"148- MITTH EILUN GEN WEM
Vierter Jahrgang. 15. Septbr. 1869.
k. k. österr. Museums für Kunst 8. Industrie.
Monatschrift für Kunst 8a Kunstgewerbe.
Am 15. einen jeden Monats erscheint eine Nummer. Abonnementspreis per Jahr B. iiW.
Redncteur Bruno Sucher. Expedition von C. GerolrPs Sohn. Man ubonnirt im Museum,
bei Gerold Comp., durch die Postanstalten, sowie durch alle Buch- und Kunsthundlungen.
.14. m. ......n... a... um... ozntnle des Buux-Artl .ppnq.e. 1'i..1....... ... um. 1.. .1. nass.
na. Mlltelsuhulou m. an arbeitenden o1"... s. den Niederlanden. Anmeldungen 1a. ai. am...
x.....g.....s.-......11...g Im a. im. n. Verzelehniu. Kleinere Mltthellungen. Fnrumruu;
du v....1.z..s.... n. n. 1....... 1mm... Gypubgülse. m. 209-240.
Die Ausstellung der Union centrale des Beaux-Arts uppliques
l'Industrie zu Paris im Jahre 1869.
Die Union centrale des Beaux-Arts hat in diesem Jahre in dem Aus-
stellungspalaste der Champs-Elysees eine Ausstellung veranstaltet, ähnlich
jener, welche im Jahre 1865 stattgefunden hat. Dieselbe nimmt fest den
ganzen Raum des grosseu Ausstellungsgebäudes ein. Sie umfasst folgende
Abtheilungen eine Ausstellung von Gegenständen moderner fren-
zösischer Kunstindustrie; ein sogenanntes Musee oriental, d. i. eine
Ausstellung älterer und neuerer orientalischer Kunstgegenstände nus dem
Besitze französischer Kunstfreuude; die Ausstellung von Kupferstichen,
älteren Einhänden und antiken Vasen aus dem Besitze des Herrn Dutuit
in Rouen; und eine Ausstellung der Zeichenschulen Frankreichs in
Verbindung mit einer Ausstellung von zur Schule gehörigen Einrichtungs-
gegenständen, Vorbildern und Lehrmitteln.
Die Ausstellung von Gegenständen moderner französischer Kunst-
industrie umfasst das gesammte Gebiet der Kunst in seiner Anwendung
auf Industrie, die Kunst in ihrer Anwendung auf Wohnung und Mobiliar,
auf gewöhnliche und kostbare Metalle, auf Keramik und Glas, auf Be-
kleidung, Unterricht u. s. f. 357 Aussteller haben sich an dieser Aus-
stellung betheiligt. Es ist dies eine relativ geringe Zahl, wenn man be-
denkt, wie gross die Zahl derjenigen ist, die sich in Frankreich mit
der Kunst in ihrer Anwendung auf Industrie beschäftigen; es fehlen auch
viele der hervorrageudsten Kunstindustriellen Frankreichs, Barbedienne,
Lepec, Deniere u. s. f. Nichtsdestoweniger ist die Ausstellung in mehr
als einer Beziehung lehrreich. Man erhält mit einem Male einen Ueber-
blick über die gegenwärtige Strömung des französischen Geschmackes,
man wird über kunstindustrielle Bestrebungen in Frankreich "schneller
unterrichtet, als es ohne eine solche Ausstellung drr Fall sein würde.
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Grosse welterschütternde Ereignisse darf man von einer solchen
Ausstellung nicht erwarten; Erfindungen von grosser Bedeutung und
Tragweite treten nicht so häufig heran, als es von vielen Seiten erwartet
wird. Im Ganzen und Grossen wird derjenige, welcher die Ausstellung
im Jahre 1865 und die grosse Weltausstellung im Jahre 1867 gesehen
hat, keine erheblichen Veränderungen zu notiren haben. Die Zahl der
Männer. die sich mit der Förderung der Kunstindustrie in Frankreich
beschäftigt, ist eine sehr grosse; sie vermehrt sich ununterbrochen, sie
ergänzt sich durch Einwanderung aus dem Auslande, insbesondere aus
Deutschland; die Zahl der Talente und das Mass des Talentes, das sich
auf diesem Gebiete zeigt, ist bedeutend. Nichtsdestoweniger sind die
Klagen, die in Paris über den Verfall der Kunst erhoben werden und
zugleich das Gebiet der Kunstindustrie berühren, berechtigte. Sie be-
treden gleichmäesig die Kunst als solche, wie die Regierung, speciell
jene Abtheilungen der Regierung, denen die Museen unterstehen, und die
des öffentlichen Unterrichtes.
Die grosse Kunst macht in Frankreich keine Fortschritte am we-
nigsten- die Architektur und Sculptur. Die neuen Stadtanlagen von Paris
leiden unter dem Drucke der Uniformität, unter der Hast, mit welcher
gebaut wird. Das Communicationswesen, die Gesundheitspflege gedeihen
unter dem Systeme, das Paris baulich umgestaltet, die Architektur nicht.
Die neu erbauten Kirchen zeigen viel Comfort; Beleuchtung und Be-
heizung sind die des Salons; man ist nicht in Gefahr, wie in den neuen
Kirchen Deutschlands, sich zu erkalten oder durch schlechte Ventilation
einen Rheumatismus zu erhalten, der deswegen nicht weniger schmerzt,
weil man sich denselben in einer Kirche zugezogen hat. Was aber die
kirchliche Architektur betrifft, so ist dieselbe in Frankreich in einem
grössereu Verfalle als anderwärts. Man hat weder den Muth und den
Verstand, einfach an die grossen Traditionen der französischen Architektur
des XIII. oder des XVI. Jahrhundertes anzuknüpfen, noch die Kraft,
selbstständig neue Bahnen zu gehen.
verworren und ungesund, wie die kirchliche Architektur, ist auch
die monumentale. Die Idagaden der neuen Oper, die sich soeben enthüllen,
sind im Ganzen und Grossen verunglückt. Es gibt viele, welche die Fa-
eadeu der neuen Oper in Wien der Pariser vorziehen. Der neuen Oper
in Paris fehlt Klarheit der Disposition und Reinheit des Styles. Was sich
an grosser Plastik sowohl am Parterregeschosse der grossen Oper als in
den Gruppen des neuen Theiles der Tuilerien gegen die Seine zu zeigt,
ist arm an Erfindung, geschickt in der Mache, aber ohne Geist und ohne
Herz. Das bedeutendste Talent auf dem Gebiete der Plastik ist Oarpeallx.
jener Künstler, von dem die Gruppe des Tanzes an der Hauptfagade de?!
neuen Opernhauses herrührt. Er rangirt unter den Realisten; seine Af-
beiten gleichen einer Musik, die zwische Richard Wagner und Offenbach
in
steht. Die Akademie der schönen Künste, welche ihre neue Organisation
noch in keiner Weise zu rechtfertigen verstand, hat nicht die Kraft, die
Kunst Frankreichs, die sich auf einer schiefen Ebene befindet, vor
dem Verfalls zu retten, dem sie entgegengeht, wenn sich nicht in dem
Schoosse der französischen Gesellschaft selbst, wie im grossen politischen
und socialenLeben, so im künstlerischen, ein Regenerationsprocess vollzieht.
Die Macht zu einer solchen Wiedergeburt hat zur rechten Stunde rank-
reich nie gefehlt; sie wird auch in unseren Tagen wieder kommen. Aber
der Einfluss der grossen Kunst auf das Gebiet der Kunstindustrie kann
unter diesen Umständen kein günstiger sein.
Dazu kömmt, dass die Organisation der Museen in Paris keine er-
heblichen Fortschritte macht. Alle hervorragenden Fachmänner klagen,
wie das Publicuxn; die Herren Vaillant und Nienwerkerke sind ihrer Auf-
gabe nicht gewachsen und keine Fachmänner, wie es zu Napoleon I.
Zeiten die Denen und seine Collegen gewesen sind. Darüber werden
wir bei einer anderen Gelegenheit ausführlicher sprechen. Auch das
Musee Cluny bleibt in jener malerischen aber dilettantenhaften Aufstellung,
in der es Du-Sornmerard pere hinterlassen hat. Dort ist auch nicht einmal
der Versuch gemacht worden, nur den bescheidensten Anforderungen einer
Reorganisation zu entsprechen.
