Dass übrigens auch zur Zeit der besten Renaissance schon Iintiatio- nen von Intarsien vorkommen, zeigen uns die von Gruncr puhlicirten Schranke der Sacristei von Sta. Maria delle Grazie in Mailand. Im Allgemeinen sind es Thüren, Chorstühle, Schranke und Sacristei- Einrichtungen, an deren Getafel und Füllungen die Intarsia die häufigste Anwendung findet, an denen sich wesentlich .vier Typen derselben, je nach den dargestellten Sujets, unterscheiden lassen. Vor Allem ist es das eingelegte Ornament, das am häufigsten aus- geführt wurde undiam reichsten und phantasievollsten durchgebildet er- scheint, während in zweiter Reihe Darstellungen von Architekturen, na- mentlich in der Rücklehne der Chorstühle, ihren Platz fanden. Vasari behauptet, wiewohl mit Unrecht, dass gerade diese Art von Darstellungen, weil ihrer geradlinigen und scharfkantigen Contouren wegen am leichtesten ausführbar, das eigentliche und ursprüngliche Medium der Intarsientechnik gewesen sei. Jedenfalls sind diese architektonischen Darstellungen von hohem In- teresse und manche tretfliche Idee des Künstlers sehen wir heute in ihnen erhalten, die nie sonst zur Ausführung gekommen wäre. Die Füllungen der Chorstühle in S. Giovanni zu Parma, jene vom Dom zu Siena, dann die in S. Domenico zu Bologna, deren Architekturen sogar dem Vignola zugeschrieben werden, sind hervorragende Meister- werke dieser Gattung. Stillleben, Zusammenstellungen der verschiedensten Art von allerlei Gegenständen, Musikinstrumenten, Sanduhren etc., erstreben nicht selten eine Illusion, ja in der Kirche Monte oliveto zu Neapel kommt sogar ein Zahnrad mit vor. Viel nebensächlicher behandelt und nur in Verbindung mit dem Ornamente finden sich dann figurale Darstellungen, meist die ganze Füllung hedeckend. Brustbilder der Propheten, Scenen aus dem alten und neuen Testa- mente, historische Bilder, meist ausgeführt mit allem Aufwande der Technik, 0B unter Anstrehen einer vollkommenen Illusion. Von den erwähnten vier Typen der Intarsien gedenke ich in der in Aussicht genommenen Publi- cation, wie schon eingangs erwähnt, nur einen und zwar den ornamentalcn Theil vorwiegend zu behandeln und beziehe den zweiten Iiguralen nur dort mit hinein, wo die Figur als Fries oder Pilasterornament behandelt wird. Alles, wobei die Wirkung der Perspective zu erzielen gesucht wird, bleibt grundsätzlich ausgeschlossen; denn mögen dergleichen Darstellungen auch hohes Interesse in mancher Hinsicht erwecken, so würde doch ihr Hauptwerth nur ein kunsthistorischer sein. Der Hauptheweggrund zur Herausgabe des in Rede stehenden Werkes liegt für das Oesterr. Museum namentlich in dem Umstande, dass weder die deutsche noch die fremländischc Literatur auch nur annähernd ein ähnliches aufzuweisen hat, denn wenn auch Gruner in seinen "specimen of orna- 611i