2x8
Gläschen gesammelt sehen. Die schwarze Farbe ist nun aber trotz der
geschilderten Dtinnigkeit des Auftrages von der ausserordentlichsten Wider-
standskraft. Sie bleibt vom Feuer, auch in dem stärksten Gebläse, völlig
unberührt und ist ebenso unangreifbar durch die kräftigsten Säuren, wie
Schwefelsäure, Salzsäure u. s. w. Nur durch Anwendung von Flusssäure
(Fluor-Wasserstoff, aus Flussspath und Schwefelsäure) gelang es, sie auf-
zulösen und Herr College l-Ilasiwetz hält denjenigen Bestandtheil, der sich
bei dieser Analyse, deren Spur Sie auf dem Boden des kleinen Gefässes
bemerken, für Magneteisenstein: ein Material, welches den Griechen jeden-
falls leicht zur Verfügung stand; es ist bekanntlich eines der weitest ver-
breiteten Eisenerze. Eine besondere Schönheit des schwarzen Ueber-
zuges besteht in seiner sanften Glätte und in seinem milden, dem Auge
wohlthuenden Glanz. ln dieser Beziehung ähnelt er dem Firniss der
japanesischen Lackwaaren, nur dass der Lack nicht feuerbeständig ist, wie der
Firniss der Vasen. Das tausendjährige Liegen in der Erde hat dem letzteren
ebenfalls gewöhnlich nicht im mindesten geschadet; wenn er auch etwas
blind geworden ist, so kann man ihn, wie Lackwaaren, durch Reiben mit
einem trockenen Tuche oder Leder jeden Augenblick wieder so glänzend
machen, wie wenn er soeben aus dem Ofen gekommen wäre. Denn, um
das noch hinzuzufügen, was freilich auch wohl aus dem eben Gesagten
schon gefolgert wurde: nachdem Auftragen der schwarzen Farbe wurde
das Gefäss einem zweiten Brennen ausgesetzt. - Sie können sich die
Vorzüglichkeit dieser attischen Technik vollends klar machen, wenn sie die
modernen Producte, welche Imitationen antiker Thongefässe sein sollen,
mit den echten Vasen vergleichen. Eine Auswahl solcher modernen Ver-
suche sehen Sie hier. Bei den Einen hat man wenigstens den Charakter
der Thonwaare festgehalten, der Thon selbst ist nicht schlecht bereitet
und gebrannt; aber der schwarze Ueberzug ist ganz pechig, ohne jeden
Glanz, fühlt sich erdig an und gibt den Vasen etwas Gewöhnliches und
Rohes. Die besten Producte dieser Art sindWedgwood-Waaren. Die Andern
übertragen die Decoration der antiken Thonvasen auf Porcellan, reissen
den Styl damit von seinem natürlichen Boden los und verletzen dadurch
jedes feinere Gefühl. Denn die an einem bestimmten Material entwickelte
und in ihm begründete Technik darf nicht ohne Weiteres einem andern
Material angeheuchelt werden. Das ist ein Elementarsatz der Styllehre,
der Ihnen so häufig schon von dieser Stelle aus dargelegt worden ist, der
aber unseren Herren Fabricanten durch die Sucht, etwas Neues, nur stets
etwas Neues zu machen, immer wieder aus dem Gedächtniss kommt.
Ich kehre in die Werkstatt der Alten zurück. Bei der Menge des
kleinen gewöhnlichen Thongeschirrs begnügte man sich mit dem schwarzen
Firnissüberzug; aber bei den grösseren, für den Schmuck des Hauses
oder für den Todtencultus bestimmten Vasen - und die grosse Mehrzahl
scheint nur die Bestimmung gehabt zu haben, den Todten in die Grabes-
wohnung mitgegeben zu werden, - bei diesen Schmuck- und Prunkge-