linden es dagegen fast momentan verändert und gefärbt, wenn Sie blaues Lieht darauf fallen lassen. Wenn man nun findet, dass dasselbe Präparat vom Kerzenq Lampen- oder Gaslicht nicht verändert wird, dass es sich dagegen ebenso schnell wie im Sonnen- licht zersetzt, wenn es von dem Licht eines brennenden Aluminiumdrahtes bestrahlt wird, so ist der Schluss sehr zwingend, wenn wir sagen, dass das Kerzen-, Lampen- und Gaslicht keine blauen Strahlen enthält, denen diese Wirkung in hohem Grade zukommt, dass sie dagegen im Licht der Sonne und des Aluminiums reichlich vor- handen sein müssen. Noch rascher als blaues, wirkt violettes Licht auf das Chlorsilber, sehr schwach das rothe, fast gar nicht das gelbe. Ja, eigentlich kommen die schnellsten und intensivsten Wirkungen des Sonuenlichtes Strahlen zu, die wir gar nicht mit unserem Augenapparat wahrnehmen können, die im Spectrum ausserhalb des Blau liegen und deren Existenz wir blos durch solche und ähnliche Wirkungen, wie z. B. die der Fluoresuenz, ersehliessen können. Es gibt also ein Licht, fragen Sie, welches wir gar nicht sehen oder em- pfinden können? und widerspricht dann ein unsichtbares Licht nicht geradezu dem Begriff des Lichtes? Nicht so ganz. Das Licht ist nicht, wie man früher annabm, etwas Stoiflicbes, Materielles, sondern wie man jetzt mit grosser Sicherheit behaupten kann, eine Bewegungsform, ein ewiges Erzittern einer nicht unter den Begriif der Materie fallenden Substanz von höchster Elasticitiit, die den ganzen Weltraum erfillt, die alle Körper, oder noch besser, die letzten denkbaren kleinsten Theilchen aller Körper, ihre Atome also, umgibt, und da die Atome der Körper selbst, wie wir glauben, auch wenn sie so dicht gelagert scheinen, wie in einem Stück Glas oder Eisen, immer noch Zwischenräume zwischen sich haben, diese die Körper selbst durchdringt. Diesen Aether, diese Flüssigkeit muss man sich nun selbst wieder als ans Atomen bestehend vorstellen und wenn man sich alle optischen Erscheinungen genügend erklären will, annehmen, dass sich diese Aetheratome abstossen, während wir durch die Erscheinungen des Chemismus namentlich wissen, dass sich die Atome der Materie anziehen. Zum Dritten aber besteht wieder eine Anziehung zwischen Aetheratomen und Körperatomen und die Folge davon ist, dass der Aether wie eine Hülle oder Sphäre jedes körperliche Atom umgibt und damit ein System von Kräften repräsentirt, mit dem das Atom einem zweiten gegenüber in die Erschei- nung tritt. Der Aether nun, sagte ich, ist in einer zitternden Bewegung begriifen, deren letzte Ursache unergründlich ist. Wer sie wüsste, wüsste das Geheimniss der Schöpfung. Aber sie besteht, und es liegt in der Natur jeder Bewegung, dass sie sich einem zweiten und anderen Körpern überhaupt mittheilen, ihn aus seiner Gleichgewichtslage bringen kann. Diese Bewegung erreicht also auch die Nerven unseres Auges, inducirt auch in ihnen eine Mitbewegung, reizt sie, und wir sehen. Allein diese Bewegung des Aethers, ist von verschiedener Schnelligkeit, und diese Verschiedenheit der Schnelligkeit ist es, welche wir als Farbe em- pünden. Unsere Vorstellung erlahmt, wenn wir versuchen wollten, uns von der Ge- schwindigkeit ein Bild zu machen, mit welcher die Aetheratome so vibriren oder schwingen. s a