oultus und Unterricht hat mit dem
Erlasse vom 30. Jänner 1869 Z. 642 die dahin erstattete Anzeige von
der durch die Bemühungen des Museums Kir Kunst und Industrie in's
Leben gerufenen Gesellschaft zur Förderung der Kunstgewerbeschule
zur Kenntniss genommen und begleitet die weitere Entwicklung dieser
Institution um so mehr mit den besten Wünschen des Gelingens, als die
Realisirung der Zwecke, welche diese Gesellschaft sich gesetzt hat, ohne
Zweifel die Lösung der Aufgabe der Kunstgewerbeschule zu fordern in
hohem Grade geeignet ist."
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Statuten Mr die Gesellschaft zur Förderung der Kunstgewerhe-
schule des k. k. Museums.
I. Zweck und Wirksamkeit der Gesellschaft.
1.
Die Gesellschaft zur Beförderung der Kunstgewerbeschulo des Museums hat, wie
ihr Name es ausspricht, zum Zwecke, die mit dem k. k. österr. Museum i'd Kunst und
Industrie in Verbindung stehende Kunstgewerbeschule in der Erreichung ihrer statuten-
miissigen Bestimmung in der Heranbildung tüchtiger Kräfte für die Bedürfnisse der Kunst-
industrie zu unterstützen und die zu diesem Zwecke nöthigen Fonds herheizuschaßen.
2.
Die Form der Unterstützung wird der Regel nach
in Schulstipendien,
in Reisestipendien,
in Aufträgen an hervorragende Zöglinge der Anstalt, und in Beiträgen zur
Anfertigung haust-industrieller Gegenstände
bestehen.
Die Verwendungsmodslitlit in jedem einzelnen Falle wird unter Berücksichtigung
der Anträge des Lehrkörpers vom Aufsichtsrathe der Kunstgewsrbeschule bestimmt werden.
II. Bildung der Gesellschaft; Rechte und Ptüchtaen der Iitglieder.
3.
Die Mitglieder des Vereiues sind entweder
Gründer, oder
unterstützende Mitglieder.
Gründer wird man durch einmalige Leistung eines Betrages von mindestens lOO 5.
unterstützendes Mitglied durch eine Jahresleistuug von d. Auch Corporstionen und
andere moralische Personen können der Gesellschsß, sei es als Gründer oder als unter-
stützende Mitglieder, beitreten.
4.
Die Rechte der Mitglieder der Gesellschaft sind fulgender
Sie haben allein das Recht, bei der Wahl des Gesellschaftsausschusses mit-
zuwirken und in denselben gewählt zu werden;
durch ein Uehereinkommen mit dem Aufslchtsrathe der Kunstgewerbeschule
und der Direction des Museums wird ihnen der freie Eintritt zu den von der
Kunstgewerbeschnle stntutenmßssig veranstalteten Ausstellungen der Schüler-
arheiten und den Ausstellungen der aus den Mitteln der Gssellschaß angefer-
tigten Werke im Museum gesichert werden;
sie haben das Recht, selbstständig die Gesellschaft betreffende Vorschläge an
den Ausschuss zu richten;
ihre Namen werden von Zeit zu Zeit durch besondere Verzeichnisse kund
gemacht;
sie erhalten als Bestätigung des Eintrittes ein Diplom.
Die Ausübung dieser Rechte ist an die bereits vollzogene Leistung der laufenden
Einlagen gebunden.
Die Generalversammlung aller Gessllscbsfts-Mitgliede wird jährlich einmal zur Ent-
gegennahme des Rechenschaftsherichtes und zur Wahl der Ersatzmiinner für die ausge-
schiedenen Ausschussmitglieder einberufen. Vergl. 55 10 und I5.
6.
Jedem unterstützenden Mitglieds steht es frei, sich Sir eine beliebige Anzahl von
Einlagen zu vsrpdichten.
III. Leitung der Gesellsohatt.
7.
Die Gesellschaü wird durch einen Ausschuss von Mitgliedern repriisentirt, welche
aus den Mitgliedern durch Stimmenmehrheit zu wühlen sind.
Der Vorsitzende des Aufsichtsrathes und der Director der Kunstgewerbeschule bilden
den ständigen Bcirath des Ausschusses. Die Mitglieder des Ausschusses müssen in Wien,
als dem Sitze der Gesellschsh, domiciliren.
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8.
Alle Jahre scheidet durch das Laos sein Drittheil der Ausschussmitglieder aus und
die Ergänzung findet durch Wahl der Gesammtheit der Mitglieder ststt. Die Austretenden
sind wieder wählbar. Auswirtige Mitglieder können ihr Wahlrecht auch durch Bevoll-
lnlchtigte oder schriftlich ausüben.
Das Resultat der Wahl ist vom Ausschusse dem Protector der Gesellschsß und
dem Puhlicum nur Kanntniss zu bringen.
9.
Der Ausschuss versammelt sich ilbgr Einladung des Präsidenten oder eines gev
wählten Stellvertreters je nach Bediirfnisl. Die Beschlüsse werden durch Stimmenmehr-
heit gefasst; bei Stimmengleichheit entscheidet der Vorsitzende. Die Anwesenheit von
drei Ausschussmitgliedern ist sur Giltigkeit des Beschlusses genügend.
10.
Der Wirkungskreis des Ausschusses besteht in Folgendem
l. Er nimmt vom Zeitpunkte seiner Gonstituirnng an alle Beltrittserklärungen zur
Gesellschaft entgegen;
2. er verwaltet des Vermögen der Gesellschah und bestimmt die jährlich zur Ver-
wendung gelangenden Beträge;
3. er hat die aus den Mitteln der Gesellschah angefertigten Werke zn übernehmen,
dafür zu sorgen, dass dieselben in den Localitliteu des k. k. Museums üir Kunst und In-
dustrie ausgestellt und ihrer Bestimmung zugeführt werden;
4. er hat über alle anderweitigen Gesellschaftsaugelsgenheiteu, soweit die eigenen
Wshrnehmungen der Ausschussmitglieder, oder Anträge, welche aus der Mitte der Gesell-
schaft oder vom Lehrkörper und Anfeichtsrathe der Kunstgewerbeschule hiezn einen An-
lass geben und insbesondere iiber dlßllige Verlnderungen der Statuten zu heratheu;
5. er hat endlich der Generelversammlung über die Verwendung des Gesellschafts-
vennögens Alljährlich Rechnung zu legen. Das Resultat dieser Rechnung wird öifentlich
bekannt gemacht.
ll.
An "der Spitze des Vereins steht aäls Protector Se. Durchlaucht Fürst Richard
Metternich-Winneburg. Derselbe priieidirt den Sitzungen des Ausschusses und der
Geueralversammlung. Zu seiner Vertretung wühlt der Ausschuss aus seiner Mitte einen
Vorstand, welcher in Abwesenheit des Protectors die Verhandlungen leitet und die Ge-
sellschaft usch Aussen vertritt. Ausfertigungen und Bekanntmachungen des Vereines be-
dürfen der Unterschrift des Vorstandes. Die übrigen Mitglieder theilen sich in die Func-
tionen des Secretlrs, des Cassiers, des Controlors etc.
IV. Gebahrung mit den Mitteln der Gesellschaft.
12.
Die Einnehmen der Gesellschnß bestehen
Aus den Einzahlungen der neu eintretenden Gründer;
aus den Jahresbeilrelgen der unterstützenden Mitglieder;
uns den Zinsen der gemachten Anlegen;
aus dem nllfnllsigen Erlöse der über Bestallung der Gesellschaft angefertigten
Gegenstände;
sns endeten zufälligen Einnehmen; endlich
Ins besonderen Sühungen.
Bei diesen besonderen Stihungen, welche aus einzelnen Kronlllndern oder von Cor-
Ivflntionen aus den Kronlindern herrühren, kann die Bestimmung-geheim werden, dass
lle nur für Angehörige der bettelfenden Länder verwendet werden.
13.
Die jährlich nur Verwendung kommenden Beträge bestimmt nach dem Stande des
Gesellschnftsvermögens der Ausschuss 10. Ueber ihre Verwendung entscheidet der
Aufsichtsrsth der Knnstgewerbeschula, mit Berücksichtigung der ihm von dem Lehrkörper
"Wßlegten Anträge und von dem Anuchnsse gemachten Vorschläge.
14.
Das Gesellschaftsjnhr fällt mit dem Kalenderjahr zusammen. Die Einzahlung ist
"NL Qunrtsle jeden Jahres zu leisten.
350
V. Dauer und Aunesung der Gesellschaft.
15.
Die Auflösung der Geseilsehnh hnä nur in einer Generslversemmlung durch Be-
schluss von Dreiviertheilen der Ahstimmenden stattfinden. in diesem Felle wird das vor-
handene Vermögen dem Aufsiehtsrethe der Kunstgewerhaschuie nur BtiRung von Stipen-
dien oder snderweitigen Unterstützungen übergeben.
Zur Abänderung der Statuten ist die Zustimmung von swei Drittheileu der ordent-
lichen Mitglieder erforderlich, welche bei einer zu diesem Zwecke einberufenen General-
versnmmlung erscheinen.
VI. Schiedsgericht
Alle eus dem Vereinsverhliltnisse entstehenden Streitigkeiten werden durch ein
Schiedsgericht endgiltig entschieden. Zu demselben wühlt jeder der streitenden Theile
aus den Vereinsmitgliedern einen Schiedsrichter und diese sodnnn einen Obmann; können
sich erstere iiher die Wahl des Ohmunnes nicht einigen, so entscheidet du Laos.
Uehergengs-Bestzlmmnngen.
Die Bildung der Gesellschaft wird durch einen Aufruf eingeleitet, welcher von dem
Protector derselben oder in seinem Namen im In- und Ausinnde verbreitet wird.
Die Anmeldungen zum Beitritt sind vorläufig an den Aufsichtsrsth der Kunst-
gewerbesehule Museum, Bnllplets in Wien zu richten, welcher bis zur Wahl eines
Gesellscheftsnussehusses provisorisch dessen Functionen snsiibt.
Erstes Verzeichniss
der Mitglieder des Vereiues zur Förderung der Kunetgewerbeschule.
Diesem Vereine sind sls Griind er beigetreten
Se. Mejestiit der Kaiser mit. H. 1000
Se. k. Hoheit Erzherzog Reiner 500
Se. Durchlaucht Fürst Johmn Liechteustei .. 500
Se. Durehl. Prinz Hohenlohe-Schillingsfurst. k. k. Obersthoimeister. 800
Se. Exc. Herr Graf v. Crauneville, k. k. Oberstkimmerer .. 100
Se. Exe. Herr Graf Josef Wrstislsw, k. k. Obersfkiieheumeisker 100
Se. Exc. Herr Graf Edmund Zichy .. 500
Se. Exc. Heinrich Graf Zichy 100
Be. Exc. Graf Constentin Wickeu urg 100
Herr R. v. Eitelberger, Director des k. k. österr. Museums .. 100
Herr 0m v. Bauer, Fsbriksbesitzer und Correspendent des k. k. 61 Museums
inBriinn ....... ....... 600
Herren Philipp Haus 8m Söhne, k. k. Hnfteppiehfnbrikmten. 300
Herr Ludwig Ladeuburg, Director der ösberr. Nationalbank 100
Herren J. L. Lobmeyr, k. k. Hof-Glusweareufshrikunfeu 300
Herr Jos. Klinkosch, k. k. Hof-Gold- und Silberwesrenfnbrik 100
Herr David Hollenbaeh, Brouzewasreufabriksnt. 300
Herr Achilles Melingo, Gemeimlerath, Curetor des k. k. österr. Museums. 100
Herr Dr. Alex. Scharf, Eigenthürner der Sorm- und Monmgszeituugä. 100
Herr Franz Ritter v. Wertheim, Curstor des k. k. österr. Museums 3170
Herr Nicolßus Dumba, Curstor des k. k. österr. Museums 300
Herr A. v. Lllllll, Flbriksbesitler i.u Prag... 100
Herr L1. Vigne, k. k. Hofbildhsuer 100
Herr Alois Henuech, Bronzewaareufsbriklnt 100
Herr Conred Biihlmsyer, k. k. Hofvergolder 190
Herr Dr. Karl Holdhsus, Secreülr der n. Hmdelsksmmer 100
Herren Gebrüder Rodeek, Hofliaferanten 100
Herr Eduard Sieger, Kammemth, Pspierbßndler und Buchdruckereibesitzen. 100
Die priv. österr. Nzrionulbenk 500
Herr C. Drächeler, k. k. Hofpoekmenürer 100
Herr A. Milde, Schlosser-meiner .. 120
Herr W. Ritter v. Lucam, Generslsecrellr der Nßxnnnlbnuk. 100
Herr F. Psulik, Tischlermeister. 100
Herr Max Freiherr v. Kübak, Rsichsrsthnu 100
H8lTÄ.Äl'lll'll,Klll18häl1dlGt
Herr Josef Schsller, k. k. Hof- und Armee-Feldschmiedenfubrikaut
Herr Wilhelm Krßlik, Firma Meyfs ließe, Glaswurenfahrikmt
Frau Anna. Heuser ..
