Allem diejenigen des 18. Jahrhunderts, deren Princip nicht im Sopha, sondern im Lehn- und Armsessel zum klarsten Ausdruck gekommen. Das Rococo, unbekümmert um die Anforderungen des Materials und die geschweifte Linie bedingungslos als Schönheitslinie betrachtend, unterwarf dieser Linie auch das Sitzgeräth, einerlei, ob es die structiven oder blos umamentalen Theile, ob es die Arbeit des Tischlers oder des Tapeziers traf. Damit liess sich das Möbel schweifen und biegen, rein nach Bau und Bequemlichkeit des menschlichen Körpers, gab aber dabei alle solide und vernünftige Structur auf. In die neue, mehr und mehr auf die Grundprincipien der Renais- sance zurückgehende Wohnungseinrichtung wollen nun diese Rococomöbel nicht passen, andrerseits fürchtet man, gibt man allein der Structur nach. Unbequemlichkeit und Steife. Die Aufgabe der modernen Möbelfabrication in ihrer besseren Richtung geht also dahin, das Eine, eine solide und vernünftige Structur, wieder zu erreichen, ohne das Andere, die grösst- mögliche Bequemlichkeit, zu opfern. Von diesem Bestreben, beide Dinge mit einander zu vereinigen, zeugen ziemlich alle Sitzmöbel. Weil sie aber inmitten dieses Bestrebens sind, ohne noch das Ziel entschieden gefunden zu haben, so machen sie im Ganzen einen ziemlich bunten, vielartigen Eindruck. Einige der arusgestellterf Sitzmöbel schliessen sich strenger an die Renaissance an und verhalten sich mehr imitirend dazu. Das gilt wohl am meisten von den Sesseln und der doppelten Sitzbank in dem reichen Zimmer, welches Schmidt G: Sugg in Art des 16. Jahrhunderts ein- gerichtet haben. Ebenso gehören die Sessel im grünen Zimmer von Haas (entworfen von Storch) entschieden der Renaissance an, aber nicht der des 16., sondern der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Und das ist ein glücklicher Grill", denn die Sessel dieser Zeit, wie sie uns namentlich in der niederländischen Kunst entgegentreten, waren mobiler und bequemer geworden. Jenen Standpunkt einer freieren und moderneren Bearbeitung der Renaissance vertreten vor allem - und mitunter in sehr glücklicher NVeise - die Sessel von Schönthaler. Die Eigenthümlichkeit der Mo- dernisirtmg beruht vor allem mit auf der Bildung der Rückenlehne, welche nach rückwärts hinausgebogen wird. Auch hierfür linden sich bereits Anklänge und Motive im 16. Jahrhundert. Derselben Richtung gehört die Speisezimmergarnitur von Wichers (nach Zeichnung von Hansen) an. Von etwas mehr absonderlicher Art, und doch in derselben Richtung liegend, sind die Sessel von Achleitner. Ebenso gehört einiges in der Sesselausstellung von Schuh dieser Richtung an, obwohl auch mit sehr freier Behandlung und zum Theil mit eigcnthümlicher Hinzutügung pla_ Stischer Figuren, über deren Stellung und Anwendung sich wohl allerlei Sagen liesse. Eine dieser sonst musterhafr ausgeführten Arbeiten vertritt die Zeit des Empire, ein anderes Stück, ein kleiner, mit weissem Atlas überzogener Phantasiesessel, dessen Rücklehne eine bemalte Fahne dar- stellt, ist entschieden eine Verirrung.