Meister ersten Ranges aber hat diese Sammlung in einer Zahl und Qualität aufzuweisen, wie keine zweite. Obenan stehen die Dürer-Portefeuilles, deren Kunstwerth die Summe alles dessen übertridt, was sich anderwürts von Zeichnungen Dürers zerstreut vnründet, und deren Hauptinhalt sich bis auf den Nachlass des Meisters zurückverfolgen lässt. Aus den Händen seiner Erben, Freunde und Schüler erwarb die Blätter zunächst Willibsld Imhof der Aeltere (1619-1580), der Enkel Willibald Pirkheinxers. Der Witwe Imhofs liess Kaiser Rudolf II. Eir die Kunstsammlung nicht weniger als die Herrschaü Pstschau in Böhmen anbieten; der Handel zerschlug sich damals, doch später gelangte der Kaiser in den Besitz des Buches, welches die Zeichnungen enthielt. fortan in der kaiserlichen Kunstkemmer aufbewahrt wurde und 1783, in zwei Theile gebunden, an die Hofbibliothsk abgegeben wurde. Von dieser übernahm 1796 Herzog Albert die Zeichnungen in Tausch gegen Kupferstiche. Diese Dzten widulegen die allgemein verbreitete Ansicht, dass die Kaiserin Maria Theresia den Herzog mit den Meisterzeichnungen der Hofbibliothek be- schenkt habe. Von dieser vollständig beglaubigten Collection auf die Zeichnungen übergehend, welche den Namen anderer Meister tragen, skizzirte der Redner die Umstände, welche gerade im Bereiche der Zeichnung die Fälschung so sehr erleichtern und niithigen da an Fälschung zu glauben, wo die Echtheit nicht bewiesen werden kann. Von den unter Rafaels Namen in der Albertina vorhandenen H4 Zeichnungen sei etwa ein halbes Hun- dert als echt zu betrachten, allen Epochen von Rafaels Kunstthütigkeit angehörend und zum Theil bis auf des Meisters Freund Timoteo Viti zurück zu von-folgen. Neben Dürer und Rafael bilden die niederländischen Meister des 17. Jahrhunderts den eigentlichen Reichthum der Sammlung, vor allen Rubens ( 152) und Rembrandt (147 Stücke, darunter an 120 echte, ein Schatz, welchem sogar Holland nichts an die Seite zu setzen hat). Die an 200.000 Blätter zählende Abtheilung der Kupferstiche verschaift Wien den Vorzug, zwei öffentliche Kupferstichcabinette zu besitzen , deren jedes für sich den Ver- gleich mit dem entsprechenden Institute in Paris, London, Berlin, München, Florenz und anderen Stiidten nicht zu scheuen braucht. Wenn die Geschichte der Zeichnungensamm- lung mit dem Tode des Gründers gewissarmassen sbschliesst, so fällt die Entwicklung und Blüthe der Kupferstiehsammlung noch in die daraußolgende Zeit. Erzherzog Karl püegte diesen Theil der Erbschaft von Herzo Albert auf's sorgfiiltigste, nicht sowohl uns persönlicher Neigung, als aus Rücksicht auf das Andenken des Stifters, auf das gemeine Beste, auf die Förderung von Kunst und Wissenschaft. Er verfügte, dass die Sammlungen dem Pnblicum zugänglich gemacht wurden und liess durch den Maler und Radirer Franz Rcchborger die Kupferstichsammlung - welche wahrscheinlich nach Durnzze's Plane nnch den Malern geordnet und zwar in zwei grosse Gruppen: Italiener und Ultrnmontane, niinx- lich Deutsche, Niederländer, Franzosen und Engländer, mit einem Supplement für die übrigen Nationen gstheilt war - dem veränderten Stand der Wissenschaft gemüss um- gestalten. Auf Rechbergers Rath wurde das Cnbinet auch durch werthvolle Bestnudtheile der Friefschen Sammlung bereichert. Innerhalb der einzelnen Nationen scheidet sich nun dns Materiale in drei Sectionen, 1. der Stecher, 2. der Maler, in der die Stiche ohne Rücksicht auf den reproducirenden Künstler angeordnet sind, 3. der Radirer, welche eigene Erfindungen auf die Platte gezeichnet haben. Innerhalb dieser drei Reihen sind sodann die Meister streng nach der Zeitfolge geordnet. l Mittwoch den 29. Decetnber hielt Herr Prof. Dr. Leitner, Rector des Universitäts- Collegiunis in Labore, eine ausserordentlicbe Vorlesung über die von ihm im Jahre 1866 entdeckten und bisher unbeschriebenen 4 Racen und Sprachen Dardistsns, des zwischen dem Hinduku und Kagban gelegenen und früher unbekannten Landes. Dieser Vorlesung wohnte ein Eingeborner von Yarknnd, Oet-Turkistan, bei, welchen Dr. Leitner mitgebracht hat und welcher der erste seiner Race ist, der Europa besticht. Kleinere Mittheilungen. (Se. k. Hoheit Erzherzog Rainer), Protectnr des Museums, hat eine auf mehrere Monate berechnete Reise in den Orient angetreten. (Ernennung) Der Minister für Cultus und Unterricht hat den pro- visorischen Secretär des k. k. Museums für Kunst und Industrie, Bruno Bucher, zum wirklichen Secretäir an dieser Anstalt ernannt. (Stipendien) Wir haben die Freude, abermals eine Widmung ver- zeiohnen zu können, welche einen thatsächlichen Beweis der Würdigung