Gelehrte und Industrielle, Inländer wie Fremde beklagen gleich-
mässig den Mangel an Reformideen in den Museen von Paris. Die Fran-
zosen insbesondere, welche von England herüber, auch von deutschem
Boden aus, vom Fortschreiten in der Organisation der Museen hören,
und welche auch auf praktischem Gebiete und da hört auch bei den
Franzosen jeder Spass und jede vornehme Passion auf die Folgen
der Vernachlässigung ihrer geistigen und materiellen Interessen empfinden,
haben ein volles Recht unzufrieden zu sein mit dem Zustande, in dem
sich gegenwärtig die Smatsmuseen in Paris befinden.
Die französische Gesellschaft macht allerdings fortwährend Versuche.
durch Acte der Selbsthilfe sich auch auf diesem Felde aus der Lage zu
befreien, in welcher sie sich befindet. Die Gründung der Union centrale
des Beaux-Arts, die Veranstaltung solcher Ausstellungen, wie die des
Mnsee retrospeetif im Jahre 1861, des Musee oriental in diesem Jahre,
die Gründung der Ecole centrale et speciale d'Architecture des Herrn
Trelat sind Acte solcher Selbsthilfe, deren Bedeutung um so höher an-
zuschlagen ist, als der französische Geist und die französische Gesetz-
gebung im Jahrhundert des Qäsarisrnus solchen Bestrebungen nichts we-
niger als günstig sind. Aber man darf nicht verkennen, dass man in
dem Lande der Selbsthilfe par excellence, England, selbst aufgehört hat,
alles von der Selbsthilfe zu verlangen und nichts von der Stantshilfe zu
erwarten, und dass sich auf dem Gebiete der Museen und des Kunst-
Unterrichtes eine Reform vollzogen hat, die, Welt entfernt Selbsthilfe zu
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verwerfen, der Cooperation des Staates, der Initiative der Regierung einen
viel grösseren Spielraum und höhere Ziclpunkte zuweist, als man auf
dem Uontinente in der Regel glaubt. Von diesem Gesichtspunkte aus
gewinnt die Ausstellung der Union centrale eine grössere Bedeutung und
greift weit über die Zielpunkte hinaus, welche von Ausstellungen gewöhn-
licher Art verfolgt werden.
In Sachen des Geschmackes wird der Franzose immer Franzose
bleiben und um so besser sich aussern können, je weniger seine Ge-
schmacksideen durch anssere oder innere Einflüsse alterirt werden. Mehr
als einmal haben sich diese in Frankreich geltend gemacht; aber sehr
bald streift. der Franzose das Fremdartige ab und kehrt seine Eigen-
art hervor. Diese ist immer geistreich und anregend, nie tief, immer
bereit fremde Elemente zu benützen und sich dienstbar zu machen. Heute
ist es Italien, morgen Deutschland, heute England, morgen der Orient,
mit dem Frankreich in eine geistige Allianz tritt, um sich zu befruchten
oder zu ergänzen, wenn die eigenen Ideen oder die eigene Kraft nicht.
mehr ausreichen. In dem heutigen Frankreich kreuzen sich vielfach
deutsche Elemente mit englischen Ideen und Anregungen des Orientes.
Deutsche Arbeit ist hier in Holzschnitzkunst, Kunstschlosserei thätig,
der Orient greift in der Emailarbeit, der Goldschmiedkunst, der De-
coration vielfach nach Frankreich herüber; England regt vielfach auf
kerauiischem Gebiete an aber in der Hauptsache bleibt der Franzose,
was er ist, und bewegt sich gegenwärtig zwischen Renaissance und Empire
auf den verschiedensten Gebieten der Kunst und Kunstindustrie. Leider
ist das, was man grosse Kunst nennt, nicht bedeutend genug, um tiefer
anregend auf Kunstindustrie zu wirken. Die Generation, welche einst
Männer wie Philibert de Lorme, Ducerceau, Puget, in jüngerer Zeit
Ingros, Delacroix, Delarochc hervorgerufen, ist ausgestorben, und da in
der grossen Kunst Schwanken und Zerfahrenheit eingebrochen, darf man
in der Kunstindustrie nicht Reinheit des Styles und grosse Ideen suchen.
Aber Frankreich, das in der Bewegung, sich selbst zu finden, nicht durch
das Ausland gestört wird, nie Staatsmänner gehabt hat, die bereit waren,
wie es auf deutschem Boden der Fall ist, das Land fremden Nationen zu
überliefern, Franzosen an Frankreich irre zu machen, Frankreich hoiTt
zu den grossen nationalen Ideen zurückkehren zu können, die seine
Cultur geleitet, seine Grösse begründet haben. Wie wenig heutzutage
diese grossen und gesunden Ideen dominiren, zeigt so recht sehr ein
Blick auf die Kunst des Mobiliare in der Ausstellung der Union centrale.
So weit überlegen die französische Kunsttischlerei der deutschen ist, und
so sehr jene über eminente technische Kräfte, intelligente Fabrikanten
verfügt, so ist doch kaum Ein Stück zu finden, das in seinem archi-
tektonischen Aufbau vollkommen genügt. Bei allem geistreichen Detail,
aller delicaton und graziösen Ausführung herrscht im Ganzen und Grossen
Mangel an einer gesunden Grundanschauung über Natur und Zweck der
Möbel.
Am glänzendsten sind Goldschmiedekunst und Fayence vertreten.
Chrietnflie, A. Falize, die Brüder Fanniere, Philippe, VernazAVec-htef
Froment-Menrice haben glänzend ausgestellt. Die in japanischer Weise
ausgetiihrten Incrustationeu von Christofile und Falize, einige Schmuck-
sachen von Philippe, Silbergeschirre von Fanniere, mit Gold incrustirte
Geiässe von Vernaz-Vechte gehören mit zu dem Besten, was in neuerer
Zeit auf dem Gebiete der Goldschmiedekunst geleistet wurde. Bei den
meisten Gegenständen ist die Zeichnung ebenso vortrefflich, als die Durch-
führung präcise und elegant. Die Nachbildungen der Hildesheimer Ge-
fässe durch Christoüle erregen viel Aufsehen.
Die Fayencen beherrschen fast ausschließlich das keramische Fach.
Pull, Deck, Jean, Collinot, Rousseau haben jeder in seiner Art trefflich
ausgestellt; sie sind unseren Lesern wohl bekannt. Sie sind bei ihrer
Art geblieben; Pull nimmt sich Bernhard Pallissy zum Vorbild. Collinot
und Parviller den Orient; Theodor Deck benützt in geistreicher Weise
Künstler verschiedener Art und Richtung wie Rousseau. Eine grosse
Anzahl von Fayenciers treten in speciellen Richtungen hervor; einige
lehnen sich mit Geist an die Decorationsweise der, Alt-Rouener Poterie
an, andere, wie Bourier, gehen neue Wege. Die grosse Ausstellung
von A. Ollive, in weissen und decorirten Fayenceplatten für Fussböden,
in Kirchen, Wohngemächern, Küchen,'zeigt die grossen Fortschritte,
welche die Fayencetechnik gemacht, die Anerkennung, die sie gefunden
hat. DasFayence dominirt in einer solchen Weise, dass das Porzellan,
das allerdings nur wenig durch Pillivuyt und Hache und Pepin-Lehallexir
vertreten ist, fast in den Hintergrund gedrängt wird, wobei wir die Be-
merkung nicht unterdrüeken wollen, dass sich in dem Porzellan eine
einfachere und stoifgemässere Decoration in wohlthuender Weise bemerk-
barünacht. Viel tragen zur Verbreitung der keramischen Decoration die
Spezialschnle in Limoges und die Gepßogenheit bei, in einzelnen Unter-
richtsanstalten für Mädchen den Unterricht im Porzellunmalen einzuführen.
Glas ist- sehr wenig vertreten. Brocurd stellte imitirte orientalische
Gläser in ziemlicher Anzahl und Vollkommenheit aus, Beccarat war nur"
durch zwei Vasen von grossen Dimensionen vertreten; Durieu hat gra-
virtes, Dopter geätztes Glas ausgestellt. Was sonst von Glas noch aus-
gestellt ist, ist nicht besonders bemerkenswerth, mit Ausnahme der Spiegel
im sogenannten venetianischen Geschmacke. Bay, Duval, Buquet u. a. m.
stellten Spiegel ähnlicher Art in reicher Anzahl aus; sie scheinen die
Mode zu beherrschen.
