unten: F. RAPH. BRIX. OPIFEX. Dieses Singpult sollte die Ausschmückung des Chores vollenden, das der obgenannte Giovanni seit 1503 mit Intarsien und ausgelegten Holz- arbeiten zu zieren bemüht war. Aber an ein grösseres und kühneres Werk trat Raifael, der inzwischen es zur vollendeten Meisterschaft gebracht hatte, heran, als er es unternahm die Sitze für die Apsis der Kirche von San Michele in Bosco zu fertigen. Das Rund des Chores erhob sich über einer Fläche, zu der man eine herr- liche Marmortreppe hinanstieg. Die zahlreichen Rücklehnen zeigten die schönsten eingelegten perspectivisehen Ansichten und Architekturen, Dar- stellungen von Instrumenten, kirchliches und weltliches Geräthe nebst _ Figuren in prächtigen und reichen Gewändern. Jeder Sitz war von dem nachbarlichen durch eine Lisene mit feinen Intaglien in Nuss- und Ahorn- holz abgetheilt, und bildete eine kleine Nische, überdeckt mit einer durch eingelegte Hölzer als Muschel charakterisirten Kuppel. Der Künstler hatte hie und da auf seiner Arbeit Inschriften angebracht, wie RAPHAEL MARONVS F. Gegen die Thüre, die vom Chor zum Kloster fiihrte: RAPHAEL DE BRIXIA OBLATVS OLIVETANVS - F. ANNO M.D.XXL "In der Mitte des Chores: RAPHAEL DE BRIXIA OBLATVS OLIVETANVS - ANNO DOMINI M.D.XXI.-F. BARNABAS PRIOR. Daraus können wir schliessen, dass im Jahre 1521 der grösste Theil der Arbeit beendigt sein mochte, die sicherlich die Mühe mehrerer Jahre gekostet hatte, und dass um ihr Zustandekommen der schon genannte damalige Abt des Klosters, Barnabas Cevenini, sich in gleicher Weise verdient gemacht, wie er erfolgreich wirkte, als unter seinem Regimente San Michele in Boseo sich um so viele Kunstwerke verschönerte. Zeub. nisa dafür: das berühmte Altarblatt des Innocenzo da Imola, gemalt im Jahre 1517, heute eine Zierde der Pinakothek in Bologna. Es kam die Zeit der Wirren und Unterdrückungen und mit ihr die der Zerstörungen, die Kirche wurde geschlossen und ausgeleert, die Stühle wurden aus dem Chore herausgerissen und für wenige Groschen an die Trödler des Marktplatzes von Bologna verkauft. Nur achtzehn von den Rüeklehnen der Hauptreihe des Chores entgingen der Vernich- tung. Der Marchese Antonio Malvezzi liess im Jahre 1812 seine Fami- liencapelle (heute della Santa Eucharistia) in der Basilica von San Pe- tronio renoviren, kaufte die Rücklehnen und liess sie von dem Architekten Angele Venturoli in jener Capelle einfügen. Die Rücklehnen ermangeln