MITTHEILUNGEN
DES
K. K. OESTERREICH. MUSEUMS
KUNST UND INDUSTRIE.
Monatschxift für Kunstgewerbe.
Herausgegeben und redigirt durch die Direction des k. k. Oesterr. Museums.
Im Commissionsverlag von Carl Gerokfs Sohn in Wien.
Abonnementspreis per Jahr B. 4,.-
Nr. 3. 246 WIEN, März 1886. N. F." I. Jahrg.
Inhnlt Mctallurgische Elymnlogien. Von Prof. Dr. Kuabacelx. Rudolf vnn Eitelberger und das
Oesterrcichische Museum für Kunst und ludusuie. Von J. v. Falke. Schlussq- Angelegenheiten
des Oesterr. Museums und der mit demselben verbundenen Institute. Lileraturbericht.
Bibliographie des Kuustgewerbes. Notizen.
Metallurgische Etymologien.
Bronze Galmei Spiauter Zink.
Von Prof. Dr. Karabace k.
i. Was ist wBr onzeu? Woher stammt und was bedeutet dieses in
die deutsche Sprache scheinbar so unvermittelt aufgenommene Wort, das
außerdem noch bei allen civilisirten Völkern des Erdballs gangbar ist,
wie bei den Franzosen und Engländern als bronge, bei den Spaniern
bronce, bei den Italienern brongo, bei den Slaven brong, bronga u. s. w.?
Auch im Mittellateinischen, frühestens zu Beginn des XIV. Jahr-
hunderts, tritt das Wort in der prägnanten Form brorqium auf.
Man hat die Herkunft dieses vermeintlich abendländischen, in der
Metallurgie wie im Kunstgewerbe gleich wohlbekannten Terminus, durch
verschiedene Ableitungen zu erklären versucht; die unmöglichste aus
allen ist vor nicht langer Zeit wieder ausgesprochen worden, nämlich
'Bronze sei durch Contraction aus brfm-aes, d. h. nbraunes Metallu, ent-
standen, also aus der Verquickung eines mittelhochdeutschen und eines
lateinischen Wortes!
Die Wortform und Wortbedeutung von Bronze führen uns sicher
nach dem fernen Osten, wo wir, was zunächst die Wortform betrifft, in
dem persischen birindsch heute die Bezeichnung für Messing die Ele-
mente rndsch von Bronze finden. Dieses persische birindsch geht
nun, gleich dem armenischen pghinis, wieder zurück auf das mittel-
Jnhrg. 1886.
persische Parsi baring und das sind insgesammt nasalirte Formen aus
der Wurzel baredsch, welche schon in den heiligen Büchern des Zo-
roaster, also im Zendavesta, vorkommt.
Auf die Zendwurzel baredsch, welcher das sanskritische bhrädsch
wglänzen, schön seinu entspricht, geht aber auch die Wortbedeutung
von Bronze zurück. Und das davon gebildete Beiwort paröberedschya, d.h.
"mit Kupfer versetztu, wird im Zendavesta geradezu vom Zinn
gebraucht, womit also auch thatsächlich die Bronze bezeichnet ist.
Gehen wir auf diesem etymologischen Wege noch einen Schritt
weiter, indem wir die einzelnen Substanzen der Metallcomposition in's
Auge fassen, so zeigt sich da, wie bei dem Worte Bronze, dass es eine
Reihe wohlbekannter Benennungen gibt, welche nicht allein in die wissen-
schaftliche Terminologie übergegangen, sondern zum Theil sogar voll-
ständig auch in das europäische Sprachgut aufgenommen worden sind,
ohne dass die Erklärung ihres Ursprungs gelungen wäre.
Ich begnüge mich, die schlagendsten Beispiele vorzuführen und
nenne vor Allem das Zink. Dieses Metall dient bekanntlich nur neben-
sächlich in der Legirung mit Kupfer zur Erzeugung der Bronze, die
eigentlich eine Mischung von Kupfer und Zinn ist. Durch die alleinige
Vermischung des Zinkes mit Kupfer entsteht hingegen das sog. Gelb-
kupfe das heißt das Messing, wenn die Legirung eine größere
Menge Zink enthält, und das Tombak, wenn kleinere Antheile des-
selben dem Kupfer beigemischt sind.
Nun spielte das Gelbkupfer in der Kunstindustrie des Orients eine
große Rolle, ja ich kann behaupten, eine bedeutend größere Rolle, als
die eigentliche Bronze, wofür allein schon der Umstand sprechen würde,
dass die ursprüngliche Bezeichnung für Bronze, birindsch, nach und
nach auf alles Gelbkupfer übertragen wurde.
Dies vorausgeschickt, finden wir, urn auf die das Zink betreffenden
metallurgischen Terminologien zu kommen, insbesondere drei, welche
uns auch im Deutschen geläufig geworden sind Galmei, Spiauter
und das für grunddeutsch angesehene Wort Zink selbst.
2. Galmei nach älterer Schreibweise Kalmei, d. i. kohlensaures
und kieselsaures Zinkoxyd. Man hat dies Wort bereits richtig mit dem
antiken xubueia identificirt. Wie aber das erstere aus letzterem entstanden
sein konnte, hat meines Wissens noch Niemand zu erklären vermocht.
Man dachte, da in älterer Zeit deutsch auch Gadmei für griech. Kabueia
gesprochen wurde, dass Galmei etwa durch Verschreibung eben aus
Gadmei entstanden sei. Dem ist aber nicht so.
Unserem deutschen Galmei liegt vielmehr eine Wortverderbung
des antiken Kabueia durch die Araber zu Grunde, indem aus der
ursprünglichen und richtigen arabischen Transcription Lhß kadmeia wie
man sie noch in guten alten Handschriften Enden kann in Folge
eines leicht erklärlichen graphischen Missverständnisses der Abschreiber
zunächst 1,4; kalmeia, unser Kalmei oder Galmei, hervorging. Weitere
Verderburigen dieses arabischen kalmeia brachten im cursiven Zuge, man
könnte fast sagen nothwendig, wieder eine neue Form zu Stande, Lt-lß
welche die Araber Lgb kulimija punktirten und aussprechen, woraus
schließlich durch Versetzung der diakritischen Punkte in schlechten Hand-
schriften noch eine vierte Lesart kalimina entstand und dieser
letzten Verhunzung verdankt die bisher unerklärte lateinische Be-
zeichnung lupis calaminaris für Zink ihren Ursprung.
Noch interessanter stellt sich uns das unerklärte, ebenfalls für Zink
gebrauchte deutsche piauter dar.
3. Spiauter. Man wusste bis heute damit absolut nichts anzu-
fangen. Erst vor Kurzem sprach es ein bedeutender deutscher Sprach-
forscher aus, dass dieses Wort schwerlich aus dem Orient stamme. Das
Gegentheil kann hier nachgewiesen werden.
Spiauter ist nichts anderes als isbiadäri, eine Bezeichnung für
Zinn, welche sich bei den arabischen Kosmographen schon des Xlll.
Jahrhunderts findet. Und dieser Terminus ist wieder nur arabisirt aus
dem persischen sepidrüi, sepidrö d. h. wörtlich wim Aussehen weiß-
glänzend-t.
Die Verwechslung des Zinns mit Zink, welche hier also der
deutschen Benennung Spiauter zu Grunde liegt, fällt nur den Euro-
päern zur Last und zwar in einer Zeit, in der man beide Metalle, die
gleichzeitig aus Indien bezogen wurden, nicht einmal noch recht von
einander zu unterscheiden wusste, wofür beispielsweise noch der Che-
miker Libavius zu Ende des XVI. Jahrhunderts einen Beleg liefert.
Und nun komme ich zu unserem Zink.
4. Zink. Dieser Metallnarne ward zuerst im XV. Jahrhundert von
Basilius Valentinus gebraucht. Man sagte in alter Zeit wder Zink, der Zinkenu.
Obwohl es nun ungewiss schien, woher dieser Name rühre, hat
man doch vorgezogen, ihn von dem zackigen Aussehen des Erzes oder
von den Zinken herzuleiten, in welchen sich das Metall bisweilen in
dem Ofenbruch anlegt. Nun habe ich zu meinem nicht geringen Er-
staunen in persischen Quellen schon des XII. Jahrhunderts den deut-
lichen Hinweis gefunden, dass dieses unser Zink identisch sei mit dem
persischen seng d. h. Stein, Mineral, welches Wort mit zur Bezeich-
nung des Zinkerzes gebraucht wurde also persisch Km" äxoxiiv der
wsengu, germanisirt der nZinku, zu deutsch wder Steine, denn nur der
nSteinn, das wErz-x, das fossile und nicht das metallische Zink war im
XV. Jahrhundert bekannt, als Basilius Valentinus diese Bezeichnung
in Aufnahme brachte.
Unser Zink ist also kein deutsches, sondern ein persisches Wort.
5.
Rudolf v. Eitelberger und das Oesterreichische
Museum ffir Kunst und Industrie.
Vortrag, gehalten im k. k. Oesterr. Museum am 1.6. October 1885
von J. v. Falke.
Schluss
Der Sammlung der Kunstgegenstände zur Seite stand die Kunst-
bibliothek, die Sammlung der Bücher und der Kunstblätter. Man erwartete
selbstverständlich, dass die Zeichner aus dem Gewerbe kommen würden
sich die Muster aus dem Museum zu holen; für sie musste man das, was
nicht gegenständlich vorhanden war, durch Abbildungen ergänzen. Eine
Kunstanstalt, welche die Lehre, den Unterricht auf ihre Fahne geschrieben
hat, kann auch der Kunstgelehrsamkeit nicht entbehren. Für den ersten
Zweck kam ein glücklicher Zufall gleich im Anfange zu Hilfe, indem
eine von Drugulin in Leipzig angelegte Sammlung von ornamentalen
Kupferstichen sofort erworben werden konnte. Für den anderen Zweck
trat Eitelberger selber ein, indem er seine eigene gelehrte Kunstbibliothek
dem Museum darlieh und im Ballhause aufstellte. So war in beider
Beziehung sofort der Anfang gemacht.
Zu all' diesem fehlte aber noch Eines, und vielleicht das Wichtigste.
Wir machten bald die Erfahrung, dass die Zeichner für die Industrie, wie
sie in den Fabriken oder in freier Stellung vorhanden waren, dem Um-
schwung der Dinge, den neuen und erhöhten Aufgaben sich nicht
gewachsen zeigten. ln anderer Schule oder in gar keiner gebildet, willenlos
dem Geschmacke der Zeit folgend, waren sie in herkömmliche Art so
eingewurzelt, dass sie für das Neue kein Verständniss hatten. Man musste
der Industrie einen neuen Stock von Künstlern schaffen, eine junge
Generation, welche mehr gelernt hatte und das verstand und leisten
konnte, was die neue Zeit mit ihren nun irnmer höher wachsenden An-
forderungen verlangte. So wurde, schon wenige Jahre nach Gründung des
Museums, auch die Kunstgewerbeschule in das Leben gerufen.
Was war die Aufgabe dieser Schule? Zunächst, wie ich schon gesagt
habe, eine junge Generation von Künstlern für das Gewerbe zu bilden.
Aber die Aufgabe ging weiter. Wir hatten gegen die bisherige künstlerische
Art einen Kunststyl kann man sie ja nicht nennen geredet und
geschrieben, neue Principien aufgestellt und ihnen auch in der Welt
einigermaßen Anerkennung verschafft, allein dem Worte fehlte die An-
schauung. Die alten Gegenstände, welche als Muster dienen sollten, standen
zwar da, aber da doch nicht die Aufgabe war, sie einfach zu copiren und
sie auch nicht immer unmittelbar zu unserem modernen Gebrauche sich
eigneten, so war immer noch ein ziemlicher Weg zwischen ihnen und
ihrer modernen Verwendung. Qiesen Weg, auf welchem das Alte modern
gemacht werden kann, wie es für unseren Brauch und unser Gefühl JE-
zugestalten ist und doch kunstgerecht und stylvoll bleibt, diesen Weg
konnten nur Künstler zeigen. Und dieses war die zweite Aufgabe der
Kunstgewerbeschule und ihrer Lehrer, eine Aufgabe, welche sie vollständig
erfüllt haben, und nicht blos für Oesterreich, sondern auch für viele andere
Länder, die unserem Beispiele gefolgt sind. Ja selbst Nordamerika erklärt
heute sich von den englischen Vorbildern loszusagen und sich unserem
Vorgehen anzuschließen.
Es ist ein großes Verdienst Eitelbergefs, sofort für die Kunst-
gewerbeschule die rechten Männer ich brauche sie an dieser Stelle
nicht zu nennen herausgefunden zu haben, die mit dem vollsten Ver-
ständniss für die alten Muster, selber von ihnen lernend, unter sich und
mit uns in voller Harmonie lehrten und dem Gewerbe wie der jungen
Generation die richtigen Wege zeigten. Alsbald füllten sich auch die
Räume der Schule, und es stellte sich eine lebendige Verbindung zwi-
schen Schule und Gewerbe ein.
Mit der Kunstgewerbeschule war nun der Umfang dessen, was zur
Vervollständigung des Museums nach seinem Londoner Muster und Vor-
gänger nothwendig war, geschlossen. Aber noch befanden sich Samm-
lungen wie Schule in ganz unzulänglichen provisorischen und noch dazu
getrennten Localitäten. Das Museum musste wie seine festen Samm-
lungen, so auch seinen festen und ausreichenden Sitz haben, sein eigenes
Gebäude, in welchem es sich ausbreiten und eine Thätigkeit, z. B. in
Bezug auf Specialausstellungen, entfalten konnte, welche ihm in den
engen Räumen des Ballhauses versagt war. Wieder eine neue Aufgabe
für Eitelberger, die in den ersten Jahren fast aussichtslos schien, nun
aber ebenfalls unter besonderer Mitwirkung des Curatoriums glücklich
gelöst wurde. Im Jahre 187i stand dieses Haus, architektonisch eine
Schöpfung Ferstel's, vollendet da und nahm Museum und Schule zugleich
in sich auf. Aber der letzteren. die unvermuthet und fast möchte man
sagen, unerwünscht große Dimensionen in der Schülerzahl annahm,
wurden die Räume zu eng und es wurde ihr das eigene Gebäude nebenan
errichtet. Auch dieses hat nicht ausreichen wollen, da nunmehr Lehr-
ateliers für Porzellan-, Fayence- und Emailmalerei, für Holzschnitzerei,
für Metalltechnik, eine chemische Versuchsanstalt, eine Radirschule hinzu-
kamen, und die Vorbereitungsschule musste leider auswandern
und sich ein neues Heim suchen, das sie erst in den jüngsten Tagen
gefunden hat.
