fahren. Auch die Vorfahren des Nürnberger Malers Daniel Preyßler, dessen
Vater Georg als Schlossermeister in Prag lebte, waren Glasbläser 9).
In der zweiten Hälfte des 17. und im 18. Jahrhundert werden die
Preyßlefs in Böhmen gleichfalls häufig genannt. Wir haben hier also
eine weitverzweigte Familie vor uns, deren Mitglieder fast gleichzeitig
auf verschiedenen Stellen des böhmischen Grenzgebirges schon vor dem
Dreißigjährigen Kriege auftreten und alsdann sowohl die Continuität der
ganzen Entwicklung ihres Faches als auch, wie wir vermuthen können,
die gemeinschaftlichen Beziehungen aufrecht erhalten.
Der Preyßlerlschen Glashütte zu Schreiberhau gehört das Verdienst,
durch Jahrhunderte den Ruhm der schlesischen Glasindustrie gemeinsam
mit dem Stamme der Grafen Schaaffgotsch getragen zu haben. In der
Sammlung Lanna in Prag befindet sich ein Pocal (Fig. 1), von welchem
man annehmen darf, dass er zu den ältesten Erzeugnissen dieser Glas-
hütte gehört, indem er durch das Wappen der Schaaifgotsche als solches
gekennzeichnet ist. Derselbelträgt den ausgeprägten Bergkrystallstil; die
volle, schwere Masse, die Bildung des Fußes, der hohe, kräftige Schnitt,
dies Alles zeugt von den Traditionen der Krystallschneiderei. Dies Beispiel
steht nicht vereinzelt da. Hieher gehören einige im germanischen Museum
befindliche, aus der Sammlung des H. Wolf in Altenburg stammende Gefäße
(Nr. 4845, 4846 und 484.7). Das Kunstgewerbliche Museum in Prag besitzt
in seinen Sammlungen mehrere Pocale, welche auch dem Stilcharakter
nach dem erwähnten sehr nahe stehen. Einer derselben (Fig. z), welcher
vom Custos Borovsky in einem südböhmischen Orte gefunden worden ist,
weist eine eigenthümliche Bildung des Untertheiles der Cuppa auf: die-
selbe ist durch weit abstehende Acanthusblätter verziert und das Ganze
macht den Eindruck, als ob ein trichterförmiger Körper in einen Blatt-
kelch eingesteckt wäre. Diese Gliederung der Cuppa kommt nun in ver-
schiedenen Variationen auch bei anderen Gefäßen} vor; zunächst wird
der Untertheil als solcher besonders markirt, später scheint man auf die
Entstehungsweise vergessen zu haben und es bleiben nur Profilirungen
übrig, die, durch Facetten hervorgehoben, der Form des Kelches einen
eigenartigen Reiz verleihen.
Dergleichen Formen, mit plastischem Decor gepaart, findet man an
zahlreichen Gefäßen der zweiten Hälfte des 17. und vom Beginne des
18. Jahrhunderts, an Pocalen mit hohen Ständern, an Bechern mit ge-
drungenem Fuße (Czihak, Tafel III), an Flaschen und Flacons. Dieser
Art sind zwei im Besitze der gräflichen Familie Kolowrat-Krakowsky
(auf Schloss Reichenau) befindliche, in der retrospectiven Ausstellung
zu Prag 1891 ausgestellt gewesene Flacons m), welche nebst einer Reihe
9) Leitschuh, Die Familie Preisler. Beiträge zur Kunstgesch, N. F. llI.
w) Abgebildet in nAuswahl von kunsagewerbl. Gegenständen etcm, Taf. 79; auf
Taf. 78 zwei andere Gefäße aus der Sammlung Kolowrat.