Ausserordentlich zahlreich und mitunter glänzend ist die Metall-
technik vertreten, Bronze, Zink, Eisen. Es ist nicht nöthig, dies besonders
zu erwähnen. Die Fabrication in diesen Zweigen macht durch die grossen
und intelligent geleiteten Gewerke und Fabriken rasche Fortschritte. Am
meisten machte sich diesmal das Zink und die Kunst, dasselbe zu bronziren,
geltend, und in Schmiedesachen und in Schlossereigsgsnständen Huby. Die
Mctallindnstrie in Oesterreich wird grosse Anstrengungen, die technischen
Wissenschaften grosse Fortschritte machen müssen, bis sie Leistungen
aufzuweisen haben werden, wie die von Durenne, Fourment, Houille d. Cie.
u. A. m. Die Brouzefabrikanten von Paris sorgen überdies für Heran-
bildung tüchtiger Arbeitskräfte durch eine Specialscbule.
Die Galvanoplastik hat mehrere Repräsentanten, darunter Oudry, der
die Venus von Melos in ganzer Figur galvanoplastisch zur Ausstellung
gebracht hat. Die Emailkunst ist ausser Falize noch besonders durch
Robillard vertreten, der Ernails in der Art der Limogerarbeiten des XVI.
und XVII. Jahrhunderts ausgestellt hat.
Nicht sehr zahlreich sind jene Zweige der Kunstindustrie vertreten,
bei denen es sich um Anwendung der Kunst auf Bekleidungsstofe handelt,
Weberei und Stickerei. Meunier du Comp., Fabrikanten zu Tarare und
St. Gallen, der Spitzenfabrikant Lefebure fr. fehlen zwar nicht, aber
Paris ist gerade in diesen Zweigen in den letzten Jahren bedeutend fort-
geschritten. Es wird bei weitem besser und stylrichtiger gestickt, als in
früheren Zeiten, und man schenkt dem Unterrichts in Madchenschulen
eine bei weitem grössere Aufmerksamkeit als in Oesterreich. Alle Ver-
suche, die weibliche Handarbeit in Oesterreich zu heben und national-
ökonomiseh zu verwerthen, scheitern bei uns an der Passivität der Schul-
behörden und ihrer geringen Einsicht in die national-ökonomische Bedeutung
der weiblichen Handarbeit.
AuEallend sind auf dieser Ausstellung die verschiedenartigen Ver-
suche, Gyps zu färben und der Oberßäche des Gypses eine grössere
Dauerhaftigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Staub und äussere Ein-
Hüsse zu sichern. Am wenigsten befriedigtc uns der bemalte Gyps,- am
gelungensten scheinen die Versuche zu sein, dem Gypse eine Metall-
farhe zu geben. Bei Versuchen ähnlicher Art entscheidet aber nicht
der erste Eindruck; Erfahrungen über die Dauerhaftigkeit des Anstricbes,
"chemische Prüfungen sind da nothwendig. Der Einbürgerung solcher
Versuche bei uns würden thsilweise die hohen Preise entgegenstehen.
Niemand würde 70 Fres. für eine metallisirte Gypstigur der Venus von
Melos von drei Fuss Höhe bezahlen. Der Vergolder Caussinus, Rimbaud,
haben Gegenstände ähnlicher Art ausgestellt.
Die Kunst in ihrer Anwendung auf kirchliche Bedürfnisse ist in
dieser Ausstellung ausserordentlich schwach vertreten. Die Vertreter der-
selben scheinen keine Verbindungen mit der Union centrale zu haben.
Gerade aber auf diesen Gebieten wird gegenwärtig in Frankreich viel
gearbeitet, und das Mobiliarc in allen Kirchen Frankreichs gibt von
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den grossen Geldmitteln Zeugniss, welche der Kunst in der Kirche zur
Verfügung stehen.
Auch das Gebiet der Buchbinderei ist auf dieser Ausstellung weder
zahlreich noch besonders gut vertreten.
Besonders hervorzuheben ist ein kleiner in Buchsbaumholz im Styie
der Renaissance geschnitzter Holzrahmen von Vallier, die Möbel in Lack
von C. Gallais und das Bois durgi von Latry ä. Cvmp.
Ganz interessant sind jene Abtheilungen der Ausstellung, welche De-
corationsarbeiten enthalten; in diesen Dingen haben die Franzosen zu
allen Zeiten grosses Geschick gehabt. Wie sie alte Gobelins vortreiflich
herzustellen verstehen, so verwenden sie auch neue sehr gut und arbeiten
insbesondere in Beanvais auf diesem Felde vorzüglich.
Im Ganzen und Grossen kann man wohl sagen. dass die Ausstel-
lung aufmunternd für alle jene ist, die sich für die Förderung der Kunst
in der Industrie interessiren. Es bestätigt sich auch diesmal, dass für
die Dauer nur das durchgreift, was eine solide Basis hat, sich mit em-
sterer Auffassung der Kunst. mit strengerer Wissensehaftlichkeit verträgt.
Die kunstgebildete Handarbeit trägt überall den Preis davon; die solide
Technik des Metallgusses und Metallschmiedens siegt über alle Ersatz-
mittel. Keine Maschine, keine technische Neuerung kann das dem Arbeiter
ersetzen, was ihm eine tüchtige Kunstbildung gewährt. Je mehr Ersatz-
mittel, sogenannte neue Erfindungen, auftauchen, desto mehr nützen sie sich
ab, desto schneller verfallen sie der Vergessenheit. In allen Zxeigen
der Kunstindustrie zeigt sich der grosse Vortheil der Specialschulen. Wir
hoffen auch in Oesterreich bald mit dieser Erkenntniss durchzudringen, und
speciell im österr. Museum hoffen wir, dass unsere Bemühungen Special-
schulen in Gablonz, in den Porzellanbe-zirken Böhmens und im Grödener
Thale in Tirol zu gründen, von Erfolg begleitet sein werden. Nicht so
schnell scheint bei uns der technische Unterricht zu gedeihen, nicht
überall die Einsicht verbreitet zu sein, dass die Industrie Hand in Hand
mit der Wissenschaft gehen muss, wie es in Frankreich schon seit langer
Zeit der Fall ist.
Eine Reihe von ausgestellten Objecten hoEen wir im Museum zur
Ausstellung zu erhalten; wir werden dies in erster Linie den Bemühun-
gen des Hofrathes Dr. W. v. Schwarz, Correspondenten des Museums,
zu verdanken kaben.
Ueber das Musee Oriental wäre eine eingehende Abhandlung zu
schreiben, wenn ein Specialkatalog vorhanden wäre. Da dieser aber gänz-
lich fehlt oder vielleicht erst am Schlusse der Ausstellung erscheint, so
müssen wir die Erörterung der Frage, was die Wissenschaft durch diese
Ausstellung gewinnt, den französischen Fachgelehrten überlassen. Die
trefflich geleitete Gazette des Beaux-Arts wird darüber gewiss eingehend
berichten.
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Diese Ausstellung, die man den Bemühungen der Herren Viollet-le-
Duc, Darcel u. s. f. zu verdanken hat, umfasst den ganzen Orient mit
Ausschluss Egyptens. Die Ausstellung ist nach Ländern geordnet; sie
umfasst Indien, China, Siarn, Japan, Persien, Klein-Asien und die fran-
zösischen Colonien im Orients; sie bringt Objeete der Kleinkunst aller
Art, der Weberei, der Schrift und des Druckes.
Die Zahl der Kunstfreunde, die sich an dieser Ausstellung-betheiligt
haben, ist sehr gross; wir bemerken unter den Ausstellern die Namen
der Herren Jaquemart, Jaurez, Meymar, Leonce, Dutuit. Schefer, Par-
viller, Mahon-Beurdeley, Nieuwerkerke, Riocreux, Ssuvageot, Ver-de-Lisle,
Bonvier, Malinet, Reiher, Mcntrer, Mme. Fleuriou, Brion, Gasnault, Mal-
herbes, Henrion u. s. f. Vom Kaiser Napoleon erwartet man noch die
Ausstellung seiner orientalischen Waffen. Die grosse Zahl der Aussteller
ist nicht blos Folge der grossen Kunstliebhaberei, die gegenwärtig sich
auf alle Schichten der französischen Gesellschaft erstreckt, sondern auch
Folge der zahlreichen und alten Verbindungen Frankreichs mit dem
Orients; Verbindungen, die in Oesterreich bisher wenig gesucht und noch
weniger gepflegt sind.
