107 denen Style in sehr bestimmter Weise aus, daher sie fiir das Studium derselben sehr ge- eignet sind. . Römische Militärdiplome aus Erz, welche die Ertheilung des Biirgerrechtes an verdienstvolle ausgediente Soldaten enthalten, gehören zu den wichtigsten ,! aber auch an den sehr seltenen epigrapbischen Denkrnalen, daher das Auftauchen eines neuen immer ein archäologiscbes Ereigniss ist. Dem kais. Autikencabinette gelang es, ein solches zu erwerben, das bei Kiistendje gefunden wurde. Es rührt von Vespasian aus dem Jahre 76 her und ist besonders dadurch ausgezeichnet, dass es ein priitorianisches Diplom ist, deren man bisher nur vier und zwar aus späterer Zeit kennt, und uns mit bisher unbekannten Consuln (sulfectis) bekannt macht. Verschiedene Werkzeuge, Waden und Schmucksachen der ältesten Culturepocheu aus Stein, Bronze und Eisen stammen meist aus österreichischen Funden: Maiersdorf, Pernitz, Kettlach, Tuln in Nieder-Oesterreich, Prossnitz in Miihren u. s. w.; sie sind zum Theile Geschenke des Herrn Grafen Saint-Genois, des Herrn Forstdirecmrs Johann Newald in Gutenstein und des Herrn Cooperators Adalhert Dungl in Tuln. Ein in seiner Art vielleicht einziges Stiick ist eine Fibula aus Silber, 12 Zoll lang, mit doppeltem Bogen, eine Mischform römischen und germanischen Styles. Sie ist sammt Spirale und Dorn aus einem einzigen Stücke Silber gearbeitet, das eine Länge von circa 2 Fuss ge- habt haben muss. Eine höchst werthvolle Bereicherung erhielt die ägyptische Sammlung durch vier kolossale Säulen aus rothem Granit, um so interessanter, als kein europäisches Museum derartige Säulen besitzt. Drei derselben wurden beim Baue eines Ferts in Ale- xandrien von dem Ingenieur A. Lukovich gefunden und von demselben Sr. Majestät als Geschenk dargehracht. Diese, 20 bis 24Fuss lang, haben gebündelte Gchiiße und Capitäle in Gestalt der. Lotosknospe, also die echt altägyptische Fonn; die zahlreichen Hierd- glyphen enthalten den mit verschiedenen Epitheten ausgestatteten Namen des Königs Seti I1. Merienptha der 19. Dynastie, der von 1321 bis 1300 v. Chr. als zweiter Nachfolger Rhamses des Grossen (Sesostris) regierte. Die Siiulen wurden nicht an ihrer Fundstelle gearbeitet, sondern in späterer Zeit, vielleicht unter den Ptolemliern aus Memphis dahin gebracht, wohl um bei einem Baue benützt zu werden, der aber unterblieben zu sein scheint, da. kein anderer Bauhestand- theil mitgefunden wurde. Jede Säule hat ein Gewicht von 420 bis 450 Centnern, daher war der Transport mit gressen Schwierigkeiten verbunden und konnte nur durch das energische Zusammenwirken der damit Betrauten, des Generalconsulates in Alexandrien, der kaiserlichen Marine und der Südbahngesellschaft zu Stande kommen. Eine vierte, glatte Säule gab der ägyptische Kriegsminister Schahin Pascha zur Vervollständigung da- zu. Diese herrlichen Denkmale uralter, hoher Cultur, durch ihren kriittigen Styl wie durch die bewnndernngswürdige technische Ausüihrnng gleich ausgezeichnet, sind gegenwärtig im Hofe des unteren Belvederds aufgestellt und dürften bei dem Bau der neuen kaiser- lichen Hofmuseen, der in Aussicht steht, eine treffliche Verwendung dir den grossen ägyptischen Saal finden. Eine Platte aus schwarzem Granit, ein Geschenk des k. k. Consuls v. Schwegel in Alexandrien, zeigt Opferdarstellungen des Königs Psammetich II. (590 v. Chr.) nebst dessen Namensring und Hieroglyphen von sehr zarter, eleganter Ausführung. Es wiire zu weitläufig, von den bunderten von Münzen aller Zeiten, welche das kaiserliche Cabinet im Jahre 1869 acqnirirte, auch nur die wichtigeren anzufiibren; es mag daher nur einiger besonderen numismatischen Seltenbeiten und Prachtstiicke Erwäh- nung geschoben, wie der Münzen von Kelenderis, Tarsus und Augusts. Cilieiä, Philome- lium Phrygiä unter den antiken, des überaus seltenen Thalers Bernhards von Sachsen- Weimar für das projectirte Herzogthum Franken 1634, des Doppelthalers Ludwigs III. von Hessen 1604, der Thaler von Max v. Batenhurg, Adolf von Salm, Paul Sixt Trautson, des Kürntner Ducatens K. Maximilians I. von l5l9, des höchst interessanten Ducatens des Cardinal-Königs von Frankreich Karl X. 1590, so wie mehrerer Kreuzfahrer-Münzen, welchen sich einige künstlerisch ausgezeichnete Contrefait-Medaillen (von Martin Geyer, Wolfg. Paler u. A.) anreihen. Die k. k. Ambraser-Sammlung erhielt einen namhaüzen Zuwachs an Waffen: Helniharten, Cusen, Partisanen und Bidenhiindern verschiedener Form, welche Gattungen bisher nur spärlich vertreten waren. Unter mehreren Holzschnitzwerkeu zeichnen sich drei vollrund gearbeitete Modellfignren aus, Mann, Weib und Kind, von lebensvoller Charakteristik und der feinsten Empfindung in der ungemein zarten Durchführung. Unver- kennhar ist der Einiinss Diirers; in der That erinnern die treiflichen Figiirchen lebhaß an des Meisters Holzschnitte in der Proportionslehre, Sie stammen ans der Sammlung des verstorbenen Medaillcurs J. D. Böhm, welcher anerkannt feine Kunstkenner sie für Werke von Dürer selbst hielt, (Wn-Zeit.) K?