Herr Eduard Hauser,
Herrn August Kitsehelfs Erben
Herr Benedict Kölbl, Vergoldet.
Herren Job. Liebieg Comp..
Herr Hofrnth Ignaz Ritter v. Schiffer
Herr F. Schöntheler, Bildhauer....... ..
Herren Hluwetsch Isbnry, Shewlfsbrikanteu
Herr Georg Hertl Sohn ..
Erste österr. Seifensiedergewerksgesellschah ..
Herr Anton Harpke Sohn, Knmmerrsth un sn
Herr Heinrich Diugler, Kammerreth und Maschinenfabriknut
Der Lehrkörper der Kunstgewerbeschule ..
Herr Georg Plsch, Kunsthändler
Herren Kobeek Aagidi, k. k. Hofjuweliere
Herr Heinrich Diihell, k. k. Hoßischler ..
suuissulalulnsauaxp
Gesammtsumme der bis jetzt eingegangenen Griinduugsbeitrige d. 10.2
Als beitrngenda Mitglieder mit Jshresheitrigen sind beigetreten
Se. Majestät der Kniser. .. ..
Herr A. Hsuusch, Bronzewaueufebriknnt
Herr Ls. Vigne, Hofhildhausr
Herr A. v. Laune, Fshriksbesitzer in Prag ..
Herr Nicnlnus Durnbe. Cnrster des Museums
Herr Franz Ritter v. Werth eim, Curator des Museums
Herr J. Reckenschuss, Vicepräsident der n. ii. Handelskammer
Herren Philipp Hues Söhne, k. k. Hoheppichfuhriksuten
Herren J. ü. L. Lobmeyr, Hofglsswurenfsbriknnten ..
Herr S. Winterstein, Präsident der n. ü. Handelskammer.
Se. Durchlaucht Fürst Johann Liechtenstein. ..
Herr Giani, Inhnber einer Kuustnnsult Rir Stickerei und Weberei
Herr R. v. Eitelberger, Direutor des k. k. österr. Museums
Herr D. Hollenhech, Bronzewuerenfuhrikant
Herren August Kitsehelfs Erben.
Herr Benediet Kölbl, Vergolden.
Herr Josef Diitmär jun., Stebl- und
Herr Dr. W. Exuer, Benlsehulprofeseor in Krems
Herr Conrud Biihluuycr, k. k. Hnfvergolder. ..
Herren Gebrüder Rodeck, k. k. Hofliefersnteu.
Herr Wilhelm v. Eitalberger, Mnrineiutendantu
Herr Albert Milde, Schlossermeister.
Herr Michael Meyer, Hotelier
Herr Ritter v. Lucnm, Secretlir der Netionulbsn
Herr Friedr. Walther, k. k. Bectionsrsth ...
Herr Josef Seheller, Fabrikant
Herr Fr. Pichler, Vergolder .. ..
Herr Wilhelm Krslik, Gluswureufabriknnt
Herr Louis Heuser, Architekt. ..
Se. Excellens Gref Constsnüu Winken
Herr F. Storno, Correspondent des Museums
Herr Josef Pokorny, Bildhnuer. ..
Herr F. Schönthuler, Bildhauer
Herr Georg Hortl Sohn ..
Herren Hlawltseh Isblry, Bhlwlfnbriklnten
Herr A. Hnrpke, Fabriknnt und Mitglied der Handelskammer
Herr Joh. Garber sen., Fabrikant und Mitglied der Heudelskamme
Herr Heinrich Dinglsr. Maschinenfßbrikxut .. .. ..
Se. Excelleuz Graf Heinrich Zichy mit Widmung für einen ungnr. Zoghng
Herr C. Drächsler, Hofposnmeutirer ..
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352
Se. Exc. Graf Edmund Ziehy mit Widmung für einen ungarischen Zögling. ü. 50
Herren Kebcck Aagidi, k. k. Hofjuweliere.
Herr Heinrich Dübell, k. k. Hoftischler.......
Herr J. Storck, Architekt und Director der Kunstgewerbeschulo lO
Herr F. Laufberger, Professor der Kunstgewerbeschnle 10
Herr F. Sturm, Professor der Kunstgewerbeschule. lO
Herr Otto König, Professor der Kunstgewerbeschule
Herr Miclf. Rieser, Professor der Kunstgewerbelchule
Herr Job. Hütter, Reulschuldlrector in Wnidhofen s. d. Yb
Die Landesuuterrealechule dßselbst
Freiherr A. v. Burg, Mitglied des Herrenhanses
Herr J. Dulliachak, nknd. Bildhsuen.
R.Biegler................
Gesnmmtsumme der Jahresbeiträge der Mitglieder .... H. 818
Wien, am 5. Februar 1869.
Graf Edmund Zichy, als Vorstand.
L. Lobmeyr, als Csssier.
Ausstellung der österreichischen Kunstgewerbe
bei Erößnung des Neubaues des k. k. Museums fiir Kunst und Industrie in Wien.
Im Spätherbste des Jahres 1870 ist der Neubau des österr. Museums
vollendet, welchen der Architekt Heinrich Ferstel in den Formen des
Renaissancestyles geistvoll entworfen, die Baumeister Kais er und Böseh
zur Ausführung übernommen haben.
Das neue Museum enthält in seinen Parterrelocalitäten drei
grosse Räume mit Oberlieht und sechs Säle mit Seitenlicht vortreiflich
beleuchtet.
Im ersten und in dem über dem Mitteltract befindlichen zweiten
Stockwerke werden Kuustgewerbeschule, Bibliothek, Vorlesesaal, Lese-
und Zeichensaal für das Puhlicum, sowie auch ein photographisches Atelier
untergebracht werden.
Die Parterrelocalitäten mit einem Flächenraum von mehr als 900
Quadrat-Klettern sind für die systematische Aufstellung der Sammlungen
des Museums und für eine permanente wechselnde Ausstellung
moderner Kunstindustriegegenstände bestimmt.
Bevor das Museum diese Räume bezieht, haben mit Zustimmung
Sr. kais. Hoheit des Herrn Erzherzog-Protectors Rainer das Curatorium
und die Direction des österr. Museums beschlossen die Eröffnung
des neuen Museums mit einem vaterländischen Feste, einer
grösseren Ausstellung der österreichischen Kunstindustrie
in ihren hervorragendsten Repräsentanten zu inauguriren.
Diese Ausstellung soll mehrere Monate dauern; sie soll Zeugniss
von Dem geben, was die österreichische Kunstindustrie zu leisten im
Stande ist und insbesondere, welche Fortschritte sie in den letzten Jahren
gemacht hat.
Es wird bei dieser Ausstellung principiell alles vermieden werden,
was an jenen Schwindel erinnert, der das Ausstellungswesen thsilweise
discreditirt hat. Es soll eine würdige ernste Feier, es seil die Inaugurw
tion des Museums sein.
Den hervorragenden Repräsentanten der österreichischen Kunst-
industrie, welche an dieser Ausstellung sich nach Mussgsbe des Baumes
hetheiligen werden, wird ein angemessener schöner Raum zur Verfügung
gestellt; es wird ausserdem eine Jury von unabhängigen hervorragenden
Persönlichkeiten bestimmt, zu welcher der Aufsichtsrath und die Profes-
soren der Kunstgewerbeschule, sowie einige Mitglieder des Curatoriums
geladen werden. Diese Jury wird über die Werke derjenigen ein Votum
abzugeben haben, welche an dieser Ausstellung Theil zu nehmen wünschen.
Es werden alle Fächer der Kunst und der Kunstindustrie, wie sie
in dem System des Museums eingereiht sind und welche bisher ihre
Ausstellung im Museum gefunden haben, in dieser Musterausstellung der
vaterländischen Kunstteehnik ihre Vertretung Enden. Die Vorbersthungen
über diese Ausstellung sind bereits geschlossen; eine Reihe der hervor-
ragendsten Industriellen hat mit warmer Begeisterung ihre Zustimmung
zu diesem Feste gegeben, und die Direction des österr. Museums, in
deren Händen die Ausführung dieser Angelegenheit statutenmässig liegt,
wird in den nächsten Wochen die ersten vorbereitenden Schritte thun.
Wir haben die feste Zuversicht, dass diese Art der Eröffnungsfeier
des Museums der österreichischen Kunstindustrie zur Ehre gereichen
und zugleich den patriotischen Wünschen der Freunde und Gönner des
österr. Museums entsprechen wird.
Bericht über die Ergebnisse der von dem k. k. österr. Museum Kunst
und Industrie in Wien und der Prager Hsudels- und Gewerbekemmer im
Jahre 1868 veranstalteten kunstgewerblicheu Ausstellung zu Prag.
Wie es von der Hnndels- und Gewerbeknmmer im Einvernehmen mit der Dirsetiou
das k. österreichischen Museums in Vorhinein bestimmt werden war, wurde in der Thnt
die Ausstellung um l. October 1858 eröfuet, der Schluss jedoch nicht schon, wie es nu-
Englich festgesetzt wer, am l. November, sondern über Verfügung des 00mm erst um
8. November veranlasst.
Die Zshl der Besucher belief sich
gegen Eintritts-Knrteu............. .il0 hinauf 11.735
.. ...... 2.490
Ei Schnlen........ b. 2.763
Summa 16.958.
Die Durchsehnittssebl der Besucher gegen Eintrittskarten zu 10 kr. betrug 323 pr.
Tng. Am höchsten war sie um 25. October, einem Sonntags, nn welchem die Ausstellung
bei Beleuchtung bis Uhr Abends geößnet blieb, gestiegen; den tiefsten Stsnd hingegen
hatte sie um 26. October, einem Regentage, mit 55 Personen eingenommen.
In den drei letzten Tagen, in welchen der Eintrittsnreis auf die Hälfte ermissigt
und der SB-ld bei Beleuchtung bis Uhr geößnat wer, zählte die Ausstellung, und zwar
am G. November 528 Besucher,
1385
Obwohl durchschnittlich höher, als in den gewöhnlichen Tagen, blieb die Zahl der
Besucher doch hinter den Erwartungen zurück, welche man von der, namentlich zu Gun-
sten des Gewerbs- und Arbeiterstandes getroGenen Erleichterungen gehegt hatte.
Von der den unteren und mittleren Schulen eingeräumten Begünstigung des halben
Eintrittsgeldes bei Abnahme von mindestens 20 Karten auf einmal und bei Besuch unter
der Leitung eines Lehrers, haben im Ganzen B0 ölfentliehe und PrivabAnstalten, vier davon
je zweimal, und eine dreimal, Gebrauch gemacht.
Die Rechnung weist eine Einnahme fir den Verkauf von
Eintrittskarten pr. E. 1484.85
und Katalogen. 439.50
Zusammen von... 1874.15
aus. "Dagegen erhoben sich die Gesammtauslagen auf 5861 fl. 38 kr., von welcher
Burnme auf
Einrichtung und Anschaffungen
.. d. 1287.57
Versicherung 206. 24
Fäachtspesen 739.40
Bewachung ... .. 713.30
Dienstleistungen und Remunerationen 1371.20
Beleuchtung u.nd Beheizung. .. 274.43
Druckkosten 1006. Z0
Insertionen. 86.93
Erslitze und Reparaturen 176.11
Summe obige. 5861 38
belaufen.
Es bleibt sonach ein Abgang in den Ausgaben im Betrage von 3987 ß. 23 kr.
zu decken.
Nachdem behufs Deckung eines allenfßlligen Deiicites in Voraus eine Subscription
eingeleitet werden ist, die einen gezeichneten und zum grösseren Theil auch bereits ein-
gezahlten Betrag von 5770 d. ergab, so würde zur Deckung des obigen Abganges von je
100 subscribirten Gulden eine Quote von 69 d. 10.3 kr. einzuheben, beziehungsweise auf je
hundert eingezahlte Gulden 30 d. 89.1 kr. zuriickzuerstatten sein.
Die Cassaseetion hat jedoch der Vereinfachung wegen den in Abschlag zu brin-
genden Quotienten in runder Zilfer auf 30 d. normirt und sich dahin geeinigt, den dann
nach Eingang aller gezeichneten Beträge sich herausstellenden Ueberschuss von 51 d. 77 kr.
dem Präsidium der Handelskammer zur Bestreitung etwa noch vorkommender kleiner Aus-
lagen, eventuell Rir irgend einen humanen Zweck zur Verfügung zu stellen.