Herr Dutuit in Rouen hat einen Theil seiner Kunstsammlung
speciell ausgestellt. Sie umfasst Kupferstiche, Bucheinbiinde und antike
Vasen und Terracotten. Die Kupferstichsammlung des Herrn Dutuit
geniesst einen grossen und in jeder Beziehung verdienten Ruf. Sie ent-
hält Blätter aus allenKunstsschulen, Seltenheiten und Kostbarkeiten ersten
Rnnges. Nicht blos Rembrandfsche Radirungen in vorzüglichen Ab-
drücken, sondern auch die ältesten Meister des deutschen Kupfersliches
sind in einer Weise vertreten, wie man sie kaum in grossen öffentlichen
Sammlungen findet. Auch die antiken Vasen und Terracotten sind schön
noch mehr aber interessirten uns die Bucheinbände aus den französischen
Schulen des XVI. und XVII. Jahrhunderts. Da sind viele Einbände vor-
handen, die als Vorbilder eines zugleich einfachen und geschmackvollen
Bueheinbandes dienen können. Herr Dutuit zählt jedenfalls zu den ersten
Kunstfreunden des heutigen Frankreich.
An die Ausstellung moderner Kunstindustrie und das Musee orien-
tal schliesst sich die Ausstellung der Schulen Frankreichs an.
Dieselbe ist diesmal ziemlich vollständig, da in Folge einer Aufforderung
des Ministers des Unterrichtes die von der Stadt Paris und die von dem
Staate unterstützten Schulen grossentbeils an dieser Ausstellung Theil
genommen haben. Es findet sich in dieser Ausstellung zum ersten Male
vertreten die Ecole professionelle du dessin, de la bijouterie, joaillerie,
orfevrerie etc., welche geleitet von den Professoren Carlier und Tostey,
von dem Syndicate dieser Industriezweige gegründet und am 1. April
dieses Jahres eröffnet wurde. Diese Schule schliesst sich an das System
von Specialschulexi an, durch deren Gründung man einzelne Industrie-
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zweige besonders fordern will und das in Paris schon durch Sperial-
schulen für Xylographie und für Bronzearbeiter vertreten ist. Auch die
Ecole ceramique des Herrn Gollinot am Boulevard d'Auteuil bei Paris
und die keramische Specialschule in Limoges sind in der Reihe der
Schulausstellung zu finden. Ganz interessant ist es auch, dass einige
der Ecoles des Freres und der von der Municipalität von Paris unzer-
stützte Mädchenschulen mit Blumenmalerei, mit Porzellan- und Glas-
malerei sich beschäftigen. Wir kommen auf diesen Gegenstand gelegent-
lich noch ausführlicher zurück.
Wir können nicht umhin, bei dieser Gelegenheit darauf aufmerksam
zu machen, wie es nicht hlos nöthig ist, den Zeichenunterricht als ein
allgemeines Bildungsmittel, wie es Lesen, Schreiben und Rechnen sind,
in den Volksunterricht aufzunehmen, sondern, wie es auch geboten ist,
diesem Unterrichts so früh als möglich gleich die Richtung auf jene
Zweige der Kunstindustrie zu geben, die an einem bestimmten Orte zahlreich
geübt werden und einen besondern Aufschwung von jener Fertigkeit im
Zeichnen oder Malen erwarten, welche von Jugend auf geübt wird. Wir
können diese Bemerkung, welche wir schon oft gemacht haben, nicht
oh genug wiederholen und haben dabei gleichermassen die Bedürfnisse
unserer Industrie und die Lage des Zeichenunterrichtes in unseren Volks-
schulen vor Augen. Der Zeichenunterricht hat bei uns noch immer zu
sehr den Charakter des Spielenden und des Tandelnden und den einer
blossen Erholung. als den Charakter einer Vorbereitung für das ernste
praktische Leben. Das gilt am meisten von dem Zeichenunterricht in
den Mädchenschulen und in gewisser Beziehung auch vom Uuterrichte
in weiblichen Arbeiten daselbst.
Eine ganz besondere Abneigung scheint man in Oesterreich gegen
die Gründung von Specialschulen zu haben, ein Vorwurf, der weniger
die Regierung als die Landtage und noch weit mehr die betreffenden
Industriellen trifft. Mangel an Erziehung, Furcht, dass durch einen ver-
besserten Unterricht aus der Reihe der Schüler ein neuer Concurrent
erwachsen könne, sind Ursachen dieser Erscheinung, vor Allem aber die
Gewohnheit, Alles in Angelegenheit der Schulen von der Regierung zu
erwarten und nichts durch eigene Kraft und Initiative zu thun. Die ein-
zigen Weberschulen in Reichenberg und Brünn machen. davon eine glän-
zende Ausnahme, alle anderen Schulen, und das gilt insbesondere von
der Webereischule in Wien, leiden durch die ungenügende Unterstützung
von Seite jener Industriellen, die am ersten berufen wären, sie zu
fördern.
Um wieder auf die französischen Schulen zurückzukommen, so be-
merken wir, dass in den besseren dieser Schulen das Zeichnen nach
Vorlagen gänzlich aufgegeben ist, meist nach dem Runden und durch-
weg mit der Kohle gezeichnet wird. Die Schulen der Freres haben sehr
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ausführlich und gut ausgestellt; auch unter den Privatschulen sind
einige, wie die des Herrn Lequin, die sich eines guten Rufes er-
freuen.
An die Ausstellung der Schulen schliesst sich die Ausstellung der
Editeurs und der Artistes industriels an; beide Ausstellungen sind sehr
unvollständig. Genügender ist die Ausstellung des Material des ecoles,
in 'der der praktische Schulmann viel Belehrendes finden dürfte. All
diese Abtheilungen" sind gleichfalls ohne Katalog. Zweckmässig hingegen
ist der Ausstellungskatalog für moderne Kunstindustrie; demselben geht
ein Bericht über die Statuten und die Leistungen der Union centrsle
seit dem Jahre 1865 voraus, deren Wirksamkeit auf halbem Wege stehen
bleiben muss, so lange die Organisation der Museen in Frankreich so
bleibt, wie sie ist, und ihr keine grosse kunstgewerbliche Specialschule
zur Verfügung steht.
Schliesslich wollen wir bemerken, dass für den Comfort vielfach in
der Ausstellung gesorgt wird, und dass nicht nur, wie im Louvre, ge-
stattet wird, Stöcke und Regenschirme mitzunehmen, sondern auchdas
Rauchen im Parterre-Locale nicht verwehrt ist. Allerdings ist zu be-
merken, dass in dem civilisirten Paris nur Wenige davon Gebrauch
machen, und dass das Gebäude ein Steinbau und der Ausstellungsraum
kolossale Dimensionen hat. Im Musee oriental fällt selbstverständlich das
Rauchen Niemand ein. Die Ausstellung selbst zeichnet sich durch Ver-
meidung aller eharlatanmässigen Gewohnheiten aus, die sich auf vielen
modernen Ausstellungen eingeschlichen haben; sie hat einen vornehmen
Charakter.
Paris, Ende August 1869. R. v. E.
Die Hittelschnlen Hit die arbeitende Hasse in den Niederlanden.
Der Unterricht in den Mittelechulen ist in den Niederlanden durch du Gesetz vom
2. Mai 1863 organisirt. Er ist Sir diejenigen bestimmt, welche nach Absolvirung einer
Seminerschule sich Gir eine gewerbliche Beschäftigung, für den Handel, die Landwirtin-
echaii, für des Banweeen, in einem Worte für einen jener Berufe vorzubereiten wünschen,
zu deren Ausübung die Kenntniss der alten Sprechen nicht erforderlich ist.
Die auf Grund jenen Gesetzes eingerichteten Schulen können in Hinf Clnuen ge-
bracht werden 1. Die polytechnisehe Schule; 2. die Acherbnuechulen; 3. die hoogere
burgerecholen", welche am meinten den deutschen Realschulen, den Gewerbesectionen der
Atbeneen in Belgien und den wissenschaftlichen Sectionen der Lyceen in Frankreich ent-
sprechen; 4. burgerecholenK d. i. Gewerbechuleu für die arbeitende Clnsee; 5. Mäd-
chenschnlen.
Die nachfolgende Darstellung, welche einer Schrift der Inspectoren des Mittel-
schulunterrichte, DD. Steyn, Perve, Bossche und Smring Sur Porganieetion des ecoles
moyennes ponr le. clesse onvriere dnns les Pays-bae, La Haye 1869" entnommen ist, het es
ausschliesslich mit den Biirgerechuien zu thun.
