bisweilen in Gestalt winziger, geflügelter Genien das Grabmal umschweben, Kränze, bunte Binden, Früchte und Blumen in Körben, auch wohl Thiere zum Opfer dar. Der Styl der Darstellung ist, um es mit einem Worte zu sagen, streng plastisch, ganz analog dem Styl der attischen Grab- reliefs, eben den Reliefs an jenen in der Mitte der Lekythen abgebildeten Grabstelen, wie sie auch in Stein so zahlreich, namentlich seit den Aus- grabungen der jüngsten Zeit, auf attischem Boden uns erhalten sind. Er ist nicht nur plastisch in der klaren einfachen Disposition der Gruppen, in der jugendlich schönen Idealbildung der Gestalten, sondern vor Allem in der Auffassung des seelischen Gehalts der Darstellung, welcher niemals in heftigen Schmerzausbrüchen, in momentanen Atfecten sich äussert, sondern von einer würdevollen Ruhe erfüllt ist, über welcher die Trauer nur wie ein zarter Schleier ausgebreitet liegt. Die bekannte schöne Stelle in Goethe's italienischer Reise, welche von den Grabreliefs der Alten handelt, passt fast wörtlich auch auf diese Bilder: vDer Wind, der von den Gräbern der Alten herweht, kommt mit Wohlgerüchen über einen Rosenhügel. Die Grabmäler sind herzlich und rührend und stellen immer das Leben her. - Da stehen Vater und Mutter, der Sohn in der Mitte, einander mit unaussprechlicher Natürlichkeit anblic-kend. Hier reicht sich ein Paar die Hände. - Der Künstler hat mit mehr oder weniger Geschick nur die einfache Gegenwart der Menschen hingestellt, ihre Existenz da- durch fortgesetzt und bleibend gemachtm Nur dass hier auf den Grab- vasen die Tonart insoferne eine mehr elegische ist, als mehr der geistige Verkehr der Ueberlebenden mit den Todten, als der wirkliche der Lebenden unter einander den Inhalt der Darstellungen bildet. Mit die anmuthigsten unter diesen Scenen des Todtencultus sind diejenigen, in welchen man einen von aussen, gleichsam aus der Fremde kommenden Theilnehmer in die Situation eintreten sicht. Eben sind die Angehörigen mit dem Schmucke des Grabes beschäftigt, da kommt ein Wanderer die Strasse her, an welcher der Denkstein nach antiker Sitte steht, und fragt theilnehmend, aber mit schüchterner Zurückhaltung nach dem Namen des Verstorbenen. Oft glauben wir Erkennungsscenen von Geschwistern oder lange getrennt gewesenen Verwandten am Grabe der Ihrigen vor uns zu sehen. Aber diese Andeutungen concreter Vorgänge sind nur obenhin und ebenso wenig deutlich erkennbar, wie etwa Porträts bestimmter Individualitäten. 'Das allen Darstellungen Gemeinsame ist der Hauch zartbeseelter Schön- heit, der das Ganze durchweht: dieser Zauber, den Alles athmet, das die Hand eines Griechen berührt hat. Wem fielen hier nicht Lessing's Worte ein, mit denen er seine berühmte Abhandlung: uWie die Alten den Tod gebildetu beschliesst: nNur die missverstandene Religion kann uns von dem Schönen entfernen, und es ist ein Beweis für die wahre, für die richtig verstandene wahre Religion, wenn sie uns überall auf das Schöne zurückbringtm Die Ausführung der Malereien an den Lekythen der besten Zeit