Mittheilunußn des k. k. Ilesterreißh. Museums
KUNST UND INDUSTRIE.
Monatschrift für Kunst und KunstgewerbcJ
Am I. eines jeden Monats erscheint eine Nummer. Abonnementspreis per Jahr i. 3.-
Redacteur Bruno Sucher. Expedition von C. Gerrolls Sohn.
Man abonnirt im Museum, bei Gerold Camp, durch die Poslanstalten, sowie durch
alle BLlCiP und Kunslhandlungen.
Nr, 79,- WIEN, 1. Anm. 1872. VI Jahrg,
Inlmlt Eiui über die Technik orientalischer Lncksrb en. Reuleaux über die IC igl. Gewerbe-
Aka emieju Berlin. Neue Erwerbungen. BüchenRevue. Journal-Revue. Fonserzuug
des Verzeichnisses der kiuiiichcn Gypsabgüsse im Oesterr. Museum. Kleinere Minheilungen.
Einiges über die Technik orientalischer Lackarheiten.
Grösstentheils nach Berichten französischer Missionaire.
Alle Welt liebt und schätzt heute die mannigfachen Lackarbeiten
des Orients, nachdem sie die verschiedenen Weltausstellungen, Handel
und Verkehr in zahlreichen Exemplaren und Specien auch einem grösseren
Publicum bekannt gemacht haben. Wenn nun bei Nennung dieses Namens
Laque, Vieulaque, gegenwärtig auch jeglicher sich das richtige allso-
gleich vorstellt, nämlich jene Büchschen und Schälchen, Cassetten und
Rauchrequisitenbehälter, ferner aber auch allerlei Decoration von Waffen,
Porcellangefässen in derselben Technik ausgeführt, wie er es oft genug
zu sehen Gelegenheit gehabt hatte, so herrscht doch, wenigstens im
grossen Publicum, von dem wir eben sprechen, keine geringe Confusion
und Unklarheit über diesen Begrilf Laque. Hervorgerufen ist dies durch
die Vielcleutigkeit, welche heutzutage im Sprachgebrauch das Wort besitzt.
Lack wird häufig als gleichbedeutend mit Firniss genommen; Lack gilt
zur Bezeichnung der hier zu behandelnden Decorationsweise, wie sie na-
mentlich bei den Bewohnern des Ostens seit ältesten Zeiten üblich ge-
funden wird; Lack nennt man oft Lösungen des Lackharzes in Weingeist;
Stocklack, Schellack, Siegellack und endlich Lackfarben, alles das sind
Dinge, die ihren gemeinsamen Namen allerdings einem gewissen sachlichen
Zusammenhange verdanken und durch diese theilweise Uebereinstimmung
dazu dienen, den Laien zu verwirren.
Während Firniss ein in Weingeist gelöstes Harz ist, muss dasselbe,
um zu einem Lack zu dienen, im fetten, siccativen Oel, das man heute
in Europa meistens mit Terpentinöl verdünnt, zerlassen werden. Dammar-
lack z. B. ist daher nur uneigentlich Lack genannt und seiner Zusammen-
74
setzung nach nur ein Firniss. Während der farblose Firniss den damit
bestrichenen Gegenstand blos mit einer glänzenden Oberfläche überzieht,
dienen Lacke dazu, die natürliche Oberfläche zu verbergen, wozu bei or-
dinären Arbeiten die Farbe zugleich mit aufgesetzt wird, bei feineren
aber erst mit dem Lack abgeriebene Farbe einen Grund bildet, darauf
mehrere Schichten reinen Lacks kommen und schliesslich die Oberfläche
die feinste Polirung erhält. All' diese in fettem Oel gelösten Harze, welche
den Namen Lack führen, haben denselben aber nur durch Uebertragung
bekommen und verdanken ihn dem eigentlichen Gummilack, welcher im
übrigen keine Gemeinschaft mit ihnen hat und blos als Ausschwitzung
aus den jungen Sprossen verschiedener Bäume in Ostindien vorkommt.
In diesen Gegenden, wo für die sog. Bombay-works und andere ähnliche
Fabricate viel Lack gebraucht wird, bedient man sich dieses Harzes, wel-
ches durch die Stiche von Insecten den Zweigen entlockt wird und durch
deren Körperchen, Larven und Eier, eine rothe Färbung erhält, indem
man die Sprossen sammt den animalischen Anhängseln siedet. So verliert
er das Roth. Die rohe Ausschwitzung in verhärtetem Zustand heisst
Stocklack, der gekochte englische Seedlack, geschmolzen und in Blätter
geformt Schellack, der dann selbst wieder zur Bereitung von Firnissen,
Siegellack u. a. dient. Man sammelt die Gummiknollen im Frühling und
Herbst von den Zweigen und fertigt aus.dem Stocklack auch das Lack-
dye, eine Malerfarbe, auch Lac-lake oder lndianlack genannt. Auch diese
Lacke, welche meistens durch die Stiche der Gummischildlaus aus den
Pflanzen hervorquellen, werden iedoch, obwohl ihre Benennung die ur-
sprüngliche ist und davon der Name auf die andern Harzstoffe übertragen
wurde, nicht anders als in Oellösung angewendet, selten wohl aber zu
jenen zierlichen Arbeiten China's, Japan's, Persien's und Ostindien's,
welche wir hier im Auge haben, den Lackarbeiten kafexochen. Zu diesen
dienen verschiedenartige Harze, welche im folgenden genauere Erwähnung
finden sollen, mit Oel, meistens aus Früchten gemischt. Lackfarben
im Sinne der Malertechnik endlich haben mit den obigen Substanzen
gar nichts gemein, Florentiner-, Kugel-, Krapplack, Schütgelb u. a. Lacke
sind animalische oder Pilanzenfarben mit erdiger Basis Thon, Kreide
oder Zinnoxyd etc.
Die Alten kannten und benützten wohl mehrere Gummiarten, den
uoppl. des Herodot, Theophrast, Galen und Dioscorides, gummis bei Au-
sonius, Palladius, Columella und Plinius, sie kannten aber seine Lösung
und Anwendung zum Lackiren nicht. In den Schriften des Mittelalters
bereits aber beginnt die Benennung von Lackfarben, Siegellack u. a. mit
diesem einen Worte. Indischer Gummilack wurde nach den erhaltenen
Handelsstatuten von Marseille um 1220 in Europa, in der Provence und
Spanien eingeführt, doch scheint man noch lange die erwähnte rothe Fär-
bung durch die Schildlaus daran geschätzt und erst zu Ende des 17.Jahr-
hunderts ihn auch in gereinigtem Zustand als Ingredienz von Firnissen
I.
gebraucht zu haben. Das Manuscript Nr. 992 der Universitätsbibliothek in
Padua, welches, venezianischen Ursprunges, aus dem r7. Jahrh. stammt,
verdankt dem Verkehr dieser Stadt mit dem Osten die Kenntniss per
fare la vernice indiuna, von dem mehrere Recepte darin ausführlich han-
deln. Es dient auch hier der Lack schon zum Lackiren wie bei Chinesen
und Japanesen, denn der Autor schliesst die Regel vom Reinigen des
Harzes questa gamma cosi purxficata serve per lustrare tutli li Iavori.
Ein Augustiner Namens Eustachius soll diese Technik aus Indien nach
Rom gebracht haben.