Dieselben haben die Aufgabe, Leuten, welche von ihrer Hände Arbeit leben, die
iligen Kenntnisse zu vereehefen, welche ihnen bei Ausübung ihres Handwerke die wich-
tigsten sind. Das Gesetz kennt zwei Arten solcher Gewerbeschulen liir die arbeitende
Clesse, Tageehnlen und Abendschulen Burgerdng- und Burgerevondscholen. Die Schüler
der ersteren gehören jener Region der Arbeitercleese an, sus welcher die Werkführer
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und Fsctoren hervorgehen, welche ihren Kindern die Anfangsgründe jener Wissen-
schahen und Künste, die sie bei diesem Goschäüe vsrwerthen können, verschaden wollen,
anstatt sie gleich nach dem Verlassen der Primärschule. d. h. in einem Alter von zwölf
Jahren, in die Arbeit zu schicken. Die Abendschulen hingegen werden von den eigent-
lichen Arbeitern besucht. jungen Leuten, welche bereits irgend ein Geschäft erlernen und
daher Gir ihre theoretische Fortbildung nur den Abend übrig haben.
Das Programm der Abendschulen muss nach dem Gesetze Mathematik, die Elemente
der Mechanik, der Physik, der Chemie, der Naturgeschichte, der Technologie an deren
Stelle in den Ackerbau treibenden Gegenden Landwirthschafrslehre tritt, Geographie, Ge-
schichte, holländische Sprache, die ersten Begriffe der Volkswirthschaft, künstlerisches
und Ifiuearzeichuen und Gymnastik in sich begreifen. Der Unterricht in diesen Gegen-
ständen ist obligatorisch; der Gemeindevertretung steht es frei, auch noch den Unter-
richt im Modelliren und in einer fremden Sprache ertheilen zu lassen. Das Programm
der Abendschulen ist durch das Gesetz nicht vorgeschrieben; in den Gemeinden, welche
eine Tagschule gegründet haben, setzt es die Gemeindevertretung fest.
Jede Gemeinde mit mehr als 10.000 Einwohnern muss auf ihre Kosten eine Burger-
school mit Tag- und Abendcurs gründen und erhalten; der gesetzliche Termin, bis zu
welchem diese Einrichtung überall durchgeführt sein muss, ist das Ende dieses Jahres.
In der Hand des Königs liegt es, von dieser Verpllichtung zu befreien, und zwar gänzlich,
wenn die Gemeinde so zerstreut wohnt, dass auf regelmissigen Besuch der Schule. nicht
gerechnet werden kann, oder wenn durch freie oder Privatschulen herein der Zweck er-
füllt wird, welchen der Staat bei Erlass des Gesetzes im Auge hatte; theilweise, nämlich
was den Tagcurs anbelangt, und auf eine bestimmte Reihe von Jahren, wenn der Abend-
curs genügend erscheint.
Solcher zur Gründung von Burgerscholen verpüichteten Gemeinden von rnehr als
10.00 Einwohnern zählten die Niederlande 1863 secbsnnddreissig. Einige davon wurden
aus dem zuerst angegebenen Grunde befreit. zwei andere, weil die von der Commune sub-
ventionirten Schulen den Bedürfnissen genügten; in fünf Gemeinden wurden Tsg- und
Abendcurse eingeführt, alle übrigen wurden auf fdnf oder sechs Jahre vom Tagcurs dis-
pensirt; in sechzehn von diesen letztem hat der Abendnnterricht bereits begonnen, in den
sieben übrigen wird er vor Ende des Jahres eingerichtet sein.
Für so massenhafte Befreiungen sprechen verschiedene Gründe. Vor allem fürch-
tete man, dass die ganz neue Schöpfung der Bnrgerseholen zu Anfang wenig Schüler an-
ziehen werde und deshalb wollte man das Princip überhaupt durch vorschriftsmässig
eingerichtete Abendschulen allmälig zur Geltung bringen, um später die Tagschulen folgen
lassen zu können. Auch wiire es kaum möglich gewesen, die geeigneten Lehrkräfte für
alle diese Schulen zu finden, da soeben die Einrichtung von 30 Mittelschulen hoogere
Burgerscholen fast alle vorhandenen Lehrer absorbirt halte.
Wiewohl das Gesetz für diejenigen Schulen, welche nur aus einem Ahendcurs be-
stehen, keinen Lehrplan vorschreibt, werden doch überall beinahe die ganz gleichen
Fächer gelehrt. In der Regel sind dies Geometrie und Arithmetik, die Anfangsgründe der
Physik, der Chemie, der Mechanik und Technologie, die Muttersprache, Geschichte und
Geographie letztere drei Gegenstände, um das in der Primärschule Erlernte lebendig zu
erhalten, die Grundzüge der Volkswirthschuftslehre und selbstverständlich Linear- und
Freihandzeichnen. Einige haben auf ihrem Programms auch die Buchhaltung, Modelliren
und Ooustruction von Modellen in Holz oder Metall.
Das hier Gesagte darf jedoch nicht so verstanden werden, als hltte es -bis zum
Jahre 1863 an Unterrichtsanstalten Gir die arbeitende Classs gefehlt. In mehreren Städten
bestanden Gewerbschulen, von einzelnen Personen oder Gesellschaften, mit oder ohne Un-
terstützung der Commune gegründet, ebenso Zeichenschulen, gemäss dem Gesetze vom
13. April lSlT betreßeud die Einrichtung von Knnstakadexnien, höheren und niederen
Zeichenschulen in den bedeutendem Städten des Landes. Im Jahre 1863 zählte man 38
SchuTen, deren Programm sich ganz auf den Zeichennnterrlcht beschränkte, und 34 ge-
werbliche Schulen, in welchen auch Mathematik und die Elemente der Physik vorgetragen
wurden. Die meisten von diesen sind bereits in Burgeravondscholen nach dem Gesetze von
1863 umgewandelt worden oder sehen dieser Umwandlung entgegen.
Im Schuljahre l868f69 zählte man in Holland fünf burgerdags en avondscholen
in Amsterdam, dem Haag, Utrecht, Gröningen, Leeuwarden. In Amsterdam, wo sie erst
1868 erößnet worden und die Gemeinde ihr ein prachtvolles Gebäude errichtet hat, waren
im December 169 Schüler. Im Haag nur 40. Die jungen Arbeiter besuchten dort in einer
Zlhl von etwa 150 die Kunstakademie. In Utrecht hat man zwei seit 1863 bestehende
Institute, Gewerbschule und Zeichenschule, vereinigt und eine höhere Zeichenschule damit
verbnnden Diese drei Sectionen hatten 34 Zöglinge und auch dort wird auf Kosten der
Gemeinde ciu grossartiges Haus für die Schule aufgeführt.
500
Burgerevendscholen bestehen in 16 Städten, in andern sollten sie im Laufe d. J.
eröifnet werden ungerechnet die älteren von Privaten oder Gesellschaften gegründeten
Anstalten. So hat Rotterdam eine technische und Kunstakademie nebst Vorbereitungs-
schule; an den drei Ahtheilungen, welche von 703 Schülern besucht wurden, sind 32 Lehrer
angestellt. In Leiden unterhält die Gesellschaft Mstheeis scientiarum genetrix" zwei Ge-
werhesehulen burgeravondsehoel und ambachtschool mit zusammen 196 Schülern und 19
Lehrern. An 24 derartigen Schulen wurden im Wintersemester mehr als 8000 Schüler
von 24-4 Lehrern unterrichtet, von denen 102 für die graphischen und plastischen Künste,
85 für Mathematik und Physik und für die übrigen Gegenstände angestellt waren.
Endlich müssen noch die reinen Kunstakademien, höheren und niederen Zeichen-
sehulen berücksichtigt werden. Die königl. Akademie der Künste in Amsterdam hat eine
Clnsse für Gawerbschüler, geht übrigens einer Umgestaltung entgegen. Ebendnselbst hat
die Jdastechappij van den Werkendsn Stand" Gesellschaft für den Arbeiter-stand zwei
Schulen gegründet, eine technische für Söhne von Gesellschaftsmitgliedem und eine Hand-
werkerschule; ferner die Maa,tschappij tat Nut van Algemeen" mit Unterstützung des
Staates und der Commune eine Induatrieschool voor vrouwelijke jeugd Gewerbesehule tiir
Mädchen mit einer Vorsteherin, fünf Lehrerinnen und sechs Lehrern und 105 Schüle-
rinnen von 12 bis 18 Jxhren. Endlich giht es noch Zeichenschulen in 32 Gemeinden.
