Abb. 1. Ansicht des T Sun-Palais in Wien mi großen Gartenanlage, denen Stelle heuie eine chanikerwerkstatt ist. das neue Pmjekt, hier modernen zehn- und r stöckigen Bau zu erriz sind noch heftige Di sioncn in Gang, da 1 die schöne Gartenfvon Palais endgültig vor würde. GARTENKUNST IM BAROCKEN WIEN Von ERIKA NEUBA Als Fischer von Erlaehs erste Architekturentwürfe für Wien entstehen, ist die barocke Gartenkunst hier erst im Werden, wäh- rend sie in den anderen Ländern bereits ihren Höhepunkt er- reicht oder überschritten hat. Italien, das Geburtsland des ma- ' isehen Gartens, der alle Keime des barocken Gartens schon enthalt, hatte mit den großartigen Schöpfungen der Villa d'Este, der läoholigärten, der Villa Borghese usw. die Hochblüte seiner Garlcnkunst erreicht. In Frankreich aber wird mit dem Auf- treten Le Nötres und seines Entwurfes für Versailles der wirk- liche barocke Gartenstil erst manifestiert. In Wien zeigte das Bild der Vorstädte des 17. jahrhunderts be- reits zahlreiche Ziergarten, oft ohne Bezug auf eine Architektur, oder nur rund um ein kleines Lusthaus komponiert. Diese Ent- wicklung wurde durch die Türkenkriege unterbrochen und mit der Zerstörung der Vorstädte verschwanden diese meist bürgerlichen Anlagen. Nach der Türkenbefreiung von 1683 aber beginnt eine spontane, großzügige Entwicklung der barocken Gartenkunst, die nur durch die überaus günstigen politischen, so- zialen und rein geographischen Bedingungen zu erklären ist. Wien als Haupt- und Residenzstadt des Römisch-Deutschen Kai- serreiehes, als Sitz des bedeutendsten europäischen Hofes - neben den Bourbonen in Paris - versammelte in seinen Mauern in- und ausländischen Adel, der zum Unterschied vom alten land- ständischen Adel durchaus im Dienste des habsburgischen Abso- lutismus stand. Er siedelte sich anfangs nur in der inneren Stadt, im sogenannten „Herrenviertt-l" an; als aber nach 1683 das große Territorium der teils zerstörten oder noch unbebauten Vorstädtc frei wurde, entstand vor den schon bedeutungslos ge- wordenen Stadtmauern eine neue Gartenstadt. Das sanft zur Stadt abfallende Hügelgelände bot ideale Baugründqdie dem da- mals bevorzugten italienischen Gartenstil mit Terrassenanlagen sehr zugute kamen. Andrerseits war gerade Wien der Boden für eine Verschmelzung des französischen und italienischen Garten- Stils, dessen Unterscheidung in großen Zügen gesehen darin daß der italienische Garten mehr den architektonischen, rassenartigen Aufbau, der französische Garten dagegen meh ebene Anlage mit breiten Kanälen und Pflanzenarchitekt bevorzugte. In Wien aber ist eine ganz internationale Zu mensetzung der an den Gärten beteiligten Künstlerschaft r zuweisen. Der Hof ließ aus Rom Architekten und Ingen kommen, die Wasserkünstler wurden aus Deutschland ger die einzigen namentlich angeführten Gartenarchitekten, Trehet und Dominique Girard, stammen aus Frankreich. Es ist gerade bei der Gartcnkunst sehr verständlich, daß si weitesten Sinne „international" war. In ihrer damaligen F in der Zusammensetzung von Parterres, Bosketts, Irrgärten gestutztcn Baumwiinden, Bas ns und Kaskaden, war sie zu i aus einzelnen „Versatzstücken" variabel anwendbaren It nierung geworden. Das Achsenkreuz ist meist das Grundseh um das herum sich die in theoretischen Mustcrbüchern fe: haltenen, typenmäßig erfaflbaren Einzelbestandteile grupp lassen. Es gibt zahlreiche historische Beweise für ausführ Korrespondenzen der Gartenbesitzer untereinander über Austausch von Parterre- und Boskettmustern, mit dem Zv die jeweils in Mode stehenden Neuigkeiten im eigenen Gartei wenden zu können. Frankreich ist die Lebrmeisterin dieser k und hat in zahlreichen theoretischen Lehrbüchern und „Mt büchern" die Gartcnkunst dieser Zeit dem Geschmack um Ausführung des künstlerischen Laien zugänglich gemacht den engen Beziehungen der Höfe und des Adels untereina ist damit das „International? der barocken Gartenkunst verständlich. Daraus läßt sich auch die häufige Anonymitä Gartcnkünstlers erklären. So sind für die fast 1400 baro Gartenanlagen Wiens nur zwei ausgesprochene Gartenkün nämlich, wie erwähnt, Trehet und Girard bekannt. Es l nun immer noch die Frage offen, wie weit haben die großen 10