Bei den Völkern des Ostens finden wir Lack auf Holz und Papier-
mache, Porcellan und Blech, Eisen und Schildpatt angebracht, theils als
schwarzer oder dunkelbrauner oder in Imitation des Aventurin tief braun-
gold schimmernder Ueberzug, theils flach aufgemalt, theils reliefartig mo-
dellirt und so auf einen andersfärbigen Lackgrund oder auf Porcellan auf-
gesetzt. Die häufig begegnenden Arbeiten der letztern Art sind stylistisch
von grossem Interesse, denn sie vertreten, wie Sernper bemerkt, wenn
wir von "den auf andern Ursprung zurückweisenden kleinen Holz- und
Elfenbeinschnitzereien absehen, fast auschliesslich die Gattung des Reliefs
bei Chinesen und Japanesen. Um die Erhöhungen hervorzubringen, verfährt
man hier, gleichwie es auch die Inder bei ihren farbenbunteren Lackwaaren
in diesem Falle machen, auf die folgende Weise es wird von Bleiweiss,
das man in Leim aufgelöst hat, ein Grund gebildet, darauf, wenn er ge-
trocknet ist, weisse Farbe in Häufchen angesammelt und mit einem Messer
nach der vorliegenden Zeichnung modellirt, wie der Wachsbossirer es mit
seinem Material macht. Ist das Relief fertig, so erhält es einen Firniss-
überzug, darauf die Bemalung, über welche abermals mehrere dünne
Firnissschichten gedeckt werden. P. Ylncarville, Jesuitenmissionär im
vorigen Jahrhundert, hat in seinem Mämoire sur le uernis de la Chine
sehr werthvolle Aufschlüsse über die Technik der Chinesen rnitgetheilt.
Wir bringen hier den Inhalt in einem genauen Auszug, welcher zum
grossen Theil Uebersetzung genannt werden darf.
Der Firniss der Chinesen ist keine künstliche Verbindung, sondern
eine harzige Ausschwitzung des Baumes Tsi-chou d. i. Baum des Firnisses,
welcher in mehreren Südprovinzen wild wächst und im Durchmesser
erreicht. Die Cultivirung in der Ebene und auf Berghöhen, welche man
versucht hat, bekörnmt ihm nicht wohl. Er wird dabei kaum dicker als
das Bein eines Mannes und dauert nicht länger als io Jahre. Im übrigen
bieten seine Eigenschaften einer gewerblichen Ausbeutung auch in ökono-
mischer Hinsicht grosse Vortheile dar; die Fortpflanzung wird durch die
grosse Fruchtbarkeit und die Neigung der Pflanze zur Vermehrung durch
Steckreiser sehr gefördert; Pflege verlangt der Baum in sehr geringem
Masse, sie braucht in nichts anderm zu bestehen, als dass die Erde am
Fusse öfters gelockert und. seine eigenen Blätter für die Düngung aufbe-
wahrt werden. Bäume an schattigen Plätzen liefern viel, doch schlech-
63
teren Firniss, der im Sommer gesammelt wird und zwar von angepHanzten
Stämmen dreimal, wobei die Qualität bei jedemmale geringere Güte hat,
oder einmal von wildwachsenden. Werden indess auch diese dreimal im
Jahre ausgebeutet, so gönnt man ihnen drei Jahre Ruhe. Der Vorgang bei
der Gewinnung des flüssigen Harzes ist hier eben derselbe, wie bei uns
das Tannen- und Fichtenpech von den Bäumen gewonnen wird, während
cultivirte Stämme in besonderer Weise behandelt werden. Man schneidet
nämlich bis zum Marke convergirende Rinnen ein und bringt unten, wo
sie zusamrnenstossen, Muscheln an, so dass in diese Behälter der hervor-
dringende Saft sich sammeln kann. Erschöpften Bäumen wird der Rest
ihres Firnissgehaltes dadurch entlockt, dass man sie in Brand steckt, wo-
bei dann aller Gummisaft, den der Stamm noch besitzt, in kleine Gruben
herabfliesst, die man am Fusse gemacht hat. Am frühen Morgen beginnt
man die Muscheln einzusetzen, deren je ein Arbeiter roo anbringt; nach
drei Stunden sammelt man den darin befindlichen Firniss und beendet dies
Geschäft, denn der bei höherem Sonnenstande ausfliessende Firniss würde
zwar reichlicher kommen, durch die Wärme aber der wässerigen Feuchtig-
keit verlustig gehen, welche nicht vermisst werden kann. Die Arbeiter sam-
meln ihn in ein Gefäss von Bambusholz, das sie am Gürtel tragen; aus
demselben wird das Gesammelte in die Fässchen bei den Händlern gefüllt.
Beide, jene Sammelgefässe und diese grössern Kufen, werden sorgfältig
mit Papier zugedeckt, welches genau nach der Grösse der Oeffnung zu-
geschnitten ist, um Schmutz etc. abzuhalten; es ist aus Hanf gefertigt
und heisst Mau-theou-tchi. Beim Eröffnen dieses Verschlusses ist Vorsicht
nöthig, indem die ausströmenden Dünste die sog. Firnissgeschwüre er-
zeugen, eine überaus schmerzhafte Krankheit des Blutes, welche fast jeder
Arbeiter einmal ausstehen muss. Die Behafteten foltert dabei die uner-
träglichste Glut, namentlich sind lebhafte, cholerische Naturen dem Uebel
ausgesetzt. ln diesen Fässchen hält sich der Firniss beliebige Zeit, wenn
sie in kühle, ziemlich trockene Keller gestellt werden; er hat gleich beim
Ursprung aus dem Baume die Farbe des flüssigen Pechs, bekömmt an
der Luft einen rothen Anflug und wird endlich in Folge seines Wasser-
gehaltes schwarz ohne zu glänzen. Die Chinesen unterscheiden drei Sorten
Nien-tsi, Si-tsi und Kouang-tsi, so genannt nach den Hauptorten der Ge-
winnung Nien, Si und Kouang; daher auch die Namen Nien-tcheou-fou,
Si-tcheou-fou, Kouang-tcheou-fou; tcheou-fou bedeutet eine Stadt vom
ersten Range. Die beiden erstgenannten Gattungen dienen zur Bereitung
des schwarzen Firnisses, Nient-si ist der bessere, wird aber selten rein ge-
wonnen und durch Si-tsi in der Regel ersetzt. Der Bezirk, welcher den
Nient-si liefert, ist wenig umfangreich, auch genügt die Speciß durchaus
nicht für alle Firnissarbeiten, die in China gemacht werden; sein Schwarz
ist glänzender als das des Si-tsi, das Pfund kostet in Peking roo Sous,
während vom Si-tsi dafür drei Pfunde gekauft werden. Der Kouang-tsi fällt
in's Gelbe, ist reiner und freier vom Wassergehalt als jene genannten
L7
Arten und lässt sich beim Gebrauche zur Hälfte mit dem Tong-yeou
mengen, einer andern Firnissgattung oder einem Oel vielmehr, welches in
China schr gewöhnlich ist und an den Fundorten per Pfund nur 2-3
Sous kostet. Es wird auch in Paris als rernis de la Chine verkauft und
ähnelt sehr dem Terpentin. S0 gemischter Kouang-tsi erreicht beinahe den
Preis des Nien-tsi.
Um dem Firniss die Fähigkeit des Glanzes zu verleihen, muss er der
Einwirkung der Sonne ausgesetzt werden Die Chinesen gehen dabei
in folgender Weise vor. Der Firniss wird in flache, aus Binsen oder
Weidenruthen geilochtene Körbchen mit daumenhohem Rande gefüllt und
darin mit einem Stäbchen ununterbrochen gerührt, wodurch sich weisse
Kugeln bilden, welche an Körper immer mehr verlieren, bis sie violett
werden. Dann ist aller Wassergehalt verdampft. Den gewöhnlichen
chinesischen Firniss erhält man durch Versetzung des besseren Nien-tsi
mit einem Viertheil Si-tsi, nachdem die Hälfte verdampft und 5-6 Quent-
chen Schweinsgalle zu je einem Pfund gegeben wird. Diese dient dazu,
ihm Dichte zu verleihen, dann rührt man die Masse noch mit Vitriol zu-
weilen auch mit Thee ab, bis eine violette Färbung erscheint, die dann
Kouang-tsi, glänzender Firniss, genannt wird. Schluss folgt.
Reuloaux über die k. Gewerbe-Akademie in Berlin.