Dreinndvierzig Schulen der hier besprochenen Kategorie felgteh der Einladung der
Schulinspecturen, die Exposition internationale düieonomie domestique in Amsterdam mit
Schülersrbeiten sn beschicken, und zwar Zeichnungen nach der Natur und nach Vorlagen,
Linear, Hßhifßktßllißbllß und Maschinenzeichnungen, eigene Entwürfe der letzteren Art,
plastische Arbeiten und Modelle. Die Einsendungen erfolgten so zahlreich, dass nur das
Beste einer jeden Anstalt ausgestellt werden konnte. Die Verschiedenheit der Arbeiten
bewies, dass eine Einheit in der Organisation des Unterrichts nicht angestrebt wird. In
der Thnt heben die Regierung wie die Schnlinspectoren es nicht angemessen gefunden,
eine bestimmte Methode vorzuschreihen, sich vielmehr darauf beschränkt, das Zeichnen
nach der Natur anzuempfehlen. In diesem lange vernachlässigten Zweige des Zeiehnens
ist ein bedeutender Fortsehriß nicht au verkennen. Die geometrischen Körper ans Eisen-
draht oder aus Hols sind fast allgemein eingeführt. Für das ornanxentale Zeichnen hat
das Ministerium drei Serien von Gypsubgüssen, zusammen 231, anfertigen lassen, welche
sich vollständig auf der Ausstellung befanden.
Anmeldungen üir die österreich. Kunetgewerbe-Auestellung
im Jahre 1871.
Zweites Verzeichnies.
Ihre Betheiliguug haben ferner zugesagt die Herren und Damen
Aflfs Wwe., Korbüachterei in Wien.
s. di, AnL, Schnitzwßsrenfßbr. in Salzburg.
Bnudisein-Gersdorff, Gräfin, Sbeierm.
Bernrlt, J., Sehloeeermeister in Wien.
Biendl, Gürtler in Innsbruck.
Blnsineic Johann, Schniire- u. Posaunen-
tirwurenfsbrik in Wien.
Bolzeni Fiieel, Goldkettenfebrilrant in
Wien.
Conrst, Aslnn, Cementwurenfebrik. bei
Hnllein.
Consert, Tischler in Innsbruck.
Donau, Franz, Maler in Knittelfelä.
Dübel, Tischler in Wien.
Fischer Mieg, Porzellnufnbrik in Pir-
kenlmmnxer bei Cnrlsbnd.
Gressmeier, Glockengiesser in Innsbruck.
Grubhofer, Grsveur in Innsbruck.
ii th er Johnnn, Kunsttischler in Cnrlshed.
Hardnnuth, L. C., Bleietiftfabriknuten
in Burlweis.
Franz Gold- und Silhererbeiter
in Snlzburg.
sl, Josef Anton Fubrikbesitzer von
Steingut uurl feuerfesten Ziegeln zu
Schwnz in Tirol.
Ofenfßbricnnt in Pillen.
Le etl Pnrkettenfubrikant in Wien.
ud ig Tischler in Wien.
Mi eh Tischler in Wien.
Pöninger, Fr., Bildhauer in Wien.
Rseek, Anton, Goldnrheiler in Wien.
Reiffenstein Hof- Kunst-
Druckerei in Wien.
Re its Peter, Gold- u. Silberlrbeiter
in Salzburg.
chindler Kunsttischler in Wien.
Kuuettischler in Wien.
ehm itlt, Alexander, Bildhauer in Wien.
Se lil eis Töpfer in Gmunrlen.
ch Wald Bronzewnreuiabrikaut
in Wien.
501
Stolz, Michael, Bildhauer in Innsbruck.
Storno, Franz, Zeichner in Oedenburg.
Teirich, Architekt in Wien.
Uffenheimer, Kuneteticker in lnnnbr.
nte refb rg er Holzbildhnuer in Gmnndan.
Weitmaun, J., Bildhauer in Wien.
Wolunek, Wilh" Professor an der Wieduer
Oberrenlsehule in. Wien.
Wolf, Buchbinder in Gmunden.
Fräulein Mini Weitman in Wien.
Wurm, Louis, Architekt in Wien.
Zam arski, J., Bildhauer in Wien.
n. ra lunbelln, Kunetutickerin inWiell.
tl Ludwig, k. k. Buurath n. Architekt
in Wien.
Kleinere Mittheilungen.
Besuch, des Museums. Im Monat August wurden die Sammlungen von 7362
Personen besucht. Durchschnittliche Frequenz für diesen Monat in den sechs Jahren
1865-1869 war 8346. Die Gesammtzahl der Besucher des Museums bis Ende August
1869 betrug 565.635 Personen.
Geschenke an das Museum. Die herzogl. Brsunschweigäche Wilhelms-
hiitte bei Seesen machte dem Museum eine Anzahl Eisengussornamente. die Verlags-
handlung Goupil Comp. durch Vermittlung des Herrn Hofrath Bitter v. Schwan die
Fortsetzung von Bargue et Gerome. Cours de dessin, Herr Ad. Ritter v. Lanna eine
Partie gravirter Glasgefdsse von Thom. Wolf in Karlsbad zum Geschenke.
Widmungen für den Neubau des ßesterr. Museums. Herr Hofrath Dr.
Wilhelm Ritter v. Schwarz in Paris. Corraspondent des Oesterr. Museums. hat für das
neue Gebäude dieses Institutes einen Aussoellnngskasten in Eisen nach den neuesten
französischen Constrnctionsweisen gewidmet. Ferner übernahmen die HB. Neuhauser.
Mader und v. Starll, Besitzer der ersten Tiroler Glasmalerei-Anstalt in Innsbruck, drei
dessinirte Glasfenster für das Stiegeuhaus des neuen Museums zu stiften.
Neu ausgestellte Gegenstände. Am n. August Codex der Znaimer Stadt-
rechte vom 16. Jshrlr, Eigenthum der Stadt Znaim; Emsilmalereien, Limeges, 16.Jnhrh,;
Mnjolikaschale mit Metnllglauz aus der Fabrik von Gabhio, 1540; Glnsgsmälde, Schweizer
und Burgunder Arbeit aus dem 15. und 16. Jnhrh., Eigenthnm des Fürsten von Liech-
tenstein; Nachbildungen der Geiiisse aus dem Hildesheimer Silberfunde in Gusseisen
ausgeführt in der gräti. Stolherg-Wernigerodäschen Factorei in Ilsenburg.
Am 21. August Seidanstickereien auf Leinwand, persische Arbeit, Eigenthurn des
Museums; Cenlanr und Dejanira, Msrmorgruppe aus Pompeji, Eigenthum des Grafen
A. Attems in Görz; Ornamente in Eisenguss aus der Wilhelmahiitte bei Seesen, Ge-
schenk "der Fabrik an das Museum; drei Aquarelle von B. Alt; Venetiauische Gläser
mit Deckel, Eigenthum des Herrn Fröschl in Hamburg; Wappen des Grafen Gleispaeh,
Glasmalerei von C. Schirmer in Graz; Fahne. Geschenk für den Banus B. Rauch,
ansgeiiihrt in der Kunstanstalt für Stickerei der Frau M. Benkowits; Gerlithe von
Bronze mit Emnilverziernngen von Sussmann und Ravene in Berlin.
Am 29. August Candelaber fiir das Palais des Grafen A. Karoly in Pest, compo-
nirt und ausgeführt vom Bildhauer G. Schröfl, Zinkguss von Mohrenberg; gestiektes
Album aus der Anstalt für Kuuststickerei von M. Roppelt und J. Alkens; Fahne des
deutschen Männer-Gesangvereins Arion" in Prag. aus dem Atelier der k. k. Kammer-
Kunststickerin M. Benkowits; zwei Landschaftsminiatnren, 18. Jahrhundert, Eigen-
thum des Herrn A. Kostner; sltsächsiseher Schmuck aus Siebenbürgen und ein Kasten,
türkische Mosaik. beides Eigenthum des Herrn J. Steinhäubl; eine Armbrustwinde mit
geätzten Ornamenten, 16. Jahrhundert; eine Holzrnosaiktafel vom Jahre 1559, Eigenthum
des Museums.