Erst mit dem Neugebäude der Schule hatte das Museum seine
letzte Vollendung äußerlich erreicht. Dem längst gehegten Wunsche nach
Specialausstellungen, der regelmäßigen Schulausstellung, der Weihnachts-
Ausstellung, den Vorlesungen, dem Allen konnte räumlich genügt werden.
Mittlerweile aber es waren mehr denn zehn Jahre verflossen hatten
sich die Dinge der Welt auf unserem Gebiete gar gewaltig verändert.
Die Bewegung, zu welcher die Gründung des South-Kensington-Museums
den Anstoß gegeben hatte, war zu einer wirklichen Reform des Ge-
schmackes geworden, der sich keine der gebildeten Nationen mehr ent-
ziehen zu können schien. Selbst Frankreich erkannte die ihm drohende
Gefahr und mühte sich um die Gründung eines gleichen Museums, ein
Bemühen, das noch bis heute nicht vollständig gelungen ist. Es nahm
mit steigender Besorgniss wahr, wie die Länder, die sonst alle in der
Knechtschaft seines Geschmackes und seiner lndustrie standen, sich von
ihm unabhängig machten und neue Wege gingen, die von den fran-
zösischen fernab lagen. Es sah sich völlig in seiner Herrschaft bedroht.
Dem Beispiele Oesterreichs folgten Deutschland, Russland, Italien, der
skandinavische Norden, Holland und Belgien. Museen und Kunstgewerbe-
schulen, allgemeiner Art oder nur für einzelne Zweige des Gewerbes,
schossen wie über Nacht empor. Eine ganz neue artistische Literatur
entstand über das Kunstgewerbe, die uns heute fast überfluthet und mit
ihrer Fülle von Motiven und Vorbildern den Erfindungsgeist zu lähmen
droht. Kunstgewerbe, Geschmacksreform, Fachschulen, das sind Schlag-
wörter geworden. Man begnügt sich nicht mehr, dem Gewerbe Künstler
zu erziehen und den Arbeiter zu bilden, man will schon in der Volks-
schule die kindliche Hand für den späteren Handwerkerstand geschickt
und fähig machen. Wahrlich, wenn man das Alles ruhig beobachtet und
sich den Blick klar erhält, so taucht wohl der Gedanke auf, als erginge
es uns wie dem Zauberlehrling, der die Wasser nicht bändigen kann, die
er geiufen hat.
Eitelberger hatte die Freude zu sehen, wie die Saat, die er doch
vor allen mitgesäet hatte, überall üppig emporschoss. Aber sein Geist
war nicht darnach geschaffen, ruhig zuzusehen, wie die Saat zur Frucht
reifte. Er musste immer Neues denken und schaffen, und so griff er,
einmal auf festem Boden, weit über das eigentliche Gebiet des Museums,
über das Kunstgewerbe hinaus. Er betheiligte sich auf das Lebbafteste an
der Gründung der Fachschulen, die damals vom Handelsministerium
ausgingen. Er bemühte sich um den Zeichenunterricht, ließ die Grund-
züge für denselben feststellen, die er in einer meisterhaften kleinen
Schrift zusarnmenfasste, und errichtete an unserer Kunstgewerbeschule
unter der Leitung Laufbergefs einen Curs zur Heranbildung von Zeichen-
lehrern für die ganze Monarchie. ln den letzten Jahren noch betrieb er
lebhaft die Frage des handwerklichen Unterrichts in den Volksschulen
und dachte wenige Wochen vor seinem Tode noch an die Grün-
dung eines Exportmuseums.
Das Alles stand mehr oder weniger, enger oder weiter, noch mit
den Zielen des Oesterreichischen Museums in Verbindung. Aber sein
sorgender Geist, dem selbst das körperliche, immer heftiger auftretende
Leiden nicht Ruhe gebieten konnte, strebte weit darüber hinaus. Der
erkorenen Wissenschaft, dem Studium seiner früheren Jahre, der Kunst-
geschichte, war er treu geblieben trotz aller äußeren Thätigkeit, und
wenn er selbst nicht mehr die Zeit fand, sich in sie zu vertiefen zu
eigener Arbeit, so regte er andere an und förderte ihre Arbeiten und
half denselben zur Publicität. So entstanden die Quellenschriften zur
Kunstgeschichte. Seinen eigenen, schon früher gefassten Plan einer aus-
führlichen Monographie über die Marcuskirche in Venedig, dem er noch
iahrelang in der Zeit des Museums nachhing, konnte er nicht mehr zur
Ausführung bringen.
Mehr aber noch als die Literatur der Kunstgeschichte beschäftigte
ihn das Kunstleben in Oesterreich und in Wien insbesondere. Als Mit-
referent für Kunstangelegenheiten im Ministerium des Unterrichts hatte
er sich ein Recht erworben, in alle diese Dinge mitzureden; als Patriot,
als guter Oesterreicher war er bestrebt, hier, wie einen Sitz der Kunst-
industrie, so auch einen Sitz der hohen Kunst zu Schafen. An allem,
was auf diesem Gebiete geschah und in den letzten zwanzig Jahren
geschalfen worden ist, hatte er den lebhaftesten Antheil. Kein monu-
mentaler Bau kam zu Stande, ohne dass er nicht ratbend und fördernd
mitgewirkt hätte; dass sie mit Werken der Plastik oder mit Malereien
großen Styls einen würdigen Schmuck erhielten, war er unablässig
bemüht. Die Dinge der Akademie der Künste, wie die der einzelnen vor-
ragenden oder der werdenden und wachsenden Künstler lagen ihm
gleicherweise am Herzen.
Alles das und noch manches Andere, wie z. B. die Vermehrung der
Theater in Wien, beschäftigte seinen Geist fast bis zum letzten Athem-
zuge. Aber wie das von lange her schon in ihm liegende Siechthum
vorschritt und die Krankheit, stoBweise kommend, ihm die Kräfte nahm,
so musste er auch wohl Eines um das Andere seiner Hand entsinken
lassen. Der Geist blieb immer sorgend, aber das Vermögen zur Aus-
führung aller der Pläne, die in dieser Ruhelosigkeit emporstiegen, war
schon längst dahin.
Und in den meisten Fällen ist es wohl kaum schade darum, dass
sie nicht zur Ausführung gelangt sind. Eitelberger hatte nicht blos mit
seiner Persönlichkeit, sondern mit dem Museum selbst über das Ziel
hinausgegrißen, welches diesem, seiner eigentlichen Bestimmung nach,
gegeben war, und es ist heute vielleicht Zeit, zu demselben zurück-
zukehren. Die Aufgabe ist zwar mannigfach eine andere geworden, aber
sie ist darum nicht minder bedeutend und nothwendig. Jene fortgesetzte
Anregung der ersten Jahre, für welche Eitelbergefs Natur und Charakter
wie geschaffen waren, das Erwecken des Interesses, die Hast und Athem-
losigkeit im ewig Neuen, das Aufwirbeln der Ideen, das Entzünden der
Geister, das Alles ist kaum noch erforderlich. Das lnteresse ist ja längst
lebendig; die Industrie arbeitet mit neuen Formen, mit geläutertem Ge-
schmack; Museen, Kunstinstitute, Schulen für das ganze Kunstgewexbe
wie seine einzelnen Zweige sind gegründet, selbst wohl mehmMalsii-es
wünschenswerth ist. Eine Schaar junger künstlerischer Kräfte steht zur
Verfügung, für die bereits die Sorge vorhanden, wie sie Beschäftigung
finde. lm Wechsel des Geschmacks sind wir so rasch vorgeschritten, dass
wir uns schon mitten in dem Barockstyl befanden, als wir uns kaum in
der Renaissance fest und sicher glaubten. Und so vom Barockstyl sind wir
heute bereits zum Rococo gekommen. In zwanzig Jahren haben wir den
Weg zurückgelegt, zu dem die Kunstgeschichte zwei bis drei Jahrhun-
derte gebraucht hat. Was langsam aus dem Charakter der Nationen und
der Culturepochen sich entwickelt hatte und zum Zeitenstyl geworden
war, das ist heute zur Mode geworden und fliegt in rascher Vergäng-
lichkeit, in schnellem Wechsel an uns vorüber, ehe wir es fast ergreifen
können.
Unter solchen Umständen sind einer Lehranstalt, wie unser Oester-
reichisches Museum ist, Weg und Aufgabe auf das Bestimmteste vor-
gezeichnet. Es ist kein Unglück, dieser Wechsel der Stylarten wir
lernen an jedem Style, auch an dem des Rococo, was er Gutes besitzt,
und vielleicht gewinnen unsere Kunsthandwerker dabei iene Gewandtheit
und Findigkeit, welche noch immer einen Vorzug der französischen Kunst-
industrie bilden; aber eine Lehranstalt darf sich dadurch nicht beirren
lassen; sie darf die Mode und ihren Wechsel nicht auf ihre Fahne
schreiben. So viel sich wandelt in den Dingen der Kunst, so liegen doch
allem Schönen und Guten ewig unwandelbare Gesetze zu Grunde, an denen
wir festhalten müssen in unserer Lehre, ob wir sie nun dem Alterthum
oder dem Orient, dem Mittelalter oder der neuen Zeit entnehmen, oder
ob wir sie uns aus Theorie und Praxis, das will sagen aus der Bestim-
mung eines Gegenstandes und aus dem Material, aus dem er geschaffen
wird, herleiten. Das ist der Gesichtspunkt, aus dem wir eine Sammlung
anlegen und aus dern wir sie nützlich machen müssen.
Und fragen wir nach der Aufgabe der mit einem solchen Museum
verbundenen Schule, nach der Aufgabe unserer Kunstgewerbeschule, so
ist auch da die Antwort schlicht und einfach. Sie hat vor Allem das
Können zu lehren. Wir erinnern uns aus dem, was ich früher gesagt
habe, dass, als die Reform des Geschmacks und der Kunstindustrie
begann, keine Künstler dafür vorhanden waren. Nun sind ihrer allerdings,
und nicht wenige, geschaffen worden, aber die verzehrende Zeit wird
ihrer immer neue gebrauchen, und so wird es fort und fort die Aufgabe
der Schule sein, sie neu zu bilden und zu schaffen. Nur vor dem Ueber-
maB, vor dem Zuviel mag sie sich weise hüten. Und die Schule soll
sie bilden so, dass sie jeder Aufgabe gewachsen sind, welche das Kunst-
gewerbe an sie stellt. Ob die Schüler nun zeichnen oder malen oder
modelliren oder bereits wirkliche Gegenstände verschiedener Kunstzweige
ausführen, stets soll die Arbeit die bestmögliche. die erreichbar voll-
kommenste sein. Innerhalb der durch die Bestimmung gesetzten Grenzen
soll immer das Höchste erstrebt' werden.
Alsdann, was immer auch der Wechsel der Zeiten und der Moden
bringen mag, wird dem Museum unansgesetzt eine schöne und große
Aufgabe gewahrt bleiben. Es kann freilich keine blühende Industrie
schaffen, wo die Bedingungen zu einer solchen nicht vorhanden sind;
es kann die Geschäftsstockung, wie sie leider uns heute wieder bedroht,
nicht in Schwung und Leben verwandeln aber es kann und soll auch
unter diesen Umständen das Interesse am Schönen aufrecht erhalten, es
kann und soll unter allen Urnständen die Lehren des Schönen verbreiten
und die Hände und Geister bilden, die dasselbe erfinden und erschalfen.
Immerhin eine Aufgabe, werth aller Mühen und Anstrengungen.
Angelegenheiten des Oesterr. Museums und der mit
demselben verbundenen Institute.
Ernennungen Der Minister für Cultus und Unterricht hat die
am Oesterr. Museum für Kunst und Industrie in Wien in Verwendung
stehenden Candidaten Dr. Alois Riegl und Dr. Karl Masner zu Custos-
Adiuncten an dieser Anstalt ernannt.
Guratoriumg Am 13. Februar fand unter dem Vorsitze des Grafen
Edmund Zichy eine Sitzung des Curatoriums statt. Hofrath v. Falke
erstattete vorerst Bericht über die erfolgten Ernennungen am Oesterr.
Museum und über die neue Diensteintheilung, Regierungsrath Bucher
über die Schenkung bosnischer Gegenstände von Seite des Reichs-
Finanzministeriums und eines großen zwölfbändigen Prachtwerkes über
Indien von Seite des indischen Gouvernements. Hofrath v. Falke macht
ferner Mittheilung von der durchgeführten Umänderung der wMit-
theilungenn und der Uebersiedelung des Papyrus Rainer in die ehemalige
Wohnung des Hofrathes Eitelberger. Es wird ferner beschlossen, auch
im kommenden I-Ierbste eine Weihnachtsausstellung in den Räumen des
Oesterr. Museums abhalten zu lassen, unter der Voraussetzung, dass nur
solche Gegenstände zugelassen werden, welche der künstlerischen Richtung
des Institutes entsprechen. Eine längere Debatte entspann sich bezüglich
der vom n. ü. Gewerbe-Vereine geplanten Ausstellung für das Jahr 1888.