In Betreff der Begalien, die ich einstweilen in Verwahrung nahm, geht die Ansicht
der I. Section dahin, selbe Gir künftigen Bedarf, sei es bei einer zu errichtenden blei-
benden Anstalt, oder einer Ausstellung zu reserviren.
Dem hohen k. k. Obersthofmeistnramte, der hocbwiirdigsten Geistlichkeit, dem hohen
Adel, den Gemeinden, Instituten, Oorporationen und Vereinen, so wie allen Privaten, rnil
Ausnahme der dem Cornite angehörenden Mitglieder, welche der Bitte des Comitäs entge-
genkommend, Gegenstände zur Ausstellung dargeliehen hatten, istin besonderen Schreiben
der Dank im Namen des 00mm ausgesprochen worden.
Auch den Herren Besitzern der Sophieninsel, die sich um den Glanz, ja um das
Zustandekommen der Ausstellung überhaupt ein so grosses Verdienst erworben haben, ist
der Dank ausgedrückt worden.
Nicht vergessen darf übrigens werden, dass ein sehr wesentliches Verdienst an der
Ausstellung denjenigen Gesellschaften und Privaten gebührt, welche durch ihr opferwilliges
Einstehen fiir ein etwaiges Deficit die Unternehmer der materiellen Sorgen überhoben und
es ermöglicht haben, die Fülle und Schönheit des über Erwartung reich dargebotenen
Stoßes würdig zu entfalten. Nach dem Beschlusss der Cassa-Seetion soll diesen Förderern
der Ausstellung bei der Gelegenheit gedankt werden, wenn die subscribirten Beitrlige ein-
gehoben, beziehungsweise die mehr erlegten 307 zurückerstattet werden.
Was den geistigen Erfolg der Ausstellung anbelangt, so fehlt es allerdings hiefür
an einem greifbaren Massstabe, zumal die Zeit noch zu kurz ist, als dass schon Friichb
hätten reifen können. Doch gibt es Symptome, die in dieser Beziehung wenigstens eine
Vermuthung gestatten. So muss es beklagt werden, dass der Besuch von Seite der ge-
werbtreibenden Clssse verhßltnissmüssig nicht sehr zahlreich war und dass von denselben
die dargebotene Gelegenheit zum Ahzeichnen der ausgestellten Objecte nur wenig benützt
wurde. Erfreulich dagegen ist es, dass nicht nur sämmtliohe ausgestellte Gypsmodelle theils
von Schulen, thsiLs von Privaten und zwar von letzteren ebenfalls zu gemeinnützigen
Zwecken angekauft, sondern auch nicht unbedeutende Nachbestellungen gemacht wurden.
355
Insbesondere muss der Opferwilligkeit des Gutsbesitzer! und ehemaligen Industriellen Herrn
Josef Muck von Muckenthal anerkennend gedacht werden, welcher bei der Handels-
und Gewerhekßmmer 1350 d. zur Anschnßung von Gypsmodellen und einigen Photogru-
phien fiir die böhmische und äir die deutsche Oherreslschule in Prag, dann für Oberreel-
schulen in Böhmisch-Leips und Leitmerits und für die Reelschule in Komotsu hinterlegte.
Um von den ausgestellten älteren Kunstobjecten, von welchen die Originale nicht
immer und oft auch nicht mit der zu grlindlichersn Studien nöthigen Musse einge-
sehen werden können den Besuchern die Anschauung lebendig nu erhalten, und
sie such jenen Kuustfrennden bekannt zu machen, welche nicht Gelegenheit hatten,
die Ausstellung zu besuchen, wurde dem Comitä-Mitgliede Herrn Professor Ernst Popp
die Ermächtigung ertheilt, Photographien lllfznnehmen, und es ist auch eine Suite von
60 Stiick mit Darstellung vieler der interessantesten Ausstellungsohjecte angefertigt worden,
die im Genzen oder einzeln zu den bestimmten Preisen zu beziehen sind.
Als die wichtigste Errungenschaft möchte ich aber wohl die bezeichnen, dass durch
die Ausstellung erst die Bedeutung des Schönen in den Gewerben zu allgemeinere Er-
kennmiss gelangte und vielseitig auch der Wunsch nach einer bleibenden Anstalt zu dem
gleichen Zwecke in Prag rege wurde.
Die Erkenntniss der Nützlichkeit einer Suche fiihrt aber in den meisten Fällen
euch zur Verwirklichung. Gelingt dieses, so wird das Bewusstsein, einen Antheil dnran zu
haben, der schiinste Lohn fiir Alle sein, welche zu dem Zustandekommen der Ausstel-
lung mitgewirkt haben und gewiss wird auch Jeder gerne bereit sein, des Werk weiter
fdrdern zu helfen!
Prag, am 18. Jinner 1869.
llhxlmlllsn Dormllzer mjp.,
Präsident der Hnndels- und Gewerbeknmmer in Prng
und des Comiteü für die kunstgewerbl. Ausstellung.
Du deutsche Gewerbe-Museum in Berlin.
Der Vorsteher des deutschen Gewerbe-Museums in Berlin, Architekt C. Gruuow,
hat unter obigem Titel eine Reihe von Mittheilungen über die Einrichtungen dieses Mu-
seums veröifentlicht, die iiir das österr. Museum, els einer so verwandten Institution, zu
grosses Interesse haben, als dass wir nicht in dieses Orgßn einige dieser Nschrichten unf-
nehmen sollten.
Des deutsche Gewerbe Museum in Berlin ist bekanntlich nicht, wie des österr. Mu-
seum Iiir Kunst und Industrie, ein Stautsinstitut, sondern eine allerdings von der Regierung
unterstützte Privemustnlt. Die Gründung dieses Museums ist in erster Linie durch
eine Gesellschaft entstanden; men muss also Mitglied desselben sein, um die Vortheile
diese Institutes in unsingesehrluktem Muse zu geniessen.
I. Mitgliedschaft.
Die Mitgliedschaft des Museums nueh für Damen wird erworben
auf ein Jehr durch Zahlung von Jnhresbeiträgen a. Sechs Thuler;
dauernd durch Zahlung von Antheilscheiuen Hundert Thnler.
Meldungen zum Beitritt resp. Einsahlungen werden im Buneu Stallstruse Nr.
angenommen.
Die Mitgliedshnrten berechtigen zum Besuch der Sammlung und Bibliothek, der im
Winterhalbjahr stattfindenden Vorlesungen und VersunmlungsvAbende und der im April
j. J. einzuhaltenden General-Versammlung.
n. Vorstand.
Der rs u. nd des Museums besteht gegenwärtig eus den Herren
er on Rat Durehleueht, Vorsitzender.
Bundeskanzleramts-Präsident Del hrii Excelleul, Erster Stellvertreter.
Professor Lendbenmeister M. ro piue Zweiter Stellvertreter.
Professor Dr. Ro senthul, Gerichts-Assessor L. Lehfel dt, Schrihfühmr.
lluler A. Ejul Febrikbesitser J. G. Halske, Sßdtmth v. Henni Commeruienruth
Dr. un eim Commerlienrnth L. Rn Vene, Professor und Director der Gewerbe-
Aksademie ul ßu Direetor des städtischen statistischen Bureuu's Dr. eh
Bildhauer Su ssm enu lhe wirkl. geh. Ober-Regieruugereth eh rmann.
356
III. Museumspersonnl.
Vorsteher Architekt C. Grunow.
Lehrer Maler E. Ewald. Bildhauer Göritn, Ingenieur Greiner, Baumeister Jacobs-
thal, Maler Schaller, Baumeister cholz.
Assistenten Baufihrer Genick, Ingenieur nur Nedden.
Bnreau Seeretäre Gottheil und Kumsch, Buchhalter Kimpfer.
Gasse Einnehmer Heine.
Castellan Fiedler.
IV. Das Bureau
ist tliglich ausser Sonntags von 9-3 Uhr geöffnet. Daselbst sind jährliche Mitglieds-
karten Thlr., dauernde, auf Antbeilscheine 100 Thlr. beides such für Damen,
Unterrichte- und Vorlesungsksrten. sowie Abonnementslrarten zum Besuch der Sammlung
24 Tblr. zu haben. Im Burean werden die Satzungen des Museums, Unterrichts-
pläne, Bestimmungen über den Besuch der Unterrichts-Anstalt, Sammlung und Bibliothek,
sowie über die Ausstellung neuerer Industrie-Erzeugnisse unentgeltlich ausgegeben und
Anmeldungen zu letzterer entgegen genommen.
Geschenke und Leihgnben für das Museum sind mündlich oder sehrißlich beim
Vorsteher C. Grunow anzumelden.
V. Unterrichts-Anstalt.
A. Der Unterricht für Schüler findet statt
Sonntag Vormittags von 8-12 Uhr
im Elementar- und Ornamentzeichnen, nebst Vortrag über Ornnmentik;
im Zeichnen für Bauhandwerker;
im Maschinenzeichnen;
im Modelliren in Thon und Wachs.
Vierteljährlich 2a Sgr.
An den Wochentagen von 9-5 Uhr
im Zeichnen farbiger Ornamente und im Entwerfen und Ausführen von
Zeichnungen zu kunstgewerblichen Zwecken Compositionsclasse'.
Vierteljiihrlich Thlr., monatlich Thlr.
An den Wochentagen, Abends von 7'f,-9'l, Uhr
in beschreibender Geometrie, Vortrag und Hebungen wöchentlich Mal
vierteljährlich I5 Sgn;
im Elementar- und Ornameutzeichnvn, mit Vortrag über Ornamentik
wöchentlich Mal vierteljährlich Thlr. 10 Sgr.;
im Zeichnen nach Gypsabglissen wöchentlich Mal vierteljährl. Thlr.
10 Sgr.
im Fignrenheichnen wöchentlich Mal vierteljährlich Thlr. I0 Sgn;
im Modelliren in Thon und Wachs wöchentl. Mal vierteljährl. Thlr..
B. Der Unterricht für Schülerinnen ündct statt
Au den Wochentagen, Nachmittags von 5',-7'l, Uhr
im Ornamentzeichnen und Zeichnen fir gewerbliche Zwecke wöchentlich
Mal vierteljährlich Thlr. 10 Sgr..
Für die Mitglieder des Handwerker und Maschinenhau-Arbeitervereins tritt gegen
Vorzeigung der betreffenden Mitgliedskarte eine Ermlesigung des Stundengeldes um circa
ein Sechstel ein.
Die Unterrichts-Anstalt wird gegenwärtig von ca. 380 Schülern besucht.
VI. Vorlesungen.
In den Wintermonaten October bis März veranstaltet das Museum Vorlesungen über
technologische und kunstgewerbliche Themata Farbenlehre, Wärmelehre, chemische Tech-
nologie, Entwickelung des Ornamente etc., simmtlich mit Rücksicht auf die Gewerbe;
durch Versuche, bildliche Darstellungen und Gegenstände der Sammlung erlliutert.
Diese Vorlesungen, die besonders auch Hi! Damen von Interesse sind, finden an
Abenden jeder Woche von S-QY, Uhr statt. Nnmmsrirte Billets zu jedem Cyclns von
8-10 Vorlesungen Thlr. im Bureau und in verschiedenen Buchhandlungen. Einzel-
hillsts Sgr. Abends au der Caese. Für Mitglieder des Museums ist der
Eintritt, eo weit der Platz reicht, gegen Voraeigung der Karte unent-
geltlich. Für Btudirende, Vereine und Anstalten tritt ein errnässigter Preis ein.
357
VII. Die Bibliothek
des Museums enthiilt hauptsächlich technische und kunstgewerhliche, dmmter viele reich
illustrirte und seltene Werke. Zum Theil Leihgahen Ihrer König. Hoheiten des Kron-
prinzen und der Frau Kronprinzessin. Die Bibliothek ist Mittwoch und Sonnabend
Abends von 7',-9'f, geölfnet; für Mitglieder und Schüler auch Dienstag Abends von
7'l, -9'l, Uhr. Auf persönliche Anfrage beim Vorsteher des Museums kann die Benutzung
auch bei Tage erfolgen. Durchzeichnen aus illustrirten Werken ist nur mit ausdrück-
licher Erlauhniss gestattet.
VIII. Versammlung-Abende.
Zur Besprechung aller, die Zwecke des Museums berührenden Angelegenheiten
Endet monatlich einmal, und swar am ersten Mittwoch jeden Monats, Abends von 8-10
Uhr im Hörsaal des Museums eine Versammlung der Mitglieder statt, die durch einen
etwa halbstündigen Vortrag eröEnet wird. Aueserdem sollen die neuesten Erwerbungen
und Leihgaben für Sammlung und Bibliothek ausgestellt und erläutert und die im Frage-
kasten sich voriindenden Fragen beantwortet werden.
