dass der Teppich, wahrscheinlich als Thürvorhang für eine Kirche der heiligen Hripsime, im Jahre 551 der armenischen Aera, d. i. im Jahre 17.02-12.03 der christlichen Zeit- rechnung in Armenien verfertigt worden ist. Im allgemeinen Schema den bekannten anatolischen Gebetteppichen sehr ahnlich, zeigt das neu aufgefundene Stück, wie Rieglls eindringende Stilanalyse ausführt, im Besonderen zahlreiche Abweichungen durchgehends alterthümlicheren Charakters; steht es auch mit seinen localen Eigenthümlichkeiten nicht im Mittelpunkte der ganzen Entwicklung, die in den Luxusteppichen des auf diesem Ge- biete auch im Mittelalter tonangebenden Persiens zu suchen ist, bleibt es doch ein un- schätzbarer Grundpfeiler für die Geschichte des orientalischen Teppiches; noch weiter in dieselbe hinein führt uns die zweite Abhandlung, deren Ausgangspunkt das Reliefbild einer bisher nur ungenügend publicirten und deshalb in ihrer Bedeutung übersehenen sassanidischen Silberschüssel aus dem 5.-7. Jahrhundert bildet. Wir sehen da einen sassanidischen Herrscher umgeben von seinen Dienern sich den Freuden des Gelages hingeben, wobei er mit unterschlagenen Beinen nach Art der modernen Orientalen auf einem Teppich sitzt, dessen Musterung uns die neue, nach einer Photographie herge- stellte Publication der Schüssel mit aller wünschenswerthen Genauigkeit erkennen lässt. Das für die späteren persischen Teppiche typische Blumenranken-Ornament erscheint hier schon ausgebildet und zeigt so charakteristische Merkmale wie das Nelkenmotiv, Alles aber in strengerer Stilisirung und in deutlicher Anlehnung an die byzantinische und die ihr vorausgehende hellenistische Kunst. Damit sind wir fast bis an den Anfang der Geschichte des orientalischen Knüpfteppiches gelangt, denn das Bild der sassanidischen Schüssel ist ein glänzender Beleg für eine frühere Vermuthung Riegl's, dass der Knüpf- teppich und die heute im Osten übliche Verwendung desselben als Ersatz für alle Arten des Standmübels, die in den orientalischen Culturen des Alterthums fehlt, dagegen bei den nomadisirenden Völkerschaften Centralasiens naturgemäß ist, vor der Zeit der Sassa- nideri, also durch den Stamm der Parther in Persien eingeführt und von hier über West- asien verbreitet worden ist. Jetzt erst, also nur wenige Jahrhunderte vor der Entstehung der Silberschüssel, empfingen die primitiven, bisher geschichtlos gebliebenen geometrischen Nomadenteppiche den umgestaltenden Einfluss einer im Flusse befindlichen, der großen internationalen hellenistischen Kunst. Wie sich diese Umwandlung vollzogen hat, darüber versagt jede Vermuthung; in sassanidischer Zeit war sie bereits vollendet; das lehrt außer der Silberschüssel ein anderer sassanidischer Teppich, von dem wir Kenntniss haben, der in muhamedanischen Schriftquellen geschilderte v-Frühling des Khosroesu, der 637 bei der Eroberung Ktesiphons in die Hände der Araber fiel. Riegl versucht dieses Werk (in der dritten Abhandlung) einigermaßen unsereijVorstellung zu nähern, indem er uns in einem Teppiche aus dem Besitze des Dr. Figdor eine späte, stilistisch allerdings vollständig umgemodelte Reminiscenz des vvon Bachen durchrieselten mit Baumen und lieblichen Frühlingsblumen geschmückten Lustgartensu vorführt. In der vierten Abhand- Jung gibt Riegl Nachricht von zwei merkwürdigen Funden, welche den Beweis liefern, dass im Mittelalter auch in Europa, vollständig unabhängig von asiatischer Beeinflussung, aber als Nachwirkung gleicher Culturzustande wie dort bei den Nomaden, die Teppich- knüpferei geübt worden sei. Die zwei Teppichfragmente, die er abbildet, das eine im Besitze des Grafen H. Wilczek, das andere in dem von Dr. Figdor, stammen aus dem 13. und I4. Jahrhundert und sind auch sonst so weit von einander verschieden, dass sie nicht einer vereinzelten Fabrication zugeschrieben werden können; von den orientalischen Knüpfteppichen trennen sie aber entscheidende technische Merkmale, indem bei ihnen die Knüpfung immer nur um einen Kettfaden, bei jenen um zwei Kettfäden geschlungen ist. Das Werk, dessen reichen Inhalt wir kurz skizzirten, ist dem Grafen Latour gewidmet und enthält außer den} Textillustrationen zwei Farbentafeln aus dern Atelier von Jaffä und aus der Staatsdruckerei, von denen die letztere als eine Meisterleistung bezeichnet werden muss. Ms. ü Die Technik der Aquarellmalerei, von Ludwig Hans Fischer. Sechste verbesserte Auflage. (Wien, Carl Gerold's Sohn, 1895.) Die sechste Auflage binnen sieben Jahren -- eine solche Thatsache sagt genug, als dass es nöthig wäre, noch viel hinzuzufügen, umsomehr, als dieses vorzügliche Handbuch kurz nach seinem Erscheinen in dieser Zeitschrift bereits seinem vollen Werthe nach gewürdigt, und namentlich auf die kurze, bündige Fassung, die einfache Klarheit und praktische Verwendbarkeit hingewiesen wurde. Der Text ist in der neuen Auflage um einige Seiten vermehrt worden, da ein Capitel über Farbenchemie eingeschoben wurde; auch mehrere Abbildungen sind seit der ersten Auflage neu hinzugekommen. lm Ganzen hat sich aber wenig verändert, der beste Beweis, dass auch wiederholte gewissenhafte Prüfung wesentliche Mangel nicht zu entdecken vermochte.