Man einigte sich dahin, im Falle der Aufforderung das Unternehmen zu
unterstützen, wenn anders die Bedingungen, unter denen die Mitwirkung
des Museums angesprochen wird, den künstlerischen Bestrebungen desv
selben nicht zuwiderlaufen. Schließlich hielt Dombaumeister Freiherr
v. Schmidt einen kurzen Vortrag über die kirchliche Kunst in Tirol
und die Ueberschwemmung Oesterreichs mit unsolider Münchener Waare
auf diesem Gebiete. Die gegebenen Anregungen wurden mit Dank zur
Kenntniss genommen und das Curatorium beschloss in Erwägung zu
ziehen, wie dem gerügten Uebelstande abgeholfen werden könne
Ausstellung weiblicher Handarbeiten. Die Anmeldungen zu
dieser Ausstellung sind so zahlreich eingelaufen, dass die verfügbaren
Räume völlig gefüllt erscheinen. Sehr gut wird die Hausindustrie ver-
treten sein, von welcher bereits ganze, der Ausstellung zur Verfügung
gestellte Sammlungen existiren. So kamen größere Collectionen aus
Mähren, von den Museen aus Olmütz und Brünn; desgleichen sendet
Agram außer den schönen kirchlichen Stickereien, welche ad der Aus-
stellung in Pest viel bewundert wurden, auch nationaler
Hausstickereien. Die ungarische Abtheilung, geleitetwvurrFrau Sectionsräthin
Herich in Pest, wird ebensowohl aus Hausindustrie wie aus Damen-
arbeiten bestehen. Die Aufnahms-Jury wird gebildet von den Damen Frau
Hoftäthin v. Eitelbe ger, Frau Emilie Bach, Directrice der Fachsehule
für Kunststickerei, Fräulein Therese Mirani, Lehrerin derselben Schule,
Frau Pauline Kabilka, Kunststickerin, Herrn Franz Bollarth, Hof-
lieferant, Herrn Prof. Oscar Beyer, Lehrer der Kunstgewerbeschule,
Dr. Alois Riegl, Custos-Adjunct und Vorstand der Textilsarnmlugmm
Oesterr. Museum. Die Liste der Anmeldungen ist geschlossen; neuwßul
meldungen können so wenig angenommen werden wie Sendungen, welche
nicht vorher angemeldet werden. Die Ausstellung wird Sonntag den
12. März erötfnet werden.
Neu ausgestellt. Eine kleine, aber sehr werthvolle Collection von älteren
Erzeugnissen der Textilindustrie, meist der besten Zeit des 16. Jahrhundertes
angehörig, hat Baron Alfred Springer im Saale IV des Oesterr. Museums zur zeitweiligen
Ausstellung gebracht. Das vornehmste Interesse nehmen zwei gestickt Panneaux in
Anspruch, wahrscheinlich Ueberreste einer einstigen Rückwandverkleidung, die in der
Technik der sogenannten burgundiscben Gewander gestickt sind. Bekanntlich herrschte
in den Sechziger Jahren einige Zeit lebhafter Streit darüber, ob diese in der kaiserlichen
Schatzkammer verwahrten Meßgewander des goldenen Vließes gestickt oder gewebt
seien. Eine aus Fachmannern zusammengesetzte Commission stellte damals als Resultat
eingehender Prüfung fest, dass man es mit Stickerei zu thun habe, die-in der Weise
hergestellt wurde, dass man den Leinengrund völlig mit dicht nebeneinander gelegten
Goldfätien bedeckte, über welche die Zeichnung in bunter Seide, in Gobelin-Manier
gestickt wurde. Das gegenwärtig im Museum ausgestellte Specimcn dieser auf dem Hohe-
punkte der Sticlrkunst stehenden Technik zeigt die Seidenfäden in Webestich stets über
je zwei Goldfaden geführt, so dass sich Goldgrund und Seidenstickerei zu einander ver-
halten wie Kette und Einschlag. ln den lichteren Partien sind die Stiche weniger dicht
gesetzt, so dass der goldige Grund durchleuchtet; auch die Farben grün, roth und
blau zeigen mehrfache Abtonung. Das Motiv der Stickerei ist decorativ aus Delphinen
und Rankenwerk zusammengesetzt und von vollendeter Schönheit, doch ist das Stück
mindestens 50 Jahre jünger als die burgundischen Gewlnder, die man in die erste Halfte
des 15. Jahrhundertes zu versetzen pflegt. im Laufeder Jahre sind die Ueberfaugstiche
an mehrfachen Stellen verschwunden und in Folge dessen die Goldfaden lose geworden;
von unverstandiger Hand wurde eine Restauration versucht, die den Genuss, namentlich
beim ersten Blicke, merklich beeinträchtigt. Auch sonst enthält die Collection Bemer-
kenswerthes, so namentlich eine Suite von Stickereien in Gold und bunter Seide auf
weißem, silberdtirchwirktem Fond italienische Arbeit etwa aus der Mitte des I6. Jahr-
hundertes. Ein Rothsammt mit dem Wappen von Leon und Castilien dürfte dem Reiche
Karl V. angehört haben; ein Altarantipendium von rother Seide mit Granatapfelmusterung
in Goldbrocat tragt das Wappen des Cardinales Montalto, eines Zeitgenossen Sixtus V.
Eine Reihe von Platt- und Applications-Stickereien entstammt ebenfalls dem Cinquecento.
Die Anfertigung von Zeichnungen nach einigen der genannten Objecte fur die Zwecke
der Kunstgewerbeschule hat der Besitzer in der zuvorkommendsten Weise gestattet.
Ferner sind neu ausgestellt Zwei große Wandkasten des 17. Jahrhundertes aus Holstein
mit reicher Schnitzerei; Stück verschiedene Schüsseln in Majolica und Fayence,
sammtlich Eigenthum des Herrn Ernst Weyden; chinesische Stickerei auf Seide,
Eigenthum des Frauleins M. Strahleclt.
Besuch des Museums. Die Sammlungen des Museums wurden im Monate
Februar von 8x16, die Bibliothek von 2769, die Vorlesungen von 676 Personen
besucht.
Geschenk au das Museum. Die Bibliothek des Museums hat von der indischen
Regierung ein Prachtwerk in 10 Banden Cole, H. H., Monographs on aneient Monuments
of lndia, published by order ot the governor general in council for the ofiice of curator
of ancient monuments in India, zum Geschenke erhalten.
Papyrus Erzherzog Rainer. Seit dem 8. Februar l. J. ist
diese Sammlung in die von dem k. k. Unterrichtsrninisterium dafür
gewidmete, im zweiten Stockwerke des k. k. Oesterr. Museums gelegene
ehemalige Dienstwohnung weiland Hofrathes von Eitelberger übersiedelt.
Außer den zur Aufstellung der Papyruskästen und für die Conservirungs-
arbeiten dienenden Räumlichkeiten ist auch die Einrichtung eines beson-
deren Studirzimmers in Angriff genommen worden, so dass die öffentliche
Benutzung der Sammlung zu gelehrten Zwecken nach Maßgabe der fort-
schreitenden Conservirungsarbeiten demnächst wird gestattet werden können.
Vorlesungen Am 26. November sprach Architekt Auer über das Forum
romanum und die neuesten Ausgrabungen.
Der Vortragende wies zunachst auf die Bedeutung hin, welche das Forum, der
zwischen den sieben Hügeln eingebettete Platz, während der Zeit der Republik als
Centrum aller berathenden und beschließenden Factoren Roms, sowie als Stätte der
ältesten Heiligthümer, hatte, was den Anlass bot, dass nach und nach als Gabe reicher
Aedilen sich eine Reihe von Curien, Basiliken, namentlich prächtiger Tempel um den
Platz gruppirten allerdings in unregelmäßiger und durch den Zufall gegebener Neben-
einandergruppirung aber von großer malerischer Wirkung, die noch durch eine
Staffage von Statuen, Säulen, Altären, Candelabern u. s. f. erhöht ward. Das ganze Bild
dieser am Palatin und Capitol terrassenförmig sich aufthürmenden Tempel und Paläste
ward bekront durch den Capitolinischen Tempel des Jupiter und die zinnenbekmnten
Mauern der Burg. Als gegen Ende der Republik dieses alte Forum zu klein
wurde, erbauten die Cäsaren neue, größere und regelmäßig angelegte, die schließlich
zusammen den Flächenraum von einem Drittel unserer inneren Stadt einnahmen. Das
alte Forum romanum aber hatte nur eine Länge von rzo Meter bei einer ungefähren
Breite von 60 Metern. Erst mit dem Beginne unseres Jahrhunderts wurde Hand angelegt,
diese durch Jahrhunderte immer mehr aufgefüllt und ausgeebnete Thalmulde wieder auf-
zudecken und heute liegt sie bis auf das alte Pflaster vom Capitole bis zur Velia wieder
offen vor uns. Die aufgefundenen Ueberreste stammen aber sammtlich von Bauten aus
den Zeiten Cäsars bis Constantin, aus der Zeit der Republik ist kaum mehr etwas vor-
handen. ln dieser Zeit war die Bedeutung des Forums durch die neuen Bauten am Mars-
felde etwas abgeschwächt und dasselbe nur mehr eine altehrwürdige Statt voll Ehren-
denkmäler; nur das Nationalheiligthum und die uralten Reichsreliquien blieben noch dort
im Heiligthume der Vesta bis zum Untergange des römischen Reiches. Der Vor-
tragende führt nun seine Zuhörer auf der alten Straße vom Capitole herunter, an den
Tempeln des Vespasian, Saturn und der Concordia vorbei, durch den Bogen des Sep-
limus Severus auf das unter dem Capilole liegende Forum, an der Basiltca Julia, dem
Tempel der Dioskuren, Cäsars und des Antoninus vorbei, zu den neueren Ausgrabungen
am oberen Theile, zunächst beim Templum urbis und dann von der Basilica des Con-
stantin zurück zum Tempelheiligthume der Vesta. Redner gibt eine kurze Schilderung
dieser von der Errungenschaft des Feuers und der Furcht, dasselbe zu verlieren, abzu-
leitenden Institution, und zählt die Leistungen und Pflichten dieser hochangesehenen
Priesterinnen auf. Von dem Tempel sind noch viele Bruchstücke übrig; das Atrium war
theilweise in den Abhang des Palatin eingegraben. Wir erkennen darin einen großen
Peristyl von I5 60 M., am Ende desselben erhöht einen Salon von tz M., dessen
Gewülbe noch in der Luft schwebt, mit reicher Marmorpliasterung und umgeben von
den sechs Boudoirs der Vestalinnen. Angrenzend an den Palatin lagen auf der Süd-
seite des Atriums eine Reihe von Gemachern, die zur Herstellung ihrer Opferlibationen
gedient haben mochten und am Ende des Ganges ein ehemals reich ausgestattetes Prunk-
gemach. Im Obergeschoß dieser hochgewolbten Raume ist eine Badeanstalt noch vollig
erhalten. Die Nordseite des Atriums ist unregelmäßiger und weniger klar und bietet
nichts Bemerkenswerthes, doch unter derselben fanden sich Ueberreste der alten Regia,
welche Numa Pompilius hier gründete. Der Vortragende bemerkt, dass in architek-
tonisch-künstlerischer Beziehung der Gewinn nicht sehr hoch sei, aber in allgemein
historischer und cultureller Beziehung, und das gelte auch von den hier gefundenen
zwülf Statuen der Vestale maximae, die, wie die lnschriften auf den Postamenten andeuten,
aus Dankbarkeit für ihren Einfluss bei Wahlen und Ernennungen gesetzt wurden.
Am 3. Deeember hielt Auer einen zweiten Vortrag nUeber römische Architektur
und Decorationu Die römische Architektur hat sich als mit besonderer Vielseitigkeit und
Universalität ausgestattet erwiesen, da sie sich den verschiedenartigsten Bedürfnissen und
den entlegensten Ländern accomodirt. Allerdings geben uns ihre Monumente nur CinCn
dürftigen Begriff von der einstigen Große. Es, müssen alle Quellen verfolgt werden. Die
ergiebigste ist die Renaissance, deren Architektur ein Spiegelbild der alten römischen
Baukunst ist. Ferner geben die alten Publieationen, namentlich die Historiker verschiedene
interessante Andeutungen.
Der Einfluss Etruriens war nicht von Dauer, sondern wurde von der griechischen
Baukunst verdrängt, die einerseits über Alexandrien in Verbindung mit dem orientalischen
Gewölbebau und der Backsteintechnik, andererseits direct durch die Einverleibung der
achaischen Provinz in den römischen Staatsorganismus nach Rom gelangte. Aber selbst
die griechischen Künstler llnderten die alten Formen nach den neuen Bedürfnissen und
Verhältnissen, den großen Dimensionen und Anlagen. dem grobkörnigen Materiale
u. s. Der Vortragende kommt dann auf die Materialien für die innere Ausstattung,
zunächst den Marm er, über dessen Einführung die Mittheilungen des Plinius von Wich-
tigkeit sind, namentlich beweisen sie die orientalische Provenienz der Marmorverkleidung.
Am Pantheon lassen sich die verschiedenen Entwicklungsphasen der Marrnorverkleidung
noch erkennen, Mit den Wänden erhielten dann die Fußböden auch ihren reicheren
Schmuck, das Mosaik. Vom Fußboden ging dieser auf die Gewölbe über und ward dann
von Glas gemacht, so dass wir auch die Herkunft der musivischen Arbeiten in den
christlichen Kirchen aus den Römerbauten ableiten müssen. Zum Schlusse schildert
der Vortragende noch die Anordnung der Raume, welche bei den Rümern, unter Ver-
meidung von vier glatten Wänden, mit häufiger Verwendung der Nischen belebt wurden.