Die k.Gewerbe-Akademie in Berlin, die glänzende Schöpfung Beuth's
und Schinkefs, feierte am l. November l87l ihre fünfzigiährige Stifts-
feier. Bei diesem Anlasse sprach der gegenwärtige Director dieser Anstalt,
Prof. Reuleaux, die Festrede, und verbreitete sich in derselben ein-
gehend über die Geschichte dieser Anstalt.
Wir haben alle Ursache, der k. Gewerbe-Akademie mit besonderer
Sorgfalt zu folgen. Die Gewerbeschulen in Oesterreich verlangen eine
erhöhte Aufmerksamkeit, eine durchgreifende Reform. Da ist es nicht
gleichgiltig, die Stimme eines Mannes zu hören, der, in seinem Special-
fache eine Autorität ersten Ranges, in Fragen der Organisation von Ge-
werbeinstituten höheren Ranges glänzende Erfolge erzielt hat.
Seine Worte sind einfach, ohne Phrasen, und gehen auf den Kern-
punkt der Sache ein. Wir zweifeln nicht, dass unsere Leser dieselben
mit Interesse verfolgen werden. Wir geben die hervorragendsten Stellen
vollständig, und haben nur dasjenige verändert, was, als zu einer be-
stimmten Gelegenheit gesprochen, eigentlich nicht zur Sache gehört.
vDie technischen Lehranstalten sind so spricht Reuleaux so
sehr eine moderne Einrichtung, dass die fünfzigste Jahresfeier einer der-
selben eine wesentliche Bedeutung nicht nur für die feiernde Anstalt selbst,
Vielmehr wohl um ihm siccative Kraft zu geben?
76
sondern auch für das gesammte polytechnische Unterrichtswesen hat. Zwar
ist die königl. Gewerbe-Akademie keineswegs die älteste Schule dieser
Art, indem die Pariser Ecole polytechniqne sie um etwa 27 Jahre an Alter
übertrifft auch ist sie nicht die erste in Deutschland gewesen, indem das
Wiener Polytechnikum gegen fünf Jahre vor ihr gegründet wurde. Allein
für Preussen und für ganz Norddeutschland ist die Anstalt von solchem
Werth und Einfluss gewesen, und fünfzig Jahreswechsel wiegen in un-
serer raschlebigen Zeit so schwer, dass diese Feier eine wohlberechtigte
genannt werden darf.
nEiner der merkwürdigsten Züge in der von der Anstalt durch-
laufenen Geschichte ist deren allmälige Entwickelung aus kleinen An-
fängen, ihr gleichsam natürliches Wachsthum. Während neuere polytech-
nische Schulen das Glück hatten, voll entwickelt und wohlgerlistet, wie
Athene aus dem Haupte des Zeus, in's Leben zu springen, musste diese
Schule den Pfad des Fortschrittes selbst suchen und Probestücke durch-
machen, welche den jüngeren Schwestern grösstentheils erspart geblieben
sind. Die Fortentwickelung war um so schwieriger, als sie keinen Augen-
blick ohne eine gleichzeitige der technischen Mittelschulen des Landes
vorgenommen wurde, wodurch von Anfang bis heute der engste Zusam-
menhang zwischen sämmtlichen technischen Schulen Preussens in der
glücklichsten Weise erhalten worden ist. Man darf sagen, dass deshalb
die Gewerbe-Akademie in ihrer Begründung eine seltene Festigkeit be-
sitzt, welche der obersten Leitung des technischen Unterrichtswesens in
Preussen immer zum höchsten Lob gereichen wird. Bei dem Studium der
Urkunden der Anstalt ist es fesselnd, zu sehen, wie mit unverbrüchlicher
Strenge an diesem wahrhaft bedeutenden Grundsatze festgehalten wurde.
Dieser Grundsatz bildete das verdient besonders hervorgehoben zu
werden den Kern, das Mark der Pläne Beuth's lange schon vor
dem Jahre 182i sowohl, wie immer nachher; und er kann denjenigen,
welche in anderen Staaten polytechnische Schulen zu schaffen beabsich-
tigen oder begonnen haben, nicht warm genug an's Herz gelegt werden.
Freilich ist er nicht leicht durchzuführen, seine Früchte zeitigen langsam;
sogenannte brillante Erfolge lassen sich nicht in Kürze mit ihnen erzielen;
allein er sichert, wenn die Zeit der Reife naht, die wahre innere Tüchtig-
keit des Resultats.
uWie hoch aber müssen wir erst Beuth diesen Ernst anrechnen,
wenn wir uns vergegenwärtigen, welchen Schwierigkeiten er überall be-
gegnete, wo er die Industrie Preussens zu heben versuchte. Seine Ener-
gie verliess ihn aber unter den schwierigsten Umständen keinen Augen-
blick. Ging sie doch so weit, dass er bei Beschaffung der als Muster in's
Land zu bringenden Maschinen, deren Ausfuhr aus England damals bei
schwerer Strafe verboten war, Wege einschlug, von welchen er der
englischen Grenzzollbehörde keine oflicielle Mittheilung zu machen für
gut fand.
11
wIm ersten Anfang war der Lehrplan des Gewerbe-Instituts der
einer kleinen Gewerbeschule. Allmälig aber hat er sich erweitert, um
heute an Reichthum mit in der ersten Reihe der polytechnischen Unter-
richtsplärie zu stehen. ln den letzteu zehn Jahren namentlich ist der Lehr-
stoif auf mehr als das Doppelte gestiegen. Zum Theil ist dies dem Ein-
gehen auf besondere und neue Disciplinen, zum anderen Theile aber der
Einführung allgemein bildender, also nicht technischer Lehrstolfe zuzu-
schreiben. Das hier zur Anwendung gelangte Princip, zu welchem sich
auch die meisten Schwesteranstalten bekennen, beruht auf einer Auffassung,
welche vielleicht der Erläuterung bedarf.
wGrosse schöpferische Männer aller Zeiten zeigen eine universelle
Bildung. An Michel Angelo, Leonardo, Descartes, Leibnitz,
Watt, Schinkel, Beuth bewundert man die Vielseitigkeit des Wissens
und Könnens; man staunt darüber, dass sie so begabt waren, neben einem
Hauptfache noch viele andere gründlich zu kennen und theilweise zu be-
meistern. Richtiger ist es aber wohl, den Satz umzukehren weil sie
die anderen Fächer bemeisterten, leisteten sie Grosses in einem oder meh-
reren. Die Reflexe des einen Stoffes auf den andern ermöglichen allein
das Entdecken neuer Wahrheiten; sie gestatten das Zusammenfassen der
Erscheinungen, die Auffindung des allgemeinen Gesetzes, die Erklimmung
der höheren Stufe. Darum ist die Erziehung, welche das Höchste leisten
soll, nicht zu denken ohne die Ermöglichung universeller Bildung. Darum
ist es verkehrt, das Höchste von der einseitigen, auch noch so scharf-
sinnigen Specialbildung zu erwarten. Die speciellen Richtungen im Schul-
wesen bedeuten nicht, wie die Menge leicht glaubt, eine Bereicherung der
Bildung; sie drohen eher das gerade Gegentheil. Eine Zeitlang zwar lebt
sich leicht mit der Specialisirung; allrnälig aber tritt ihre den Geist
austrocknende Wirkung unfehlbar ein. Frankreichs bittere Erfahrungen
auf dem Gebiete der technischen Ausbildung sind uns allen noch lebendig;
wie schneidend aber war die Verurtheilung seiner so hoch entwickelten
Specialschulen ausgesprochen, als der Dictator in Tours Geographie und
Geschichte in den Lehrplan der polytechnischen Schule einzuführen be-
fahl. Dem gegenüber zeigt uns England, welches bis jetzt technische
Schulen kaum besitzt, vielmehr überall in der Richtung der Universal-
bildung seine Schulen leitete, dass mit dieser Bedeutendes auch für den
Techniker geleistet werden kann. Abgeschlossen ist dies Rechenexernpel
noch nicht; aber gerade in diesen Jahren ist es, wo das Uebergewicht der
deutschen Techniker über die englischen sich bemerkbar zu machen be-
ginnt, und wo England, die Gefahr erkennend, laut nach der Einrichtung
technischer Hochschulen, und zwar nach deutschem Muster, ruft. lch bin
ausser Zweifel, dass die universellere Richtung, weche Deutschland der
Ausbildung seiner Techniker gegeben hat, als der Schlüssel zu dem Ge-
heirnniss ihrer wachsenden Thätigkeit anzusehen ist.
