Die historischen und politischen Ereignisse zu Beginn des 19. Jahrhunderts, die Kriegsjahre und das strenge obrigkeitliche Regime förderten das Bedürfnis nach einer wohnlichen und be- quemen Umgebung, nach einem gesicherten Behagen im eigenen, engsten Bereiche. So entstand jene Wohnkultur der Biedermeier- zeit, deren Einrichtungsgegenstände in ihrer auf den Menschen bezogenen Zweckmäßigkeit auch noch dem gegenwärtigen For- menempfinden den Eindruck von Wohnlichkeit und Bequem- lichkeit vermitteln. Viele dieser Wiener Mübelformcn stammen aus der im zweiten jahrzehnt des 19. jzthrhunderts auf der Wicden gegründeten Möbelfabrik Josef Danhztusers des Älteren. Auf Hundcrten von Blättern, die das Österreichische Museum für angewandte Kunst aufbewahrt, sind die Entwürfe und Mustcrzeichnungen für Ti- sche, Sessel, Betten, Trumeaus, Kanapees, Fauteuils, Etageren Rulmboü, um ISIS. Envwurl der Danhausarschon Möbnllabrlk. Ushrrnichischn Museum lür nngewandh Kurts! i? Slkbnnk. um was. Enlwurf a" Danhausovschuu Mbbelfabrllx. Usferrclehlschns Musnum n" lngcwnndh mm usw. festgehalten. Daneben finden sich aber auch ganze In- terieurs, wovon cinigc Entwürfe unverkennbar die Hand des begabten Sohnes des Wiener Gcnremalers josef Danhauser ver- raten. Sie sind als „Wiener Möbel-Formen" in Schickhs Wiener Zeitschrift erschienen. Sie zeigen das Bestreben, ganze Innen- räume nach einheitlichen Gesichtspunkten zu gestalten, und ver- mitteln ein anschauliches Bild vom Übergang der Möbeltypen aus der Biedermeierzeit in das nachfolgende zweite Rokoko. Viele Entwürfe bewahren mit geringen Veränderungen den For- mcnschatz der klassizistischen Epoche. Die besten Arbeiten aber zeigen die völlige Anpassung an die praktischen und ästhetischen Bedürfnisse der Biedermeier-zeit. In selbstverständlicher Zweck- mäßigkeit sind die Proportionen der Kommoden, der Schränke, der Tische und Sitzmöbel den menschlichen Maßen angeglichen. Kein dekoratives Beiwcrk stört die auf die Funktion beschränkte Einfachheit der äußeren Erscheinungsform. Nur in der Innen- ausstattung der Sekretäre, da waltet oftmals der Reichtum und die Fülle der Phantasie des Tischlermeisters. In genial ange- ordneten Liidchen und Geheimfüchern, in sinnreiehen Ver- schlüssen, in den eingebauten Spiegeln und Intarsiahildern lebt die Liebe zum Detail und Dekor. Die ganze Intimität persön- licher Wünsche und Freuden, die innige Verbindung des bürger- lichen Menschen zu den ihn umgebenden Objekten ward darin offenbar. S0 bewahren die in mehr als 90 Mappen aufgehobenen Entwürfe von Möbeln und Einrichtungsgegenständen der Biedermeierzeit die Erinnerung an die letzttgeinheitliche und breite Volksschich- ten umfassende Wohnkultur Wiens. Sie sind klassische Beispiele für das vorzügliche Können und die künstlerische Gestaltungs- kraft des Wiener Tischlergcwerbes, dessen hervorragendster Vertreter der Danhausefschc Werkstättenbetrieb war. Mit dem Ausklang der Biedermeicrzeit war auch das Schicksal dieser Fabrik entschieden. Das ins Große gediehene Unternehmen konnte nach dem plötzlichen Tode des Begründers im Jahre 1830 von seinen Söhnen nicht gehalten werden. Es wurde nach einem aufreibenden Kampf um seinen Bestand im Jahre 1838 liquidiert. lmurllur. nleh 1830. Entwurf VDI! Josef Dlnhiuser d. J. Üsierrelchlsehas Museum m. angewandte km1 21