aber stets, so auch hier, gleich geblieben ist, das ist eine gewisse naive Freude am Schönen, großes Wohlwollen in der Beurtheilung jedes ernsten Strebens und ein muthiges Aussprechen der subjectiven Meinung, das auch Jenen wohl thut, die etwa anders denken. 831i S! Das Monument von Adamklissi Tropaeum Trajani. Unter Mitwirkung von Otto Benndorf und Georg Niemann herausg. von Gr. G. Tocilescu. Mit 3 Taf. und 34 Abbild. im Texte. Wien, Alfr. Hölder, 1895. Am unteren Laufe der Donau und hoch hinauf im Stromgebiete des Pruth sitzt ein Volk, das uns heute als lebendiges Zeugniss von der unvergleichlichen Tüchtigkeit und Dauerhaftigkeit römischer Culturarbeit gegenübertritt. Die unbestrittene Herrschaft der Römer in jenen Gebieten hat kaum langer als dritthalb Jahrhunderte gewährt; die hiedurch bewirkte Romanisirung der Bewohnerschaft war gleichwohl eine so tiefgreifende, dass diese den damals erworbenen lateinischen Einschlag in ihre Sprache bis zum heutigen Tage bewahrt hat. Alle die unzähligen Völkerüberschwemmungen, die seit dem 4.. Jahr- hundert n. Chr. über das Land hinweggegangen sind, und die selbst in weit westlicher gelegenen Landschaften vollständige ethnographische Umwälzungen hervorgerufen haben, vermochten nicht diesen isolirten und vorgeschobensten Vorposten antik-römischer Cultur im Osten Europa's gänzlich hinwegzutilgen. Trotz der jahrhundertelangen Verdunkelung seiner Geschicke durch Fremdherr- schaft ist somit das rumänische Volk in der Lage, seine Geschichte in ein höheres Alter zurückzuverfolgen als alle seine jetzigen Nachbarn. Diese Geschichte beginnt eben am Ende des I. Jahrhunderts n. Chr. mit der Eroberung des Landes durch Kaiser Trajan. Dieser ist es gewesen, der das Land und seine Bewohner zum ersten Male der Nacht hyperboräischer Geschichtslosigkeit entrissen hat, und mit Recht betrachten die Rumänen von heute die trajanische Eroberung Daciens als den wichtigsten und entscheidendsten Moment in der Geschichte ihres Volkes. Da war es ihnen vergonnt- gleichsam als Lohn des Himmels für die von ihnen bewiesene Beharrlichkeit in der Erkämpfung ihrer nationalen Selbst- ständigkeit und für den kraftvoll bethatigten Entschluss, die Jahrhunderte breite Kluft der Entwicklung, die sie von den westlichen Culturnationen trennt, in kürzester Frist auszufüllen - das Denkmal wieder aufzufinden, das Kaiser Trajan selbst zur dauernden Erinnerung an jene denkwürdige Eroberung an der unteren Donau aufgerichtet hat, und in dem sich somit zugleich der Beginn der Geschichte des rumänischen Volkes monu- mental verkörpert. Der überragenden Bedeutung dieses Denkmals entspricht vollkommen die Hingebung und Sorgfalt, mit welcher die vorliegende Publication desselben in's Werk gesetzt worden ist. Mit der Annahme der Widmung hat König Karl I. von Rumänien dem Unternehmen von vornherein eine höhere Weihe verliehen. ln der bibliographischen und artistischen Ausstattung erscheinen Reichthum und Vornehmheit in so inniger Weise vereint, dass wir ihren Zusammenklang erst dann recht zu verstehen glauben, wenn wir erfahren, dass einer der feinsinnigsten Kunstfreunde, den auch wir Oesterreicher zu den Unseren zählen und überall in erster Linie anzutreffen gewohnt sind, wo es sich um die Wahr- nehmung berechtigter künstlerischer Interessen handelt - Nicolaus Dumba - dabei in entscheidendem Maße eingegriffen hat. Die literarische Herausgabe war in die Hände des berufensten unter den rumänischen Archäologen, Gr. G. Tocilescu's, gelegt; die architektonische Reconstruction des vielfach zerstückelten Denkmals hat G. Niemann mit jener Gewissenhaftigkeit und in genauester Sachkenntniss wurzelnden Sicherheit voll- zogen, die wir längst an ihm zu schätzen gelernt haben; die wohlbekannte Künstlerhand O. BenndorPs endlich wird man unschwer entdecken, ob man nun die stimmungsvolle Schilderung des Schwermuth erweckenden Schauplatzes in der Dobrudscha, wo sich heute noch die ingens moles des Denkmalkerns erhebt, ob man die scharfsinnigen kunsthisto- rischen Parallelen zwischen den Sculpturen von Adamklissi und denjenigen der Trajans- Säule oder die feine ästhetische Würdigung des Denkmals lesend genießt. Die Wichtigkeit, die das Monument von Adamklissi und seine Publication von dem geschilderten localpatriotischen Gesichtspunkte aus beanspruchen dürfen, mag für die Rumänen die maßgebende und entscheidende sein; aber ihre Bedeutsamkeit reicht in der That über jene localen Grenzen weit hinaus. Zum Beweise dessen soll im Nach- stehenden blos auf einen Punkt aufmerksam gemacht werden: einen Punkt, der, weil er das Architektonisch-Decorative betrifft, die Leser unserer Museums-Zeitschrift im Be- sonderen interessiren dürfte, und der anderseits bisher noch nicht jene Beachtung ge- funden hat, die ihm unseres Erachtens im höchsten Maße gebührt. Den Herausgebern ist es bereits aufgefallen, dass die Sculpturen an der Bekrönung des Denkmals - sowohl der Waffenfries an der sechsseitigen Basis, als die Reliefs am Tropaeum selbst - eine ungleich bessere Mache aufweisen, als die Kampf- und Barbaren- Jahrg. 1396. 2