Aulgabe sein wird, mit kundiger Hand sichtend und erläuternd die her- vorragenden oder lehrreicheren Leistungen auf der Ausstellung zu be- sprechen, wird es zugleich unerlässlich sein, Gesichtspunkte allgemeinerer Art zu erörtern, die Gesetze des Geschmackes auf das Gebotene zur An- wendung zu bringen,'die Lücken, welche sich in der Ausstellung finden, aufzudecken, dem Irrenden eine Richtung, dem Vorwärtsstrebenden Winke zu geben, die geeignet sind, den Fortschritt der österreichischen ,Kunst- industrie auch in der Zukunft zu sichern. Denn so gewiss es ist, dass in den letzten Jahren ganz Ausseror- deutliches geleistet wurde, eben so gewiss ist es, dass man sich bei dem nicht beruhigen darf, was erreicht wurde, und dass grosse Anstrengungen gemacht werden müssen, um auch in der Zukunft allen Ansprüchen voll- ständig zu genügen. Die grössten Schwierigkeiten, welche der Erfüllung dieser Wünsche entgegen treten, liegen in äusseren Verhältnissen. Der grösste Theil der in den Kronländern lebenden Künstler und Kunsthandwerker befindet sich in einer isolirten Stellung und bewegt sich auf einem grossentheils schon veralteten Standpunkte. Nur wenige von den Ausstellern der Kronländer gehen auf die Forderungen des mo- dernen Geschmackes vollständig ein, die meisten beharren bei ihren bis- herigen Gewohnheiten und stellen sich mit den Erfolgen zufrieden, die sie auf beschränktem Gebiete in beengten Kreisen finden. Das war wohl mehr ein Grund, warum sehr viele Industrielle ihre Anmeldungen zurück- gezogen haben; sie hatten eben das Gefühl, auf einer Ausstellung nicht vollständig genügen zu können, bei der erhöhte Ansprüche gemacht wurden. Dazu kommen noch politische Verhältnisse, welche hemmend auf die kunstindustriellen Productionen in den Kronländern wirken. in manchen iKronländern stehen sich die Nationalparteien schroff gegenüber und die Aufmerksamkeit der Gewerbetreibenden und Indu- striellen ist durch politische Agitationen absorbirt. Triest gravitirt nach seiner ganzen Geschmacksrichtung nach Italien; was dort producirt wird, steht nicht in demselben Verhältniss zu Wien, wie dieselben Productionen von Marseille und Lyon zu Paris. Die Kron- länder untereinander sind nichts weniger als in einem intimen Connexe; nur die Grossindustrie und der Eisenbahn-Verkehr, die zwingende Gewalt der industriellen Bewegung, welche alle provinziellen Schranken durch- bricht, nur die Bedürfnisse der Grossstädte und des Weltmarktes sind es, die zu einer gewissen gemeinsamen Action auch diejenigen drängen, welche innerlich derselben sich widersetzen. Dazu kömmt noch, dass die meisten Landes-Museen historische, archäologische und nationale Zwecke verfolgen, sich um die kunstindustriellen Bedürfnisse der Kronländer gar nicht küm- mern. Ihre Sammlungen sind im Winter meistens geschlossen, im Sommer grossentheils nur für den Fremden-Verkehr berechnet, und nützen daher der Kunstindustrie des Landes relativ sehr wenig. Das Oesterr. Museum