vEs wird Sie interessiren, wie Beuth in diesem Punkte dachte. Aus
den Urkunden geht bei genauer Prüfung hervor, dass er ganz derselben
Meinung war, obschon er das Gewerbe-Institut ganz und gar nur mit
Fachunterricht ausrüstete. Er that dies aber deshalb, weil damals an ein
Mehr gar nicht zu denken war; überall aber gab er wenigstens dem rein
Fachlichen den erreichbar tiefsten geistigen Inhalt, wie seine kunstgewerb-
lichen Modellsammlungen noch heute beweisen. In leichtem Tone geht er
einmal in einem übrigens sehr ernsthaften Actenstück auf den Gegenstand
ein," er führt die Antwort an, welche Agesilaos auf die Frage, was die
Kinder lernen sollten, gab, die Antwort nämlich "was sie als Männer
brauchen werdenw. Das Orakelhafte dieses lakonischen Bescheides,
welcher ja die neue Frage nach sich ziehen müsste, was denn die Männer
von Gelehrtem brauchen, machte Beuth nicht irre in dem Bestreben, eine
dem Beruf angemessene allgemeine Bildung, ausgerüstet mit Specialkennt-
nissen, als das hinzustellen, was die Männer brauchen werden. Somit
ist also die Fortentwickelung unserer Anstalt thatsächlich im Sinne von
eu h's Anschauungen geschehen.
nlch will nicht unterlassen, hier zu bemerken, dass der Beuth'sche
Gedanke, nie einseitig mit der obersten technischen Lehranstalt vorzu-
gehen, auch in der soeben sich vollziehenden Reorganisation der Provin-
zial-Gewerbeschulen fest durchgeführt worden ist, indem auch diese in der
universellen Richtung wesentlich ausgebildet worden sind.
wViel hat jüngst die Frage von sich reden gemacht, ob den Real-
schülern der Zutritt zur Universität freigegeben werden solle oder nicht.
Die stattgehabten Verneinungen dieser Frage haben die Real- und Ge-
werbeschulen weniger geschmerzt, als vielleicht von Manchem besorgt
wurde. Sind doch für sie die polytechnischen Hochschulen vorhanden,
welche, frei von fesselnden Ueberlieferungen, überall ihre Einrichtungen
zu heben und zu veredeln suchen, einem fortwährend sich verändernden
Ziel durch Erhöhungen der allgemeinen Gesichtspunkte entgegenzustreben
bemüht. Und ich weiss nicht, ob die Zeit noch sehr ferne ist, wo die
Abwägung dessen, was die technische Hochschule und was die classische
dem Verstande nützt, von der ersteren furchtlos erwartet werden kann.
Was ist- der Hintergrund der bevorzugten graekolatinischen Lehrweise
anderes, als dass sie zur universellen Bildung vorbereitet! Mir will scheinen,
dass die mächtigen Culturbewegungen unserer Zeit gezeigt haben, dass
dieses Ziel auf mehr als einem Wege zu erreichen ist.
nBemerkenswerth ist, um auf die Gewerbe-Akademie zurückzukom-
men, der Parallelismus, welcher zwischen den zeitweisen Aenderungen des
hiesigen Lehrplanes und dem Wachsen der preussischen Industrie stattge-
funden hat. Im Jahre 182i, wo der Unterricht mit 13 Schülern begann,
bestanden Maschinenwerkstätten in Berlin und in Norddeutschland über-
haupt kaum; sowie sie sich aber bilden und an Bedeutung gewinnen, sehen
wir auch den Lehrplan der Anstalt ausgedehnt werden und gleichzeitig
die Frequenz sich heben. Das graphische Bild der Frequenqwelches die
Festschrift lhnen verführt, könnte in seinem allgemeinen Verlauf die Ent-
wickelung der preussischen Industrie recht gut ausdrücken. Die Frequenz
einer Lehranstalt darf übrigens, wie ich glaube, nicht als untrügliches
Mass ihrer Tüchtigkeit angesehen werden; bei ihr spielen die Aufnahme-
bedingungen, die Lage und Bedeutung des Schulsitzes und andere äussere
Umstände oft eine Rolle, welche mit der Güte der Anstalt nicht zu-
sammenhängt. Aber im Allgemeinen darf von unserer Anstalt behauptet
werdendass sie mit ihren Einrichtungen sich stets den wachsenden An-
forderungen der Industrie und der sich hebenden Wissenschaft angeschlossen
und ihre Verfassung folgerichtig entwickelt hat. Nur einmal fand eine
etwas ruckweise Bewegung statt; es war im Jahre 1860, wo die Schul-
verfassung in Folge einer lebhaften Agitation der studirenden Jugend
plötzlich einen grossen Schritt in der Richtung der Studienfreiheit machte.
Die vorhergegangene Verzögerung in der Entwickelung begreift sich heute
leicht, wenn man die jahrelange Bewährung der früheren Einrichtungen
in's Auge fasst. Auch darf heute die Anstalt mit um so grösserer Ruhe
auf jenen Moment zurückblicken, als ihr damaliger Fortschritt ein so ener-
gischer war, dass sie an die Spitze der Reihe trat, und die Schwester-
anstalten auf ihrem Wege sich hat grossentheils nachfolgen sehen. Dass
die inneren Leistungen der Anstalt bei der damals vielleicht gewagten
Neuerung nicht gelitten, bezeugt ihre steigende geistige Productionskraft,
ich meine die Kraft, welche neben dem Voranschreiten in den angewandten
Disciplinen auch die reinen, abstractcn Wissenschaften fördern hilft. So-
mit hat die Verfassungsänderung der Akademie von 1860 sich als im rich-
tigen Sinne geschehen ausgewiesen.
nl-leute steht die Gewerbeakademie abermals an der Schwelle einer
Verfassungsänderung. Die neuen Bestimmungen sind theilweise inhalts-
schwer. Vor allem ist der Lehrerschaft eine thätige Mitwirkung an der
Fortentwickelung der Anstalt nicht nur zugestanden, sondern theilweise
geradezu zur Aufgabe gestellt. Rechte und Pflichten haben in gleichem
Masse sich gehoben; es soll auf diese Weise jedem Stehenbleiben vorge-
beugt, das Zusammenwirken aller Kräfte inniger gemacht werden, Für
die Studirenden ist die wichtigste Neuerung die der Einführung von
Diplomen, welche auf freiwillige Bewerbung hin durch eine Prüfung er-
langt werden können. Ein lange gehegter und oft geäusserter Wunsch
der Studirenden ist damit erfüllt, zugleich aber auch ihre Aufgabe, ihr
Ziel hiuaufgerückt, und einem edlen Wettstreite auf schwieriger Bahn
Vorschub geleistet. Die Abtheilungen der Anstalt sind um eine vermehrt
worden, indem jene für v-Chemiker und Hlittenleuteu in zwei besondere
Abtheilungen zerfallen ist, womit einer längst fühlbar gewordenen Ver-
Schiedenheit der Studienrichtung Rechnung getragen worden ist. Wie
durch Fügung fällt die Einführung dieser wichtigen, an Anforderungen
reichen Aenderung in eine Zeit, wo jeder Deutsche sich bewusst geworden
sein muss, dass erneute hohe Anstrengungen jedes Einzelnen erforderlich
sind, wenn das deutsche Volk das erfüllen will, was die anderen Völker
nach dem Grossen, was geschehen, von ihm erwarten.
nWerfen wir einen kurzen Blick zurück auf die Resultate der ver-
Hossenen fünfzig Lebensjahre der Anstalt, so erfüllt es uns mit gereehtem
Stolze, dass aus diesem Institute gegen 3500 ausgebildete Techniker in
das Land hinausgezogen sind, um in Hunderten von industriellen Anlagen
als Leiter und Förderer deutscher Arbeitskraft zu wirken. Auch im un-
mittelbaren Dienst des Vaterlandes hat die Gewerbe-Akademie sich zu be-
währen gehabt über 60 Ofliciere des Heeres haben sich hier technische
Kenntnisse erworben, welche sie in der Verbesserung der preussischen
Walien mit uns allen bekanntem Erfolge zu verwerthen gewusst haben.