Das Gewölbe ist überhaupt der Träger der römischen Raumentwickelung und auch der-
jenige Factor, der diesem Styl eine weitere Fortptianzung in der christlichen Kirche
sicherte. Das genaue Studium der römischen Antike aber verhalf den Meistern der Re-
naissance zur Conception und zum Baue von St. Peter.
Literatur Bericht.
Les arts industriels Venise au moyen-äge et la renaissance, notes
par G. M. Urbani de Ghelthof. Traduction de Alf. Cruvelliö.
Venise, Usiglio rSt Diena, 1885. 8". VI und 299 Seiten.
Eine Geschichte der Kunstindustrie Venedigs zu schreiben war bisher nicht ver-
sucht worden. Und doch waren vielleicht die Bewohner keiner zweiten Stadt durch Lage,
Bedeutung und die weitesten Beziehungen besser im Stande, die verschiedensten Kunst-
techniken kennen zu lernen, reichlich zu üben und in die Fremde zu verbreiten. Seit den
frühesten Zeiten des Mittelalters fanden die Schätze des ferneren Orientes, sowie die
eine Kunstwaare Constantinopels hieher ihren Weg; Begünstigung feierlicher Cultushand-
lungen sowie reiche und vornehme Ausgestaltung des Privatlehens äußerten sich nicht wie
anderswo während einer kurzen Blüthenperiode, sondern durchdauerten anderthalb Jahr-
tausende. Hier gingen die Arbeiten der Levante und der weiteren italischen Heimat
durch in die nördlichen Länder, und sie wurden von zahllosen Erzeugnissen des heimischen
Kunstßeißes begleitet. Venedigs Kunstgeschichte und die Geschichte seiner künstlerischen
Techniken ist daher nicht nur an sich von größter Bedeutung als das überschaulichste
Beispiel langdauernder und ununterbrochener Entwickelung, sondern sie ist zugleich
die Geschichte der Aufnahme orientalischer Motive in die westeuropäische Kunst, zugleich
die Geschichte der Verbreitung italienischer Stylformen bei den transalpinen Völkern.
Niemand konnte geschickter sein, eine solche Entwickelung zu schildern, als Giuseppe
M. Urbani, der sich schon durch so viele kleinere Arbeiten als der gründlichste Kenner
der Kunstindustrie seiner Vaterstadt gezeigt hatte. Dieselbe hat sich auch seiner praktischen
Fürsorge als Vorstand des Museums und der Manufacturschule in Murano zu erfreuen. Wer
die gelehrten Schriften des Verfassers kennt, wird nicht eingehende stylistische Analysen
der einzelnen Kunstwerke erwarten, noch den Versuch, der Ausbildung und Verbreitung
der Formen nachzugehen, sondern er wird vielmehr gewiss sein, eine Fülle von Thatsachen
kennen zu lernen, das Resultat langjähriger unermüdlicher archivalischer Studien und einer
seltenen Belesenheit, aber keineswegs trocken aneinander gereiht, sondern in anmuthigster
Form verbunden und mitgetheilt. Das Buch ist in zehn Capitel getheilt, deren jedes die
Geschichte eines Zweiges der venezianischen Kunstindustrie vom frühen Mittelalter bis
in das XIV. Jahrhundert verfolgt, und den durch so vielerlei neue Mittheilungen über-
raschten und gespannten Leser nur bedauern lässt, dass der Verfasser bei der Hoch-
renaissance abbricht und seinen Stoff nicht durch die folgenden Jahrhunderte weiter fuhrt.
Gerade das I7. und 18. Jahrhundert bieten ja in Venedig so vielerlei des Bedeutenden
und Erfreuenden. Wir wollen uns mit der Hoffnung trösten, dass der Verfasser durch
den Erfolg des vorliegenden Werkes, der nicht ausbleiben kann, sich bewogen fühle,
die letzten drei Jahrhunderte venezianischer Kunstindustrie ein andermal mit derselben
Liebe und Sorgfalt zu schildern.
Wollte man auf alles Neue aufmerksam machen, so müsste man eben das Buch
abschreiben; die folgenden mehr gelegentlichen Bemerkungen können nur den Zweck
haben, auf die Mannigfaltigkeit des Stoffes hinzuweisen. Im ersten Capitel nGoldschmiede-
kunstc werden wir mit der zahlreichen Familie de Sesto bekannt gemacht, von denen
besonders Bernardo di Marco um das Jahr i4oo die venezianische Goldschmiedekunst,
wie es eine Reihe erhaltener oder nur in Beschreibung überlieferter Werke beweisen,
auf ihren Gipfel gebracht zu haben scheint. Man dürfte, glaube ich, nicht fehlgehen,
wenn man den Urheber des berühmten Kreuzes im Domschatze zu Gran als einen Nach-
folger dieser Künstler bezeichnete. Etwas später erscheint Paolo Rizzo, oder wie er sich
nach den Tarsiaarbeiten, in welchen er besonders glanzt, benennt, Paolo Ageminius, als
erkennbare Individualitat. In der Geschichte der Bronzearbeit Cap. ll erhalten wir be-
merkenswerthe Mittheilungen auch über die Arbeiten der grossen Bildnerei. Zum ersten
Male wird uns der Autor der vielgenannien Bronzebüste bekannt, des Mannes mit dem
reichen Lockenhaar im Museo Correr, und wohl Niemand, der sich mit oberitalienischer
Plastik beschäftigt, wird nicht überrascht gewesen sein, zu hüren, dass diese sonderbare
Arbeit von dem Paduaner Andrea Riccio herrührt und den Admiral Andrea Loredan
darstellt. Urbani hat eine Abschrift der alten Marmorbaais gefunden, welche sich noch
im Besitze des Gründers des Museums befand. Solche wichtige Entdeckungen werden
aber bei der Fülle des Stoffes nur nebensächlich in einem Satze mitgetheilt, was so recht
deutlich den zusammengedrängten Reichthum beweist.
Noch bedeutsamer ist die Klarstellung von Gentile Bellini's Reise nach Constanti-
nopel; der Verfasser belehrt uns aus Documenten, dass der berühmte Maler, damals im
Auftrage der Republik eben mit der Ausmalung des großen Rathssaales beschäftigt, nicht
in dieser seiner Eigenschaft als Maler von der Signoria an den Sultan geschickt wurde,
sondern als Bildhauer und Broiizegießer, wohl hauptsächlich um die Medaille des Sultans
zu fertigen. Wird uns dadurch erklarlicher, warum ihn in Constantinopel gerade ein
plastisches Werk, wie die Basreliefs der Theodosiussaule beschäftigten, so wird durch
den Umstand, dass seine Begleiter zwei Gesellen des Bronzegiellers Bartolomineo waren,
die Annahme hinfällig, die von Cavalcaselle aufgestellt, auch anderswo nachgesprochen
wurde, dass Vittore Carpaccio einer seiner Begleiter gewesen sei. Möge sich der Verfasser
entschließen, recht bald im Archivio Veneto oder in einer ähnlichen Zeitschrift die
betreffenden Documente vollständig mitzutheilen. Das Grabmal Baptista Zeno's in S. Marco,
dessen Errichtung zum erstenmale richtig nach dem in Vorbereitung stehenden ersten
Bande des Textes zu dem bei Ongania erscheinenden Werke über die Marcuskirche
erzählt wird, leitet uns in das dritte Capitel, die Holzschnitzerei, hinüber, indem hier
der Antheil des Paul Savin, eines Holzschnitzers, zuerst genau festgestellt wird. Von
diesem Paul Savin dürften sich wohl noch mehrere Werke in Venedig finden; der Altar
in den Frari, auf welchem sich der Johannes des Donatello befindet, wird rnit seinen
Statuen und Ornamenten gewiss von ihm herrühren, sowie die Seite toz abgebildete
Holzfigur der Sammlung Martinet.
In einer hochst lehrreichen Aufzählung der Werke der Holzschnitzer in Venedig,
wie sie sich meist als Plafonds oder Chorstühle an die Architektur gebunden zeigen, aber
auch als Freistatuen an Gräbern und Altaren sich finden, hat der Autor merkwürdiger-
weise auf die schöne Holzbüste des heil. Bernardin in der Sacristei von S. Giobbe ver-
gessen, die unzweifelhaft von dem Dogen Christophoro Moro dahin gestiftet, uns wie kein
zweites Werk den hohen Stand der venezianischen Portraitkunst noch vor dem Eindringen
der Renaissance zeigt. Die Büste dürfte auch als Zeugniss für die körperliche Erscheinung
des berühmten Predigers den ersten Platz beanspruchen. An das vierte Capitel über
Weberei, durch bemerkenswerthe Mittheilungen aus den Matrikeln der Weber interessant,
schließt sich ein Anhang Recepte für Seidenfarberei aus dem Buche des Giovanni
Rosetti lPlicto de l'arte de tentoriu aus dem Jahre 154g. Es ware nur zu wünschen,
dass einmal Versuche gemacht würden, die hier ausgesprochenen Vorschriften in An-
wendung zu bringen, bei ihrer Klarheit und Ausführlichkeit dürfte es wohl gelingen,
der Seide eben jene glühenden und haltbaren Farben zu geben, welche uns an den alten
Geweben entzücken. Ich würde den mir zugemessenen Raum überschreiten, wenn ich ebenso
Mittheilungen aus den folgenden Capiteln V.Sticlterei, VI. Keramik, Vll. Glas, VIII. Eisen
und IX. Kupfer folgen ließe. Sie enthalten nicht weniger reiches, nicht weniger neues
Material als die vorangehenden.
Man darf es getrost sagen, dass das vorliegende Werk zu dem besten gehört, und
zu dem auch seinem Inhalte nach bedeutendsten, was über Kunstindustrie geschrieben
wurde. Wenn der Verfasser sich entschließen wollte, die Arbeit über die Zeit,die er
hier im Auge hatte, hinauszuführen, so würde er uns sehr zu Danke verpflichten. Er ware
vielleicht auch der Einzige, der ein noch größeres Werk unternehmen könnte, namlich
eine vollständige Geschichte der venezianischen Zünfte zu liefern, die bisher fehlt. aber
für welche a0 reiches Material vorliegt. Oder wollte er wenigstens eine Gesammt-Publltßtlün
aller auf diesen Gegenstand bezüglichen Docuiuente in die Hand nehmen. F.
Geschichte der Renaissance in Frankreich von Wilhelm Llibke. Zweite
verbesserte und vermehrte Außage. Mit 163 Illustrationen in Holz-
schnitt. Stuttgart, Ebner 8a Seubert Paul Neff, 1885. 8". 448 S.
Das Buch präsentirt sich nach Umfang und Inhalt als eine Erweiterung der ersten
Auflage, die vor t7 Jahren als zweiter Band der von Burckhardt und Lublte heraus-
gegebenen Geschichte der neueren Baukunst erschienen ist. Als eine Geschichte der fran-
zösischen Architektur im 16. Jahrh. sollte das Buch vornehmlich das Kunstgewerbe, das
sich damals mit Vorliebe der Formen der deutschen Renaissance bediente, auf den uner-
schopflichen Reichtbum an feinen decorativen Elementen aufmerksam machen, welcher
die französische Renaissance auszeichnet. Die neue Auflage hat nun dem französischen
Kunstgewerbe des 16. Jahrhs. selbst ein Capitel gewidmet, um zu zeigen, in welcher
Weise man sich in jener Zeit den von der Architektur gebotenen Formenschatz zu
Nutze zu machen wusste. Fur eine Bereicherung des Inhalts war durch die neueren ein-
schlägigen Publicationen, namentlich Palustre's Renaissance en France, ausgiebig gesorgt.
Die Illustrationen haben sich nahezu verdoppelt und auch der geschmackvolle Einband
mit Lederpressung verdient besondere Erwähnung. Rgl.
Schattenconstructionen an Umdrehungskörpern mit Rücksicht auf die
praktischen Bedürfnisse im Architektur- und im kunstgewerblichen
Fachzeichnen. Von J. R. v. Sieg. Wien, Alfr. Hölder, t886. gr. 8".
29 S. und eine Figurentafel.
Die Brochure bezweckt die einfachsten und wichtigsten Satze zur praktischen Be-
stimmung der Hauptpunkte sowohl der Selbstschatten- als auch der Schlagschattencurven
von Umdrehungskorpern, wie solche bei architektonischen Zeichnungen am häufigsten
zur Darstellung kommen, vor Augen zu stellen.
Bezüglich der Bestimmung der Schlagschattencurven gibt der Verfasser eine Reihe
von Constructionsvortheilen, deren Neuheit von Fachautoritaten anerkannt wurde, und
bei welchen hauptsächlich die Einbeziehung des zur Aufrissebene parallelen Achsen-
schnittes der vI-lauptmeridianebeneu sowie die Benutzung der Beziehungen symmetrischer
Punkte von Wichtigkeit erscheinen. Hiebei sind auch jene Fälle in Berücksichtigung
gezogen, in welchen die Drehungsachse der Korper horizontal und parallel zur Aufriss-
ehene sich befindet, oder wo bei lothrechter Stellung der Drehungsachse von der
usuellen Richtung der Verticalproiection der Lichtstrahlen in beliebigem Grade abge-
gangen ist. M-t.
st-
Die Kunstdenltmale in Polen. Aufnahmen der Hörer der Hochhau-
Abtheilung an der k. k. technischen Hochschule in Lemberg, aus-
geführt unter Leitung des Professors Julian Zachariewicz und der
Assistenten. Liefg. I-III. Lemberg, J. MilikowskPsche Bucbandlung,
1885. gr. Fol.
