Äbh. 1. Glubul IM Schlnß Klrlslus! mll dum Wappcn du Bauhnrrn Klrl Fürsl Aunrnpurg (1750-182?) SCHLOSS KARLSLUST EIN JAGDSCHLOSS AUS DEM ENDE DES 18. JAHRHUNDERTS Von FRANZ WINDISCHAGRAETZ Niederösterreich ist das an Schlössern reichste unter den Bundes- ländern. Vielleicht sind die Burgen Nordtirols bekannter, da sie im Inntal, an der seit Jahrhunderten viel begangenen Nord-Süd- Verbindungsstraße, liegen. Doch vermag mancher Edelsitz in Niederösterreich leicht einen Vergleich mit ihnen aufzunehmen. Dazu kommt, daß sich hier Bauwerke aus allen großen Stil- epochen befinden, während das in Tirol nicht der Fall ist. - Im Folgenden soll nun von einem Schloß aus den letzten Jahren des 18. Jahrhunderts die Rede sein. Zunächst muß darauf hingewiesen werden, daß der Krieg und seine Folgen höchst beklagenswerte Schäden und Zerstörungen angerichtet haben, die nur langsam, manche vielleicht nie mehr, wieder gutgemacht werden können. Umso erfreulicher ist die Tatsache, daß das kleine Schloß Karlslust die drohenden Ge- fahren nahezu heil überstanden hat, obzwar es wegen seiner völlig abgeschiedenen Lage ganz besonders dem Zufall und der Willkür ausgeliefert war. Eine Freude für den Historiker bedeutet es überdies, daß fast alle Urkunden zur Baugeschichte des Schlosses erhalten sind, die hier zum erstenmal zur Veröffentlichung kommen. Sie wer- den der eigentlichen Bcschreibung des Schlosses als Grundlage und Einleitung vorangestellt. Ein mäßig starker Folioband, der sich im kleinen Archiv des Schlosses befindet, trägt auf einer Etikette die Bezeichnung: „Bau Rechnung f Bey der Herrschaft Fladniz I über das Gebäu Karls- lust." - Auf über 120 Seiten werden samtliche Ausgaben nach den einzelnen Professionisten aufgegliedert und dann in einem Verzeichnis die Gesamtzahlungen an die Handwerker zusammen- gefaßt. Die Errichtung des Schlosses benötigte drci Jahre, von 1795 bis 1798. Der Bauherr war Karl Fürst von Auersperg (1750-1822). Gleich zu Beginn, auf Folio 1 des Buches, findet sich eine der wichtigsten Eintragungen, die sich auf den Baumeister bezieht. Sie lautet: „llerr Franz Xaverius Polnjürsl} bürgl. Baumeister in Wien, hat vermög mit Sr. llocbjürstl. Durchlaucht abgeschlossenen: Kontrakt ddo. I. August 1795 ut. N0. 1 das Neugebäu Karlslusl nebst den 2 Nebengebäuden ebener Erde in der Ilerrscbajtl. Fladnilzer Waldung bis Ende August nach den zu [fanden ge- horsamst übergebenen Provil und Grundrissen vollkommen ber- zuslellen sich anbäusclaig gemacht... Der nusgefablene hon- traktmäßige Betrag ibme für obig aufgeführte Gebäude aus der Fladnitzer Baucassn zu zahlen wäre mit 4120 [L 30 1er." Somit hat Polnfürst den Bau nicht nur ausgeführt, sondern auch entworfen „nach zu Handen gehorsamst übergebenen Provil und Grundrissen". In Wien konnte bisher nur ein Haus dieses Bau- meistcrs urkundlich festgestellt werden; es wird in der Ver- lassenschaftsabhandlung? als Eigentum Polnfürsts angegeben und trägt die nähere Bezeichnung: „Haus No. 2 am Ziegelofen- grund . .. zu Gumpendorf auf dem Kaunizischen Grund." Es ist jedoch mit Sicherheit anzunehmen, daß die derzeit vor dem Ab- schluß stehende Erforschung der Wiener Bürgerhäuscr noch andere Bauten Polnfürsts ermitteln wird. Weitere Zahlungen werden dann noch aus den Jahren 1796 bis 1798 aufgeführt. Sie zeigen, daß auch in einem Jagdschloß, das wie dieses die Zurückgezogcnhcit betonte, ein ziemlich umfang- reicher Haushalt geführt wurde. S0 heißt es: „...Forstmeister Wohnung ober den Officier Zimmer, für den Trakt ober der Zimmcrwärters Wohnung, für die Herstellung der Stallung mit Zimmern, die Erbauung der Wagenschuppen . . . , endlich haben Sr. Durchlaucht ersagten Baumeister eine duseur von 450 fl. gnä- digst zu bestimmen geruhet." Eine für die Herkunft der Inneneinrichtung des Schlosses sehr wichtige Nachricht, bedeutet die Eintragung bezüglich der Möbel: „Uermög annectierler Uerzeicbniß ul. N0. I8 wurden dem Mar- tin Rislerer, Tischlermeister zu Reiz, die in das Neugebäu Karls- lust accordirl uerfertigle Möbelarbeiien gezahll mit .593.30 Il." l Aus dem Totenprutnktill (Bd. 11H. llillß. AWI, F01. lÜ-l. 7 Archiv der Stadt Wien) geht hervor. daß der aus Wien gebürtige bürgl. Baumeister Franz Polnfürst in seiner Wohnung .,beym grünen Baum Nr. 76 am Neudeggergrund" im Alter von 53 Jahren am iti. September 1808 ge- storbcn ist. 1" Verlasscnschaftsabhnndlung Nr. Zfiiti-liljlflliß. -- Archiv der Stadt Wien. Pulnfürst hatte den Baugrund vom Fürsten Kaunitz gekauft und darauf ein Zinshaus mit 23 Kleinwohnungen, bestehend aus Küche und 2 Zimmern errichtet. In einer der Verlassenschaftsabhandlung beiliegen- den Schätzung des Hauses werden 23 Küchen, 46 Zimmer und 4 Kam- mern angegeben. Derartig: Nachrichten sind stadtgeschichtlicli, noch mehr aber sozialhistarisch aufschlußreich.