216 massen haben, die bei verhältnissmässig niederer Temperatur schmelzbar sind; diese werden fein gepulvert und in solchem Zustande in Gefasse, die mit Wasser gefüllt sind, geworfen. Die gröberen Theile des Emailpulvers sinken im Wasser zu Boden, während die feineren sich schwebend erhalten. Hierauf giesst man die Flüssigkeit ab und sammelt sorgfältig den Boden- satz, der nun getrocknet wird. Das so behandelte Emailpulver ist jetzt geeignet, in die Zellen aufgetragen zu werden. Dies geschieht mittelst eines Pinsels, nachdem man es vorher mit Wasser, das einen leichten KlebestoH enthält, angefeuchtet hat. Wenn nun das zu emaillirende Object auf diese Art ganz mit Email- messe bedeckt ist, lässt man es in einer gelinden Hitze trocknen, worauf es von Neuem in den oben beschriebenen Blechkasten gethan und in den Ofen gesetzt wird. Wenn die Schmelzung einige Stunden gedauert hat, kann man annehmen, dass sie hinreichend ist. Man lässt das Feuer nun langsam erkalten und nimmt den Gegenstand heraus. Manche Farben, be- sonders Weiss und Gelb, schwinden sehr zusammen, es muss daher um Zellen vollständig auszufüllen, die Emaillierung oft zwei bis drei Mal wiederholt werden. Ist diese gänzlich beendet, so wird das ganze Stück mit Feilen geglättet, darauf mit einem in Oel getränkten Schleifstein po- lirt, und schliesslich die zu Tage tretenden metallischen Flächen des Kupfers mittelst der Quecksilber-Procedur vergoldet." Soweit unsere Quelle. Erstaunlich ist die hohe Vollendung, mit der diese Kunst - bei der es so viele Schwierigkeiten zu bewältigen gibt, sowohl in der Con- struction der Zellen als auch beim Brennen des Emails -- betrieben wurde; Stücke von so enormer Grösse und mit jener Gleichxnassigkeit und Genauigkeit der Ausführung, wie die alten chinesischen Emailen sie zeigen, hervorzubringon, wäre auch mit den geschicktesten Händen und vollkommeusten Mitteln in Europa gegenwärtig kaum möglich. Wie wir spaterhin bei dem, was wir über die verschiedenen Phasen der Emaillerie in China mittheilen können, sehen werden, ist die Kunst der Herstellung der Zellen-Schmelze heutzutage so gut wie verloren gegangen. Die Gestalten der Vasen, Flaschen, Becher und Töpfe, die wir mit Ernailen geschmückt finden, sind so wie deren Decoration höchst verschie- den und mannigfaltig, die Form sowohl als auch ihr Ornament ist aber stets im Einklange mit dem Zwecke und der Bestimmung, die sie haben, und wenn Beides uns nicht immer völlig klar ist, ja oft bizarr erscheint - die Tendenz der Form und der Darstellungen an ihrer Oberfläche, -- so liegt dies darin, dass sie ein Product einer von der unserigen vom Grunde aus verschiedenen Cultur sind, in der das tectonische Formengefühl als auch die Symbolik des Ornamentes sich auf ganz andern Grundlagen ent- wickelt hat als bei uns. Wenn ich daher im Folgenden eine kleine Ab- schweifung von unserem eigentlichen Thema mache, um über chinesische