Am 3. September Sitzendes Kind, Gyps, Arbeit des verstorbenen Directors
Klieher. Eigenthuzn des Herrn Josef Klieher; Standuhr nebst zwei dazu gehörigen
Armleuchtern, moderne französische Arbeiten, Eigenthnm des Herrn Carl Sarg; Cabinet-
kasten von Ebenholz mit Elfenbein, italienische Arbeit. 17. Jahrhundert; Crucifix von
Elfenbein, 18. Jahrhundert, Eigenthnm des Herrn Josef Steinhäubl, Präsidenten der
1. siebeubiirg. Bank; drei Gefßsse des Hildesheimer Fundus, facsimilirt in Bronze von
Bsllair in Berlin; eine Anzahl verschiedener älterer Schlosserarheiten, Eigenthum des
Museums; eine Anzahl Glasgefisse mit gravirten Verzierungen aus der Fabrik von Th.
Wolf in Karlsbad, Geschenk dss Herrn A. Ritter v. Lanna an das Museum.
Am I1. September Eine Standuhr. gezeichnet vom Architekten H. Adam,
modellirt vom Bildhauer Brandstätter, gegossen und ciselirt von C. Turbain, Eigen-
thuln Sr. k. Hoheit des Prinzen W. von Württemberg; eine Anzahl architektonischer
Ornamente, entworfen von A. Hsnser, ausgeführt vorn Bildhauer J. Hutterer; ein
Crncilix, italienische Arbeit, 17. Jshrhnnd., Eigenthum des Herrn Hauptmanns Bar. Hel-
versen; ein Tafelservice für S. k. Hoheit den Prinzen v. Wales ausgeführt durch J. und
L. Lobmeyr in Wien; beckeuschlsgender Fsun in verkleinertem Brouzeguss den 16. Jnhr-
hunderts; eine Standuhr, 17. Jahrhundert; verschiedene Mnjoliken und Porzellangegen-
stünde aus dem Besitze Sr. Excellenz des Herrn Grafen J. Wsldstein; Tafel mit Christus
am Kreuz, Kölner Emailarbeit, ll. Jshrhundert, Eigenthum des Museums; Tibetanische
Terrscotts-Figur, Privateigenthum; chinesisches und jspnuesischep Porzellangeräth, Ei-
genthum der Frau v. Friedland; Fshnenband für den Reichstiidter Vetersnenverein sus-
getiihrt im Ah. Auftrage I. M. der Kaiserin Msrin Anna Pin in der Kunstsnstslt
für Stickerei des Herrn O. Giani.
Dle Arbeiter-lndnetrle-Ausstellung, vom Arbeiterbildnngsverein in Wien
veranstaltet, wurde am 3. September in den Sälen der Gertenbnugesellschsft erößuet. Der
Katalog zlihlt 833 Nummern, wovon 186 auf Kunstgewerbe, 229 auf gewerbliche, 127 auf
Schülern 63 auf Dilettsntenarbeiten kommen; 43 Nummern sind als neue Erfindungen,
185 sls weibliche Arbeiten bezeichnet. Es wird sich noch Gelegenheit bieten, diese Aus-
stellung zu besprechen.
Des histnrische Museum des Jonuneums. Unter dem verstehenden Titel
hat Herr Prof. Dr. Friedrich Pichler in Gras ein Schriftcben erscheinen lassen, welches
nach kurzer Darstellung der Geschichte des lnstitnts die archäologischen Sammlungen des
Museums durchgeht, überall die nothwendigsten geschichtlichen oder knnstgeschichtlichen
Erläuterungen einliechtend.
Zur Briinner Ausstellung. Das Präsidium des mährischen Gewerbevereins
hst du Recht erwirkt, Besuchern der kunstgewerblichen Ausstellung in Briinn auf den
Namen lautende Leg-iümstionskniten auszustellen. gegen deren Verweisung die Kaiser
Ferdinsnds-Nerdbahn vom 20. September bis 20. Octoher Tour- und Retourknrten für die
zweite und dritte Wngenclssse zum halben Fahrpreise abgibt.
In Genf geht die städtische Verwaltung mit dem Plane um, eine
Kunstgewerbeschule Ecole d'art appliqnö l'industrie zu errichten. Der
derzeitige Bürgermeister Edouard Fick, als Schriftsteller sowie durch
die ausserordentlicb gelungene Herausgabe älterer Werke mit Typen in
den Formen des 16. Jahrhunderts wohlbekannt, nimmt sich der Sache
mit grosser Wärme an.
Londoner Ausstellung von 187i. Den ini Augustheh gemachten Mitthei-
lungen heben wir uns dem ofiic-iellen Programme nur noch Weniges nnchzutragen. Der
Titel für die Serie von Ausstellungen lsntet Annusl internutionul exhibitions cf select
werke of iine und industrisl srt und scientiiic inventions", und die Commission tiir die
Ausstellung von 185 erscheint als Unternehmer. Mitglieder derselben sind jetzt noch
Graf Derby sls Präsident, die Herzogs von Buceleuch und Buckingham, die Eerls Grey,
Grunville, Russell, die Lords lPortman und Overstone, General C. Grey. Gladstone. Dis-
rneli, Lnwe, Sir S. H. Northcote, Brnce, Bright, Foreter, Lsysrd. Sir Ch. Lyell, Sir Rod.
Murchison, Sir Alex. Spesrmnn, Sir Fr. G-rant, Sir Fr. Ssndford, Th. Baring, Bnzley,
liowring, Fairbsim, Thom. Field Gibson, Gregery, Professor Hnxley, Dr. Lyon Plsyfair,
H. Thring. Die neuen Gebäude für die Ausstellungen sollen sich nn die Arcuden von
Royul Horticulturnl Gnrdens anschliessen. Unter der Rubrik Schöne Künste sind noch
anzutiihren Tapeten, Teppiche, Shawls. welche nicht wegen der Tuzhnik, sondern wegen
der Schönheit in Zeichnung und Farbe zur Ausstellung gebracht werden. Unter und
derselben Rubrik werden auch Mosaiken aufgeführt. Die übrigen Abweichungen des Ori-
ginsltextes von dem gegebenen Aussage sind unwesentlich.
Die Gussprnben von Wllhelmshlltle bei Seesen im Herzogthume Brunn-
schweig welche im Oesterr. Museum ausgestellt sind Details von Grsbgeliindern,
Treppenslinlen n. dgl. m., geben uns erwünschten Anlass, neuerdings ein wichtiges Thema
sn berühren. Wie unsere Leser wissen, verfochten wir von jeher das Recht der Künstler.
welche Zeichnungen oder Modelle für die Industrie geliefert haben. auf Numhnftmschung
bei ößentlicher Ausstellung der fertigen Arbeiten. Intelligente und billigdenkende Fabri-
knnten waren such eofnrt bereit, dieses Recht fectisch anzuerkennen; aber es gibt noch
immer viele Industrielle, welche glauben, mit der Arbeit des Künstlers such die Ehre,
welche ihm dieselbe etwa einbringen könnte, als Eigenthum erwerben zu haben. Ode?
ihren Credit zu schädigen, wenn sie eingestehen, dass sie die Ideen eines Anderen aus-
geführt liehen. Solchen Stundpuncten gegenüber freut es uns, die Ansicht eines so her-
vorrsgenden Fachmsnnes, wie des Herrn Director's Janisch in Wilhelrnshütte, über
503
diesen Punct mittheilsn an können. Herr Janisch fragte nämlich bei Ueberlsndung der
Gussprobcn ausdrücklich an. oh das Oesterr. Museum geneigt sei, die Namen der Künstler
zu nennen, sandte auf die Zusage hin. Photographien ein und bemerkte dazu, dass die
Bekanntmachung der betreifenden Herren Architekten etc. der Anstalt stets nur Vortheil
gebracht habe. Denn, fährt das Schreiben fort, abgesehen davon, dass es uns meist sogar
hoch angerechnet wird, dass wir uns nicht mit fremden Federn schmücken, sondern Sir
uns nur die correcteste und sauberste Ausführung der von Anderen erfundenen; Ideen
in Anspruch nehmen, hat die Mittheilung der Namen so bewährter Fachmänner, von
denen es bekannt, dass sie auf möglichst vollendete Ausführung sehen, öfters schon
den Ausschlag zu unseren Gunsten gegeben und manchen Auftrag uns zugeführt, der
uns sonst kaum zu Theil geworden wäre." Die uns vorliegenden Photographien
nennen als Zeichner und Modelleure die Architekten Geh. Bath Hitzig, Baujnspector
Schwatlo, Emmerich sänimtlich in Berlin und, Uhde in Braunschweig; die Bild-
hauer Bode in Wilhelmshiitte, Jnngermann, Dankberg und O. Müller in Berlin.