Thätigen Antheil am Kampfe haben die activen Studirenden der Anstalt
im letzten Kriege in bedeutendem Masse gehabt. Es sind im Ganzen 20x
Gewerbe-Akademiker in's Feld gezogen; 23 von diesen haben den Helden-
tod für's Vaterland! erlitten, 18 unter den Zurückgekehrten tragen das
eiserne Kreuznt
Neue Erwerbungen.
Unter den, neuesten Datums erworbenen Gegenständen unserer
Sammlungen nennen wir vor allem ein interessantes antikes Thongefäss,
welches riin Unteritalien gefunden wurde, angeblich syraktisanischen Ur-
sprunges. Es ist eines von jenen Gefässen kleinerer Art, welche Panofka
und Gerhard Lepaste, die Italiener gewöhnlich palera con maniche
nennen, denn es hat die Form einer niederen Schale auf niederem, ring-
artig angefiigtem Fusse und zwei Henkel. Die Farbe des schön blassröthv
lichen Materials kommt nur an der Unterseite, an der Fussfläche und den
eingepressten Stellen zum Vorschein, die ganze innere und äussere Ober-
fläche bedeckt ein glänzendes tiefes Schwarz. Der ornamentale Schmuck
an diesem Gefässe besteht in eingepressten Verzierungen, welche in ein-
fachen Motiven von Kreisen und Palmetten den Omphalos umkränzen.
Dieser selbst zeigt das Medaillonbild eines sehr schönen ganz im Profil
zu sehenden Kopfes, welcher in erhabenem Relief in die Thonmasse ge-
drückt wurde. Es ist ein jugendliches Gesicht mit weichem Gelock, in
dem Ohre hängt ein Ohrgehänge mit drei Tintinnabulen.
Hieran reiht sich eine Poterie der Renaissance, ein fruchtschalen-
artiges Gefäss, sog. Cupa anzatoriu, mit einem Frauenbrustbilde. Die ganze
Coupe ist mit dembekannten satten Ockerbraun der Pesareser Mezza-
Majoliken in einfachen Ornamenten decorirt. Das Frauenbild interessirt
durch die Tracht, vor dem Antlitze sprosst eine Blume mit drei Kelchen
empor, das Medaillen umschliesst ein sternförmiges Ornament; alle gelben
Partien des Gefässes, dessen übriger Grund weiss gelassen ist, haben
einen schönen opalisirenclen Schimmer, einzelne Details sind in blauer
Farbe gegeben. Von einer Anzahl deutscher und holländischer Thonar-
beiten zeichnet sich aus ein Henkelkrug von melonenförmig geripptem
Körper mit kurzem Halse. Auf dem weissglasirten Grunde läuft ein hori-
zontales Band mit in gelb, blau, lichtgrün und violett ausgeführtem Blumen-
ornament hin, darüber das Datum 1668. Der Zinndeckel ist bezeichnet
M. F. K. 1732. Deutscher Provenienz scheint ferner ein kleines, bau-
chiges Steingutkrüglein zu sein, ebenfalls mit zinnernem Deckel versehen;
auf den grauen Grund ist ein schöner Ueberzug von blauer Farbe ge-
legt, in denselben aber Rosetten eingedrückt. Daran schliessen sich zwei
runde Teller, beide mit demselben in Gelb und Blau ausgeführten Wappen
der Schild schräg in den genannten Farben getheilt, als Helmschmuck
eine Krone, darauf eine Kugel und zwei hörnerartige Flüge, und eine
grössere Anzahl von Delfter und andern holländischen Schüsseln und
Krügen, meist mit blauem Pflanzen- und Landschaftendecor auf weissem
Fond, einige auch mit bunten Blumen. Durch die Form interessiren
zwei, mit Metall montirte chinesische Porcellan-Kannen mit engem Aus-
gussrohr, am Boden mit den Fabrikszeichen bezeichnet. Von Berliner
Porcellan wurden drei zierliche, ganz weisse Gruppen, mythologische Fi-
guren aus dem 18. Jahrh. erworben; von modern österreidhischer Poterie
kamen durch Geschenke der Herren Klammerth und Slowak in Znaim
mehrere Platten, Krüge und ein hübscher 8eckiger Theebehälter im Ge-
schmack des 17. Jahrh. in die Sammlung.
Von ganz besonderem Werthe ist eine grosse kreisrunde Schüssel
von dünnem Venezianer Glas, 24." im Durchmesser, ein Geschenk des
Herrn Adolf Ritter v. Lanna in Prag. Dieses kolossale Stück zeichnet
sich durch die Schönheit des Materials aus; von Verzierungen findet
sich nur ein mit dem Diamant leicht eingeritztes Wappen vor, das von
Zweigen umgeben einen Baum auf einem Dreihügel zeigt", darüber eine
Mitra.
Ebenfalls mit dem Diamant geritzt sind die Rankenornamente an
zwei kleinern venezianischen Tellern, die kürzlich erworben wurden. Das
Reizende an diesen Verzierungen liegt in der flüchtigen Ausführung, die
durch die Beschaffenheit des nicht tief eindringenden, blos kratzenden
Instrumentes bedingt wird. Sorgfältig gezirkelte Ornamente müssten hier
ebenso unvortheilhaft sich ausnehmen, als das skizzirte, flüchtige in dieser
Technik am Platze ist. Aus der Kollefschen Sammlung sind mehrere
hübsche Venezianergläser in den Besitz des Museums gelangt, darunter
eine schöne Phiole von sog. gestricktem Glas.
Die Collection der Metallgegenstände erhielt eine sehr schätzbare
Bereicherung durch eine prachtvolle Kanne von ciselirtem Bronzeguss.
Die elegante Form des Gefässes, Ausgusses und des Henkels liesse auf den
ersten Anblick auf italienische Herkunft des Werkes schliessen, doch
möchte Schreiber dieses dafürhalten, dass es eine deutsche Arbeit sei,
componirt im wälschen Geschmacke des 16. Jahrh. Darauf führt näm-
lich eine grosse Derbheit des reichen Ornamentes, das in einzelnen Zügen
o4
fast an das Charakteristische nordische Lederwerk erinnert, ferner aber
auch einige Härte in den Profilirungen und besonders die Decoration des
Fusses, welcher zwar kreisrund ist, aber durch die Anbringung von
Medaillons eine Reminiscenz an den gothischen Kelchfuss und seine Ro-
settenform enthält. Den eiförmigen Bauch der Kanne schmücken zwei
Medaillons, Venus und Adonis, Luna und Endymion; der Henkel entwickelt
sich prächtig aus einer Fratze und dient einem Eroten zum Sitze, der
der einschenkenden Hand bequemen Anschluss bietet. Den Hals bildet
ein Mädchenhaupt, das einen Fruchtkorb als Ausgussscbnabel trägt. In
seiner Art ganz interessant ist ein kleines Bügeleisen von Messing mit
gravirten deutschen Ornamenten, Blumen, Vögeln, einem musicirenden
Genius etc. Die Inschrift am Rande lautet Maria Magdalena Buchnerin
1669. Selbst solche Objecte wusste die alte Kunst in ihren Kreis zu
ziehen; damals waren zuweilen Hausgeräthe niederer Art Kunstwerke,
heute sind ganze Städte Fabriksarbeit. Ein schön mit Gold tauschirtes
Eisenkästchen aus der Kollefschen Auction und ein niellirter Tulalöffel,
Geschenk der Frau Fürstin Rispoli, sind gleichfalls werthvolle Be-
reicherungen.