Gäste, die durch Mitglieder eingeführt werden, haben Zutritt und sind beim Vor-
steher anzumelden.
IX. Die Sammlung
besteht aus Ankliufen des Museums, sowie aus zahlreichen demselben zugegangenen Ge-
schenken und Leihgaben Ihrer Majestitsn des Königs und der Königin, Ihrer Königlichen
Hoheiten des Kronprinzen und der Frau Kronprinzessin, der Königlichen Staatsregierung,
hoher Gönner, Freunde und Mitglieder des Museums.
Die Sammlung ist geödnet täglich ansser Montags von 10-2 Uhr, sowie Mittwoch
und Sonnabend Abends von 7',-9'l, Uhr.
Eintrittspreise Dienstags Sgr. Donnerstags und Freitags Sgr.
Mittwochs und Sonnahends Sgr. 24 Abonnementslsarten Thlr. Sonntags
unentgeltlich.
Mitglieder des Museums sowie Schüler und Schülerinnen der Unterrichts-Anstalt
haben freien Zutritt.
Jedem einzelnen Gegenstands ist ein Zettel beigefügt, der über Benennung, Zweck,
Material, Herkunft, Entstehungsacit etc. desselben Auskunft gibt. Bei Geschenken und
Leihgaben ist der Name des Gebers resp. Eigonthümers angeführt.
Die Ausgabe eines ausführlichen Katalogs bleibt vorbehalten.
X. Untorrlohteplan das ernte Quartal 1869.
A. Sonntag, Vormittags von 9-1 Uhr.
1. Elementar- und Ornamsnheichnen Herr Baumeister JacobsthaI. Viertel-
jährlich Thlr.
2. Zeichnen für Bauhandwerker Herr Baumeister Behalte. Viertelj. Thlr.
3. Zeichnen für Maschinenbauer Herr Ingenieur Greiner. Viertel. Thlr.
4. Figürliche! Malen für Stuben- und Deoorationsmaler Herr Maler Schaller.
Visrteljhhrl. Thlr.
5. Modelliren in Thon und Wachs Herr Bildhauer Göritz. Viertel. Thlr.
B. An den Wochentagen.
6. Beschreibende Geometrie, Vortrag und Uebnngen Herr Ingenieur Greiner.
Mittwoch Abends, -10 Uhr. Vierteljährl. 15 Sgr.
7. Elementar- und Ornnmentzeichnen Herr Baumeister JaeobsthaL Dienstag,
Donnerstag und Freitag Abends 7'l,-9'l, Uhr. Vierteljährlich Thlr I5 Sgr.
8. Zeichnen nach Gypsabgiissen Herr Maler Schaller. Dienstag, Donnerstag
und Freitag Abends 7'f,-9'j, Uhr. VierteljlhrL Thlr. 15 Sgr.
9. Fignrenneiehnen Herr Maler E. Ewald. Montag, Mittwoch und Sonnabend
Abends 7',-9 Uhr. Vierteljälirl. Thlr. 15 Sgr.
10. Modelliren in Thon und Wachs Herr Bildhauer Giiritz. Täglich, exclns.
Sonnabend, Abends 7'l,-9'; Uhr. Vierteljlihrl. Thlr. I5 Sgr.
ll. Compositiousclasse Entwerfen und Ausiihren von Zeichnungen an knnstge-
werblichen Zwecken Herr Baumeister JacobsthaL Täglich Vormittags bis Abends
Uhr. Monat. Thlr. 15 Sgr., viorteljihrl. Thlr.
12. Gewerbliches Zeichnen für Schülerinnen Herr Maler E. Ewald. Montag,
Milwoch und Sonnabend Abends 5'l,-7', Uhr. Vierteljlhrl. Thlr. 15 Sgr.
Der Unterricht beginnt am 3. Januar und endet am 25. März.
358
Der Verkauf der Unterrichtsksrten findet beim Beginne jedes Qusrtslee statt
im Buresu uu den Wochentagen von 10-2 Uhr und un den ersten drei
Sonntagen des Qusrtsles von 10-12 Uhr Vormittags.
in der Bibliothek in den Stunden, zu welchen dieselbe geöffnet ist.
Die Unterrichtsksrteu gesvlihren freien Zutritt zur Ssmmlung und zur Bibliothek.
XI. Bestimmungen für den Besuch der Unterrichts-Anstalt.
l.
Die Schüler haben ihre Unterrichtskerten stets bei sich zu führen und den Be-
amten des Museums zuf Verlangen vurzuzeigen. Der Besuch des Unterrichts ohne
Karte ist nicht gestattet. Verlorene Unterrichtsknrtsn werden nicht ersetzt.
2.
Die Besucher des Unterrichts haben den Anweisungen der Herren Vorstsndsmiß
glieder und Lehrer. sowie der Aufsicbtsbeamteu unbedingt Folge zu leisten. Zuwider-
hsndelnde verlieren ihr Anrecht auf weitere Benutzung des Unterrichts.
3.
Die in den verschiedenen Unterrichtscurseu im Laufe jedes Vierteljuhres angefer-
tigten Arbeiten sind dem Museum euf Verlangen zur Ausstellung event. Vervielfältigung
auf mindestens ein Vierteljahr zu überlassen. Die nach Verlauf eines Jahres nicht zurück-
geforderten Zeichnungen bleiben Eigenthum des Museums.
4.
Wiederholtes Versäumen des Unterrichts ohne triftige Entschuldigung beim Lehrer
hst den Ausschluss des Betreffenden aus der Anatslt zur Folge.
5.
Die üir den Unterricht susgegebenen Vorbilder und Vorlsgen jeder Art dürfen
weder eingeschlossen, noch mit nnch Hause genommen werden, sondern sind um Sehlusse
jeder Lectiou dem betreßenden Lehrer zurück zu geben.
G.
Die den Sonntags-Unterricht besucheuden Schüler lassen ihre Baeissbretter von dem
Cestellsn des Museums in dem hierzu bestimmten Regel verschliessen und erhalten zur
Aufbewahrung der kleineren Zeichenutensilieu in demselben Regal ein Pech angewiesen,
du mit einem selbstbeschsüten Vorhliugescbloss zu verschliesseu ist.
Die Uebrigen erhalten zur Aufbewahrung ihrer simmtlichen Zeicbenuwnsilien incl.
Reisshrett einen Tiscbkusten, und heben denselben ebenfalls mit einem eigenen Vorlege-
schloss zu versehen. In beiden Fällen ist neben letzterem euf einem deutlich geschrie-
benen Zettel der Nume des derzeitigen Besitzers anzubringen.
Die Reissbretter müssen womöglich slusmtlieh 27" hoch und 21" breit sein;
keineufslls dürfen sie dieses Muss überschreitem- Die zum Unterricht geeigneten Zeichnen-
Muteriulien sind heim Custellsn zu haben.
7.
Nsch Abluuf des Vierteljshree hst jeder den Unterricht nicht ferner besueheude
Schüler sein Fach zu rliumen und oEen zu lassen, widrigenfnlls dasselbe von Seiten des
Museums geöffnet und geräumt wird.
s.
Wer luveutsrstüche des Museums beschädigt oder verloren gehen lässt, hat die
Kosten der Wiederherstellung resp. des Ersatzes zu tragen. Absichtliche Beschldigungßn
oder Verunreinigungen des Inventars, sowie das eigenmächtige Oelineu eines fremden
Schlosses gleichviel sus welchem Grunde haben den sofortigen Ausschluss aus de!
Unberriehtssnstult zur Folge.
9.
Innerhslb der Räume des Gewerbe-Museums dsrf nicht geraucht werden.
Auf Verlangen werden Zeugnisse über den regelmäßigen Besuch und die gemsehten
Fortschritte ausgestellt.
Die Erwerbungen des k. k. lfüns- und Antikencabinets im Jahre 1868.
Die Fortschritte der archäologischen Wissenschaft und der veränderte Standpunkt
derselben bedingen auch eine Erweiterung des Kreises der Denkmäler, welchen archäolo-
gische Sammlungen zu vertreten haben. Während man noch vor wenigen Jahrzehnten
nusschliesslich die Ueberreste des classischen Alterthurns sammelte und Allem, was nicht
in diesen Rahmen passte, als barbarischen Erzengniss keine weitere Beachtung schenkte,
werden jetzt mit gerechtfertigter Sorgfalt die Zeugen der ältesten heimischen Cultur-
austände gesammelt; da sie die wichtigsten und fast alleinigen Aufschlüsse über die Völ-
ker, welche in frühester Zeit unser Vaterland bewohnten, über deren Leben und Sitten
gewähren. Man ist aber zu der Erkenntniss gelangt, dass die Alterthumsmusesn die Ge-
schichte der Entwicklung des menschlichen Geistes, wie er in Kunst und Handwerk zum
Ausdruck kommt, darzustellen haben, und Eir das allseiüge Studium dieses Entwicklungs-
ganges haben oft unscheinbare Fundgegcnstände die grösste Bedeutung. Die ccmparative
Forschungsmethode, die neuester Zeit in der Archäologie angewendet wird, erfordert die
stete Vergleichung der Culturerzeugnisse der verschiedenen Völker, um deren Zusammen-
gehörigkeit, den Entwicklungsgang der Civilisation und dessen Gesetze zu erforschen; die
historischen Museen haben daher auf solche selbst von den fernsten Völkern Bedacht
zu nehmen.
Im Verlaufe des verflossenen Jahres war das k. k. Antikencabinet so glücklich,
eine Reihe von Erwerbungen zu machen, welche gerade in dieser Richtung Lücken aus-
gefüllt heben. erster Linie steht eine sehr bedeutende, über 300 Stücke umfassende
Sammlung von Waffen und Werkzeugen aus Stein und Bronze, welche Herr Graf Ernst
v. HoyobSprinzenstein dem Cahinet widmete. Sämmtliehe Gegenstände wurden im
Kreise oh dem Manhartsberge gefunden und rühren aus der überaus reichen Sammlung
her, welche Ritter Candid v. Engelshofen durch langjähriges, unermiidliches Sammeln
aller in diesem Bezirke gefundenen Alterthiimer auf dem Schlosse Stockem bei Horn
anlegte. Es sind Steinwerkzeuge von der einfachsten Znrichtung, indem nur an einem
Feldstcin eine Schneide nngeschliden wurde, bis zu sehr vollendeten, mit rafßnirter Technik
ausgeführten Formen. Die kleinen Beile, Meissel, Schaber, Hobel. Hämmer, Schläge etc.
bezeichnen die einfachen Bedürfnisse eines wohl nur von Jagd und Viehzucht lebenden
Volkes; mit unbegreidicher Kunstfertigkeit sind aber die kleinen Sägen und die höchst
aierlichen, zum Theil an den Schneiden gezähnten Pfeilspitzen aus hartem Feuerstein,
der aus der Gegend von Briinn stammt, gemacht. Zahlreiche Splitter und Abfälle liefern
den Beweis, dass dieselben an den Fundstellen verfertigt wurden. Die diese Gegenstände
begleitenden Thongefdsse, darunter auch Siebe und Lampen, sind roh und grob, Thou-
und Steinperlen dienten als iirmlicher Schmuck. Einen wesentlichen Fortschritt der Gultur
bezeichnen die zum Theil an denselben Orten gefundenen Gerithe und Schmucksachen
aus Bronze, unter denen sich schön geformte Aexte, Beile, Messer, Ringe, Fibeln, Nadeln,
eine Pincette und ein vollständiges Toilettegerlith befinden.
Ebenso lieferten mehrere mit Unterstützung Sr. Excell. des Herrn Oberstkämmerers
Grafen Crenneville vorgenommene Nachgrabungen, die zugleich den Zweck hatten, ver-
schiedeneAnsiedlungspunkte zu constatiren, eine Anzahl der ältesten Kuustproducte Oester-
reichs. In einem bei Pottschach aufgedeckten Urncngrabfelds waren die mit den Unber-
resten der verbrannten Leichen angeüillten gmssen, hauchigen Urnen mit kleineren, oft
sehr zierlichen und reich verzierten Gefdssen umstellt, die den Verstorbenen als Ausstat-
tung für das jenseitige Leben mitgegeben wurden; sie gehören unzweifelhaß einem kel-
tischen Volksstamrne an. Bei Maiersdorf in der neuen Welt" gelang es an den Abhängen
der "langen Wand' sogar die Fundamente der runden, aussen mit Thon belegten Hütten
der alten Ansiedler aufzudecken. Die daselbst gefundenen Guriithe und Schmucksachen
der erlesensten Art aus der schönsten Goldbronze dürften aber kaum einheimisches, son-
dern vielmehr durch den Handel importirtes etruskisches Fnhricat sein. Ein dritter Co-
lonisationspunkt ist Kettlach. Hier wurden Reihengriiber mit unverbrannten Skeletten auf-
gegrnbdn, deren Bcigaben Geflsse von ganz anderer Veraierungsart als die des benach-
barten Pottschacher Urnenfeldas, Ersringe, zum Theil emaillirt, Eisengsrlthe darunter ein
Hufeiscmseltsamer Form und sehr schöne vielfirbige oder aus blauem Fadenglase ver-
fertigts Glasperlen Millefiori bildeten. Hier sind spätere, wahrscheinlich germanische
Ansiedler des 5. und 6. Jahrhunderts bestattet. Ans solchen Zeugnissen der ältesten Co-
Ionisation baut sich allmülig die Älteste Oulturgescbichte des Landes auf.