Wiener Ilnthhausbau. Aller Einsprachen ungeachtet ist der Wiener Gemeinde-
rath bei seinem Beschluss geblieben, die für den Rathhausbau eingegangenen Entwürfe erst
öffentlich auszustellen, nachdem die Entscheidung getroffen sein wird, das allgemeine Urtheil
daher nichts mehr wird ändern können. Die Weisheit dieser Massregel hat sich sofort prak-
tisch bewährt. Einzelne Concurrenten stellten vor der Ablieferung ihrer Entwürfe diesel-
ben privatim aus und selbstverständlich fanden günstige Aeusserungen über diese den
Weg in die Oedentlichkcit. Durch das Absperren ist also nichts erzielt worden, als eine
Benschtbeiligung derjenigen Cencurreuten, welche sich nicht für berechtigt hielten, den
Beschluss des Gemeiuderathes selbstständig zu corrigiren. Man darf auf das Resultat dieser
Concnnenz wohl gespannt sein. Die Jury besteht aus den Herren Ferstel, Hausen, Ro-
mano, Gross, Jordan, Neumann, Stach ssmmtlich in Wien. Hase von Hannover und
Semper von Zürich. Eingegangen sind 45 Rsnaissance- und 18 gothische Projecte,
Der Fachkntalog der Bibliothek des österreichischen Museums ist im Drucke
vollendet und wird binnen Kurzem ausgegeben werden k"nnen. Derselbe ist 12 Bogen
stark und umfasst 28 Hauptrubriken. I. Bibliographie. Lexiea. Zeitschriften. II. Aesthetik
und Philosophie der Kunst. III. Kunstgeschichte im Allgemeinen. A. Technik der ver-
schiedenen Künste. B. Allgemeines. C. Specielle Werke über Aegypten, Assyrien, Hindn-
stau, Griechenland, Italien, Nordische Kunst, Kunst des Mittelalters, der Renaissance und
der neuesten Zeit. D. Zur Geschichte der Kunst und Kunstindustrie einzelner Städte.
Wegweiser. Reisehandbücher. Kataloge von und Schriften über Museen etc. IV. Archi-
tektur. A. Theorie und Technik. Constructionslehre. Baurathgeber. B. Werke, welche die
gesammte Architektur oder mehrere Style umfassen. U. Einzelne Btyle behandelnde Werke.
Architektur der Inder, der classischen Völker, altchristliche, byzantinische, byzantinisch-
russische, muhsmedanische, lombardische, romanische, gothischa Architektur, Renaissance
in Italien, Frankreich, Deutschland und England, 17., 18., 19. Jahrhundert. D. Kriegs-
nnd Schißsbankunst. E. Ansichten. F. Gartenwerke. V. Scnlptur. Allgemeines.
Alterthum. Mittelalter und Renaissance. Neuere Zeit. Fontainsn. VI. Malerei.
A. Theorie und Technik. B. Allgemeine Werke. O. Einzelne Epochen behandelnde Werke.
D. Zeichenunterricht. Allgemeines. Zeichenbücher und Zeichenvorlagen des 16.,
17., 18., I9. Jahrhunderts. Perspective. Proportionslehre. Anatomie, Aesthetik,
Physiologie und Chemie der Farben. VII. Textile Kunst. A. Rohmateriale, deren Ge-
schichte und Verarbeitung. E. Druckerei und Färberei. C. Weberei. D. Tapissserien,
E. Nadelarbeiten. Weibliche Handarbeiten. Allgemeines. Stickerei. Spitzen. Stiele- und
Spitzenmusterbiicher des 16.-48. Jahrh. F. Tapeten. G. Papier. H. Costiime und Fest-
lichkeiten. VIII. Email. IX. Mosaik X. Schrift, Druck und graphische Künste.
Peintrcs gravenrs. Kupferstichkunde.Radiruhg. Schabkunst. Formschneidekunst. Litho-
graphie. Photographie. Heliogravnr. Künstlerisch ausgestattete Werke. Bibeln, Messbiicher,
Gebet- und Erhannngsbücher etc. etc. XI. Buchbindsrei. XII. Glasfabrication und
Glasmalerei. XIII. Keramik. A. Technik Fahrication, Malerei. B. Allgemeine-C. lpe-
cielle Werke antike, spanisch-maurische, italienische. französische, englische, deumche
Thonarbeiten, Porzellan. XIV. Arbeiten aus Holz. A. Technik. BeMöbelsclvreinerei und
Klnsttischlerei. C. Bautischlerei und Zimmermannsarbeit. D. Wsgnersi. XV. Drechs-
lerei. XVI. Kleinere Plastik in Elfenbein, Wachs u. dgl. XVII. Eisenarbeiten.
A. Schmisd- und Schlosserarbeiten, Gusseisen. B. Wehr und Waden. XVIII. Uhren.
XIX. Bronzen. XX. Galvanoplastik. XXI. Goldschmiedekunst. XXII. Diplo-
matik, Heraldik, Sphragistik, Nnmismatik, Gemmenknnde. XXIII. Ornamentik. A. Theo-
rie. B. Mehrere Style umfassende Werke. C. Einzelne Style behandelnde Werke Orna-
lnentik des Orients, der classischen Völker, des Mittelalters der Renaissance in Itahen
504
und Deutschland, Baroeketyl, Rococo, antikisirender Styl. Neuzeit. XXW. Unterrichts-
wes an. XXV. Volkswirthschnft, Cnltnrwiseenschuh, Hmdel, Gewerbe. Vereinnwelen.
Zur Arbeiten und Eänueufruge. XXVI. Auneüelänngen Berichte, Kataloge. Abhandlun-
gen etc. nach den Aussteilnngserten und unter dienen wieder nach Hau auuswlleßßen Änüern
geordnet. XXVII. Naturgeschichte, Physik, Chemie, Technologie. XXVIII. Varia.
Fortletlung du Verzeichnisses
der im k. k. öuterr. Museum zu Wien käuflichen Gypn-Abgüue.
Nr. Gegenstand des Ahgusses
909 Bdiel Indonm mit im Kinds. von 1mm 11011 Bobhü, Dumhmusu
IX! Amhmio von Ptnf. Huhn. 13" hoch
an 1m mtlh zum, um...
91! upomnment. antik xümiuh. 20" bml.
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mag. m. der Gnblnpellc du Immun zu sc. lalcnm Flülülll.
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29H Graue von Bonvanuto Iellgni I1" Dumhnuul
Ilnllhhp Purfrllhhlk Im! 1mm! im. Bohhil. 17' hoch.
230 Wnihllvha Part-üblich 11ml 141mm rhlh Bobhib, hoch
231 "P1190. antike Bhh. hoch
989 lquhlhohnh mit ainguohlilunm Ornamenten. Durohm-or
N9 Wmlgcflu nimmt Deckel mit eiugenchliflnan Onullnntan. hoch. Dluchmnnur
Kryutsllgclill um aingowhlifeneu Orlumuhn. um. Durchmesser
Apollo von Bünden. im rodnnirtau luantnhe. au" um ..
236 Blmhun mii du Schlle. im rüiutirton llmßlbß. 39" hoch
281 Inka du lßlal von Hin Lngalq in der Grün du Origilull
2.16 Anlhlniu nchto Hund, Von Prof. Huhn.
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940 hnhr l'un,
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Der nächsten Nummer dieser Zeivschrift wird ein Titel und ein
Inhaltsverzeichniss zum zweiten Bande die Jahrgänge 1867-1869
umfassend beigegeben werden.
Die Bedection der nlittheilnngen" erlaubt sich die HI. Abonnenten
aufmerksam zu machen, dass der 4. Jahrgang dieser llonetsehrift
mit dem September-Hefte 1889 Nr. 48 zu Ende geht und um die
Einsendung des Ptlnnxnerationsbetragss für den 5. Jahrgang Ootbr.
1869 bis Septbr. 1870 sn ersuchen.
Selbstverlag des knie. kön. österreichischen Museums.
Druck vnn Cavi Gernlnlüu Sohn in Wien.