Einen wichtigen Theil des Studiums an Architekturschulen bildet das Aufnehmen
architektonischer Werke der Vergangenheit. Fast an allen derartigen Lehranstalten
werden solche Studien unter Leitung der Lehrer von den Schnlern ausgeführt. Eine
interessante Reihe derartiger Aufnahmen aus Galizien, autographisch vervielfältigt, ver-
ölfentlicht in dem obengenannten Werke der verdiente Architekt und Lehrer Professor
J. Zachariewicz in Lemberg.
Heftl enthält auf Tafeln die Aufnahmen der Capelle des heil. Georg in
Lemberg. Der Bau derselben wurde im Jahre 1605 begonnen. Im AeuBern vom Quadrat
in's Achteck übergehend und mit einer achtseitigen Kuppel sammt Laterne bedeckt, ent-
halt die Capelle im Innern einen quadratischen Raum mit kreisrunder cassettirter
Kuppel über Pendentifs. Der ganze Bau ist außen und innen uberreich rnit Sculpturen
im Charakter der deutschen und flandrischen Renaissance bedeckt.
Heft II und lll geben auf 15 Tafeln Reprasentanten von Holzkirchen aus dem 16.
und I7. Jahrhundert wieder, wie sie ähnlich, außer in Polen, auch noch im übrigen
dstlichen Europa, sowie in Scandinavien angetroffen werden. In Anlage und Aufbau sind
es Reminiscenzen uralter Vorbilder. Die beiden griechisch unitten Kirchen in Drohobycz,
die des heil. Georg und des heil. Kreuzes, zeigen im Innern noch Reste von Bemalung.
Erstere besitzt auch einen interessanten, freistehenden, hölzernen Glockenthurm, welcher
gleichfalls abgebildet ist. Die griechisch-unirte Kirche in Rozdol zeigt, wie diejenige des
heil. Georg in Drohobycz, drei in der v-heiligen Linien liegende, mit Laternen versehene
Kuppeln. Interessant ist weitere bei beiden die Anlage des Kirchenumganges und die
Verwandtschaft desselben mit norwegischen Bauten. H-e.
Professor Hans Makarfs Werke in Heliogravure. Verlag von V. Angerer
in Wien, i885. gr. Fol. Heft i. M. 2'5o.
ln etwa 8o Blättern wird diese Sammlung die bedeutendsten Gemälde des berühmten
Meisters, darunter eine Anzahl noch nicht veröffentlichter Werke, wie den Nibelungen-
Cyclus und die zur Ausschmückung des k. k. kunsthistorischen Hofmuseurns bestimmten
Lunetten, umfassen. Das erste Heft bringt einen Studienkopf aus dem Anfange der 70er
Jahre und iDie Perlen, ein wenig bekanntes Stimmungsbild aus späterer Zeit. Der
erläuternde Text zu den Bildern, sowie die anziehend geschriebene Vorrede, welche der
Individualität Makarfs nach allen Seiten gerecht wird, stammt aus der bewahrten Feder
E. Ranzoni's. F-s.
it-
Les gres wallons.... icnproprement nommes gres flamands. Pi"
Van Bastelaer. Mons, Manceaux, i885. gr. 8". 4.79 S. u. XIX Tafeln
nebst Erläuterungen.
Den Schriftstellern, welche das ehemals gres flamands genannte Steinzeug aus-
schließlich für die rheinischen Fabriken in Anspruch nehmen, tritt der Verf. mit dem
Nachweis entgegen, dass allerdings in Belgien, wenn auch nicht in Flandern, Jahrhunderte
lang die Fabrication von Steinzeug florirt hat, welches die größte Verwandtschaft mit
den Erzeugnissen von Raeren, Frechen, Grenzhausen etc. zeigt. Richtig bemerkt er, dass
lange Zeit die Bezeichnungen fiandrisch, flandrische Provinzen, tlandrische Kunst auf alles
Belgische angewandt worden sind und daher gres damands nichts anderes bedeutet habe,
als belgisches Steinzeug. Dessen Heimat aber ist in der Provinz Hennegau und zwanin
den Ortschaften Bouffioulx und Cbatelet entdeckt worden. Von hervorragender Wichtig-
keit hierfür war der Abbruch eines alten Brennofens zu Bouffioulx, wobei die Ueberreste
und Scherben von fünf verschiedenen, bis über das sechzehnte Jahrhundert zurückreichen-
den Anlagen bloßgelegt wurden braune Gefäße von der einfachsten Art Boden und
Ränder noch mit den Fingern geebnet, dann Bruchstücke mit Wappen, Medaillons,
Bauerntänzen u. dgL, viele aus dem sechzehnten Jahrhundert datirt, auch solche mit der
Fahriksmarke des Jean Bertrand von 1584. welcher spater Vorstand der lnnung der Tapfer
von Bouffioulx, Chatelet und Pont-de-Loup war; ferner Scherben aus dem siebzehnten
und achtzehnten und endlich wieder unverzierte aus dem neunzehnten Jahrhundert. Alle
diese Stücke zeigten nur das braune oder durch Ueberhitzung dunkelbraune Geschirr
ohne Ernail. Charakteristisch für die Localität sind besonders große und dickwandige
Gefäße, weite Krüge, Fassehen u. a. m., wie sie aus dem feineren Thone der rheinischen
und limburgischen Fabriken nicht hergestellt werden konnten. ln den Wappen sind viele
von einheimischen Familien erkannt worden. Vom Ende des sechzehnten Jahrhunderts
an wurde auch graues Steinzeug mit blauem oder violettem Emaildecor hergestellt, ent-
sprechend der Waare vom Westerwald. Die größte Sammlung solcher wallonischer Gefaße
befindet sich im Museum zu Charleroi, andere im Stadthause zu Gent, zu Brügge im
archäologischen Museum und im Johannesspital; die Minard'sche Sammlung in Gent ist
durch Versteigerung zerstreut worden.
Das Werk des Herrn Van Bastelaer ist zum guten Theil polemischen Inhaltes, da
es ihm zunächst darauf ankam, die Existenz der wallonischen Steinzeugindustrie sicher-
zustellen und namentlich nachzuweisen, dass diese gerade um die Zeit des Aufhörens der
Production in Raeren Anfang des siebzehnten Jahrhunderts erstarkt ist Es enthält
außerdem documentarische Nachrichten aber die Fabrikantengeschlechter, die Zunfttrer-
fassung, den Export u. s. w. und auf 19 Tafeln 500 Abbildungen, welche neuerdings
veranschaulichen, wie nicht nur das Ornament im Allgemeinen, sondern auch bestimmte
Muster und Stempel von Fabrik zu Fabrik und von Land zu Land gewandert sind. B.
Zur Kenntniss und Würdigung der mittelalterlichen Altäre Deutschlands.
Ein Beitrag zur Geschichte der vaterländischen Kunst von E. F. A.
ün zenberger, Stadtpfarrer. Frankfurt a. M., Fössefs Nachfolger,
i885. Fol.
Von dieser Monographie über die Entstehung und Entwickelung des mittelalter-
lichen Altarbaues liegt die erste Lieferung vor, die für das Gelingen des ganzen Werkes
das Beste erwarten lasst. Es ist dem Verf. gelungen, an aooo mittelalterliche Altäre im
Bereiche des ehemaligen römischen Reiches deutscher Nation als erhalten zu constatiren
auf Grund dieses umfassenden Materiales bietet er uns eine soweit man es heute
schon beurtheilen kann vortreffliche Geschichte des Altares von den altchristlichen
Zeiten bis zur Renaissance. Doch ist das Werk nicht ausschließlich als historische Studie
angelegt; es soll vielmehr auch auf den modernen Altarbau aufklarend und stylbildend
einwirken, wobei anzuerkennen ist, dass sich der Verf. mit seltener Vorurtheilslosigkeit
von der landes- und standesüblichen blinden Verehrung für die Ncugothik freizuhalten
wusste. Dem reichhaltigen Material soll auch eine Fülle von Illustrationen entsprechen,
indem eine große Anzahl Lichtdrucke von Kühl Bt Comp. in Frankfurt a. M., wovon die
ersten to vorliegen, in Aussicht gestellt ist. Rgl.
at-
Das Blei bei den Völkern des Alterthums. Von K. A. Hofmann. Heft
472 der wgemeinverständl. wissenschaftl. Vorträgeu herausgegeben von
Virchow u. Holtzendorff. Berlin, C. Habe, 1885. 8". 4.8 S.
ln gedrängter Kürze gibt dieses anspruchslose Schriftchen zunachst einen histo-
rischen Ueberblick über die Verwendung des Bleies bei den Völkern des Alterthutns
und darüber, wo und wie sie es gewannen. Es zahlt weiter die naturgemäß wenigen
Falle auf, in denen man von ihm als selbstständigem Materiale für die Kunst Gebrauch
machte Votivbildchen. Wichtiger dagegen war es ll. Abschnitt als technisches l-iilts-
mittel z. l. zur Verkittung bei Steinbauten, bei großen Marmor- und Bronzearbetten;
letztere wurden auch öfters mit Blei ausgegossen zur Verleihung einer größeren Sta-
bilitat, als das Material der interessanten -Piombiu und sonst in anderen Fällen, wo es
nun mit Recht abgedankt ist. Von seinen Legirungen hatte nicht geringe Bedeutung die
mit der Bronze; von seinen chemischen Verbindungen nahm die Kunst die Mennige als
Farbe in Gebrauch. Ms.
it-
Alte Schmiede-Eisenarbeiten aus Nürnberg fünfzehntes bis achtzehntes
Jahrhundert. Als Vorbilder für das Kunstgewerbe gesammelt und
geordnet von Georg Mössel, Antiquar. I. Serie, 20 Tafeln. Nürn-
berg und München. gr. F01.
Es ist eine sehr glückliche ldee, welche hier zur Ausführung gelangt, und wir
zweifeln nicht, dass die Publication, mit der hiemit begonnen wird, bei unseren Kunst-
schlossern und nicht nur bei diesen allein den lebhaftesten Anklang finden dürfte.
Birgt doch Nürnberg auch in dieser Richtung eine Fülle treiflicher, mustergiltiger Ar-
beiten, welche dem heimischen Schmiedehandwcrke, das sich in den letzten Jahrzehnten
in so erfreulicher Weise auf eine hohe Stufe der Entwickelung gehoben hat, als aus-
gezeichnete, mustergiltige Vorbilder dienen und dasselbe vor Verirrungen bewahren
können, welche wir hier und da schon wieder bemerken mussten. Die zu Tafeln der
vorliegenden Serie enthalten in reicher Auswahl Thürgrilfe, Thürklopfer, Thürringe,
Schlüssellochschilder, Schlüssel, Schlosser und die verschiedensten Beschläge und Ver-
zierungen, jedes Stück von guter, gediegener Art. Die Lichtdrueke sind vorzüglich. Die
Beigabe kurzer textlicher Erläuterungen wäre wohl Manchem erwünscht; vielleicht ent-
schließt sich der Herausgeber, diesem Bedürfnisse am Schlusse der Edition nachzukommen.
Wir sehen den folgenden Serien mit Interesse entgegen, und empfehlen das Werk allen
Betheiligten auf's Wärmstc. E. L.
Fleurs des belles epees. Notices par Edouard de Beaumont. Paris,
Boussad, Valadon GL C0., t885. F01.
Das vorliegende Werk enthalt Photogravuren von neun durch ihren Kunstwerth
ausgezeichneten Schmuckdegen, deren AeuBeres sowohl als Provenienz eingehend be-
sprochen wird. Der erste, eine italienische Arbeit des 15. Jahrhunderts, ist reich ver-
silbert und vergoldet und mit translucidem Email ausgestattet; die Scheide, welche sich
zur Zeit im South-Kensington-Museum befindet, ist mit ciselirten Bildwerken allegorischen
Inhalts versehen und wird dem Pollajuolo zugeschrieben. Der zweite, ein Werk des
13. Jahrhunderts, ist ebenfalls reich emaillirt; Handgriff, Kreuz und Degenknopf bestehen
aus vergoldetem Silber und sind bedeckt mit niellirten Bildwerken. Dieser Degen soll
seinerzeit dem Hermann von Salza 1210-1239 Großrneister des deutschen Ritterordensi
gehört haben, heute ist er im Besitze des Musee de PErmitage in Petersburg. Der dritte,
ein Stoßdegen, ist eine italienische Arbeit des 15. Jahrhunderts und wird Donatello zu.
geschrieben; Kreuzarme und Knopf sind ciselirt und vergoldet. Der Degen befindet sich
jetzt im konigl. Zeughaus zu Turin. Der nächste, ein Werk aus der Zeit von lSIo bis
t53o in venetianisch-maurischem Style, ist durchwegs aus Stahl, fein ciselirt und stark
vergoldet; er gehört dem kbnigl. italienischen bevollmächtigten Minister Ressmann. Der
fünfte, eine maurische Arbeit aus dem tS. Jahrhundert, ist reich versilbert und mit
arabischen lnschriften versehen; er soll dem letzten König von Granada Abou Abdallah
Mohammed gehört haben, von dem er den Beinamen Boabdil erhielt. Der sechste, ein
deutsches Werk aus der zweiten Hälfte des t6. Jahrhunderts, trägt reiche Emaillirung
auf vergoldeten Grunde. Beide Letztgenannten befinden sich auf der Bibliotheque natio-
nale. Der siebente, eine italienische Arbeit aus derselben Zeit. besteht aus geschwarztem
Stahl und trägt fein ciselirte Hochreliefs, deren Grund mit Blattgold ausgelegt ist. Der
vorletzte, ein kleiner Nürnberger Schmuckdegen des 16. Jahrhunderts, hat durchaus ver-
goldete Montur und Klinge; der Degenkuopf aus Bronze zeigt auf der Rückseite ein
reizvolles Motiv durchflocbtener Arbeit. Das stählerne Kreuz ist sehr fein ciselirt und
mit Blattgold ausgelegt. Beide Letztgenannten gehören dem Verfasser. Der neunte end-
lich, ebenfalls eine deutsche Arbeit des 16. Jahrhunderts Herrn F. Spitzer gehörig,
ist ein kostbarer Gurtdegen. Das Stichblatt aus Stahl, theilweise ciselirt, ist schwarz
gefärbt, der wulstige Griff und die Krümmungen des Korbes sind mit goldenen Ara-
besken verziert und eigenartig darnascirt. E. L.