Unter den verschiedenen, von anderen Fundorten herriihrenden Altertbümern sind
bemerkenswerth ein Schmuck, bestehend aus langen Gehtingen von flisschenförmigen
Bronseperlen in mehreren Reihen, Finger- und Ohrringen in der beliebten Spiralfcrm, in
der Nihe von Stoekerau gefunden; ein bei Steyer ausgegrabenes schönes Bronzeschwert,
endlich verschiedene Aexte, Keile und Schmucksachen, die bei Görz gefunden wurden,
Geschenk des Herrn Grafen Fmna Coronini. Da die meisten gebrochen, ohne Uelsel
arbeitung des Gusses und Zuschleifung sind, so scheint es, dass am Fundorte eine Guss-
stltte war.
Wie diese Acqnisitlonen die älteste Cultur unseres Heimatlandes reprlisentiren, se
zeigt eine andere Sammlung die wieder ganz selbstständige, gleichsam antochthone auf
der anderen Hemisphüre; es ist dies die aus dem Nschlasse des Kaisers Maximilian von
Mexico gekaufte Sammlung mexieanischer Alterthümer 115 Stücke. Sie enthält nebst
sehr rohen, missgestslteten Göüenbildern sus Stein und Thon, Gefisse von abenteuerlichen
menschlichen Formen nnd sehr merkwürdige, verhällznissmüssig gut gearbeitete Bildwerke
aus Stein Masken, die nach Art der eltgriechischen Akrolithen hölzernen Figuren ein-
gesetzt waren. Idole und grossa Schmuckperlen aus den härtesten Steinernen treElich polirt,
eine ausgebildete Technik bekundend. Ein charakteristischer Kopf mit Angabe der Tito-
wirnng, vielleicht von der Armlehne eines Thrunes herrührend, und ein hufeisenförmiger
Stein, der dern Opfer um den Hals gelegt wurde, worauf man diesem das Herz aus der
Brust riss, sind besonders seltene Stücke. Beachlenswerth ist es, dass die älteren maxi-
csnischen Bildwerke besser und stylvcller gearbeitet sind als die jüngeren, weit roheren.
Die Beile aus Nephrit und Messer aus Obsidian haben die grösste Aehnlichkeit mit den
Steinwerkaeugen des europäischen Nordens.
An Denkmalen der classischen Kunst erwarb das Cabinet zwei ausgezeichnete ge-
schnittene Steine, eine ägyptische Katze aus Bronze mit Glßssugen und Schmuck von
treiflicher Ausführung, etruskischeu Goldschmuck von der znrtesten Filigrsnarbeit in
Formen, die fdr die Gegenwert nicht genug empfohlen werden können, dann eine An-
lahl von Gold- und Silbergegenstinden, darunter ein sehr geschmackvoller Halssehmnck,
Fibeln, eine Pallas-Büste, eine Maske etc., die bei den Nachgrabungen im römischen
Theater zn Zara gefunden wurden. Besonders interessant sind die inschriftlichen Denk-
mäler. Herr Consul v. Hahn brachte von der Insel Santorin dem alten Thern ein
Sltulencapitlil mit der Inschrift Soleiras" in alterthiimlichen Buchstaben; es trug wahr-
scheinlich dns Bild einer Schntzgöttin. Zwei in Mitrovie gefundene lnsehriftsteine ent-
halten mancherlei wichtige Andeutungen. Der eine ist ein sehr grosser Meilenstein von
Constantin II. vom Jahre 354 n. Chr. Die lange Inschrift gibt die Entfernung von Atrans
St. Oswald in Krain bis an die Mündung der Snve an, bestimmt die Route des Itineru-
rivm Hftrosnfymilßnum der alten Wnllfahreretrasse. soweit sie unsere Linder betriih, und
erwähnt die Wiederherstellung des Reiches nach der Unterwerfung des Megnentius. Der
zweite Stein vom Jahre 353 hat eine griechische christliche Grahschriß, welche den kai-
serlichen Palast in Sirminln nennt nnd den dunklen makednnischen Monatsncmen Xan-
thicus April enthält. Beide Steine sind Geschenk des k. k. Obersten v. Sehariö,
Commandanten des Peterwnrdeiner Grenz-infnnterieeeglments.
Bei der im November vorgenommenen Restauration des römischen Bogens von
Csrnnntnm Petronell zeigte es sich, dass eine lnschrifttafel als Banrnsterial verwendet
wer; dieselbe wurde von Herrn A. Widtar der Sammlung angewendet. Sie enthh1t die
Widmung des Vorstandes des aus Veteranen zusammengesetzten Jollegiums der Zelt-
schneider cenlonanbrunl. Zwei hei Hainhnrg gefundene römische Grabsteine mit interes-
santen schriften sind Geschenke des Benlltdtenbesitzers Herrn Zehstner.
Die zweite Hauptaufgabe des k. k. Münz- und Lntikeucabmets, die Darstellung 56T
Kunst- und Uulturgeschichte aller Völker und Zeiten durch Miinaen, wurde durch uhl-
reicha nnd sehr wichtige Erwerbungen in allen Partien gefördert. Unter den antiken
Münzen sind besonders seltene griechische lrnperialmiinzen hervorzuheben ein Macrinue
von Byhlos, ein Aemilinnns von Alexandria, ein Augustus, sann Andenken an den Seesieg
bei Actium prägt, ferner sechs Bronze- und Bleinsünzen des numidischon Königs Mi-
cipßl, Gesc enk des Fürsten Ernst Windischgritz, prachtvolle Goldmünzen V0!
Commodns als Ciisar Ren. Adesnm Cnesaric, Maximianns und Gonstantinns Magnus, 111m
Theil mit nnedirten Reversen.
Die mittelalterliche Miinspartie erhielt einen ansehnlichen Zuwachs durch eine!
Reihe polnischer Münzen mit den ältesten Typen, Dncsten der Malteser-Ordensgmssmeiste-
Jean PEveqne, Hugo 141011891. Martin Genie n. besonders interessant aber ist der
nach dem Florenüner Typus geprigte Geldgulden von Herzog Rudolf IV. von Oesterreich
1365 eine überaus seltene, nur in wenigen Exemplaren bekannte Miinae, welche de!
k. k. Feldapotheker zu Ofen, H. Findely, dem Gabinete verehrte.
Fbrlulzuny auf der Beilage.
Beilage zu Nr. 41.
Bei der Auctlon der schönen Miinzensammlung des Herrn Theodor Mayer wurden
99 Thaler und Medaillen angekauft, die der keis. Sammlung fehlten, darunter sehr seltene
Stücke. Die Klippen von Ferdinand II. aus dessen Sterbejshr 1637, und die von Fer-
dinand 111. aus demselben Jahre, ein Wiener Belagerungsthnler, ein sonst unbekannter
böhmischer Thaler von Josef ll. sind eben so interessant durch ihre historischen Be-
ziehungen, als die prachtvollen ContrefaiteMedaillen aus dem 16. Jahrhundert von Geudet,
Conred Schreck, Lezsrus Schwendi u. A. durch ihre künstlerische Vollendung.
Für die k. k. Ambraser-Sammlung wurden nur zwei aber um so werthvollere Kunst-
werke sngekauft, nlmlich ein herrliches Nlellowerk, ein sogenanntes Pax zum Küssen,
mit der Darstellung der Geburt Christi und des von Engeln beweinten todten Christus,
in schöner Reneisssncefassung, üorentlnische Arbeit des 15. Jahrhunderts, und ein grosser
Elfenheinkemm aus dem 14. Jahrhundert, mit Minnesuenen von der feinsten Empfindung
und lartesten Ausfdhnmg in Belief geschmückt. Wr. Ztg.
Förderung des Gswerbuwessns in ITieder-Oestoneich.
m. den Verhandlungen n. a. Handels- und Gswerblklmmer, mltgethuilt s. der Wiener liiillllls
Fortsetzung und saust- m. dem ss. Brite.
iI
Bezüglich der Hilfssnstalten und Hilfsmittel für den gewerblichen Unter-
richt erwähnt die Section zunächst der Wirksamkeit des k. k. österr. Museums für
Kunst und Industrie, das in seinen Ausstellungsobjecten selbst, so wie in den pho-
tographischen und plastischen Copien derselben, dann in seinen Sammlungen, eine fast un-
erschöpiiiche Quelle der Belehrung für den Gewerbebeiiissenen bietet. Von Seite der
Kammer werden seit dem Bestands des Museums jährlich 1000 d. hauptsächlich zu dem
Zwecke gewidmet, Exemplare der von dem Museum herausgegebenen Photographien und
Gypsahgiisse anzukaufen und den Gewerbeschulen in Wien und auf dem Lande unentgelt-
lich nxitzutheilen. Nach Vollendung des bereits begonnenen neuen Museumsbaues wird
jenes Institut eine noch grössere Thiitigkeit zu entfalten in der Lage sein.
Auch der n. ö. Gewerbeverein hat sich um die BeschaEung geeigneter Hilfsmittel
für den gewerblichen Unterricht msunigfach verdient gemacht; so durch die Herausgabe
von Westmann's ornamentalen Vorlagen, durch die Herausgabe des Gewsrbekunst-
Blattes, zu dessen Gründung auch die Kammer einen Beitrag geleistet hat, und durch seine
Eeneste freisausschreibung für ein technologisches und volkswirthschaftliches Lehr- und
esebuc
Der Staat beabsichtigt gleichfalls, ein technologisches Lese- und Handbuch für die
Wiederholungs- und Fortbildungsschulen herauszugeben und die Kammer hat bezüglich
der Einrichtung desselben ein ausführliches Gutachten erstattet.
Betrachten wir die in unserem gewerblichen Unterrichts noch bestehenden Mängel
und Lücken, so erlangen wir zunächst die Ueherzeugung, dass besonders für den Wie-
derhoiungs- und Fortbildungsunterricht noch sehr viel zu geschehen hat; dass
vor allem die Verordnung bezüglich der Wiederholungssehulcn vom 5. Juni 1864 revidirt,
dann aber die zweckmlissig erkannte Organisation ohne Säumen, mit dem Aufgehote aller
nöthigen Mittel und mit der ernstlichstnn Einwirkung auf den Gewerhestand durchgeführt
werden müsse.
Ebenso erscheint es nöthig, dass die Gswerheschulen bald und vollständig
nach dem fiir sie aufgestellten neuen Programme organisirt werden.
Der Unterricht für das weibliche Geschlecht erheischt die sorgsamste Er-
Wlgung und eine opferwillige Unterstützung von jeder betheiligten Seite. Das friiher so
beschränkte Feld der Wirksamkeit des weiblichen Geschlechtes muss wesentlich erweitert,
daher auch der Unterricht vervollkummnet und auf Gegenstände ausgedehnt werden, die
den Eigenschaften und Fähigkeiten des Frauengeschlechtes angemessen sind und die es
lll seinem eigenen wie zum Besten der Industrie verwerthen kann. Die Section glaubt,
dass in dieser Beziehung Vereine. wenn sie nicht aus ödentlichen Fonds unterstützt wer-
den, sondern blos auf Privatthätigkeit und eigene Mittel angewiesen sind, quantitativ nicht
alles das zu leisten vermögen, was nothwendig ist. Man muss sich schon Glück wiin-
schen, intelligente und wohlwollende Personen zu finden, die dem allgemeinen Besten
viele Zeit und eine mühevolle Thlitigkeit zu widmen bereit sind; dass sie such noch
7...". ...... H..- .. -....-..-..... ... .. .-.-......,
gewerblicher Bildung zun chst thätig, Von dem ältesten dieser Vereine in unserem
Kammerbezirke, dem n. ö. Gewerbeverein, und von dem, was derselbe fir die Hebung
der Technik und der Kunst im Gewerbe geleistet hat, wird im Verlaufe dieser Darstellung
wiederholt die Rede sein. Neuere Vereine dieser Art sind der Verein der österreichischen
Industriellen, der Verein für volkswirthschaftlicheu Fortschritt, der Verein nüewerbebund"
in Wien, der Handels- und Gewerbeverein in Secbshaus, der industrielle liildungsverein
in Baden und der Gewerbeverein in St. Pültcn.
