121 wodurch leicht die griissten Flächen gewonnen wurden, war der Buin der venetinuischen Industrie unaufhaltsam. Der Umfang des StoEes lässt den Verf. nur übersichtlich von den Conteris, den kleinen Glasperlen (im B. Abscbn.) handeln. Er weist auf den Gebrauch derselben bei den Alten, besonders bei den Aegyptern, hin, deren Mumien kleine verglaste Reiilein von Terracotta und farbige Perlen haben, gänzlich verschieden indess von jenen splter in Murano erzeugten. Zu Ende des 13. Jabrh. oder etwas darnach finden sich zuerst Perlen der Briani und Miotti im Handel. Es ist nichts weiter über die Verhältnisse dieser In- dustrie bekannt, doch ergibt sich, dass sie in hoher Bliithe gestanden haben muss und vorzüglich die Geschicklichkeit in der Composition der Emails dazu forderte. Die ersten Erzeugnisse waren die Peternosterkiigelchen aus reinem Krystsil, jedes Schiff nahm 1327 auch hundert Dutzend Paternoster an Bord. 1501 berichtet das 115. Cap. della rnstrieola des Gewerbes, dass die Deutschen seit 20 Jahren beiläufig in Murauo Glasperlen in Röh- renform aus gewöhnlichem doch buntgefirbtem Glsse machen lassen, welche in die Le- vante verhandelt werden und damals eben ein blühender Erwerbszweig waren. Bedeutend war des Benounne der Brüder Andres und Pietro Bertolini, deren IOjähriges Yrivileg-inm (1738 ertheilt) 1746 auf ein neues Decennium verlängert wurde. Sie arbeiteten nach eigener Erfindung mit Gold opaque und translucide; man gestattete ihnen sogar in den Monaten August nnd September zu arbeiten, gab ihnen endlich ein drittes Privilegium für die Einführung des Porcellans 1748, welches sie als die ersten in Murano fsbricirten. Ein Decret von 1758 erwähnt die Verdienste eines Vittorio Mestre, dessen Ofen Krystallu und Email lieferte. 1746 errichtet man einen neuen Ofen fiir solche Glasstibe zu Perlen, dessen Erzeugnisse zu kaufen die Zunft der Margariteri. angewiesen ist. Dieser Zweig der Glasfabricaticn ist der einzige, welcher an Treiflichkeit des Erzeugnisses immer zu- nahm und wirklich sowohl das einzig belebte Gebiet in dieser Kunst als auch das ge- wesen, welches den fremden Nationen arn meisten von Wichtigkeit. So in dem Decrete vom 15.September 1761, welches sieben Edelleuten die Aufsicht über dasselbe verleiht. Ein odleres Product ist, was der 4. Abschnitt als eigentliche Perle, im Gegensatz zu jenen einfacheren, roheren Fabricaten, den Zahlperlen, Margarite, behandelt. Die Bliithezeit dieses Betriebes füllt in das goldene Zeitalter Italiens und alles Herrlichen, das es besessen, des Cinquecento. Damals erhob sich das reiche, begünstigte Murano mit seiner thltigen Einwohnerschaft zu höchstem Glanze, damals entstanden seine Paläste. Andrea Vidaore gab, zu Anfang des Jahrhunderts, den Stabperlen zuerst die Lichtwirkung und die Formschönheit, wodurch eine so reiche Hendelsquelle im Verkehr mit den Wilden erößnet war. Bald erfuhr die Oberfläche der Perle die reichste Gestaltung; man presste Füdchen und Bänder ein, gestaltete sie tropfenfdrmig wie kleine Edelsteine, brachte Gold und Filigran an, machte sie leuchtend oder matt. Solch prächtigen Schmuck nahmen die Orientalen freudig auf und zierten sowohl ihre Gemächer als sich selber damit. Im 1B. Jahrh. ging aus dieser Technik auch die Kunst des Glasepinuens hervor. Aus der grossen Menge wählt der Verf. hier wieder nur wenige Urkunden. 1678 hatten die Giuf Ssvii der Meroanzia, eine fortwährend mit unserem Gewerbe in Verbindung stehende Cornmission, im Verein mit den Regulatoren der Steuern die Tarife der Psrleri einer Regelung unterzogen, welche vom Senat gebilligt wurde. 1759 hatte ein anderes Oollegiuni von Dreien die Gesetze und Methoden der Kunst zu eruiren, Fälschungen und Missbräuche zu entfernen etc., um dem Gewerbe seine ursprüngliche Bliithe wiederzugeben. Ausgegengen war die Kunst von der Nachahmung echter Perlen und Gemmen; der Aus- druck, welcher diese ArtPerlen in den Documenten bezeichnet, ist lavm-ate a lume. (d lß lampe d" emaillcur.) Im Anhangs findet sich ein umfangreicher Tarif vom 7. Jänner 1735, in welchem Masse und Gewichte zahlreicher derartiger Edelsteinilnitationen u. dgl. angegeben sind; er wurde 1739 bestätigt. Ein 1740 eingesetztes Colleg-ium schlug nützliche Reformen zum Schutze der Kunst vor, namentlich gegen den Zulass von fremden Arbei- tern, gleichwohl wurde derselbe noch in diesem Jahre gestattet. Beim Untergang des Staates zählte das Gewerbe 640 Flammen mit eben so vielen Arbeitern. Wir gelangen zum 5. Abschnitte, welcher die Handelsverhältnisse der venetiani- sehen Glaserseugung bespricht. Als die Republik den Verkehr Asiens und Europe's allein in ihren Händen hatte, als ihren Producten in allen Häfen die grössten Freiheiten ge- währt waren, machte die Glasindustrie keinen unbedeutenden Tbeil aus. An Spiegeln und Perlen betrug die Ausfuhr nach Asien jährlich an 550.000 Pfund; sie verbreitete in Per- sien und Asien den Gebrauch, Kronen bunten Glases zu tragen, und ihre Spiegel waren ein unerlßsslicher Bestandtheil der Mitgiß orientalischer Frauen. (Aus Berchet, il Com- nieroio dei Veneti nell' Aeie.) Seit Pisa's und (Jenna's Abnahme riss Venedig den Handel in der Türkei, Aegypten, Frankreich, England und Spanien an sich und seine Sehlitne stiegen, dass die Familie der Morelli von Murano für die Erlangun des Adels IOOIXD Ducaten anbieten konnte. Auch späterhin, als Venedigs Macht von fe zu Stufe sank, behielt seine Perlenfsbrication noch immer den Weltmarkt, nebstdem, dass diese Producte