Eine kleine Collection von Messingblechgegenständen soll dänischen
oder skandinavischen Ursprunges sein. Sie besteht in Handleuchtern,
Schüsseln und Wandcandelabern. Die Schüsseln erinnern sehr an jene,
welche u. a. auch in den deutschen Bezirken Ungarns in uralter, oft auf
romanische Motive zurückgehender Weise noch im vorigen Jahrhunderte
angefertigt wurden, welcher Periode denn auch unsere Objecte angehören
werden. Auch die Stoffe der inidas Blech geschlagenen Darstellungen
sind dieselben Adam und Eva neben dem Apfelbaum, St. Georg der
Drachentödter, im Hintergrunde die Prinzessin. Ganz ungeheuerliche
Dinger sind die Wandleuchter, sie bestehen aus 3-4 zusammensteckbaren
Theilen und haben grosse Schirrnblenden mit Portraits und anderen Dar-
stellungen von sehr barocken Formen.
Endlich erwähnen wir einen kupfernen chinesischen Theekessel von
gedrückter, rundlicher Form mit Email bemalt, einen reducirten Gypsab-
guss des Gustav Adolf-Denkmals von Thorwaldsen, Medailleurarbeiten ge-
schenkt vom Landschaftsrnaler Herrn Petrovits in Wien, einen Siegel-
abdruck und einen alten Eisenbeschlag von Herrn Tachezy in Eger,
mehrere Bronzeziergegenstände der Fabrik G. Lerl 8c Söhne in Wien.
A. 11g.
Bücher-Revue.
ohnungsdecoration. Hanau und Leipzig.
Diese Sammlung von Musterentwürfen soll Vorlagen für Teppiche, Möbelstolfe
Tapeten, Spitzengewebe, buntes und weisses Tischzeug, Glas- und Porcellan-Serviccs ent-
halten, Mustcr, welche sämmrlich
usgeführt sind. Das vgrliegende Heft besteht aus 17
Vorlagen für Vorhänge, sog. Schutzmcher für Möbel, Spnzendecken u. dgl. Die An der
Wiedergabe ist eine ganz vorzügliche;
die vom Oberlieutenanl J. Schopf in Wien photo-
Flaohbaoh, Album
lithogruphirten Zeichnungen sind in einem angenehmen bräunlichen Tone gedruckt und
geben die Eigenthumlichkeit des Textilen sehr glücklich wieder. Fischbach hat zuerst
beinahe den Versuch gemacht, die natürlichen Blumenguirlanden, die vom Stuccc her-
geuommenen Relicfschnörkel der Gardinen, wie sie bisher gearbeitet wurden, zu entiemen,
und dafür stylisirte Muster einzuführen. Die Berechtigung der Benennungen dieser Sty-
lisirung allerdin wird nicht immer einleuchten; warum Taf. IV-Vll Muster in griechi-
schem und gothischem Styl gerade sein sullen, ist uns nicht eben klar, aber was liegt am
Worte, sie sind recht gut und wirksam. Der Firma M. Faber 6x Comp. in Wien gebührt
das Verdienst, derlei schöne Entwürfe in tremicher Weise zur Ausführung gebracht zu
haben. Noch können wir uns die Bemerkung nicht versagen, warum einzelne Weberei-
muster der Sammlung Häkelarbeit, eine verschiedene Art der Technik, imitiren?
Schreiber, Gu, Holzmalerei. Vorlagen zum Bemalen feiner Holzgerithe. Carlsruhe,
J. Veith, 187i. Fol. B. K. 31H.
Eine recht hübsche Mustersammlung an sich, bei deren Durchblättern uns nur das
Eine befremdet, dass diese Ornamente für Holzbemalung bestimmt sein sollen, während
sie in Composition, Styl, selbst Farbe, vollkummen Holzintarsien nachgeahmt sind. Als
Vorlegeblatter für eingelegte Holzarbeiten hatten sie viel Gutes an sich, namentlich, indem
sie sicli zum Theil sehr getreu an alte Muster anschliessen, doch ist es gefährlich, unseren
heutigen Arbeitern Gebilde des einen Styls, der einen Technik zum Gebrauche in einer
andern vorzulegen.
Journal Revue.
Relterllnnnß Gewerbezeilung, Nr. Eine neue Errindung in der Hochätzkunst. Von
C. Angerer. Ueber Vergoldung emaillirter Bronzewaaren. Von G. Lerl. Die
Eisengiesserei in Oesterreich. Die Ausstellung im k. k. Oesterr. Museum für Kunst
und Industrie. Nr. Michael Thonet.
Anzeiger Glr Kunde der deuhehen Vorzeil, 1872, Nr. Zwei Seidcnstolfmuster des
14.-15. Jahrh.
Archäelogilche Zeitung, Nr. H. Witlich, Von den Maßen des Parthenon, des vor-
persischen und des Perikleischen. A. Michaelis, Zu den Parthenonsculpruren.
H. Heidemann, Relieffragmente. Abb
L'Arle in llalia, Nr. Ai Cortesi, Letlori dell'Arte in ltalin. Esteticn. Della nobiltä
nel concetto. Pinacoteca di Torino. Un Canulctto. Porta decoration istoriala
di A. Bori da Milano. Basilica di SanfEustorgio in Milnno.
Art-Journal, Nr. Holbein's Rival Madonnas of Dresden and Darmstadt. By J. Benvington-
Atkinson. The Venus of Milo. The report from the potteries. Leicester Museum.
By Liewellyen Jewitt. The Collection of D. Roberts Esq. The Holyrood pic-
tures. Cox's Church and Domestic furniture.
Bauzeitung, Deutsche, Nr. Ueber Unterricht im Freihandzeichnen. Ueber das Thon-
material zu den Verblendsteinen und Terracotten der Bauakademie zu Berlin. Der
Neubau des Polytechnicums in Dresden.
Bliller für Kunslgewerbe, Nr. Verzierter Säulenschaft von der Scuole di S. Marco in
Venedig. Abb. Zur Regelung des Kunstunterrichtes für das weibliche Geschlecht.
Von R. v. Eitelberger. Die österr. Kunstgewerbeausstellung. l. lnnere Einrichtung
ganzer Wohnräume. l. Möbel. Salondecoration im Schlosse Fischhorn von Obers
baurath Fr. Schmidt. Billard und Speisetisch, von Oberbaurath Th. R. v. Hausen.
Behang von Prof. J. Storclt. Stuhlwerk in S. Petronio in Bologna von Val.
Teirich. Albumdecke von Architekt A. Groner.
l-I Ohrenique du am, Nr. 1871 Concours aux prix de Rome.
Herold, Deutscher, Nr. Glasgemalde aus Markterlbach in Franken. Nr. Ueber
Fliappenkunst. Ueber Städtewappen und Siegel. Wappen des Zimbrecht Hisler.
Abb.
Dlnjlerä Polyleehn. Journal, Nr. Godd and Moores Bandwebstuhl.
Gazette de heaux-arh, Nr. 12 Un tableau inconnu de Jean Cousin. Les palais bru-
les. Un tableau Ostade. Hans Lützelburgcr, lc graveur des simulacres de la
mort d'Holbein. Les aflichcs agacantes. Deux histoires d'lngres.
Gewerbehalle, Nr. Form Poszarnent fnr eine Büste. Goldwaaren. Chor!
gesmhl. Schrank. Sopha. Fussschemel. Tisch. Abendmahlskelch.
Aschenbecher.
86
Gewerbezeitung, Badische, Nr. Ueber den Baugrund der Wohnhäuser. Bronze und
bronzirt. Beilage Nr. Ruhla und seine Meerschaumfabrication. Die Münchener
Kunstgewerbehalle.