Das Wirken des Vereins für vclkswirthschaftlichen Fortschritt ist ausser der Er-
örterung velkswirthschaftlicher Fragen durch Schrift und Wort auf die Förderung wirth-
schaftlichen Fortschrittes im Allgemeinen gerichtet und von demselben besonders auf
socialem Gebiete, durch Gründung mehrerer Consum- und Vorschussvereine, des Wiener
Frauenerwerbvereines und der ersten Volksbibliothek bethütigt worden. Der Handels-
und Gewerbeverein in Sechshaus unterhält in der Vereinssaison October bis inclusivs
Mai eine permanente Industrieausstellung im Vereinslocale, woselbst auch Vorträge
über gewerbliche Angelegenheiten stattfinden; die Gründung einer Bibliothek ist im Zuge.
jene einer Gewerheschule im Bezirke Sechshsns beabsichtigt. Mit dem Gewerbeverein in
St. Pölten ist zugleich ein Vorschnsscasseverein verbunden, welcher an Geschäftsleute, die
beiden Vereinen als Mitglieder angehören, auf Wechsel Vorschüsse ertheilt.
An die Gewerbevereine schliessen sich die Arbeiterbilduugsvereine an, von
welchen die älteren durch Freunde des Arbeiterstaudes in's Leben gerufen worden sind
und noch jetzt unter der Leitung von solchen stehen; dies ist bei den katholischen Ge-
sellenvereinen in Wien, Wr. Neustadt, St. Pölten, Herzogenburg, Seitenstätten, Stein,
Weitra und Zwettl der Fall. In neuerer Zeit sind, abgesehen von den Vereinen, die auf
specielle Gewerbe beschränkt sind und von denen wir später sprechen werden, zwei all-
gemeine Arbeiterbildungsvereine, nämlich jene zu Wien und Baden, aus der eigenen
Initiative der Arbeiter hervorgegangen und es werden dieselben auch von Arbeitern ge-
leitet. Die Kammer hat dem hiesigen Arbeiterhildungsvereine eine Bücherspende zukom-
men lassen und wird denselben auch ferner in vorkommenden Fällen nach Thunliehkeit
unterstützen.
Noch muss hier ein Verein genannt werden, der, wenn auch nicht aus Personen
zusammengesetzt, die dem Gewerbe angehören, doch berufen ist, auf die Industrie, und
insbesondere auf das für uns so wichtige Kunstgewerbe, Einßuss zu üben, nämlich die
Künstlergenossenschaft in Wien. Die von derselben projectirten Ausstellungen
in ihrem neuen Hause so wie die Vorträge daselbst über die verschiedenen Kunstzweige,
Stylrichtungen und Industrien werden für unsere Kunstiudustrie von hoher Bedeutung
werden. In Erwägung dessen ist auch die Kammer mit einem Beitrage von 3000 d. zum
Baue des neuen Küustlerhauses in die Reibe der Stiüer desselben getreten.
Auf die gewerblichen Vereine zuriickkommend, bemerkt die Section, dass
ihres Wissens ausser dem n. ö. Gewerbsverein, der vom Staate einige Male einen Betrug
von 1000 d. erhielt, welchen derselbe auf Preise verwendete, diesen Vereinen materielle
Unterstützungen von Seite des Staates nicht zu Theil geworden sind. Uebrigens werden
derlei Vereine, wenn sie wirklich Erspriessliches leisten, stets zahlreiche Mitglieder haben,
weil ja das, was sie schaden, unmittelbar ihren Mitgliedern zugute kommt und hierin ein
genügender Antrieb zum Beitritts liegt; es wird ihnen daher auch an den Mitteln zu ent-
sprechendem Wirken nicht fehlen. Zu wünschen ist nur, dass der Staat diesen Vereinen,
wo es nöthig ist, Schutz und moralische Unterstützung verleihe, bei geeigneten Gelegen-
heiten sie ermuntere nnd sie innerhalb ihres statntenmüssigen Wirkuugskreises vollkommen
frei gewähren lasse.
Ein drittes Mittel zur Belehrung des Gewerbe- und Arbeiterstandes insbesondere
über die im Gewerbe stattfindenden Neuerungen und Fortschritte sind die Industrie-
ausstellnngen. Die Kammer hat sich bereits wiederholt veranlasst gefunden, ihr Be-
dauern darüber kundzugeben, dass seit dem Jahre 1845 in Wien keine allgemeine Industrie-
ausstellung abgehalten wurde, während in kleineren Städten mit bedeutend geringerer Industrie
seither solche Ausstellungen stattgefunden haben. Die Section glaubt, es sollte die Idee est-
gehalten werden, in Wien nach Ablauf je eines griisseren Zeitraumes vielleicht von
zehn Jahren eine Reichsausstellung zu veranstalten, um den einheimischen Industriellen
selbst über die Fortschritte, welche die Industrie bei uns gemacht hat, so wie über die-
jenigen, welche zunächst zu erreichen wären, Klarheit zu verschaden, das Ausland aber
durch die Darstellung unserer Leistungsfähigkeit mit dieser letzteren immer vollständiger
nnd allgemeiner bekannt zu machen und für unsere Erzeugnisse einen vermehrten Absatz
zu gewinnen. Kleinere Industrieausstellungen, wie sie als Appendix zu lsndwirthschxii-
363
liehen Ausstellungen und. mit Beschränkung auf gewisse Waarengattungeu hie und da
stattgefhnden haben, sind nicht genügend. In Ennanglung eines Besseren hat übrigens
die Kammer auch den relativen Werth solcher kleineren Ausstellungen anerkannt und
dieselben 1863 Hietzing. 1864 Krems, 1865 Mödling, 1866 Pruter in Wien, 1868 wieder
in Hietzing mit Geldbeiträgen und auf andere Weise thunlichst gefördert.
Die beiden Arbeiterindustrieausstellungen, welche in Wien stattgefunden
haben, sind wohl nicht das in grösserem Massstabe gewesen, was eigentlich unter solchen
Ausstellungen zu verstehen ist; immerhin aber haben sie im grossen Publicum Interesse
gefunden und den Anstoss duu gegeben, dass nun der Arbeiterbildungsverein in Wien
die Absicht hat, selbst periodisch Arbciterindnstrieansstellungen im eigentlichen Sinne
durchzuführen, ein Vorhaben, welches die beste Unterstützung in moralischer und mate-
rieller Beziehung verdient. Sich weiter darüber auszusprechen wird erst möglich sein,
wenn das Programm bekannt sein wird.
Bei dem fortwährenden Unterbleiben einer grösseren Ausstellung in Wien selbst
war man mit Recht bemüht, die auswärtigen grussen Expositionen iiir die heimische In!
dustrie nutzbar zu machen, und zwar einerseits durch Entsendung von Arbeitern,
Werkfiihrern und kleinen Gewerbsleuten zu diesen Ausstellungen behufs auf-
merksamer Betrachtung derselben, andererseits durch den Ankauf von Mu stergegen-
stünden auf diesen Ausstellungen. Was die Entsendung von Gewerheangehörigen betrifft,
so hat der n. ö. Gewerheverein, unterstützt durch Beiträge seiner Mitglieder und anderer
Gönner, zu den Londoner Ausstellungen in den Jahren 185 und 1862, so wie zur Pa-
riser Ausstellung im Jahre 1867, eine Anzahl von Arbeitern, Gewerbetreibenden und Tech-
nikern entsendet. Ein Gleiches hat die n. ö. Hnndels- und Gewerbekammer gelegentlich
der Pariser Ausstellung im Jahre 1867 gethan, wobei sie der Staat mit dem bedeutenden
Betrage von 10.000 G. Silber unterstützte und die Genossenschaften circa 3000 il. bei!
trugen. Im Jahre 1862 hatte auch die Commune Wien auf eigene Kosten eine Anzahl
von Gewerbeangehörigen zur Londoner Ausstellung entsendet; der aus Gründen, welche
wir hier nicht näher besprechen wollen, eingetretene Misserfolg dieser Sendung hielt je-
doch die Commune ab, im J. l867 anlässlich der Pariser Ausstellung Aehnliches zu thun.
ln Ansehnng des Kaufes von Mustern ausländischer Erzeugnisse leistete der n. ö.
Gewerbeverein bisher das Meiste, im Ganzen aber doch nur Unzulängliches, weil die
Mittel dieses Vereins selbstverständlich nicht hinreichen können, um auf dem gedachten
Felde so viel zu thun, als überhaupt geschehen soll. Im Jahre 1867 hat auch die Kammer
einen Betrag von 4000 Francs zum Aukaufe von Mustern verwendet, die eben jetzt unter
gleichzeitiger Ahhaltung von erläuternden Vorträgen in Ausstellungen ölfeutlich zur An-
schauung gebracht werden.
Der n. Gewerheverein hat ferner ein kleines permanentes Musterlager ange-
legt; dasselbe kann aber nur als ein sehr bescheidener Anfang betrachtet werden. Es ist
durchaus nothwendig, dass in dieser Beziehung etwas Grossartigcs geschaffen werde, da.-
mit wir nicht länger zurückbleiben hinter anderen, selbst viel kleineren Läudem, welche
in richtiger Erkenntniss der hohen Wichtigkeit solcher Musterlager auf deren Errichtung
und Forterhaltung den grössten Eifer und bedeutende Mittel verwenden. Wohl hat schon
im Jahre 1846 der seither verstorbene k. k. Rath Reuter hohen Orts einen Plan über-
reicht. wonach aus dem technischen Cabinete am k. k. polytechnischen Institute eine
Anstalt geschahen worden wäre, welche dieselben und vielleicht noch weiter gehende
Zwecke zu erfüllen gehabt hätte, als sie das Musterlager in Stuttgart hat; es sollte durch
dieses Cahinet Alles vermittelt werden, was sich auf den technischen Fortschritt in den
Gewerben bezieht. Die Anträge Reutefs waren bereits Allerhöchsten Orts genehmigt
und die Vorbereitungen nahezu so weit beendet, um das Institut cröünen zu können, da
traten die Ereignisse des Jahres lSd-"S ein, welche die in Aussicht genommene Reorgani-
sation des k. k. polytechnischen Institutes und damit auch die Verwirklichung des Muster-
lsgerprojectes verzögerten. Die Reorganisation der Technik ist endlich, nach fnst
Jahren, zu Stande gekommen, der andere, so wichtige Gegenstand aber noch immer un-
erledigt. So liegen die-reichen Schätze des technischen Cabinets Eir die Industrie todt,
weil sie dem Gewerbestsnde nicht in geeigneter Weise zugänglich gemacht sind; würde
das Letztere geschehen und würde man eine durchaus nirh unersclnvingliche Vermehrung
der Auslagen, welche das Cabinet in Anspruch nimmt, nicht scheuen, so würde man von
diesem, anstatt wie jetzt beinahe gar keinen, dann den vollen und zwar einen in seinen
lhiichteu grossartigen Nutzen tiir die gesammte einheimische Industrie haben können.
Eine erhöhte Ausgabe wäre allerdings nothwendig, damit das Cahinet mit einer entspre-
chenden Reihe der besten technischen Leistungen aller Zeiten und Länder ausgestattet
werden und damit es stets die neuesten Erfindungen und Verbesserungen auf dem Gebiete
der Technik vorführen, endlich auch, damit die Ahhaltung von Vorträgen für den Ge-
werbestand aufgenommen werden könne.
364
Die Section wiinscht, dass das Comlte, welches sich die Oreirung der Gewerbehalle
in Wien zur Aufgabe gestellt hat, für sein Streben mit einem glücklichen Erfolge belohnt
werde, noch mehr aber, dass der Staat, welcher für diesen Zweck in den Sammlungen
des k. k. polyteehnischen Institutes bereits so reiche Mittel besitzt, biemit dem Unterneh-
men fördernd entgegcnkomme und dasselbe unter gleichzeitiger Mitwirkung des Landes,
der Commune Wien, der Handelskammer und anderer Betheiligten in jener ausreichenden,
glänzenden Weise zur Durchführung gelangen lasse, welche Wien und seiner Industrie
entspricht.
Als ein sehr wirksames Mittel zur Förderung des gewerblichen Fortschrittes sind
noch die Preisausschreibungen anzusehen. Auch hier muss dem n. ß. Gewerbe-
verein das Zeugniss gegeben werden, dass er Befriedigendes leistete. Wir erinnern an
die Preise, welche der Verein an verdienstvolle Werkfiihrer und Altgesellen ertheilt, an
die permanenten Preise für hervorragende industrielle Leistungen aller Art und an jene
für gelungene gewerbliche Zeichnungen von Arbeitern, Lehrlingen etc. Was der Gewerbe-
verein speciell für einzelne Industriezweige gethau hat, wird später augefiihrt werden.