Eine vergessene Goldschmiedestadt. Von M. Rosenberg. Kunstgewerhe-
Blatt, 4.
Der Verfasser, von welchem wir bekanntlich ein Werk über die Goldschmiede-
marken zu erwarten haben, beweist durch den genannten Aufsatz, wie viel zur
Bereicherung und Klarung der Geschichte der Goldschmiedekunst durch seine Bearbeitung
jenes Specialgebietes gewonnen werden wird. Die vergessene Goldschmiedestadt ist
Straßburg, deren Beschauzeichen von etwa X300 angefangen nun mit ziemlicher Sicherheit
festgestellt werden konnten, und aus welcher R. vom letzten Viertel des fünfzehnten bis
Ende des achtzehnten Jahrhuudertes 43 Gegenstände und 16 Meister nachweist. Die
Abbildungen von sechs treiTlichen Arbeiten sind dem Aufsatze beigegeben. B.
'39
Les Musees d'Allemagne. Cologne, Munich, Cassel. Ouvrage accompagne
de 15 Eaux-Fortes et de 80 gravures. Par E. Michel. Bibliotheque
internationale de Part. Paris, J. Rouam, 1886. 4". VIII, 297 S.
Ohne die wichtigeren Kunstschätze, welche die drei genannten Städte bergen,
unbeachtet zu lassen, beschäftigt sich das vorliegende Werk in erster Linie mit den dor-
tigen Gemäldesammlungen. Zunächst werden die Meister in Köln behandelt, das Kölner
Dombild, die Legende des h. Georg, St. Lochner, Barth. Bruyn und die späteren Maler.
In cursorischer Weise werden sodann die Kunstschatze Münchens besprochen, namentlich
das Bayer. Nationalmuseum, wobei einige Reproductionen hervorragender Eisenarbeiten,
Limogen, Gold- und Silberarbeiten den anregend geschriebenen Text in willkommener
Weise ergänzen. Nachdem der Verfasser der Glyptothek einige Worte gewidmet, verweilt
derselbe bei den hervorragenden Gemälden der Pinakothek und nehmen namentlich seine
interessanten Bemerkungen über Rubens einen hervorragenden Platz in dieser Besprechung
ein. In Cassel beschäftigt sich Michel ebenso eingehend mit Rembrandt, und finden hier
auch die Gemälde von Fr. Hals, Netscher, Wynauts neben denen vieler Anderer gerechte
Würdigung. F-s.
Kunstdenkmäler im Großherzogthum Hessen. A. Provinz Starkenburg.
Kreis Offenbach. Von G. Schaefer. Darmstadt, A. Bergstraeßer in
Comm. gr. 8". Vl, 256. S.
Die Bedeutung einer möglichst genauen Kenntniss der Kunstdenkmale eines Landes
für deren Erhaltung und Werthschatzung ist heute allerorts gewürdigt und überall wird
rüstig an der lnventarisirung der heimischen Kunstschätze gearbeitet. Resultate dieser
Bestrebungen liegen zum Theile bereits gedruckt vor, so für Frankreich Bände des
ulnventaire general des richesses d'art 187681. während in der deutschen Literatur die
vor. Lotz herausgegebene, vorzugsweise die Kunst des Mittelalters und der Renaissance
berücksichtigende aKunsttopographie Deutschlands 1862- 63 die Reihe der einschla-
gigen Arbeiten eröffnete. Mit der Publication eigentlicher Kunstinventare jedoch ging
in Deutschland die preußische Regierung voran, indem sie zunächst die i-Beschreibung
der Baudenkmäler im Regierungsbezirk Casselu von Dehn-Rotfelser und Lotz 1870
und dann die nDarstellung der Denkmale im Regierungsbezirk Wiesbadenl von Lotz und
Schneider 1880 veröGentlichte. Hieran schließen sich die umfangreiche ußeschreibung
der Kunstdenltmale und Alterthümer im Hannovefschenn durch Mithoff 1371 die
nStatistik der Kunstdenkmale in Elsass-Lothringen. von Kraus 1376 E. und endlich die
beschreibende nDarstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen
Jahrg. 1886.
nach den Kronlandern geordneten Kunsttopographte des ÄIISBFSIEEKCS zur besonderen Aut-
gabe gemacht und ist die Losung dieser Aufgabe, wenigstens für einige Kronlander, in
nächster Zeit zu gewärtigen.
Als ein neuer Beitrag zu einem dereinstigen Generalinventar der Kunstdenkmale
Deutschlands fügt sich der vor Kurzem erschienene erste Band der Beschreibung der Kunst-
denkmaler im Großherzogthutne Hessen in die Reihe der oben genannten kunsttopo-
graphischen Arbeiten würdig ein. Im Auftrage des Grol herzogs sollen alle im hessischen
Staatsgebiete vorhandenen Denkmäler der Kunst und des Kunstgewerbes, von der ältesten
Zeit bis zum Schlusse des 18. Jahrh" ob nun dieselben in öffentlichem oder im Privat-
besitze sich befinden, zur übersichtlichen Beschreibung und theilweise bildlichen Dar-
stellung gelangen. Jeder der achtzehn Kreise des Großherzogthums wird als ein beson-
derer Theil selbständig bearbeitet werden. Der Anfang wurde mit der Beschreibung
der Kunstschatze im Kreise OHenbach Provinz Starkenburg gemacht. Und eine Ueber-
sicht der vielen Denkmale dieses Kreises, der zahlreichen Lebensaußerungen einer
daselbst bis in die Rbmertage zurückgehenden, im 17. und 18. Jahrh. besonders auf dem
Gebiete der Architektur außerordentlich regen künstlerischen Thätigkeit, beansprucht
unser volles Interesse. In Seligenstadt allein ist z. B. jede Epoche im Entwickelungsgange
der Baukunst vertreten. Neben vielen anderen Alterthumern aus römischer Zeit, Votiv-
altaren, lnschriftsteinen, Waffen, Münzen etc., wurden dort auch die ansehnlichen Substruc-
tionen und Thermaleinrichtungen eines grolTen römischen Castells aufgedeckt; zur Zeit
der Karolinger erstand dort die von Einhard und Imma gegründete, in einzelnen Theilen
noch erhaltene Basilika der Heiligen Peter und Marcellin; Bauwerke des romanischen und
gothischen Styls, wie das Palatium der Hohenstaufen, folgten; der stattliche Steinheimer
Thorthurm zeigt die Kunstforrnen der Renaissance, die Gebäudegruppe der ehemaligen
Benedictinerabtei diejenigen fdes Barock und Rococo. Den Denkmalen in Seligenstadt
und unter diesen wieder der ausführlichen Beschreibung der Einhardbasilika, ist auch
der relativ größte Theil 65 Seiten des vorliegenden Bandes gewidmet. Eingehender
behandelt ist ferner noch das bereits von Manchot aufgenommene und in Försters Bau-
zeitung publicirte Schloss der lsenburger, ein prächtiges, durch Reinhard und Philipp von
Isenburg erbautes und im Jahre 1573 vollendetes Denkmal der Renaissance in Deutsch-
land. Der in alphabetischer Reihe der Oertlichkeiten folgenden Inventarisirung der Denk-
male gehen bei jedem Orte kurze geschichtlich-topographische Erläuterungen voraus.
Darauf werden die einzelnen Monumente möglichst ausführlich beschrieben und zwar
zuerst die Werke der kirchlichen und Profanarchitektur, dann die Denkmale der Sculptur
und Malerei und schließlich die beachtenswerthesten älteren Erzeugnisse des Kunstgewerbes.
Gefäße, Gerathe. Paramente, Eisenschmiedearbeiten, Glocken, Siegel, Münzen etc.; auch
gegenwärtig nicht mehr existirende, ehemals bedeutende Monumente finden Erwähnung
und am Schlusse eines jeden Ortsinventars ist die Ortsliteratur angegeben. Der Anhang
enthalt eine chronologische Uebersicht der im Kreise Offenbach vorhandenen, vor dem
I9. Jahrhundert gegossenen Kirchenglocken, 33 an der Zahl, mit Angabe von Meister,
Gussnrt und Jahr. Die älteste dieser Glocken ist aus dem Jahre 1296, die jüngste von
1790; 12 darunter wurden durch die Schneidewind zu Frankfurt a. M. gegossen.
69 Abbildungen im Text und I4 Tafeln illustriren in treßlicher Weise die sehr dankens-
werthe Uebersicht der Kunstschatze des Kreisgebietes Offenbach. R-r.
Notiz Von Falke's nAesthetik des Kunstgewerbes ist nun auch eine
schwedische Uebersetzung im Verlage der Hoibuchhandlung C. E. Fritze in Stock-
holm erschienen. Die Uebersetzung hat der bekannte schwedische Kunstschriftsteller
G. Upmark, Intendant des Nationalmuseums in Stockholm, verfasst. Den Illustrationen
des Originales sind H1 dieser Ausgabe einige Abbildungen von Gegenständen und Orna-
menten altnordischen Ursprunges hinzugefügt.
Bibliographie des Kunstgewerbes.
Vom 15. Jänner bis 15. Februar 1836.
I. Technik u. Allgemeines. Aesthetik.
Kunstgewerblicher Unterricht.
Brunstein, J. L. Zur Reform des Er-
I-inderrechtes. Jahrbuch d. n. ü. Gew.-
Vereins, III.
rn sc H. Japanische Vorbilder.
Ein Sammelwerk zur Veranschaulichung
japan. Kunstproducte aus den Gebieten
der Aquarell-, Lack- u. Porzellaumalerei,
der Bronzetechnik u. Emsillirkunst, der
Stickerei, Weberei, Schablonentechnik etc.
50 Taf. in Farbendn, Lichtdr. u. Zink-
ätzg., nach japan.Orig.-Mustern hrsg. In
15 Lfgn. 1. Lfg. Fol. Taf. m. Bl.
Text. Stuttgart, J. Hoüinann. M. t-zo.
Encyclopedie, La grande; inventaire t'ai-
sonne des sciences, des lettres et des arts,
par une societö de savants et de gens
de lettres, accompagne de nombreuses
illustrations et cartes hors texte. I.ivr.
6. 4'. IX p. et p. I-288. Paris,
A. Levy et Cie. livr. fr. 1.
Foln esics, J.Wiener Kunstindustrie. Kunst
und Gewerbe, II.
Gotz, W. Die Kunst des Hauses im Nor-
den während des XVI. Jahrhunderts.
Wieck's Deutsche Gewerbeztg, 1886,
nach dem nSchweiz. GCWCfbCbla.
Guide, Le, de Pamateur d'oeuvres d'art,
publicatian specialement destinee servir
de trait d'union entre les amateurs
d'oeuvres d'art, paraissant une fois par
mois. Iüß annee, N". 1. Janv. 1886.
zscol. p. Paris, imp. Chaix. Abonn.
fr.
I-landfertigkeits-Unterr. Wieck's Deutsche
Gewerbeztg, 1886, 5.
Hofxnann, R. Blätter und Blumen für
FIächen-Decoration. Eine Vorlagensamm-
lung f. Zeichnen-, Webe- u. gewerbl.
Fortbildungsschulen, Fabrikanten und
Musterzeichner. 30 Taf. in Schwarz- u.
Farbendr. Fol. Bl. Text. Leipzig, E.
Twietmeyer. M. 36.
alb, G. Die Kunst im Handwerk. Semm-
lung gemeinnutz. Vorträge. Hrsg. vom
Deutschen Ver. z. Verbreitung gemein-
nntz. Kenntnisse in Prag, 107. 8'. 16 S.
Krell, P. F. Nekrologe von Förster, v.
Eitelberger, Stieler und Felix. Zeitschr.
d. Kunstgewerbe-Vereins in München,
1885, 11 u. 1z.
Kunst, Die christliche, im deutschen Zimmer.
Mit Illustrationen. Archiv für kirch-
liche Kunst, z.
Kunstgeschmack, Der heutige. Wieclfs
Deutsche Gewerbeztg, 1886, nach der
ÜPJOIIDIGTCOITCSPJ
Kunstgewerbeverein, Wiener. Bericht der
Plenarversammlung vom Jänner 1886.
Blätter fm- Kunstgewerbe, XV, z.
Lebensfrage, Eine kunstgewerbliche. Die
Wartburg, l-z.
Organisation, Die, zur Forderung des Ge-
werbewesens in Baden gewerbl. Unter-
richtsanstalten. Badische Gewerbezeitung,
1886, u. z.
Pflugk-Harttung, J. v. Die ältesten
Culturperioden. Mittheil. des Nordbohm.
Gewerbe-Mus., 1.
Rosenberg, A. Styl und Mode.
Grenzboten, z.
Staat, Der, und der gewerbliche Unterricht.
Die Kammer, 4.
Stockbauer, J. G. Adolph Gnauth. Kunst
und Gewerbe, XX, I.
Year's Art 1886. Compiled by M. B. Huish.
Post 8'. London, Virtuc. sh.
Die
II. Architektur. Sculptur.
Bod W. Die Florcntiner Marmorbildner
in der zweiten Hälfte des Quattrocento.
Jahrbuch der kön. preußischen Kunst-
sammlungen, VII, 1.
aj L. Quelques sculptures en
bronze de Filarete. Gazette archeologique,
1885, t1-1z.
Cuno, H. Die ehernen Thürllugel am
Westeingange des Domes zu Hildesheim.
Christi. Kunstblatt, 1886, z.
Dchn-Rotfelser, H. v. Das Rathhaus zu
Posen. Jahrbuch der Itön. preußischen
Kunstsammlungen, VII, 1.
Ernouf et A. Alphand. L'Art des isr-
dins Parcs, iardins, promenades. "Sv edit.
4'. XII, 367 p. avec 510 grav. Paris, Roth-
schild. fr. 20.