Journal Manual des Pelnlures, Nr. Salle z. manger. Porte. Les peintures
fresque dans les edilices publics. Notice historique sur la peinture en batiments en
Angleterre. Moyen de preserver les ouvrages en pierre de se decolores,
Kunst-Chronik, Nr. Vom Christmarkt. Siegesdenkmal für Freiburg iBr. Ueber
Rottmann's Arcadenfresken. Makarfs Decorationsgemalde für den Salon des Herrn
N. Dumba. Nr. Für griechische Kunst. Ein Album hessischer Künstler.
Berichte vom Kunstmarkt. Nr. to Amerikanische Kunstanstalten. Victor Müllet-"s
Nekrolog. Dürer's nVier Hexen-t, eine Entgegnung.
Kunst und Gewerbe, Nr. Coburg. Kunsta und Gewerbeverein. Nürnberg. Aus dem
German. Museum. Ablm Nr. Wien. Die Musterausstellung Osterr. Kunstin-
dustrie. Nr. Wiener lllustrationen. Darstellung von Polirleder. Forts.
Nr. Kunst und Kunstindustrie des Elsass im Jahrhundert vor dem Sojahr. Kriege.
Die Porcellanfabrik von Ginori. Wien. Der Ausbau der Hofburg. Silberner
und vergoldeter Becher im German. Museum, aufgenommen von Ortwein.
Kunsizeiiung, Allgemeine, Nr. Galerie Gsell. Die Concurrenzplane für eine neue
Donaubrücke in Pest-Ofen. Aus den Ateliers. Weihnachtsausstellung im Künstler-
haus. Ein Freund Rafaels. Aphorismen. Nr. Oesterr. Kunstverein.
Münchener Brief. Berliner Briefe. Schwind-Denkmal. Nr. tz Münchener
Brief. Düsseldorfer Briefe. Die Gesellschaft für vervielfältigende Kunst in Wien.
Nlonatsblätler fllr Zeiehenkunnl ein, Nr. 12 Das Flachornament und seine Bedeutung
für den Zeichenunterricht. Von H. Fr. und Th. W". Welche Gattung des Zeich-
nens soll in Realschulen zweiter Ordnung und in Volksschulen vorzugsweise gelehrt
werden etc? Von A. Stix. Neues Material für den Zeicltenunterricht. Von R. J.
Organ filr christliche Kunst, Nr. Das Pfarrthor in Remagen. Mit Abb. Ueber
Glasmalerei. Das Institut für kirchliche Glasmalerei von F. X. Zeitler in München.
Mandel's Stich der Madonna Panshanger von Rafael.
Revue de Part chretlen, Nr. to Les tumbes en bronze de la cathedrale d'Arniens. l. Par
J. Corblet. Les tapisseries du St. Sepulcre de Paris, par Ch. Lucas.
Rom arlislica, Nr. Biografia di Luigi Bienaime, scultore. Ralfaello mostra nelle
sue opere il vero modo di scoglie-e ritrarre il naturale. Monumente del Cardi-
nale Bofondi. Tavole L. Bienaime. Un palpito sul passato. Dopo la messa.
Saffo. Oriftcerie.
Sehulhote, Der Gestern, Nr. 28 Woher stammt der Typus unsererßhristusbilder? Die
Photographie. Weltausstellung t873.
Wochenschrift des n. ü. Gewerbevereines, Nr. 44 Bericht über die Vereins-l-lausbauan-
gelegenheit.
Zeihehrih fiir bildende Kllnil, 187a, Nr. Moriz v. Schwind. Von A. Regnet. Ein
Siegesdenkmal. Von A. Woltmann. Nachlese von der Holbein-Ausstellung. Von
C. v. L. Rettung eines röm. Sarkophags zu Sulona. Von Conze. Teirich, Or-
namente aus de-r Blütezeit ital. Renaissance. Von C. v. L. Nr. Eine unblutige
Commune in Deutschland. Von M. Th. Die Künstler von Haarlem. l. Von W.
Bode. Kunstliteratur. "Das Kirchlein von St. Hclena in Tirol. Die Statuen
am schonen Brunnen zu Nürnberg. Von R. Bergstn. Portrait von F. Hals.
Singende Knaben, desgl. Holzschnitt aus Altdeutscltc Sprüche aus der Wartburg,
von O. Gehrke. v-Was ihr wollt-i, nach dem Carton von H. Hofmann. Nr.
Aus dem römischen Leben. Silhouetten von Fr. Schulze. Zur Erinnerung an
Christian Morgenstern. Die Kartenspieler, von Adr. Brouwer Casscl. Das
Doxal in der Stiftskirche St. Maria in capitolio in Köln. Von L. Ennen. Archiva-
lische Beitrage zur Kunstgeschichte. Von L. Ennen. Die neuen Ausgrabungen in
Pompeji und Herculanum. Von R. Engelmann. Nr. Das Schiller-Denkmal von
Reinhold Begas. Von B. Meyer. Die Wandgemälde in der Aula der Realschule zu
Düsseldorf. Von A. Fahne. Der nRingkampf in Tirol-i von F. Defregger. Das
Oesterr. Museum für Kunst und Industrie. I. Der Neubau. Julius Meyer, Correggio.
Von W. Bode.
Zeitschrift des Kunslgewerbe-Vereines in München, Nr. und August von Voit,
Nekrolog. Kunstbeilagen Verzierungen auf Krüge von Steinzeug. Schlosser-
arbeiten. Töpfer-arbeiten. Fenstervorhang. Nr. und Bericht über die
schwäbische Industrie. Ausstellung in Wien. Von J. v. Schmädel. Kunstbei-
lagen Facher. Schrniedeisemes Thor. Thermometergehause. Uhrschild.
Nr. und to Schluss Chronik des Vereines. Kunstbeilagen Ampel in ge-
87
lriebenena Metall. Buifet. Schmuckgegenstände. Omnmcntmotive. Nr.
und Die Bronze und ihre Patina. Von Fr. Miller. Einige Minheilulagcn über
Eisenarbeit. Von G. Stroblberger. Kunstbeilagen Vase. Schlosscrarbeiten.
Epitnphium. Ornamentmctive.
Fortsetzung des Verzeichnisses der kmlohon Gypsiibqilssn
im k. k. Oesterr. Museum zu Wien.
Preise in öst. W.
Nr. Gegenstand den Abgnsnaii B. kr.
332 Trapezophor, antik, 29" hoch ..
335 Aknnitiusblntt von einem Capita antik, 12" hoch 50
Aknnthusblatt von einem Kragstein, antik. 18' hoch
33 Kelch, othisch. hoch"... .. So
336 Venus rßllilfiX, tatuetie in reducirt in lliiißstsbe. 16 hoch So
33 Tliürklopfer in Form eines Greifen, ital. Renaissance. 16. Jahrh" in" hoci ..
33 Ornament mit einem Löwen, von einer Wäschpresse des 16. Jnl1rh., Oiiginn in
Holz geschnitzt, deutsche Renaissa 10' hoch, hing.
3351 Fruchtschnle. Rennissiince des 16. Jalirh. Original in ronzc, h., ..
340 Flussgottder Donau. Figur vom Brunnen des Raphael Donner am heucn Illarkte
in W1en,18.!ah1h.,8'lang 100!
341 Brnstbild eines Mädchens, re ief von Lnca delln Rohbia. hoch. 12" breit
342 Ornament von einem Holxmöbcl deutscher Renaissance. 16. iihrln, 21" h.. br.
343 dto. dto. dto. die. 17" h., br.
dtn. dlo. dto. clto. 14" h., br.
dtn. dm. dto. dm. 20' h., br.
346 dm. dto. dto. dto. 16" h., br. 70
31g dm. dto. dto. dio. 18' h., br. 70
die. dto. die. dto. 12" h., 1i" br. 70
Sgg dto. dto. dto. dio. 12" h., 11' br. 70
dto. dto. dt-o. dto. 12" h., 1i" br. 70
351 dio. dm. dto. dto. 10' h., io" br. 70
352 dto. dto. dto. dm. 11.. br. 40
353 Trapezo her mit Lbwenknpf und -kl11ue, Original in Miirmnr, antik, 30" hoch
354 Ponrait- edaillo Geheimrath C. SChnaas modellirt vom Bildhauer Kopf, 15"
Durchmesser .. .. ......... ...