Im Weiteren erwähnt die Section der im Augenblicke noch von der k. k. Akademie
der bildenden Kiinste verwalteten Stiftung von Druckwaarenfabrikanten, deren Ertrßgnisse
zur Verleihung von Prämien flir Mannfacturzeichnungen bestimmt sind. In den letzten
Jahren wurden diese Erträgnisse, welche jährlich 100 bis 120 d. ausmachen, der Kammer
zur Verfügung gestellt und von dieser dem Zwecke der Stißnng entsprechend verwendet.
Auch die Kammer selbst stiftete Preise, und zwar silberne Medaillen, Bronze-
medaillen und Diplome, fiir hervorragende Leistungen von Gewerbeschiilern im Zeichnen,
Modelliren und in praktischen Arbeiten. Die diesfiilligen Auslagen wurden aus der von
der Kammer verwalteten Kronprinzstiftung und durch Privatheiträge gedeckt.
Es ergibt sich hieraus, dass in Beziehung auf die Ausschreibung von Preisen zur
Förderung der gewerblichen Thätigkeit und Bildung viel geschieht, und es liisst sich nur
wünschen, dass ein Gleiches auch fernerhin der Fall sein möge.
Scbliesslich sind noch zwei bei der n. ö. l-Iandels- und Gewerbekammer bestehende
und von ihr verwaltete Stiftungen fiir allgemeine gewerbliche Zwecke zu erwähnen, näm-
lich die von der Kammer selbst im Jahre 1858 gegründete KronprinzstiRung" mit einem
Fonds von mehr als 48.000 fL, dessen Erträgnisse zur Verbreitung des gewerblichen
Unterrichtes oder zur Förderung sonst gemeinnütziger comrnercieller und industrieller
Zwecke verwendet werden, dann die von dem Herrn k. k. Ministerialrathe Dr. W. Ritter
v. Schwarz im Jahre l864 gegründete ßchwarzstiltung" mit einem Fonds van 14.000111
dessen Erträgnisse zu Reisestipendien für Arbeiter behnfs ihrer technischen Ausbildung im
Auslands, so wie zu Vorschiissen an die aus dem Auslsnde zurückgekehrten Arbeiter be-
hufs ihrer selbständigen Etablirung bestimmt sind und binnen kurzer Zeit zur Verwendung
gelangen werden. W. Z.
Kleinere Mittheilungen.
Besuch des Museums. Die Anstalt wurde im Monate Jiinner von 8975 Per-
sonen besucht.
Se. k. k. Hoheit der durchl. Herr Erzherzog Wilhelm beehrten am 15. Jänner
das k. k. österr. Museum für Kunst und Industrie mit höchstihrem Besuche.
Geschenke an das Museum. Vom Herrn kais. Rath A. v. Cernesinn Minia-
turcopien aus dem Zwettler Code tradizianunr und Copieu von romanischen Glnsfenstern
aus dem Kloster Heiligenkrenz, endlich eine Ansicht des nlten Landhauses in Wien, rndirt
von E. Hiitter;- von Herrn Cnstellsni, Goldschmied in Rom, eine Terrneottscupie einer
antiken Terrucottsmaske, ausgeführt von Alfr. Csstellsni; vom Herrn Sactionsrnth Fr.
Walther die Jahrgänge der ,Austris" l840-l859, herausgegeben von Ksltenheck, Sn-
lomon und Bernstein; von Herrn Johann Erner, k. Hoftischler in Köln, ein Album
mit Photographien älterer, im Besitze des Genannten heßndlicher, und moderner, in dessen
Etablissement nngefertigter gothischer Möbel.
Neu ausgestellte Gegenstände. Am 16. Jlinner Zwei Landschaften von
Colin vom Jnhre 1680, ohne Retouche und ohne neuen Firniss regenerirt von Professor
Pettenkofer in München. Eigenthnrn des Herrn Grafen Edmund Zichy; die Zingß-
rells" von Correggio und Ecce homo" von Van Dyck, Oelgemälde, Eigenthnm des Herrn
Capitän Fairholme in Bregenz; zwölf Wiener Porcellanteller vom Jahre 1800, Eigelf-
thurn des Herrn Trau; gothische Details aus Spanien, in Farben ausgeführt vorn Archv
takten F. Bchulcz; endlich eine Suite römischer Marmor-Reliefs.
Am 20. linner Eine Suite von gestlcktsn Messgswindern, hn Auftrage Sr. Emln.
des Erzbischofs von Olmiitz für das Olmützer Domcapitel ausgeführt von E. Krickl und
Schweig er; ein Crucifix in Holz geschnitzt von Duquesnoy Fiamingo, Eigenthum der
Frau v. Eckel aus Brüssel; eine Suite von farbigen Zeichnungen der persischen Tep-
piche des a. h. Hofes, im Auftrage des Museums ausgeführt von Sodoma jun.; ein Ge-
rniiseladen in Rom, Aquarell von R. Alt; eine Fayence-Copie nach Pallissy von Stein-
bach, Arbeiter bei Herrn Drasclie.
Am 26. änner Gothische Plnvlalschliesse nach der Zeichnung des Architekten
Lippert ausgeführt von Brix Anders, und eine Suite von Photographien franzö-
sischer Möbel aus der Werkstätte von Lanneau in Paris.
Am 4. Februar Eine Suite japanesischer Lackarbeiten; Zeichnungen nach deren-
tinischen Intarsien vom Architekten Val. Telrich; Photographien nach alten und neuen
Möbeln vom Hoftischlcr Herrn Erner in Cöln s. Geschenke; Terracottacopie einer an-
tiken Thonmaske von Herrn Gastellani in Rom s. Geschenke; ein kirchliches Getiiss
von Silber von Brix Anders; Gypsabguss des sitzenden Mercur im Museum zu Neapel.
Am I0. Februar Die Gypsabgüsse der s. g. Hildesheilner Silbergefässe; eine
Suite marokkanischer Thongefslsse, eingeschickt vom österr. Consnlate in Tanger; eine
Suite Kennzeichnungen französischer Meister des XVIII. Jahrhunderts aus der Sammlung
Sr. kaiserl. Hoheit des Herrn Erzherzcgs Albrecht; Dankadresse der Wiener Kunst-
genossenschaft für Herrn Hofrath Dr. Heider, ausgeführt von L. Groner; ein Antipen-
dium, weibliche Handarbeit; ein Schachbrett mit MetallüguremEigenthum des Hrn. E. Hoch.
Modillcirtes Proararn für die Vorlesungen des Ilsrrn Professors
C. von Llltzow Ueber die s. g. Leukothea Eirene der Münchner Glyptotheh;
über den Sophokles im Lateran; über den Hildesheimer Silberfnnd; über den
Apoll von Belvedere.
Vorträge im üsterr. Museum. Prof. v. Lützow's erster Vortrag Don-
nerstag den d. M. war in mehr als gewöhnlichem Grade anziehend und anregend,
insofern derselbe nicht blos Resultate der Knnstforschung gab, sondern den Zuhörern zu-
gleich einen Blick in die Werkstätte der Kunstarcbiiologie gewährte. Das Thema bildete
die sogenannte Leukothea-Gruppe in München und der Redner gab so zu sagen die ganze
Biographie dieser Antike von ihrem Erscheinen als Ino-Lenkotbea mit dem Bscchnsknaben
in Winckelmannk Manumenli anlichi inedili an. Zunächst wurde ihr dieser Name nber-
kannt. da die Binde um den Kopf nicht als Schleier gelten durfte, der Krug in der Linken
und der nach oben weisende rechte Arm als spätere Zusätze erkannt werden mussten.
Dann erschien Prof. Friedericbs in Berlin, welcher sich um die Kritik der Winckelmann-
scheu Theorie Verdienste erworben und auf einer Münze in London eine entsprechende
Gruppe gefunden hatte, welche Andeutungen über die ursprüngliche Bescbadenhcit der
spiiter ergänzten Theile des Bildwerks lieferte. Der rechte Arm erhielt nun ein Scepter,
die linke Hand ein Füllhorn und die Hauptfigur sollte sich Ge, Erdgöttin, nennen lassen.
Allein auch dieser Name blieb nicht unangefochten, namentlich widersetzte sich der
triiumerische Blick der Göttin dieser Deutung und durch Brnnn in Rom Lictzt in München
wurde sie endlich als Eirene, Friedensgöttin, mit dem Platos, dem Reichthnrn. auf dem
Arme erkannt. Und nun fanden sich auch weitere Jteferenzen". Als ein Werk aus der
besten Zeit der attischen Kunst hatte die Gruppe stets gegolten und mit Hilfe des Pau-
sanins liess sie sich nuu als eine Arbeit des älteren Kephissodotos, angeblich Praxiteles'
Vater, feststellen. Die in Athen unter freiem Himmel aufgestellte Gruppe war ohne
Zweifel aus Bronze und auf eine Copie nach Bronze deuten an dem Mnrmorwerk manche
Einzelnheiten, Härten in der Ausführung.
Im nlederösterrelchlschen Gewerbevereln sprach Herr Franz R. v. Wert-
heim am Z. v. M. in kurzen, aber sehr kernigen Worten fiir Unterstützung der von der
Gesellschaft zur Förderung der Kunstgewerbeschule des k. k. Museums" verfolgten Zwecke.
Dem Institute fehle es nicht an Schülern. wohl aber den Schülern an den nöthigeu Mit-
teln. Vieles und Grosses leiste der Staat in dieser Richtung, jetzt sei es aber auch Anf-
gabe der Industrie, helfend einzugreifen, falls sie im eigenen Interesse für die l-Iersnbildung
befahigter Arbeiter Sorge tragen und so die Möglichkeit herbeiführen wolle, die Concurrenz
mit dem Auslands auf gewerblichem Gebiete siegreich bestehen zu kiinnen. Auch kenne
man den innigen Zusammenhang. der zwischen der Arheiterfrage überhaupt und dar Ar-
beiter-Ausbildungsfrage insbesondere bestehe.
Diesem Zusammenhangs solle nun zunächst die erwähnte Gesellschaft durch Unter-
stützungen gereebt werden, die der Form nach in Schul- und Reissstipendien, ferner in
Auftragen an hervorragende Zöglinge der Anstalt und in Beiträgen zur Anfertigung kunst-
indnstriellsr Gegenstände bestehen sollen. Die Mitglieder der Gesellschaft sonderten sich
in zwei Kategorien in Gründer durch einmalige Leistung eines Beitrages von mindestens
366
100 B. und unterstützende Mitglieder durch Jahresleistungen von mindestens 9.. Die
Verleihung solcher Unterstützungen thnt auch um so dringender in einem Augenblicke
noth, in dem die Maschine sich schon der ganzen Industrie zu bemächtigen scheine; es
müsse eben dargethan werden, dass für gewisse Arbeiten die menschliche Hand jede Ms.-
schine in die Schranken fordern könne.
Dass diese Idee Anklang finde, zeige der erfreuliche Umstand, dass nicht nur be-
reits 6000 11. am 29. dünner dem betreffenden Comite zu Gebote stünden, sondern dass
namentlich So. Majesüit der Kaiser in Anbetracht des schönen Zweckes zur Förderung des-
selben 1000 H. zu spenden und eine Jahresunterstiitzuug per 100 B. zuzusagen allergnüdigst
geruht haben.
Nicht auf Wien allein solle die erspriessliche Wirkung der Schule beschränkt
bleiben; sie müsse dieselbe auf das ganze Reich erstrecken. In den Provinzen werde dies
anerkannt; so seien beispielsweise in Brünn bereits 600 d. dem gedachten Ziele durch
Zeichnungen angewendet.
Die mit lebhaftem Beifall aufgenommene Ansprache schloss mit der Aufforderung,
der Verein wolle in gedachter Richtung theils corporativ, theils durch die einzelnen Mit-
glieder in deren respeetiven Kreisen die so schönen und gemeinnützigen Zwecke der er-
wähnten Gesellschaft fördern.
llegenerlrte Gemälde. Seit Jahren hören wir von dem neuen Verfahren des
Professors v. Pettenkof er in München, nachgedunkelte und rissige Oelgemälde in ihrer
ursprünglichen Frische wieder herzustellen ohne Putzen, Retouchiren, Firnissen und die
sonstigen Hilfsmittel der Restauration. Zu Anfang lebhaft bezweifelt und angegritfen,
machte dies Verfahren der Regeneration" allmälig gerade seine Gegner zu seinen Lob-
rednern. Gegenwärtig haben wir zum ersten Mal Gelegenheit, die Wirkung des Petten-
kofefschen Verfahrens kennen zu lernen. Herr Graf Edmund Zichy hat im österrei-
chischen Museum zwei Landschaften ausstellen lassen, welche von Pettenkofer regene-
rirt wurden und in der iiberraschendsten Weise fir die Eründnng zeugen. Die Bilder,
welche im Laufe der Zeit ganz braun geworden waren, erscheinen nun in einer Farben-
frische, als kämen sie unmittelbar von der Staßelei. Nirgends zeigt sich die Spur eines
schädlichen Einflusses der Behandlung, nichts ist verwischt oder verputzt, was sich gerade
bei diesen auf's minutiöseste ausgeführten Gemälden genau controliren lässt. Auch kam
bei dieser Gelegenheit ein bisher nicht zu entdeckendes Monogramm Colin zum Vor-
echein. Nach diesen Proben zu urtheilen, verdient das Verfahren, das nusserdem nichts
weniger als kostspielig ist, allerdings die höchste Beachtung.