Gauricus, Pomponius, de sculptura. Mit
Einleitung u. Uebersetzung neu hrsg. v.
H. Brockhaus. gr. 8". IX, 265 S.
Leipzig, Brockhaus. M. 6.
llg, A. Die Herkunft Fischer von Erlach's.
Die Presse, 42.,
n. Die Renaissancedecke im
Schlosse zu Jever. Jahrbuch der Gesell-
schaft für bild. Kunst und vaterl. Alter-
thümer zu Emden. VI, z.
Mothes, O. Bemalte Plastik.
Kunstchronik, E.
Redtenbacher, R. Die Architektur der
italienischen Renaissance. Entwickelungs-
geschichte und Formenlehre derselben.
Ein Lehr- u. Handbuch für Architekten
u. Kunstfreunde. gr. 8". XVI, 568 S. m.
eingedr. Figuren. Frankfurt aIM, Keller.
M. 3x0.
Allgem.
68
Rosenberg A. Die Färbung der Marmor-
sculpturen. Die Grenzboten, 6.
Schubert, Claere. Die Brunnen in der
Schweiz, Denkmäler der Kunst u. Cultur-
geseh. Inaugural-Dissertation. Frauen-
feld, 1885.
Sommerwerk, W. Der heilige Bern-
ward v. Hildesheim als Bischof, Fürst
und Künstler. Mit Lichtdr. der Bern-
wardsthüren. gr. B". 50 S. Hildesheim,
1885, Borgmeyer in Comm. M. l.
Zach, G. Die Mutter-Gotteskirche am
nNamät- in Kuttenberg. In böhmischer
Sprache. Method, XII, 1.
III. Malerei. Lackmalerei. Glas-
malerei. Mosaik.
Barbier de Montault. Un missel poite-
vin du XVC siecle. Revue de l'art chreL,
nnuv. serie, IV, 1.
Charles, M. H. Anciennes fenetres de
Cortaillod, av. pl., d'apres Alb. Vouga.
Musee Neuchätelois, 1885,
Chytil, K. Entwickelung der Miniatur-
malerei zur Zeit der Könige aus dem
Hause Luxemburg. In hdhm. Sprache.
Pamatky archaeologiclte mistopisnä,
XIII, 3.
D'Ayzac, F. De la zoologie composite
dest-ä-dire imaginaire et complexe dans
les oeuvres de Part chretien, avant le
XIVE siecle. Revue de l'art ehren, nouv.
serie, IV, I.
Frothingham. A. L. Notes on christian
mosaics I. Mosaic of the facade of S.
Paolo-fuori-le-mura of Rorne. The Ame-
rican journal of archaeology, 4.
Gewölbe-Malerei, Alte, zu Zauchen in Krain.
Kirchenschmuck Graz, XVII, z.
Glucksmann, H. Die ungarische Landes-
Glasmalerei. Allgem. Kunstchronik, 7.
XV. Empirische Betrachtungen
über die Malereien von Michelangelo am
Rande der Decke in der sixtinischen Ca-
pelle. Jahrbuch der kün. preußischen
Kunstsammlungen, Vll, 1.
Ledieu, A. Bibliotheque dAhheville, N0-
tice sur Pevangeliaire de Charlemagne.
Revue de Part ehren, nouv. serie, IV, 1.
Luders, Aug. Anleitung zur Porzellan-
malerei. Zum Selbstunterricht f. Anfän er
u. Mindergeübte. S". 37 S. Leipzig, 18
Zehl.
Opitz, S. Die Canons und Entwürfe des
Cornelius zu den Wandgemälden der
Friedhofhalle zu Berlin. Archiv für kirch-
liche Kunst, z.
Scheurenberg's Wandgemälde im Justiz-
palaste zuKassel. Kunstchronik, XXI, 17.
Schlieder, Sophie, L. Die Majolika-Ma-
lerei. Anleitung f. den Selbstunterricht.
Lex. S". 31 S. m. Taf. Berlin, Bette.
M.
Trunsk, R. Der praktische Decoratiuns-
maler. Eine Sammlung einfacher Decken-
und Wandmalereien. In 10 Lfgn. i. Lfg.
Fol. Chromolith. mit Bog. Details.
Ravensburg, Dorn. M. 2'513.
IV. Textile Kunst. Cosrüme. Leder-
und Buchbinder-Arbeiten.
Alford, Lady M. Needlework as Art. 8".
4,44 S. London, Low, Marston dt Co. 41. sh.
Barbier de Montault. Le surhumeral
moderne. Revue de l'art chret., nouv.
serie, IV, 1.
Beck, E. Die lnschrifteu in der evange-
lischen iPararnentik-t. Christi. Kunstblatt,
1886,
Farcy, L. de. Tapisserie du choeur des
Jecobins d'Angei-s entre 1448 et M78.
Revue de l'un chrennouv. serie, IV, I.
Htlbler, F. Beitrage zur Geschichte der
deutschen Industrie Nordbohmens. I. Jo-
hann u. Franz R. v. Liebig. Mittheil. des
Vereins f. Geschichte der Deutschen in
Böhmen, XXIV, I.
Merkblätter für's Haus. Allerlei Nützliches
f. Haus u. Herd. Mit 300 lllustr. in Far-
bendruck. gr. 8". VIII, 168. S. Leipzig
1885, Zehl. M. 6.
Moeller's, Ant. Danziger Frauentrachten-
buch aus dem J. 1601, in getreuen Fac-
simile-Reproductionen neu herausg. nach
den Orig.-Holzschn., mit begl. Text von
A. Bertling. 4". I6 S. m. zo photo-
zinkogr. Taf. Danzig, R. Bertling. M. 8.
Müntz, E. short history ot Tapestry,
from the earliest times to the end of the
eighteenth century. Transl. hy Louisa
Jane Davis. Post 8'. 400 S. Fine Art
Library. London, Cassell 8x Co. sh.
Museum, Ein, der Bildweberei in Florenz.
Nach uThe Art Journalu. Kunstgewerbe-
B1. 3.
Ruepp, Roh. liltoifes anciennß des eglises
et couvents de Soleure Solothurn. Collect.
et photogr. sous la dir. de R. R. 51 plan-
ches in Fol. Paris, 1885.
V. Schrift. Druck. Graph. Künste.
Beraldi, H. Les graveurs du XlXe siecle,
guide de Yamateur ifestampes modernes.
Bellange-Bovinet. 8'. 167 pag. Paris,
Conquet.
Bock, J. Zincography; practical guide to
the art as practised in connection with
letterpress printing. Revised and enlarged
edition. Translated by E. MeInken. Post
8". 56 S. London, Wyman. sh. d.
Champier, V. Les anciens almanachs il-
lustres, histoire du calendrier depuis les
temps anciens jusqdi nos jours. Fol.
13g pag. et 50 pl. Paris, Frinzine 8x C16.
Chansselle, J. N. lmprimerie E. Plon,
Nourrit 6x Citä, souvenir du aoüt 188;.
8'. I5 p. Paris, Plnn, Nourrit 8x Cn.
Davann A. La Photographie, traite theo-
rique et pratique. T. lef. 8". XVl, 467 p.
avec pl. hors texte et 12a fig. Pans,
Gauthier-Villars. fr. 16.
lllustrationsthätigkeit, Die, in Wien seit 35
Jahren und der heutige Stand derselben.
Oesterr. Buchhändler Correspondenz,
nach der nOesterr. Buchdrucker-Ztgc
Kramer, Ludw. Das Lob des tugendsamen
Weibes. Sprüche Salomonis 31, Vers 10
bis 31. 30 Compositionen. Ausgeführt in
Heliogravuren u. 2a Tondn-Bildern. Mit
poet. Einleit. von Karl Gerok. Fol. 57 S.
München, 1885, Stroefer. M. 15.
Levin, Th. Eine vergessene Arbeit Adolf
MenzePs. Kunstchronik, XXI, 18.
Michel, E. Rembrandt. 4". 126 p. Paris,
Rouatn. Les Artistes celehres. fr. 5.
Muther, R. Die deutschen Volksbücher
des 15. Jahrhunderts. Zeitschr. d. Kunst-
gewerbe-Vereins in München, 1885, 11
u. tz.
Nurnan s. Cours däaqua-forte, l'usage des
artiates et des amateurs. n-4". 41 p. et
gravures hors texte. Bruxelles, lib. office
de publicite. fr. 5.
Original-Radirungen Düsseldorfer Künstler.
1.- 5. Hft., 10 Bl. Fol. Wien, Geselisch.
f. vervielfalt. Kunst. M. 1.0.
Robinson. La photographie en plein air.
Comment le photographe devient un nr-
tiste, traduit de Panglais par Hector Co-
lard. partie. ln-8'. 79 p. avec gravures
dane le texte et planches hors texte.
Gand. Paris, Gauthier-Viliars.
chönwandt, D. Die moderne Illustration.
Kurze Uebersicht aller jetzt praktisch an-
gewandten Verfahren zur Herstellung von
Abbildungen. 8'. 28 S. m. Taf. Leipzig-
Reudnitz, 1885, Rühle. 60 Ff.
Vachon, M. Jacques Callot. 4'. 7z p. avec
51 grav. Paris, Rouam. Les Artistes te-
lebres. fr. 3.
Wyles, B. lnstructions for beginners in
Photography. With preface by J. Harris
Stone, Post 8. 151 S. London, Scientific
Publishing Comp. sh.
VI. Glas. Keramik.
Burty, P. Bernard Palissy. 4'. 60 p. avec
zo grav. Paris, Rouam. Les Artistes cele-
bres. fr. z-5o.
Funde, Die, von Alt-Büron. III. Bodenßiese.
Anzeiger für Schweiz. Alterthumskunde,
Januar.
Garnier, E. Das weiche Sevres-Porzellan.
Kunst und Gewerbe, XX, 1.
Industrie, Die keramische zu Beauvais
Frankreich. Centralbl. f. Glas-Industrie
u. Keramik, 5.
Jacobsthai, J. E. Süditaiienische Fliesen-
ornamente. Nach Orig.- Aufnahmen hrsg.
Fol. 30 Chromolith. zu S. Text mit
3a eingedr. lllustr. Berlin, Wastnuth.
M. 65.
Materka, Ant. Thonwaaren aus dem XVI.
Jahrhundert in Kuttenberg. ln böhmischer
Sprache. Pamätky archaeologicke misto-
pisne, Xlli, z. 3.
Methode, Japanische, Gefäße zu formen.
Sprach-Saal. 3.
Neuheiten in Thonwaare. Sprech-Saal, 5.
Schulze-Bergds Verfahren und Maschine
zum Bedrucken von Gias- und Porzellan-
gegenständen.Sprech-Saal, nach i-Ding-
lcr's polyt. Journu
Steinzeug, Das neue, von Raeren. Sprech-
Saal, 4.
Werth, Der historische, der Keramik. Cen-
tralbl. für'Glas-lndustrie u. Keramik, 3.
VII. Arbeilen aus Holg. Mobilien.
Bachelin, Porte de la cure de Boudry,
avec pl. Musee Neuchätelois, 1885, 10.
Kick, W., u. O. Seubert. Mustersammlung
für Mübeltischler. Eine Sammlung meist
ausgeführter Entwürfe u. Zeichnungen v.
Möbeln aller Art. Mit Details in natürl.
Grüße u. mit Preisberechnungen. In 10
Lfgn. 1. Lfg. Fol. Steintaf. mit 280g.
Details. Ravensburg, Dorn. M. z.
Leland, C. G. Home arts. l. ÄVood carving.
Art Jourm, Febr.
VIII. Eisenurbeilen. Wafen. Uhren.
Bronzen etc.
Böheim, W. Die Ausstellung von Waffen
im Mehr. Gewz-Mus. in Brünn. Kunst-
gewerbe-BL, 4.
Kunsthistorische Erläuterungen zu
der vom Mahr. Gewerbe-Mus. veranstal-
teten Ausstellung von Waffen, Kriegs- und
Jagdgerathen. Mittheil. d. Mähr. Gewerbe-
Mus, 1886, 1.
Cuno, siehe Gruppe ll.
Jacobi, H. Von der erzgebirgischen Eisen-
industrie. Wissenschafti. Beil. der Leip-
ziger Zeit, i-z.
Lacotnbe, P. Les armes et les armures.
4c edit. 18'. 331 p. avec 77 grav. Paris,
Hachette et Cie. fr. z-25.
Müller, A. Aus dem Gewerbe-Museum
Zürich. l. Kunstschlosser- u. Schmiede-
arbeiten. Schweiz. Gew.-Bl., z.
Reuter, R. Ueber Galvanoplastik. Jahrb.
d. n. b. Gewerbe-Vereins, llI.
Schultz, A. Einige Breslauer Rot-, Stück-
und Glockengieller. Schlesiens Vorzcit
in Bild und Schrift, 60. Bericht.
Treiben, Das, in Eisen. Wieclßs Deutsche
Gewerbeztg, 1886, nach der nZeitschr.
f. Maschinenbau- u. Sthiosserein.
IX. Email. Goldschmiedekunst.
Barbier de Montault. Le mobilier
archeologique de Peglise paroissiale de
Saint-Gengoulf, Treves. Revue de l'art
ehren, nouv. serie, lV, i.
70
Callier, G. Croix reliquaire du Moutier-
d'Ahun, XVC-XVIIC siecles. Revue de
l'art ehren, nouv. Serie, IV, 1.
Corblet, J. Des vases et des ustensiles
eucharistiques. Revue de Part. ehren,
nouv. serie, IV, 1.
D'Elvert. Der große Künstler Jamnitzer
aus Mähren? Notizenblatt der hisn-srat.
Section der k. k. mBhn-schlesGeselIsch.
etc., 1885, 5.
FonteneIIe, J. de, Malepeyre et A.