355 Ornament, Venezxinisch. 16. Jahrl mit a1 Delphinen, 13 lang. breit.
356 dto. dto. mit Vase u. nufstei endem BISHOHHIMCIII, 21' 1., io br. So
35 dto. die. mit Trauben und lüllern 18" lang, io" breit ..
3a dto. dto. Eckstück miyßniidveni, ab"...
359 dto. die. mit Gesimslciste und Blätiern, 15" hoch. breit
360 dio. dto. dto. dm. 15" hoch breit
361 dto. dro. mit Delphinen. Meerspinrie und Musche n. 20' l., br. 50
KLEINERE MITTHEILUNGEN.
Stundeneintheilnng der Kunstgewerbeschnle für das Sommersemester 1872.
Der Unterricht dauert in den Fachscliulen sowie in der Vorbereituiigsscliule täglich mit
Ausnahme Samstags von Morgens bis Nachmittags Uhr. Das Zeichnen nach dem
lebenden Modell findet für die Fachschulen stntt von 7-9 Uhr Morgens, viermal in der
Woche, fur die Vorbereitungsclasse zur selben Stunde, fünfmal die Woche.
Für die Vorlesungen und die Zeichenübungen der Herren Hziuser und Teirich
gilt die im Wintersemester eingehaltene Ordnung.
Die Vorlesungen des Herrn Docenten Dr. Frisch über die Anatomie tinden am
Dienstag und Freitag von 5-6 Uhr Abends statt. Jene des Herrn Prof. Dr. Ludwig
am Montag von 7-8 und Samstag von 5-6 Uhr Abends.
Beginn des Unterrirhtes Dienstag den 3. April.
iDie Ausstellung österreichischer Kimstgewerbe, fachmännische Berichten.
Unter diesem Titel ist soeben eine vom Museum herausgegebene Brochitire erschienen,
welche die vom 4.. November i87i bis 4. Februar 1872 in den Räumen des neuen Ge-
bäudes veranstaltete Ausstellung zum Gegenstande der Besprechung hat, Berichte, von
denen ein Theil in diesen Blättern bereits veröifentlielit wurde. Diese Brochüre ist zu
dem Preise von ü. durch die Verlagshandlung von Carl Gerold's Sohn in Wien zu
beziehen.
Die diesjährige Ausstellung der Sohalerarbeiten der Kunstgewet be-
schule wurde am 19. d. M. crotfnet. Sie wurde hauptsächlich zum Zwecke veranstaltet,
den Mitgliedern der Gesellschaft zur Forderung der Kunstgewerbeschule Einblick in den
Stand des Unterrichtes zu gewähren, war jedoch auch vom Publicum gut besucht. Die
Raume des neuen Gebäudes gestatteten ein reicheres und übersichtlicheres Arrangement
als in den Vorjahren, es ist daher das gesammte Material nach Schulen und Lehrgang
eingetheilt, worunter auch der Uebungsunterricht in Styllehre und Perspective vertreten
ist. Die Arbeiten enthalten neben den Copien auch eine Anzahl Compositionen der Zög-
linge, sowohl in Zeichnung als in Modellirung ausgeführt. Die Gesellschaft hat mehrere
dieser Entwürfe zur Ausführung bestimmt. Vertreten ist das tigurale, das ornamentale
Zeichnen und die Projectionszeichnung, kleine Plastik, Blumen-, Figuren- und Oma ment-
malerei, auf Leinwand, Porzellan, Email etc.
Die kunstgewerbliohe Ausstellung des Sbeierm. Vereines zur Forderung
der Kunsttudusm-ie in Graz vom 15. Februar bis 8. März d. J. Von der Ueber-
zeugung durchdrungen, dass es sehr zweckmassig sein werde, der einheimischen Industrie
eben jetzt, da sich Alles für die Weltausstellung vorbereitet, ein Bild von dem Stand-
punkte der heutigen Kunstindustrie in Wien und den übrigen Provinzen zu entrollen,
veranstaltete der Verein im Anschlusse an die W'iener Museal-Ausstellung eine Miniatur-
Copie derselben, welcher ein Theil der im Museum aufgestellt gewesenen Objecte zum
Grunde diente. Die meisten Aussteller der Museal-Ausstellung willigten mit anerken-
nenstverther Bereitwilligkeit in die Uebertragung ihrer Ausstellungs-Gegenstande nach
Graz, und so gestaltete sich in den Räumen des Vereines eine ausserordentlich interes-
sante Ausstellung, welche auch nicht ihren Zweck verfehlte. Das Publicum war sehr
theilnehmend es besuchten weit über Sooo Personen die Ausstellung an 5000 Zah-
lende und zudem noch die Vereinsmitglieder, welche keiner Controle unterstanden. An
Sonntagen waren die Raume überfüllt von dem Andrange der Gewerbtreibenden, welche
mit vielem Interesse die lehrreichen Beispiele betrachteten, und gewiss Nutzen daraus
zogen. Das h. Handelsministerium unterstützte dieses Unternehmen durch eine Sub-
ventinn von 500 fL, und mag wohl kaum je eine Staats-Subvention bessere Früchte ge-
tragen haben. Das segensvolle Wirken des Vereines culminirt gegenwärtig in der eben
in Durchführung begriffenen Errichtung einer Gewerbeschule, deren Ermöglichung auch
durch die Gewährung einer Subvention aus Staatsmitteln herbeigeführt wurde. Es muss
vom Gesichtspunkte des allgemeinen Aufschwunges unserer österreichischen Volkswirth-
schaft die Thatigkeit des Vereines als die eines Vorpostens des k. k. Museums betrachtet
werden,und kann daher dasselbe die Erfolge des Vereines nur freudig begrüssen. Dem
Motor dieser Vereinsthatigkeit, dem Präsidenten des Vereines, Herrn Grafen Heinrich
Attems, wird Steiermark dereinst Dank wissen, wenn die Saat aufgegangen, welche
jetzt ausgestreut wird.
Glaafabxioation in Galizien. Ueber dieselbe bringt Dingler's
polytechnisches Journal, t. Heft des CCIII. Bandes pag. 74 f. folgende
Mittheilung Galizien importirt jährlich für etwa Mill. Gulden böhmi-
sches und mährisches Glas. Im Lande selbst bestehen 30 Hütten, die
grösste Fabrik besitzt Herr A. v. Griewosz in Mikuliczyn. Der Stand
der galizischen Glasfabriksindustrie hat seit seinem Beginnen Ende des
17. Jahrh. an den Fortschritten der Technik wenig Antheil genommen.
Verwendet werden deutsche und böhmische Arbeiter, die aber wie die
Leitung und der Ertrag der meisten hierortigen Etalbissements verkommen.
Und doch vereint selten ein Land in so eminenter Weise alle Erforder-
nisse zu einem gedeihlichen Aufschwung der Glasindustrie. Quantität
und Qualität sämmtlicher Rohstoffe sind in jeder Beziehung vorzüglich.
Der feuerfeste Thun bei Mirow ist so gut, dass die Häfen bei 1600" Hitze
unbeschadet t4 Wochen in Gebrauch bleiben können. Würde man nur
das in den Karpathen zwecklos verfaulende Bruchholz verwerthen, so
könnte man jährlich leicht 20.000 Ctr. Potasche der Glasfabrication zu-
führen. Während also alle Factoren einer gedeihlichen Entwicklung der
galizischen Glasfabrication vorhanden sind, fehlt es bis jetzt an unterneh-
mendem Geist, der das brachliegende Capital ertragfähig gestalten würde.
Btllnlvlllßf k. Olnhrr. luuuml.
nmmlnnerd von cm umln In 11h;