Gleichzeitig machen wir Kunstfreunde auf ein Ecce homo von Van Dyk und auf
die Suite gemalter Teller, Wiener Porcellan, aufmerksam welche neuerdings im österr.
Museum ausgestellt wurden. Die Teller gehören zu den vollendetsten Arbeiten der Wiener
Porcellanfabrication und stehen, was Malerei und Technik der Vergoldung anbelangt, auf
gleicher Stufe mit den hier und 1867 in Paris vielbewunderten Stücken aus dem fürstlich
Dietrichstein'schen Besitz.
Gypsabgllsse nach RenaissanceJtlühelstücken. Es wurde bereits in der
Januar-Nummer der .Mittheilnngen' eines Geschenkes Erwähnung gethan, welches de!
Hoftischler Erner in Köln dem k. k. Museum für Kunst und Industrie übersendet hat.
Dieses Geschenk besteht in einer Sammlung von Gypsabgüssen nach vorzüglichen Holz-
schnitzarbeiten des 16. Jahrhunderts, welche der genannte Industrielle irn Laufe eines
vieljährigen Geschäftsbetriebes von den besten Sachen, die ihm zum Ausbessern oder im
Zwischenhandel in die Hände gekommen waren. abgenommen hatte. Vorwiegend sind es
Panneau-Consolen und ornamentirte Leisten von Möbeln der besten Zeit, etwa 1520-1560,
welche auch in Cöln selten, ausserhalh Cöln's fast gar nicht anzntreden sind. Die ange-
sammelten werthvollen Stücke bat Herr Ern er für die neugegründete lndnstriescliule in
Cöln bestimmt, ausserdern aber die besten Stücke daraus nochmals abfonnen lassen und
an die Museen in Berlin und Wien überlassen.
Kllnsfllsclllereh Ans dem fürstl. Oettingen-Wallersteidschen Schlosse Wnldstein
in Steiermark gelangte einPrnnkschrank inGraz zur Restauration, der insoferne von kunst-
histnrischem Interesse ist, als er nach einer vorgefundenen Inschrift im Jahre 1660 vom
Tischlermeister Lorenz Hodmann aus Nenlengbaeh nach damals bestandener Zunftordnuug
als Meisterstüclö angefertigt wurde und in der reichen architektonischen Anordnung eillß
Fülle decnrativer und tiguralischer Einzelnheiten enthält, darunter drei Bildnisse österrei-
chischer Landesregenteu, im Hintergrunds die Ansicht der Stadt Graz in Holzmosaik,
ferner mehrmals den deutschen Reichsadler in eingelegter Arbeit. Dies könnte auf die
Vermuthung führen, dass der Schrank ehedem einem österreichischen Landesfürsten an-
gehört habe, wenn nicht die seitlich angebrachten Wappen des einstigen Besitzers des
Schlosses Waldstein, des Hans Anton Fürsten von Eggenberg, dieser Ansicht entgegen-
367
stünden. Wiewohl dieses Meisterstiick der Knnstscbreinerei im Laufe der Zeit hart mit-
genommen, namentlich von französischen Invasionssoldateu stark verstümmelt wurde, die
in den geheimen Fächern nach Schätzen suchten, so gelang doch dem Tischlermeister
Trieb die Restauration desselben ganz besonders. Der Restaurator wurde auch vermacht,
für die Sammlungen des k. k. Museums in Wien eine photographische Abbildung veran-
stalten zu lassen.
Tissus dll Mnsee de Cluny. Nach einer Mittheilung des Herrn Corresponden-
ten des Museums in Paris, Hofreth Ritter v. Schwarz, werden seit kurzem in Lille neue
sehr geschmackvolle Gewebe, Tissus de Musäe de Cluny" genannt, erzeugt. Es ist
hiermit auch für Frankreich ein neuer Weg betreten, unsere Hausfrauen, wie im Mittel-
alter, wieder tiir ornamentsle Linien empfänglich zu machen und dasselbe Ziel ins Auge
gefasst, welches Faber in Lettowitn angestrebt hat. Der freuzösische Fabrikant hat reizende
Handtücher, Servietten, Thee- nnd Catfeetücher, Tisch- und Bettdecken geschaden. Das
Museum hat eine Muster-Collection davon angeschadt, welche nach ihrer Ausstellung im
Museum durch die betreffenden Handels- und Gewerbekammern den Weberbezirkeu in
Böhmen und Mähren u. s. w. mitgetheilt werden nud zur gesteigerten Beniitzung der Samm-
lungen des österreichischen Museums durch die vsterländische Industrie anfordern sollen.
Vorlagen für den Zelchennnterrleht In Preussen. Wie bekannt, hat du
königl. preussiscbe Cultusministerinm s. Z. mit grossem Kostennnfwunde die Vorlagebllitter
für Handwerker etc. hergestellt. Es waren jedoch dieselben bisher dem allgemeinen Gs-
brauche fast verschlossen, und wurden nur denjenigen als Anerkennung in die Hände
gegeben, die deren vielleicht und, sogar in den meisten Fällen nicht mehr bedurften. Seit
einiger Zeit ist jedoch die k. prenssische Staatsdruckerei damit beschiihigt, die kostbaren
Platten durch Tochterplntten zu ersetzen, und sollen die Abdrücke derselben den schon
vorhandenen und allen noch entstehenden Zeichenschulen für den Kostenpreis von Druck
und Papier überlassen werden. Bei so allgemeiner Verbreitung wird dieses kostbare Werk,
bekanntlich von Benth und Schinkel ins Leben gerufen, für die preussischen Schulen den
grösston Nutzen stiften.
BIBLIOTHEK.
Neue Erwerbungen seit der Herausgabe des Bibliothek-Katalogen
im Monate Mai 1865.
Vgl. Nr. 1-5, 11-11. 24-29. 31, 34, 85, 86, 38, I9 und 40 der ,lil.heil. du lluuumf.
Atlas kirchlicher Denkmäler des Mittelalters im österreichischen Kaiserstante und im
ehemaligen lombnrdiseh-venetinnisehen Königreiche. Herausgegeben von der k. k. Cen-
urnl-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenhnnle unter der Leitung
Br. Excellens des Präsidenten Jos. Alex. Frh. v. Helfert. Redactenr K. Lind. Wien,
1867. Pol. 2234.
Ausstellung, Paris, 1867. Uebersichts- und ReehenschaHs-Bericht des Präsidenten des
k. k. Ceutral-Comitä für die Pariser Weltausstellung, Grafen Wickenburg. Als Mann-
script gedruckt. Wien, Stsatsdrucheri, 1868. 8. 2239,
Bericht über. die von der n. ö. Hnndels- und Gewerbehammer veranlasste Sen-
dung von gewerblichen Arbeitern etc. zur Pariser Weltausstellung im Jahre 1867.
Veröffentlicht vun der Hnudels- und Gawerbekammer in Wien. Wien, Sommer, 1868.
8. 2240.
Wien, l868. Katalog der III. allgemeinen deutschen Kunst-Ausstellung in Wien.
Wien, 186a s. zur
Austrin oder österreichischer Universal-Kalender. Herausgegeben von Jos. Snlouxan.
Jshrg. l840i59. Wien, Klang, 1840 u. 5.. 4. 2248 Geschenk des Herrn Sections-
rnthes von Walther.
Csstellsni, Augusto. Dell' oreiiceria nntioa. Firenze, le Monnier, 1862, 8. C2236.
Charles, R. The cabinet msker journsl of designs. For the use ofupholsterers, cabi-
net nlakers, decorators, carvers, gilders ein. London, Bpou, 1868. F01. 2234
Czoernig, Carl Joseph. Topographisch-historisch-statistische Beschreibung von Reichen-
herg. Nebst einem Anhange, die Beschreibung von Gahlonz enthaltend. Wien, Volke,
1329. s. 2243
Erner, Joh. Meuhles. 35 Photographien von theils alten, theils von Joh. Erner in Cöln
verfertigten Möbeln. Cüln, 1859. 4. 2245. Geschenk des lierrn J. Erner.
Exner, WV. F. Das Holz als Rohstoff für das Kunstgcwerbe. Zwei Vorträge, gehalten im
k. k. österr. Museum für Kunst und Industrie in Wien. Weimar, Voigt, 1869. 8.
224-1. Geschenk des Hcrm Regieruugsrathes von Eitelberger.
Falke, Jakob. Zur Costiimgeschichte des Mittelalters. Mit 156 Holzschnltten. Wien, Staats-
druckerei, 1861. 4. Ans Mittheilungeu der k. k. Central-Commission zur Erforschung
und Erhaltung der Baudenkmale, VI. 2231 Geschenk des Autors.
Fillon, Benjamin. L'art de terrc chez les Poitevins Buivi d'une ätude snr Panciennete
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Grlin, Karl. Glückliches Wien. Die Stadt und ihre Knnstschlitze. Wien, Beck, 1869. S.
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Grnno w. C. Das Deutsche Gewerbe-Museum uu Berlin. Kurze Mitthoilungen über die
Einrichtungen desselben und Führer durch die Sammlung. Berlin, October 1868. 12.
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Hnmphreys, H. Noel. Masterpieoes of the early printers and engravers. serles
facsimiles frorn rsre and curious lmoks, consisting of illustrative devlces, boautiful bor-
ders, rcmarkabls iuitials, printers marks, etc. London, Sothsren Co. Fol. 2228
Klostermann, R. Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Ertindungen,
nach Preussischern und internationalem Rechte dargestellt. Berlin, Gnttentag, 18GB, 8.
2250,
Pacher, Paul. Die ostasiatiatische Expedition, im Auftrage des Vereins der österreichischen
Industriellen kritisch beleuchtet. Wien, Selbstverlag des Vereines, 1868. 8. 2242
Perspeotiva Practica, oder Vollständige Anleitung Zu der Perspectiv-Reiss-Kunst,
Nutzlich und nothwendig Allen Mahlern, Kuptferstechern, Baumeistern, Goldschmieden,
Bildhausrn, Stickern, Tapezieren mit Kupfer-Figuren Erstmabls durch Ein
unbenahmtes Mit-Glied der Societiit Jesn in Paris heraus gegeben, Nun aber Aus dem
Französischen ins Tentsche übersetset Durch Johann Christoph Bemhold. verlegt von
Jeremias Wollf, in Augspnrg, Gedruckt bey Pet. Detleßsen, Anno 1710. 4. 2225
Suhoy, Aug. L'art srchiteetural, däcoratif, indnstriel et somptusire de Yepoquo Louis XVI.
Recueil de 300 plauehes inedites, photolithographiees d'apres las estampes originales.
Avec texte hist. desc. et critique. Liege et Leipzig, Claeseu, 1868. Fol. 22.35.
Sitte, Franz. Beleuchtung des iiusseren Monnmental-Momsntes des vom üsterr. Civil-
Architekten Fr. Sitte entworfenen und zur ödentlichen Betrachtung in der deutschen
allgemeinen Kunst-Ausstellung zu Wien vorgeführten Kirchenbau-Prnjetes, das ein
praktischer Versuch sein soll, die Spur zur Beantwortung der brennenden Banstylfrago
aufzufinden. Mit einer Photographie. Wien, 1868. 8. 2245
Wegweiser, archäologischer, durch Nieder-Oesterreich. Herausgegeben vom Alterthnml-
Vereine zu Wien. Wien, Commission bei Prandel Ewald, 1866. 4. 2231.
Weise, Adam. Albrecht Dürer unrl sein Zeitalter. Leipzig, Gleditsch, 1819. 4. 2232.
Winckler, Arthur, Die Wohnhäuser der Hellenen. Nach den Quellen und den neuesten
Forschungen. Berlin, Calvary Cie., 1868. S. 2225.
Zahn, A. v. Bericht über die Resultate des Kunstuuterrichts in Bezug auf den Fortschritt
der Knnstgewerbe nach den Ergebnissen der Pariser Weltausstellung von 1867.
atattet im Auftrage des k. sächsischen Ministeriums des Innern. Leipzig, Seemann,
1868. 238
wns fortgesetzt.
Selbstverlag des kais. kön. österreichischen Museums.
Druck von Carl Gerold's Sohn in Wisn.