31? eentrischen Streifen. gleichsam dem rotirenden Zuge der Töpferscheibe folgend, um die Rundung des Gefässes. Aber der Kreis der schmückenden Motive ist bedeutend erweitert. Zu den geometrischen Mustern, Rauten, Kreisen gesellt sich die Rosette, gesellen sich lanzettförmige Blätter und andere, in orientalischer Weise stylisirte Plianzenbildungen; die Thiere treten nicht mehr vereinzelt und in dlirftiger Andeutung auf, sondern Pferde, Hunde, Hirsche, Widder, Schwäne. Hähne, Panther, Löwen und die phan- tastischen Gestalten der Sirenen, Greife u. s. w. ziehen in dichtgedrängten Reihen an uns vorüberfauch der Mensch, und zwar sowohl in Darstel- lungen aus dem Leben, in Jagden, Kriegszügen u. dgl., als auch in Zu- samrnensetzung mit Schlangenleibern u. s. w. und als Träger heroischer und göttlicher Namen aus dem hellenischen Sagenkreise tritt in den Bilder- vorrath der Vasenmaler ein; und endlich gesellt sich dazu, als sicherstes Kennzeichen der inzwischen vorgegangenen mächtigen Umwälzung, die Schrift, bestehend in Zeichen des ältesten griechischen bekanntlich aus Phönizien herlibergekommenen Alphabets, mit welchen die Namen oder auch wohl der Stand der dargestellten Figuren bezeichnet werden. Hier stossen wir also schon auf eine Gattung von Erzeugnissen, welche sich von der rohen uniformen Masse der Urzeit in ganz bestimmter Weise abhebt, und durch die Hervortretung ausgeprägter hellenischer Eigenthümlichkeiten, namentlich durch die hellenische Göttersage und Schrift, die allmählige Ueberwindung des orientalischen Styls ankündigt. Das Ringen mit dem Einfluss des Orients dauert dann noch eine Weile fort. Aber nachdem Hellas politisch consolidirt, der Handel den Phöniziern entrissen, eine nationale Literatur entwickelt, die Grundlage zu einem hellenischen Baustyl gelegt, die Fessel der bildenden Kunst gelöst war, da konnte auch das Handwerk nicht mehr lange auf seine völlige Eman- cipation warten. Die erste und für alle Folgezeit wichtigste That, welche das eman- cipirte hellenische Handwerk und zwar aller Wahrscheinlichkeit nach bereits vor Beginn des SJahrl-iunderts vor Christo auf dem Gebiete der Gefäss- bildnerei vollbracht hat, ist die Feststellung typischer Formen für alle vom damaligen Bedürfniss geforderten Gattungen der Gefässe. Mit den einfachen Urnen, breitgedrlickten Krligen, bauchigen Flaschen und Hachen Tellern begnügt man sich nicht mehr, das verfeinerte Bedürfniss drängt auf mannigfaltigere und edlere Gestaltung hin und jedem Wink des Be- dlirfnisses kommt die Kunst entgegen. Es entstehen diese schönen drei- henkligen Wasserkrüge, zweihenkligen Amphoren, diese flachen schalen- förmigen Becher, die so gefällig zum Trinken einladen; später kommen die Mischkrüge, die schlanken Flaschen und dlerhand zierliches Putz- geschirr dazu; Anfangs ist das Alles noch etwas schwer, kräftig, wenn auch niemals plump. Die Uebergänge vom Convexen in das Concave sind noch unvermittelt (Semp. Stil Il, x43); doch das Ganze hat immer Schwung und Elasticität. Dann aber erreichen die Formen die höchste 16'