Romain. Manuels Roret. Nouveau ma-
nuel complet du bijoutier-orfevre, traitant
des metaux precieux, de leurs alliages,
des divers travaux düarfevrerie etc. Nouv.
edit. voI. 18". 328, 311 p. Paris, Roret.
fr. 3.
Guibert, L. Ilorfevrerie et Ies orfevres
de Limuges. 8'. So p. Limoges, V. Du-
courtieux.
Linas, C. de. La tmnbe en cuivre emaille
du cardinal de Tulle. Revue de Part
ehren, nouv. serie, IV, 1.
Les crucitix champleves polychromes,
en plate peinture, et les croix email-
lees. Revue de Part chret., nouv. serie,
IV. 1.
t. H. Japanische Emailarbeiten in
Nürnberg. Oesterr. Monatsschrift f. den
Orient, 1886, 1.
Rosenberg, M. Eine vergessene Gold-
schmiedestadt Straßburg. Kunstgewerbe-
81.. s. 4.
Ein Schüler Jamnitzefs. Kunst und
Gewerbe, II.
Thallöczy, L. Die Krone des Fürsten
Stefan Boeskay. Mit 17 Illustrationen im
Text. Ungarische Revue, 1885, X.
X. Heraldik. Sphragistik. Numis-
matik. Gemmenkunde.
Alvin. Monnaies inedites. Revue belge de
numismatique, XLII, 1.
Arnberg, J. Der Medailleur Joh. K. Hed-
linger. Der Geschichtsfreund, XL. Bd.,
Einsiedeln.
Chabouillet, A. Etude sur quelques ca-
mees du cabinet des medailles. Gazette
srcheologique, 1885, 11-12,
Cumont. Le jeton d'etrennes pour la nou-
velle annee 1771, dans les Pays-Bas autri-
chiens. Revue belge de numismatique,
XLII, 1.
Deniers, Les, la legende Beata Virgo 1229
1131. Bull. de In Soc. suisse de nu-
misrnatique, 1885, 7-8.
Eberson. Mädailles commämoratives de
feu le gouverneur generai des Indes orien-
tnles neerlandaises, Jacob Mossel. Revue
belge de nutnismatique, XLII, 1.
Elsner von Gronow, M. Betrachtungen
über polnische Wappen und Adels-
geschlechter, insbesondere auch deren
Erscheinen in Schlesien. Schlesiens Vor-
zeit in Bild und Schrift, 61. Bericht.
Fievet. Gros aux quatre Iions de Jean II
d'Avesnes 1280-1304. et gros au chätel
de Jean Ißr eomte de Namur 1297-1331,
frappö Vieuville. Revue belge de nu-
mismatique, XLII, 1.
Histoire monetaire de Lausanne. Bull. de
la Soc. suisse de nurnism., 1335. 7-8.
Medailles sur le mariage de Charles II avec
Marie Louise d'Orl6ans, 1679. Bull. men-
suel de numismat. et d'archeol., 59 annee,
1-3.
Monnaies de Jean d'Arkel, eveque de Liege.
Bull. mensuel de numismat. et d'archeol.,
5G annäe, 1-3.
des Etats du Brabant. Bull. mensuel de
numismat. et d'archeol., 56 annee, 1-3.
inedites de BruxeIIes et de Recltheim.
Bull. mensuel de numismat. et d'archeol.,
5B annee, 1-3.
Nahuy s. Jeton du regne d'Ulrich, duc de
Wurtemberg. Revue belge de numis-
matique, XLII, 1.
Renseignements, QueIques, inter. sur cer-
tnines medailles suisses. Bull. de la Soc.
suisse de uumisrn., 1885, 5-8.
Sattler, A. Die Guldenthaler von Basel.
Bug. de la Soc. suisse de numisnm, 1885,
Souvenirs numismatiques du cinquantierne
anniversaire de Vindependance de Ia Bel-
gique, publies sous les auspices de Ia
Societe royale de numismatique. In-4'.
5a p. et 1o planches hors texte. Bruxelles.
fr. 5.
Vallier. Trouvailles monetnires en Dau-
phin6 et eu Savoie; une medaille de
Saint-Bruno, fondateur de l'ordre des
Chartreux, par Denis Waterloos, graveur
belge 1672-1715. Revue belge de nu-
mismatique, XLII, 1.
Van den Broeclt. Numismatique bruxel-
Ioise. Sur les jetons du XVC siecle au
type de Saint-Michel. Revue belge de
numismatique, XLII, 1.
XI. Ausstellungen. Topographie.
Museographiz.
Aufgaben, Die, des Conservators der Kunst-
glenkmller. Wochenblatt für Baukunde,
-1.
Howells, W. D. Tuscan Cities Recent
sketches of Florence and its famous
churches and palaces, Guelphs and Ghi-
bellines, artists, poeLs and reformers.
Also Siena, Pisa, Lucca, Pistoja. Illustra-
tions by Jos. Pennell. 8'. Boston. 25 sh.
Aachen.
La Tour-Keyriä, A. M. de. Prome-
nade d'un etranger Aix; description
des principaux monuments, objets d'art,
eglises etc. 12'. VIII, 104 p. Aix, Makaire.
fr. P25.
tw rp n.
Bamps. Ulixposition universelle d'An-
vers. Revue internan, IX, l.
Berlin.
Laforgue, J. Exposition de sculpture
polychrome la Nationalgalerie. Gazette
des beaux-nrts, fevr..
Brünn
Boeheim, siehe Gruppe VIII.
da pe St.
R., Das ungar. Landes-Kunstgewerbe-
Museum zu Budapest. Kunslgew-BL, 3.
Chartres.
Mely, F. de. Le Tresor de Chartres
6142-1793. 8'. XLIX, 136 p. avec grav.
et pl. hors texte. Paris, Picard.
Florenz.
Museum der Bilclweberei, Ein, siehe
Gruppe IV.
Nürnberg.
Gmelin, M. Internationale Ausstellung
von Arbeiten aus edlen Metallen und Le-
girungen in Nürnberg 1885. Zeitschrift
des Kunstgewerbe-Vereins in München,
1835, tx u. n.
Macht, H., siehe Gruppe IX.
Paris.
Catalogue illustre des tapisseries du
garde-meuble exposees aux fetes de l'arbre
de Noel et du jour de l'an hiver 1885
in 1886 dans le Palais de l'Industrie. 8".
43 p. avec grav. Paris, imp. Motteroz.
s.
Darcel, A. La collection Charles Stein.
Gazette des beaux-arts, fevr.
Delisle, Rapport sur les collections
du departement des imprimes de la hiblio-
theque nationale. 3". 39 p. Paris, Cham-
pion. Extr. du Bull. des bibliotlm, 1385,
No-
rag.
Das kunstgewerbliche Museum zu Prag.
Bericht der Handels- und Gewerbekammer
in Prag. Prag, Verlag der Handels- und
Gewerbekammer. 8'. 36 S.
Reichenberg.
Vivie. W. Unsere Schrnuckausstellung.
Mitth. des Nordböhm. Gewerbe-Mus" i.
0a e.
Valabregue, Ant. Le musee de Roanne.
Courrier de Van, 7.
Rom.
Erculei, R. Les collections du musäe
artistique et industriel de Rorne. Courrier
de Van, 1886, 5.
Wien.
Weihmichts-Ausstellung im k. k. Museum
für Kunst u. Industrie in Wien. Sprech-
Saal, 3.
Wiener-Neustadt.
Boeheim, W. Die Gründung und bau-
liche Entwickelung von Wiener-Neustadt.
Vortrag. 8'. 16 S. Wien, A. Hbldcr. 30 kr.
ri ch.
Müller, A., siehe Gruppe Vlll.
Notizen.
JOSBf Baoher Am rz. Februar verschied einer der besten
Freunde des Oesterr. Museums unter den Industriellen, Herr Josef
Bacher, Goldwaarenfabrikant in Wien. Er war der Begründer des
antikisirenden Goldschmuckes in Oesterreich, der Erste, der in Wien im
Genre Castellani's arbeitete und demselben durch seine vorzüglichen
Arbeiten Anerkennung und Verbreitung verschalft hat. Er war auch einer
der Gründer des Wiener Kunstgewerbe-Vereines und bis vor Kurzem
dessen Vice-Präsident.
Ausstellungen In Berlin wurde am r. Februar im königlichen
Schlosse eine Ausstellung der 25r Adressen eröffnet, welche zum fünf-
undzwanzigjährigen Regierungsjubiläum des Königs eingelangt sind. Der
Ertrag der Ausstellung ist der nKönig Wilhelm-Stiftung für erwachsene
Beamtentöchterm gewidmet.
Als Ergänzung zu unserer letzten Notiz über die Ausstellung in
Edinburg haben wir hinzuzufügen, dass dieselbe vom 4. Mai biS
30. October 1886 stattfinden wird. Die Abtheilung für schöne Künste in
Verbindung mir den alten, historischen Schätzen Schottlands wird ganz
besonders interessant sein. Für Frauenarbeiten soll eine eigene Abtheilung
eingeräumt werden. Alt-Edinburg mit seinen historischen Gebäuden und
Costürnen aus dem r4., 15. und 16. Jahrhunderte wird genau dargestellt
werden. Der Ausstellungspalast wird sich in einem schönen, höchst günstig
gelegenen Parke befinden.
Zur Feier des 4oojährigen Jahrestages der Entdeckung Amerikas
durch Christoph Columbus soll 1892 in Chicago eine Weltausstellung
veranstaltet werden.
Auf einer Versammlung spanischer Industrieller und Kaufleute,
wobei der Minister der auswärtigen Angelegenheiten den Vorsitz führte,
wurde die Abhaltung einer Weltausstellung in Madrid berathen.
Die Klöppelsohule zu Zakopane in Galizien, welche irn Mai
1883 gegründet wurde, hat bereits einen erfreulichen Aufschwung zu
verzeichnen. Die Zahl der Schülerinnen ist von ro auf 55 gestiegen, und
die zunehmende Beliebtheit der Erzeugnisse der Schule lässt hoffen, dass
die neue Industrie für die Bewohner der in einsamster Gebirgswildniss
am Fuße der Tatra gelegenen Landschaft sich zu einem ergiebigen
Erwerbszweige gestalten wird. Die Lehrerin, Frau Josefine v. Stelcer,
hat nicht gesäumt, sich der Unterstützung des Central-Spitzencurses zu
versichern, den zwei der dortselbst thätigen Lehrerinnen absolvirt haben.
Die Vorlagen von Hofrath Storck bilden selbstverständlich die Grund-
lage für die Arbeiten der Schülerinnen, doch ist man auch bestrebt, die
Gebirgsflora der Umgebung stylistisch zu verwerthen. Auf der bevor-
stehenden Ausstellung weiblicher Handarbeiten wird auch die Schule von
Zakopane vertreten sein.
Becher v. Erlaube Geburtsort. Bekanntlich stritten bisher zwei Stadte Oester-
reichs um den Ruhm, die Wiegenstatte seines größten Künstlers in der Architektur zu
sein, Wien und Prag. Nun hat Director Dr. llg, welcher sich seit einer Reihe von
Jahren mit Forschungen über die beiden Fischer v. Erlach beschäftigt, den Geburtsort
Johann Bernhards, des berühmten Erbauers unserer Karlskirche und anderer Pracht-
schopiungen der Baukunst, sichergestellt es ist nicht Wien, nicht Prag, sondern Graz!
Mit Nachsuchungen über die Familienverhältnisse Fischer's beschäftigt, kam Dr. llg im
Pfarrarchive von St. Stefan auf den Act der ersten Vermalung des Künstlers vorn
m. April 1690, worin der kaiserliche Ingenieur Job. Bernhard Fischer damals noch
nicht v. Erlach als Graecensis bezeichnet wird. Die Entdeckung ist von großer kunst-
geschichtlicher Bedeutung und für die schone Hauptstadt der Steiermark ein neues Blatt
in ihrem Ehrenkranze.
Oollectlon Spitzer. Die prächtige Collection Frederie Spitzer in Paris hat kürz-
lich durch den Ankauf einer Reihe von Terracatren aus Tanagra und antiken Bronzen
von ausgezeichneter Schönheit eine ansehnliche Bereicherung erfahren.
Japanische Spitzen. i-Die Zeitschrift des Bayr. Gewerbernuseums- berichtete in
Heft 1885, dass in der Ausstellung der Ertindungen in South-Kensington gegenwärtig
eine sehr interessante Collection japanischer Spitzen zu sehen ist, was den Kunstfreund
um so mehr überraschen wird, als die Spitzenkloppelei zu den jüngsten kunstindustriellen
Errungenschaften Japans gehört. Den ersten Unterricht im Kloppeln erhielten die Japa-
nerinnen erst vor etwa zehn Jahren durch eine Belgierin, die nach Japan gekommen war
und in Kioto eine kleine Arbeitsschule errichtet hatte, welche von Seite der Stadt eifrige
Unterstützung erfuhr. Dadurch, dass alsbald japanische Künstler die Muster entwarfen,
erhielten die japanischen Spitzen einen eigenthümlichen nationalen Charakter, so dass
die von Europa dorthin verptlanzte Kunst für uns als etwas Neues zurückkehrt. Gegen-
wärtig beschäftigen sich über 300 japanische Mädchen mit Spitzenkloppeln, und diese
Beschäftigung fängt an, sich zu einer Hausindustrie umzugestalten. Vorläufig sind die
Spitzen in Japan noch sehr theuer, finden aber trotzdem reißenden Absatz. Die Muster
zeigen häufig den phantastischen Vogeldrachen, Blätter, Blüthen und kleine geometrische
Verzierungen, und die Detailausführung wie der Gesammteindruck geben einen neuerlichen
Beweis von der außerordentlichen Geschicklichkeit dieses kunstbegabten Volkes.
Für die Redaction verlmwonlich J. Falnnü und F. Ritter.
Selbstverlag des k. k. Oeslcrr. Museums Hi Kunst und Industrie.
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